Fanfic: Ranmas Geheimnis (Forsetzung zu "Ranma der Stille")
Kapitel: Ranmas Geheimnis (Forsetzung zu "Ranma der Stille")
Auch Akane hätte sich am liebsten auf der Stelle weggedreht. Aber andererseits war es so unglaublich, dass sie auch wiederum nicht ihre Augen davon lassen konnte. Sofort konnte sie nicht erkennen, was genau es war, doch schon bald erkannte sie riesige Narben, deren Verletzungen furchtbar tief gewesen sein mussten, über seinen ganzen Körper hinweg zogen sie sich, riesige Narben, die sich wie Schlangen um seinen Körper geschlungen hatten und kein Ende fanden, insbesondere der Rücken wies derart gefährliche Wunden auf, denen jeder andere Mensch mit höchster Wahrscheinlichkeit erlegen wäre. „Wo bist du bloß gewesen Ranma?“, flüsterte Akane geschockt und fiel bestürzt auf die Knie. „Wer hat dir das nur angetan?“
„Sie es dir genau an, Ryoga!“, befahl Ranma zornig. „Sie es dir ganz genau an!“, Ryoga konnte seinen eigenen Augen nicht trauen. Viele schlimme Dinge hatte er ja schon auf seinen vielen Odysseen durch ganz Japan gesehen, aber etwas Vergleichbares war ihm niemals unter die Augen gekommen. „Wie konnte er derart schreckliche Verletzungen überleben?“, dachte er verwirrt nach. „Ryoga, willst du noch immer gegen mich kämpfen?“, fragte Ranma, während er sich das Hemd um die Hüfte band und daraufhin entschlossen in Ryogas verunsicherte Augen blickte. Dieser Blickkontakt machte Ryoga noch ängstlicher, Ranmas Augen schienen zu glühen vor Raserei, als ob Ryoga auf der Stelle von einem Blitz getroffen werden würde. Sein Stolz jedoch verwehrte es ihm, Schwäche und Furcht zu zeigen, also nahm Ryoga eine beharrliche Stellung an und sagte selbstsicher mit einem kleinen Krächzen in der Stimme: „Jawohl, Ranma Saotome, ich will gegen dich kämpfen und ich werde dich zerschmettern!“ „Nun gut!“, Ranma nickte und schloss die Augen, als ob er über die Entscheidung Ryogas sehr enttäuscht wäre, lieber hätte er ein „Nein“ aus seinem Munde gehört. „Dann mach dich darauf gefasst meinen Schmerz spüren zu müssen!“
Dies war für Ryoga das Signal zum Angriff, er stürmte los. Ranma stellte sich ihm entgegen, die rechte Hälfte seines Körpers versetzte er ein wenig nach hinten, so dass seine linke Schulter auf Ryoga gerichtet war. Dieser war bereits mit der Faust voraus auf Ranma zugesprungen, ihr folgte eine schnelle Kombination aus Schlägen und Tritten, die Ranma jedoch allesamt einzig und allein mit seinem linken Arm parierte. Akane traute wieder einmal ihren Augen nicht, Ranmas Arm bewegte sich so schnell wie ein Blitz, keine Faust und kein Fuß konnte ihn berühren, jeder Schlag wurde abgewehrt, dabei konterte er nicht einmal Ryogas Angriffe, er strengte sich nicht einmal an, schien sich eher zu langweilen. Schließlich, beziehungsweise endlich, wechselte Ranma zum Gegenangriff. Ryoga fühlte nur noch einen brennenden Schmerz in seiner rechten Schulter und ohne zu merken was mit ihm geschah, lag er bereits einige Meter von Ranma entfernt auf dem Boden. Er selbst hatte einen einzigen Schlag gebraucht und stand noch immer mit gestrecktem Arm an derselben Stelle. „Spürst du schon den Schmerz?“, fragte er ruhig. Und ob Ryoga den Schmerz spürte, als hätte Ranma ihm den Arm abgerissen. „Das war bloß ein glücklicher Zufallstreffer!“, schluckte Ryoga und schnappte sich seinen Bambusschirm beim aufspringen. Wieder auf den Beinen und den Schirm in der linken Hand stürmte er auf ein zweites Mal Ranma entgegen. Allerdings überraschte er diesmal auch Ranma, denn statt mit den Schirm zuzuschlagen, flog dieser auf Ranma zu, der ihn jedoch ohne weiteres weg schlug. Nichtsdestotrotz hatte Ryoga ein Ass im Ärmel, denn was in seiner Hand übrig blieb war eine lange scharfe Klinge, die im Schirm gesteckt hatte. „Ich werde dir noch eine Narbe direkt auf deinem Gesicht verpassen!“, brüllte er. Im nächsten Moment schon wurden Ryogas Hoffnungen, die er in sein Schwert setzte, zunichte gemacht, als er bemerkte wie er nur noch den Griff in den Händen hielt. Ranma brach sie in Stücke, sobald er sie zwischen zwei Fingern zu fassen bekam. „Wie…wie hast du das angestellt?“, brüllte er verärgert. Ranma dachte gar nicht daran zu antworten, sondern ging sofort zum Gegenangriff über. Sein Gegner wusste gar nicht wie ihm geschah, an allen Stellen gleichzeitig fühlte er diesen brennenden Schmerz, konnte jedoch keinen einzigen Schlag der von Ranma ausging erkennen, geschweige denn ihn abwehren. Es mussten hunderte Treffer gewesen sein, von denen jeder einzelne Schmerzen mit sich brachte, die für die meisten Menschen unvorstellbar sind. Ranma war wieder einige Meter von ihm entfernt, während Ryoga, nicht im Stande sich noch zu bewegen, ihn noch aus dem Augenwinkel erkennen konnte. Langsam ging Ranma auf ihn zu. „Spürst du nun den Schmerz?“, fragte er wieder ruhig. Ryoga konnte nur noch verdutzt nicken, bevor er ohnmächtig wurde. Erst jetzt fielen Ranma all die erstaunten Blicke auf, die ihn nicht mehr losließen. Schnell, aber gelassen, löste er sein Hemd von seiner Hüfte und bedeckte seinen nackten, muskulösen und von Narben verunstalteten Körper, für den er sich so sehr schämte.
Währenddessen war Akane bereits ganz leise an ihn herangetreten, natürlich hatte Ranma sie schon längst bemerkt. „Du…wie…wo?“, Akane wusste nicht, wie sie anfangen sollte, zu viele Fragen gingen ihr durch den Kopf, keine Frage konnte über ihre Zunge gleiten. „Gib dir keine Mühe, Akane!“, sagte er plötzlich und knöpfte sein Hemd zu. „Ich weiß wie das aussieht, mir ist klar, wie es auf dich, auf euch alle, wirken muss…na ja eigentlich hab ich’s mir ein wenig schlimmer vorgestellt!“, lächelte er verkrampft. Das passte gar nicht zu ihm, normalerweise war es ihm ganz egal, was andere Menschen von ihm hielten und über ihn dachten, dieser Anblick rührte Akane zutiefst. „Lass und nach Hause gehen, Ranma!“, sagte sie überraschend.
Kasumi, Genma und Soun waren sehr verwundert die beiden schon so früh zu Hause zu sehen. Ranma verlor kein Wort, sondern verschwand mit gesenktem Haupt in sein Zimmer. „Was ist denn, Akane?“, fragte Kasumi neugierig, die beiden Go-Spieler sahen sie ebenfalls ausforschend an, also begann sie zu erzählen, was in der Schule vorgefallen war. „Dieser verdammte Ryoga!“, wütete Genma, nachdem Akane über das Ereignis berichtet hatte. „Auch so ein starker Junge wie Ranma hat eben seine Schwächen!“ „Herr Saotome?“, Akane brannte diese Frage, wie allen anderen auch auf der Zunge. „Sie wissen doch was Ranma zugestoßen ist, oder? Erzählen sie es uns bitte!“ Genma sah sie ernst an, nickte kurz darauf und antwortete ruhig: „Ja, Akane, das weiß ich, er hat es mir letzte Nacht anvertraut und mir auch all seine Verletzungen offenbart. Ein furchtbares Gefühl seinen eigen Fleisch und Blut in diesem Zustand sehen zu müssen, ich wünschte ich könnte all seine Qualen auf mich nehmen!“, und zum allerersten Mal in seinem Leben schien der alte Kauz seine Worte ernst zu meinen, nach einer kleinen Pause sprach er weiter. „Aber ich kann es dir nicht erzählen, ich habe ihm mein Versprechen gegeben nichts zu sagen. Wenn du es unbedingt wissen willst, dann erfährst du es nur von Ranma selbst!“
Genau in diesem Moment schneite Nabiki plötzlich ins Haus. „Sagt mal?“, fing sie an. „Wo ist denn eigentlich Ranma?“ Akane entdeckte den Fotoapparat in ihrer Hand, die Nabiki absichtlich hinter ihren Rücken gehalten hatte. „Oh nein, Nabiki!“, sprang Akane ärgerlich auf. „Das lässt du schön bleiben, diesmal bleibt deine Tasche leer!“ Sie schnappte sich blitzschnell ihren Apparat und warf ihn auf dem Boden, so dass er, wie eine Glasschüssel, in tausend Stücke zersprang. Nabiki konnte Akane nur fassungslos anstarren, bis sie schließlich in ihrem Zimmer verschwand, Akanes wütende Augen hatten ihr schnell klar gemacht, dass sie es bloß nicht wagen sollte auch nur in die Nähe von Ranma zu kommen.
Es klopfte drei Mal an die Tür, aber sie konnte keine Stimme vernehmen, niemand sagte „Herein!“, keiner sagte „Ja?“. Akane traute sich nicht die Tür zu öffnen, dachte aber auch nicht daran sich von der Stelle zu rühren. Sie klopfte weitere drei Mal, aber wieder erklang keine Stimme, nicht mal ein Laut, der ihr signalisierte, dass sie reinkommen könne. Am liebsten hätte sie die Tür aufgemacht, aber was, wenn er die Tür nicht öffnete, weil er vielleicht nicht angezogen sei? Auf keinen Fall wollte sie ihn nackt erwischen, er sollte sie doch nicht für eine Spannerin halten! Sie klopfte ein letztes Mal, dann würde sie gehen. Drei Klopfer, wieder nichts! „Komm rein Akane!“, sagte Ranma. Ja Ranma, Akane hat es schon nicht mehr für möglich gehalten. Erfreut öffnete sie die Tür zu seinem Zimmer. Da kniete er inmitten des Raumes, seine Augen waren geschlossen, seine Atmung war gleichmäßig und ruhig, die Arme lehnten auf seinen Schenkeln. Sie trat ein wenig näher heran und beobachtete ihn eine Weile. „Also, was gibt’s, Akane?“, erschreckte er sie, als er so plötzlich aus dem Nichts heraus etwas von sich gab. „Eigentlich gar nichts! Ich wollte nur mal sehen, wie es dir so geht?“, antwortete sie schließlich, sobald sie einmal tief Luft geholt hatte, worauf Ranma kurz nickte. Akane hatte keine Ahnung, was sie nun sagen sollte. „Ich hab mir deinen Rat zu Herzen genommen und hab ein wenig an meiner Atmung gefeilt!“, sagte sie schließlich. „Wirklich?“, fragte Ranma überrascht, Akane nickte lächelnd. Das stimmte aber nicht, sie hatte es kein einziges Mal versucht, aber über etwas musste sie doch mit Ranma reden!