Fanfic: Reminiszenz (Fortsetzung zu "Ranmas Geheimnis")

Kapitel: Reminiszenz (Fortsetzung zu "Ranmas Geheimnis")

Bis es Abend wurde und Kasumi die beiden zum Abendessen rief, hatten sie sich pausenlos unterhalten. Die meiste Zeit aber sprach Ranma, der versucht hatte Akane die richtige Atmung und die nötige Ruhe einzutrichtern statt so aggressiv auf ihre Gegner einzuhämmern. Sie staunte nicht schlecht, als sie merkte, dass es tatsächlich etwas getaugt hatte. Tatsächlich konnte sie ihre Angriffe nun schneller ausführen als vorher ohne im Geringsten dabei aus der Puste zu kommen. Dies war der Moment in dem sie es bereute, nie auf ihn gehört zu haben, seine Ratschläge immer wieder verworfen zu haben, obwohl er es doch nur gut mit ihr gemeint hatte.


Nach dem Abendessen behaarte Akane wie wild darauf noch ein einziges Mal im Dojo gegen Ranma zu kämpfen. Ranma selbst hatte im Grunde nichts zu melden, hatte er noch nie, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann musste es auch so geschehen. Also ging er ihr ohne großartige Gegenwehr hinterher. „Immer schön ruhig atmen, Akane, kämpfe nicht des Zornes halber, sondern mit Gelassenheit!“, wiederholte Ranma. Akane nickte lächelnd und ging in Kampfstellung, Ranma stand wie immer cool da. Akane musste den ersten Schritt machen und angreifen. Doch wider all ihre Erwartungen schaffte sie es wieder kein einziges Mal ihn auch nur zu streifen, noch immer war er viel zu schnell, aber sie kam nur langsam aus der Puste und war viel schneller als je zuvor, und das allein machte sie zum glücklichsten Menschen der Welt. Ranma erkannte, wie viel Mühe sie sich gab und mit welcher Aufmerksamkeit sie seinen Rat befolgte. Diese Mühe sollte nicht umsonst sein, er drosselte seine Geschwindigkeit, so dass Akane es nicht wirklich merkte und ihn kurz darauf mitten im Gesicht erwischte, woraufhin er hinterrücks zu Boden stürzte. Erschrocken, mit den Händen vor ihrem Gesicht, stand Akane da: „Oh nein, tut mir leid, das wollte ich nicht Ranma!“, schnell lief sie auf ihn zu und ging neben ihm auf die Knie und hob seinen Kopf zärtlich an. Ranma gab ein paar undefinierbare Geräusche von sich, so einen festen Schlag hatte selbst er nicht erwartet. Nach einer Weile aber konnte er sich wieder besinnen. „Es geht schon Akane, es hat mich nur ein wenig überrascht, das ist alles!“, langsam stand er wieder auf. „Ist auch wirklich alles in Ordnung?“, hackte Akane besorgt nach. Ranma nickte leicht lächelnd. „Wir sollten langsam schlafen gehen, Akane. Ich bin furchtbar müde und du siehst auch nicht mehr sehr fit aus!“, entgegnete er.


Ranma betrat genervt das Haus der Tendos, Akane direkt hinter ihm. Wie er erwartet hatte, ließ ihn kein einziger Schüler in Frieden, jeder einzelne wollte etwas über seine Narben erfahren. Er musste viel Geduld aufbringen und seinen Ärger unterbinden um keinen Fehler zu machen. Umso glücklicher war er endlich zu Hause zu sein. „Wenn die mich morgen wieder so nerven, dann flippe ich aus!“, ärgerte er sich noch weiter. Akane schwieg. Nur zu gerne würde sie ihn auch fragen, woher all diese Wunden kamen, aber wenn sie sich seinen Zustand so ansah, dann verzichtete sie liebend gern darauf. Außer Kasumi, die im Garten die Wäsche aufhängte, war keine Menschenseele im Haus. Auf dem Tisch stand das Mittagessen für die beiden bereit. „China ist ein sehr schönes Land!“, sagte Ranma plötzlich. Akane sah ihn überrascht an. „Irgendwann musst du auch dorthin!“, sprach er weiter. „Ich bin an vielen Orten gewesen, an Orten die ich schon kannte, und an Orten, die mir völlig neu waren. Aber so schön das Land auch ist, hier fühle ich mich doch am wohlsten.“, darin sah Akane ihre Chance, anscheinend wollte er ihr etwas erzählen, wollte aber von sich aus nicht anfangen, nun konnte sie ihn fragen. „Was…was ist in China geschehen, Ranma?“, fragte sie. Er schwieg eine Weile, sie hetzte nicht. „Es war ein seltsames Dorf, weit abgelegen von jeglicher Stadt in einem riesigen Wald.“, fing er überraschend an, „ Ich kam dort nach einigen Wochen der Reise an, fühlte mich wie Ryoga, weil ich nicht mehr wusste, wo ich überhaupt war, erschöpft, schmutzig und mit riesigem Hunger. Aber zu meiner Verwunderung hießen sie mich, obwohl ich ein Fremdling war, willkommen, ich konnte kein einziges Wort verstehen, doch irgendwie konnten wir miteinander kommunizieren. Ich hatte das Gefühl, sie wüssten was ich dachte, und ich wüsste auch was sie dachten! Sofort gaben diese Leute mir zu essen und zu trinken, ein Bett, auf dem ich schlafen konnte, in einer kleinen Hütte! Einige Tage verbrachte ich dort, bis ich wieder bei alten Kräften war. Nicht nur das, ich hatte sogar zugenommen! Obwohl ich wieder hätte aufbrechen können, entschied ich mich noch ein wenig zu bleiben. Diese Menschen waren sehr gute Kämpfer und ich lernte einiges von ihnen, was ein weiterer Grund für mich gewesen war zu bleiben. Doch nach vielen Wochen, ich zählte sie nicht mehr, überraschten sie mich im Schlaf, fesselten und knebelten mich und schleppten mich in der Dunkelheit tiefer und tiefer in den Wald!“, Akane lauschte gebannt, „Irgendwann, es war bereits hell geworden, machten sie halt, vor meinen Füssen erkannte ich eine tiefe Schlucht. Dort schmissen sie mich hinunter, ich weiß nicht, wie ich es überlebt habe, aber ich wachte früher oder später auf und sprang auf die Beine. Diese Schlucht war im Grunde ein riesiges Loch mitten im Wald gewesen, an den Wänden krochen Pflanzen und Schlingen entlang. Lange und vergeblich versuchte ich mich von meinen Fesseln zu befreien, besonders aber machte mich dieser stinkende Lappen in meinem Mund verrückt. Plötzlich hörte ich einen eigenartigen Laut aus einer der dunklen Ecken. Aber als ich mich danach umdrehte war dort nichts zu erkennen. Als ich mich dem näherte, erkannte ich so langsam eine Gestalt. Es hatte kurze Hinterbeine, Hörner ragten aus seinem Kopf, wie ein Gorilla bewegte es sich fort, und genau wie bei einem Gorilla waren seine Arme riesig, mit noch riesigeren scharfen Krallen, die bei jeder Berührung mit dem Boden riesige Furchen hinterließen. Natürlich bekam ich einen furchtbaren Schreck und versuchte nun noch heftiger von meinen Fesseln loszukommen. Allerdings ließ es mir nicht so viel Zeit. Und mit einer seiner Handbewegung war ich von meinen Fesseln befreit, dummerweise rissen die Krallen riesige Wunden in mein Fleisch, so dass das Blut nur so spritzte. So schnell ich konnte sprang ich an eine Wand und versuchte an den Pflanzen hinaufzuklettern um dem Monster zu entkommen, doch sie hielten mein Gewicht nicht aus und ich rupfte sie samt Wurzel aus der Wand. Schon bald spürte ich wieder einen brennenden Schmerz, diesmal auf meinem Rücken. Ich bemerkte schnell, dass es mich wieder mit seinen verdammten Krallen angegriffen hatte. Ich fiel wehrlos auf den Boden. Aber statt mich mit einem Stoß zu erledigen, fand es wohl gefallen daran noch ein wenig mit mir zu spielen. Also hob es mich mit einem Arm auf und stieß mich einige Male mit dem Rücken gegen die harte Steinwand, die nur so aus scharfen Kanten bestand. Das Blut schoss aus meiner Nase, und es wäre auch meinem Mund entwichen, hätte ich nicht noch immer diesen Lappen im Mund, der mein Geschrei bis dahin gedämmt hatte. Als ich langsam ohnmächtig zu werden schien, warf es mich mit voller Wucht gegen die nächste Steinwand auf die ich frontal prallte. Ich glaube, jeder einzelne meiner Knochen war gebrochen und ich konnte keinen Muskel mehr rühren, völlig machtlos lag ich an die Wand gelehnt und erkannte, das mein letztes Stündlein geschlagen hatte.“, Akane sah ihn Ranmas feuchte Augen, die ihr seinen ganzen Schmerz offenbarten. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte, was er durchmachen musste. Nach einer kleinen Pause sprach er weiter. „Ganz langsam kam es auf mich zu, es liebte es, mich so zu sehen, schnupperte an mir rum, schmeckte mein Blut mit seiner schleimigen Zunge. Meine Augen fielen langsam zu und ich dachte es wäre das letzte Mal gewesen, aber als ich sie wieder öffnete, lag ich zwar noch immer auf dem Grund dieser Schlucht, aber das Ding war nicht mehr da und ich lebte noch. Ein weißes warmes Licht erfüllte mich, bald erkannte ich in diesem Licht ein Gesicht, das liebevolle Gesicht einer Frau. Sie glitt langsam mit ihren sanften Händen über meine Wunden, die mit einem Mal aufhörten zu bluten und sich auf der Stelle schlossen. Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht, stattdessen sagte sie etwas, das ich nie vergessen werde:


„Diese Narben sollen dich niemals vergessen lassen, und durch sie sollst du künftigen Gefahren widerstehen.“, sagte sie mit engelsgleicher Stimme.


Daraufhin verschwand sie plötzlich vor meinen Augen, ohne dass ich die Möglichkeit bekam ihr „Danke“ zu sagen. Aber noch länger wollte ich nicht bleiben, ich fühlte mich so stark wie noch nie, sprang die Wände hinauf und lief einfach nur in Richtung Osten, bis ich endlich wieder in Japan angelangte.“, Akane wusste nichts zu sagen.


Ranma war bereits schweigend aufgestanden und im Begriff die Treppe hinauf zu gehen, als Akane plötzlich etwas sagte: „Es tut mir leid, Ranma, es tut mir alles so leid. Dass dir so etwas passiert ist, dass ich nach deiner Rückkehr so schroff zu dir gewesen bin…und dabei bist du seitdem so nett zu mir gewesen, obwohl du das Recht gehabt hättest es nicht zu sein. Ich bin so ein Trampel!“, Akanes Kopf war auf den Boden gerichtet. Ranma war sich nicht sicher, würde sie jetzt weinen oder nicht? Er schritt auf sie zu und reichte der sitzenden Akane die Hand. „Gib mir deine Hand!“, bat er. Akane zögerte erst, gab sie ihm aber doch. Seine Hand war kräftig. „Tut es weh?“, fragte er. Akane verstand nicht worauf er hinauswollte: „Nein, Ranma, es ist angenehm!“ „Und so wird es auch immer bleiben, Akane. Ganz egal, was du tust, möge es dir auch noch so dumm erscheinen, ich werde dir nie böse sein können. Also weine
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