Fanfic: Ein gebrochenes Versprechen
Kapitel: Ein gebrochenes Versprechen
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"Ein gebrochenes Versprechen"
Eine Ranma1/2 FanFiction
Von Mark Soul
Disclaimer:
Ranma 1/2 und alle damit verbundenen Charaktere und Geschehnisse sind Eigentum von Rumiko Takahashi, Shogagukan, Viz und Ehapa. Ich habe keinerlei Rechte daran und diese Fanfiction erfüllt keinen finanziellen Zweck.
* * * * *
Nodoka blickte erschöpft auf die Ansammlung altmodischer Hütten vor ihr. Das war also Joketsuzoku, das Dorf eines kleinen Stammes von Amazonen, mitten im chinesischen Hinterland. Die Frau mit dem dunkelroten Haar wechselte das längliche, eingewickelte Bündel von der rechten in die linke Hand und ging weiter, ihre schmerzenden Füße so gut es ging ignorierend. Joketsuzoku lag wirklich sehr abgelegen.
Am Dorfeingang angekommen, vertrat ihr eine Amazone den Weg, den Speer in drohender Gebärde erhoben.
"Ich komme in friedlicher Absicht," erklärte Nodoka in stark akzentuiertem Chinesisch. "Mein Name ist Saotome Nodoka. Eure Dorfälteste hat mir eine Nachricht geschickt, das ich sie hier treffen soll."
Die Wächterin war anscheinend informiert. Sie gab mit einer Geste Nodoka zu verstehen ihr zu folgen und ging los. Vor einem Gebäude in der ungefähren Mitte des Dorfes blieb sie stehen und bedeutete ihr einzutreten. Die ältere Saotome bedankte sich mit einem Kopfnicken und folgte der Aufforderung.
Es dauerte einen Moment bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht im Inneren gewöhnt hatten, denn die einzige Lichtquelle bestand nur aus einem offenen Feuer in der Mitte des Raumes. In einer Ecke des Zimmers hockte zusammengekauert eine Gestalt. Jedenfalls dachte Nodoka, das sie zusammengekauert war, bis sich die Person bewegte und auf sie zukam.
Was sie für eine geduckte Haltung gehalten hatte, war in Wirklichkeit die Größe der Gestalt. Die Frau war alt, sehr alt, und sehr verschrumpelt. Nodoka fragte sich wie viele Jahre sie wohl schon vorbeiziehen gesehen hatte.
"Ich habe mit Hundert aufgehört zu zählen," sagte eine rasplige, aber keinesfalls zitternde Stimme in glasklarem Japanisch.
Nodoka wurde sich bewußt, das sie die Alte angestarrt hatte. "Woher wissen Sie ... ?" fragte sie verwundert.
"Das fragen die meisten Fremden, wenn sie mich das erste Mal sehen."
"Entschuldigen Sie, ich wollte nicht ..." begann sie.
"Schon gut, jeder reagiert gleich wenn er mich das erste mal sieht," erklärte die Alte und schloß das Thema damit ab. "Sie sind Saotome-san, nicht wahr?"
"Ja, das stimmt. Und Sie sind dann die Älteste des Dorfes, Cologne?"
Cologne lächelte. Ihr richtiger Name war Kuh-Lon, aber die Japaner sprachen es aus irgend einem Grund immer wie ein Rasierwasser aus. "Die bin ich. Meine Nachricht ist also bei Ihnen angekommen?" Sie machte eine einladende Handbewegung, die aussagte das Nodoka Platz nehmen sollte.
"Sonst wäre ich kaum hier." Nodoka setzte sich zu der Alten an die Feuerstelle. "Es kommt nicht oft vor, das ich Post aus China bekomme. Wäre die Angelegenheit mir nicht so wichtig, wäre ich der Einladung womöglich nicht gefolgt. Der Weg ist weit ..."
"Nun, es ist gut das Sie trotzdem gekommen sind, auch wenn die Reise nicht leicht war. Ich weiß, das wir hier etwas weit ab vom Schuß liegen. Kann ich Ihnen einen Tee anbieten?"
Die Saotome lehnte dankend ab. "Es wäre mir lieber, wenn wir gleich zum Punkt kämen. Sie erwähnten in Ihrem Brief, das meinem Sohn und meinem Mann etwas zugestoßen sei?"
"So habe ich mich ausgedrückt." Cologne setzte einen Wasserkessel über den Dreifuß über dem Feuer. "Die Angelegenheit ist nichts, was man leichtfertig abtun sollte, aber auch wenn Sie sicherlich in Sorge sind, will ich Sie doch ungern mit den Tatsachen überfallen. ... Möchten Sie wirklich keinen Tee?"
Nodoka war schon den ganzen Weg hierher besorgt gewesen, aber jetzt war sie es erst recht. "Nein, möchte ich nicht!" sagte sie scharf. "Sagen Sie einfach was mit meiner Familie geschehen ist. Es kann nicht schlimmer sein als die Ungewißheit, in der Sie mich lassen."
Die Matriarchin der Amazonen wirkte leicht gekränkt. "Ich sehe schon, ich kann Ihnen die Lage nicht schonend beibringen. Gut, nehmen wir eben den direkten Weg. Kommen Sie mit." Sie erhob sich und ging hinaus.
Nodoka folgte. "Wohin gehen wir?"
"Zu einem kleinen Tal, ein paar Meilen entfernt."
Die auberginhaarige Frau unterdrückte ein Stöhnen. Ihr taten noch immer die Füße von der Anreise weh. "Dort sind mein Mann und mein Sohn?"
Cologne verneinte die Frage.
"Was sollen wir dann dort?"
"Ich möchte Ihnen dort etwas zeigen. Damit Sie die Zusammenhänge von dem, was passiert ist, besser verstehen."
Die jüngere Frau zwang sich ruhig zu bleiben. Einerseits würde ihr ein Wutausbruch auch nicht weiterhelfen, andererseits würde es keinen guten Eindruck machen, wenn sie der alten Schachtel an die Gurgel ging. Also fügte sie sich stillschweigend ihrem Schicksal.
Kurz bevor sie das Dorf verließen fiel Nodoka etwas merkwürdiges ins Auge. Ein großer Panda wurde von zwei Mädchen wie ein überlebensgroßer Teddybär mißbraucht. Dem Tier schien es jedoch zu gefallen so geknuddelt zu werden. Jedenfalls so lange bis eines der Mädchen - das mit hüftlangen violetten Haaren - ihn als Trampolin benutzte.
Der Bär stand auf, warf so seinen ungebetenen Reiter ab, und trollte sich. Er fiel in einen putzig aussehenden Galopp, als die beiden Mädchen sofort die Verfolgung aufnahmen. Die eine gab fast sofort wieder auf, aber die andere - feuerrotes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden - lief laut lachend und schreiend weiter hinter ihm her.
Nodoka warf einen zweiten Blick auf den Rotschopf - sie erinnerte sie an sich selbst, damals als sie noch jünger gewesen war - dann folgte sie Cologne, hoffte das der Ausflug nicht allzu lang werden würde, und ignorierte ihre schmerzenden Füße so gut es ging.
* * * * *
Als sie die Hügelkappe überschritten und sich die Ebene von Jusendo vor ihnen ausbreitete, blieb Nodoka ehrfürchtig stehen. Nicht, das der Anblick irgendwie beeindruckend gewesen wäre - es war ein einfaches Tal mit einer beachtlichen Anzahl kleiner Seen, dazu Bambusstangen die in regelmäßigen Abständen im morastigen Boden steckten - aber etwas an diesem Ort was besonders. Auch wenn sie nicht genau sagen konnte was das sein könnte.
"Sie scheinen ein sehr feinfühliger Mensch zu sein," unterbrach die Stimme der Matriarchin ihre Gedanken, "wenn Sie den Odem von Jusenkyo spüren können. Die meisten Menschen erkennen seine Gefahr nicht."
"Gefahr?"
Cologne blieb eine Antwort schuldig und ging ins Tal hinab. Nodoka folgte ihr.
"Was sollte an diesem Ort gefährlich sein? Und weshalb bin ich deswegen feinfühlig?"
"Passen Sie auf das Sie nicht stolpern und in eine der Quellen fallen," kam die - äußerst unzureichende - Antwort.
Nodoka blickte stirnrunzelnd auf die Wasserflächen, zwischen denen sie hindurchging, und verstand kein Wort. "Hören Sie, Frau ..." Sie stockte, war Cologne der Vor- oder Nachname der Greisin? "... ehrenwerte Älteste. Warum sagen Sie mir nicht einfach, was meinem Sohn und meinem Mann zugestoßen ist, anstatt in Rätseln zu sprechen?"
"Ungeduld ist eine Tugend der Jugend," sprach Cologne, blieb stehen und drehte sich zu der jüngeren Frau um. "Weisheit ist eine Tugend des Alters. Bevor ich Sie über ihre Familie aufkläre, lassen Sie mich erzählen was es mit diesen Quellen für eine Bewandtnis hat."
Die alte Frau machte eine ausholende Handbewegung, die das gesamte Tal einschloß. "Was Sie hier sehen ist Jusenkyo, das verfluchte Tal, die Quellen des Unglücks. Es ist ein Ort der Magie, Jahrtausende alt, tödlich und erschaffend zugleich. Seine Legende ist bis weit ins Land bekannt: Was immer in eine der Quellen fällt, nimmt Gestalt von der Kreatur an die zuletzt in dieser Quelle ertrank." Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. "Nur wenige wissen das diese Legenden wahr sind."
Cologne machte eine bedeutungsvolle Pause um ihre Worte einwirken zu lassen. Das Schweigen der anderen Frau hatte jedoch nicht unbedingt Ehrfurcht als Grund.
"Sie wollen mir doch nicht etwa einreden, das Kontakt mit diesem Tümpelwasser jemanden verwandeln kann?" fragte Nodoka mehr als skeptisch. "Das glauben Sie doch selber nicht!"
"Das stimmt, ich glaube es nicht. Ich weiß es."
Die Saotome hatte schon ihren Mund für eine scharfe Erwiderung geöffnet, als Cologne ihren Finger vor die Lippen hielt und ihr bedeutete still zu sein. Dann schaute sie mit starren Blick auf eine Stelle im Gras, als wenn es dort etwas schrecklich Aufregendes zu sehen gäbe.
Dann, schneller als das Auge ihr folgen konnte, sprang sie mit einer ihr Alter verspottenden Geschmeidigkeit vor und griff nach etwas am Boden. Als sie sich zu ihrer Begleiterin umdrehte, hielt sie eine heftig zappelnde Maus am Schwanz in die Höhe.
"Erlauben