Fanfic: Gabriels Rüstung I

Kapitel: Der Anfang

Plötzlich erinnere ich mich an den Tag, als mein Abenteuer begann. Es ist nun schon Monate her,
dass ich als 20-jähriger Knappe mit zerwühltem, feuerrotem Haar in diesem gewaltigen Thronsaal im
Schloß von Enriath stand, während vor mir König Enthorior auf seinem prunkvollen Thron saß. Er
war der Urururenkel von König Enriath, der seiner Zeit mit einer gewaltigen Armee die südlichen
Königreiche geeint hat, sodass seitdem Frieden in unserem Land herrschte. Nagut, abgesehen von
einigen wenigen Scharmützeln unter einzelnen Fürsten. Aber wer will aus einem Imp einen Oger
machen? Zumindest herrschte seitdem Frieden auf dem Kontinent, den die zivilisierten Menschen
bewohnen. Und auch wenn ich weder Mutter noch Vater habe (meine Mutter starb bei meiner
Geburt, was selbst bei der heutigen Medizin vorkommen kann, und mein Vater, der ein
weltberühmter Schwertmeister war, zog vor meiner Geburt aus und kehrte nie mehr zurück), habe
ich dort eine wunderschöne Kindheit verlebt. Zugegeben, die Zeit in der Militärakademie war hart,
aber ich habe dort viele Freunde kennengelernt, somit war meine Jugend wohl schöner, als die vieler
anderer.
Aber zurück in den Königssaal. Da saß er vor mir, der Herr eines Viertels der bekannten Welt,
umgeben von seiner Leibwache, den höchsten Paladinen des Landes zwischen denen selbst ich mit
meinen 1,89 Meter klein wirkte. Ich hatte ihn schon früher oft gesehen. Auf öffentlichen
Veranstaltungen, wie Wettkämpfen, oder wenn er uns junge Knappen beim Training in der Akademie
besuchte. Irgendwie war er ein Ersatzvater für uns, weil viele dort aus verschiedenen Gründen keine
Eltern mehr hatten. Trotzdem war er immer wieder eine eindrucksvolle Erscheinung, so stolz und
würdevoll, und dennoch sah man in seinen Augen eine tiefe Wärme und Herzlichkeit, und trotz
seiner noch jungen und lebendigen Erscheinung las man in ihnen die Erfahrung seines 75-jährigen
Lebens.
Ich wunderte mich, was er von mir wollte. Immerhin hatte er extra nach mir rufen lassen. Ich meine,
ich war nur ein junger Knappe, nicht einmal ein Ritter (ich hatte einmal die Chance zur
Ritterprüfung, aber einer meiner Freunde hatte Geburtstag gefeiert und das konnte ich mir doch nicht
entgehen lassen) Nagut, etwas war da schon... was man mir immer wieder vor hielt, wenn ich
verantwortungslos war, oder mich nicht anstrengte, aber ich war mir sicher, dass der König es
erwähnen würde.
“Pyoritos, Sohn von Tryor, sicher fragt Ihr Euch, warum ich Euch hierhergerufen habe...” ‘Naja, ich
hab da so ‘ne Idee,’ schoß es mir durch den Kopf. “...Ich habe einen wichtigen Auftrag, den nur Ihr
erledigen könnt. Wie Ihr wisst, herrschte vor tausend Jahren auf unserem Planeten der große Krieg
zwischen Himmel und Hölle. Damals wurden die Menschen von dämonischen Horden überfallen, die
Städte erobert oder dem Erdboden gleich gemacht und die Existenz allen Lebens war bedroht. Zu
dieser Zeit kamen vom Himmel geflügelte Wesen, die sich Engel nannten, um den Menschen im
Kampf beizustehen. Aber keiner von ihnen sprach je ein Wort zu uns. Einige von ihnen, die Seraphim
oder Erzengel genannt wurden, schienen ihre Generäle zu sein und besaßen besondere Kräfte, sodass
diese Allianz langsam die Oberhand über ihren Gegner gewann. In vielen großen und kleinen
Schlachten, die bedeutendsten fünf werden als die Großen Kämpfe bezeichnet und sind selbst heute
noch Orte ungeheurer Macht, drängte man sie weiter und weiter zu ihrem Ursprung zurück. Bei dem
großen Chia’Ni-Gebirge des Nordkontinentes, kam es zum letzten, alles entscheidenden Gefecht. Es
heißt, es wären Wochen und Monate vergangen, ohne dass eine Seite wirkliche Erfolge hatte. Aber
dann erschien ein Wesen direkt aus der Erde, dass so gräßlich war, dass selbst unsere tapfersten
Krieger vor Angst erstarrten. Und mit einem Mal verdunkelte sich die Sonne und es wurde dunkel,
dass man kaum die Hand vor Augen sah. Außerdem soll die Kreatur schier unendliche Macht
besessen haben, sodass ein einziger Handstreich seiner Klaue genügte, eine Legion Männer zu
vernichten. Und so gelang es dem Feind in sekundenschnelle die Reihen der Menschen zu lichten.
Jene, die noch dazu imstande waren, suchten ihr Heil in der Flucht und nur wenige blieben mit den
Engeln zurück. Doch obwohl sie tapfer gegen die Monster kämpften, war keiner eine Bedrohung für
diesen Teufel.
Und als alles verloren schien, nur noch einige wenige Engel und ein Dutzend der stärksten Krieger
übrig waren, brach ein Lichtstrahl durch die Wolken, so gleißend hell, dass selbst die Engel geblendet
waren. Mit diesem Lichtstrahl erschien ein Engel, der in eine wunderschöne Rüstung gekleidet war
und eine unbeschreibliche Aura besaß. Die Engel, die Menschen, die Höllenwesen und der Dämon
sahen zum Himmel und waren allesamt wie versteinert. “Gabriel!” schrie der Dämon, dass es über
die ganz Welt hallte, und war gerade bereit sich auf ihn zu stürzen, als dieser eine Schwert zog, das
nur aus Licht zu bestehen schien. Dass es sich nicht nur um Licht handelte, war schnell klar, als er
den Dämon mit einem Schlag in zwei Teile zerschnitt. Er stieß noch einen schrecklichen Schrei aus
und war verschwunden. Das Licht, das von der Rüstung des Engels ausging, gab den Überlebenden
Engeln und Menschen neue Kraft und wie ein Sturm fielen sie über die übrigen Monster her. Mit
schier unglaublicher Kraft ausgestattet fielen die Dämonen scharenweise tot vor ihnen nieder. So
gelang es schnell, diese Übel von Welt zu entfernen und das Leben auf unserer Welt zu retten.”
Nicht, das mir diese Geschichte nicht bekannt war. Jeder dreijährige hatte sie schon hundert Mal
gehört, aber es gefiel ihm wohl, seine Stimme zu hören. Zumindest ging es noch weiter. “Nachdem
der Kampf beendet war, sprach der Engel zu ihnen: ‘Ich bin Gabriel, der oberste Heerführer der
Engel. Um euch vor der Herrschaft der Unterwelt zu retten schickte ich meine Truppen euch zu
Hilfe. Gegen den Willen meines Herren... Er meinte ihr hättet genug Sünden begangen um das Recht
auf Existenz zu verlieren und verdientet unsere Hilfe nicht. Ich wurde streng deswegen getadelt, vor
allem als Lucifer, der Herr der Unterwelt, einen seiner engsten Diener, den von euch gesehenen
Dämon Archaron, gesandt hatte, und viele unsere Engel das Leben verloren. Doch als er sah, wie
tapfer ihr euch ihnen dennoch entgegenstelltet, gab er mir die größte Macht, die er offenbaren
konnte: Diese heilige Rüstung. Ich sollte zu euch kommen, um euch zu retten. Was mir ja nun auch
gelang.’ Und da lächelte er. Keiner sah je zuvor einen von ihnen lächeln. Er sagte weiter, dass die
zwölf, die bis zum Ende kämpften, durch das Licht der Rüstung gesegnet seien und so ihre
Nachfahren, bis zur 111. Generation hin, mit himmlischen Kräften ausgestattet seien.” Da war es
nun, worauf ich gewartet hatte. Nämlich besitze ich das ach so unendliche Glück, dass mein Vater
von einem dieser Krieger abstammt. Oh, wie glücklich mich das macht.... “Dann legte Gabriel seine
Rüstung ab und gab jedem der zwölf ein Teil davon, mit der Aufgabe es an einem sicheren Ort
aufzubewahren, dass es ihnen in der Not helfen möge. Danach verschwand er mit den überlebenden
Engeln gen Himmel und nie mehr wurde seitdem ein solches Wesen auf der Erde gesehen.”
Naja, endlich war es vorbei. Noch fünf Minuten mehr und ich wäre wohl eingenickt. “Nun, so lautet
die Legende. Ob alles stimmt, weiß heute niemand mehr. Nur ist gewiss, dass die Rüstung existiert,
und dass die Nachfahren der Krieger tatsächlich ungewöhnlich stark waren.” “Jaja,” entgegnete ich
ihm unverhohlen, ”und deshalb wollt ihr, dass ich jetzt auf irgendeine Selbstmordaktion gehe, was?
Nur muss ich euch enttäuschen. Leider war mein Vater laut unserer Ahnenreihe der 111. Somit bin
ich wohl raus, oder?” Naja, ich hätte es besser ausdrücken können, denn plötzlich waren alle Augen
im Saal auf mich gerichtet. Aber der König fuhr fort: “Nun ja, die Monster haben in letzter Zeit stark
zugenommen, wie ihr wisst, und unsere Magier haben etwas zwar undeutliches, aber eindeutig böses
vorausgesehen. Der einzige Weg, uns dagegen zu wehren ist, so sagen sie, die magische Rüstung
wieder zusammen zu tragen.” “Was? Und das soll ich jetzt machen? Seid Ihr krank?” entgegnete ich
voller Wut. “Sprecht nicht so mit dem König” schreit mich einer der Ritter an. “Nein, ich verstehe
ihre Empörung. Aber unsere Zauberer sagen ebenfalls, dass nur ein Nachfahre jener Helden die
Mission durchführen kann.” Naja, nicht das mich das überzeugt hätte, aber was hätte es gebracht
weiter zu diskutieren. Irgendwann wäre ich gezwungen ihm zuzustimmen. Also nahm ich den
Auftrag schnell an, mir nicht ganz des Gedankens bewußt, dass das Schicksal der Menschheit auf
meinen Schultern lag. Der König stattete mich noch mit einigen Gegenständen und Ausrüstung aus,
wie einem magischen Kompass, zwei “Zauberwürfeln” und einem verzauberten Rucksack, in dem die
Artefakte vor bösem Einfluß sicher wären, wie er mir versicherte. Die Würfel würden mit dem
Kompass verbunden sein und je nach geworfener Augenzahl, zeigt er auf eines der Artefakte. So
entschied das Schicksal, wohin ich als nächstes ging. Also verabschiedete ich mich noch schnell von
meinen Freunden in der Akademie und brach als junger Knappe auf, die Welt zu retten.
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