Fanfic: Darkness of the Dragons 9
Kapitel: Darkness of the Dragons 9
Es gibt Zahlreiche höhlen, in die sich die Kinder geflüchtet haben, da es dort sicherer ist, als bei den Erwachsenen.
Herausforderung
Samten schnaufte, dann verschwand die seltsame Aura und auch die Kraft versiegte. Langsam glitt er zu Boden und wurde bewusstlos. Groka eilte trotz ihres Alters sofort zu ihm hin und auch einige Mädchen sahen nach dem gestürzten Jolin. Die alte Dame kniete sich neben ihm hin in den Sand und packte seine Hand. Sein ganzer Körper war mit blut beschmiert und seine Hose war völlig zerrissen, denn auch Attacken des Koden hatten ihn getroffen. Das bösartige Wesen lag verstümmelt da und atmete schwer und jedes zweite Mal stieß es einen kläglichen Jammerlaut aus. Die Nüstern hoben und senkten sich, doch alle Knochen waren gebrochen, verdreht oder ausgerissen worden. Man konnte sich langsam wirklich fragen, wer das blutrünstigere Wesen war, der Bär, oder Samten.
„Du hast gut gekämpft...“ gab die Alte zu und sah gutherzig zu ihm herab, „...aber wenn einer so zugerichtet wurde, könnte man nicht verwechseln, was gut und böse ist? Kämpfen ist nie die Lösung!“
Die Jungenhöhle 2 war ein ebenso weitläufiger Raum wie die anderen und trotz der vielen Fackeln an der Wand, nur spärlich beleuchtet. Den bewusstlosen Son hatte man auf ein Tuch auf einen Stein gelegt und durch einen Trichter Wasser eingeflößt. Inzwischen lies Groka die Jungen und Mädchen sich im Bogenschießen üben. Die Sehnen sirrten und die Pfeile bohrten sich in die Zielscheiben. Weiter drüben wurde geschickt gefochten und Unterricht über das bauen von Dynamit gehalten. Dies war eine der wenigen, fortschrittlichen Waffen, welche das Wüstenvolk besaß.
„Ist alles bereit?“ fragte Jolin seinen Bruder Dautan. Dieser zuckte mit den Achseln und meinte:
„Was machst du denn so einen Aufstand? Ich weiß doch nicht wann wir aufbrechen wollen?“
„Heute Nacht um Fünf!“ erklärte ihm Jolin mit herrischer Stimme, „Wir nehmen den Neuen mit!“ Dautan riss den Mund weit auf und fand dessen Antwort unerhört:
„Warum denn? Er ist do verletzt und muss sich erst auskurieren!“
„Unterschätze niemals deinen Gegner!“ sagte der andere starr und sah zu Samten hinüber, „Hast du nicht gesehen, wie er den Koden fertig gemacht hat?“
„Sicher,“ versuchte es der Dautan weiter, „aber er ist doch noch ein Kind!“
„Und Kinder müssen geschult werden!“ argumentierte Jolin und wendete sich ab, „Heute Nacht starten wir den Überfall auf die Erwachsenen, heute Nacht!“ wiederholte er und zurrte sich einen dunkelgrünen Waldläufer Mantel zu. Er lies die Kapuze tief in die Stirn hängen und nahm einen Gürtel mit einem Schwert von einem Haken.
„Wo willst du hin?“ fragte ihn der, welcher Samten gefunden hatte, und rannte ihm nach.
„Ich reite zu der Jungenhöhle 1! Dort erwartet mich Greyroman!“
Die Jungenhöhle 1 lag in einem kleinen Wäldchen am Rande der Wüste und wimmelte nur so von Tieren. Jolin war die ganze Nacht durchgeritten und sein Reittier war ein Bonkatür, ein grauer, zahmer Minnisaurier mit großen Füßen und gutmütigen Augen. Er brach in den Wald hinein und der Saurier trat auf weiches, kaltes Moos. Es war mal etwas anderes als ständig dieser heiße Sand und die Sonne wurde nur Fetzenweise durch das Blätterdach gelassen. Hohe Bäume ragten in den Himmel und am Boden wucherte dichter Farn und Heidelbeeren. Die Sträucher waren abgeerntet und schienen nun leer und kahl. Der Wächter stieg ab und schnippte mit den Fingern, als Zeichen, das Bonkatür konnte sich verziehen. Missmutig trottete es ins dichter werdende Gestrüpp und begann nach noch vorhandenen, süßen Beeren zu Suchen. Zielstrebig marschierte Jolin auf einen großen, verrotteten Baumstamm zu und zog derweil die Kapuze zurück. Vorerst blieb er stehen und sah sich um. Als kein Geräusch zu hören war, schob er den Stumpf zur Seite und kletterte in ein dunkles, unübersichtliches Loch in der Erde. Als er am Boden angekommen war, zog er den Stumpf über sich wieder zu und zündete sich eine kleine Fackel an. Im Gegensatz zu den Zweiten Höhlen, waren diese mit einer Wand aus Wurzelwerk und Erde gezeichnet. Der Boden war voller Laub, Stroh und Moos, ein buntes Gemisch aus abfällen und Kompost. Ein muffiger Geruch stieg ihm in die Nase und er stockte. Irgendetwas war hier faul und er konnte auch keine Stimmen wie sonst hören. Mit einem leisen klirren zog er seine Waffe, ein Sarazenenschwert, und tat immer wieder die Umgebung prüfend, einen Schritt nach vorn.
Plötzlich hörte er aus einem der Gänge leise Musik dringen. Irgendjemand spielt hier die Panflöte, dachte Jolin und ging etwas schneller zu dem Ort, aus welchem die Musik her zu kommen schien.
Der Weg führte ihn durch viele Gänge und ein unwohles Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Auch unheimliche Kälte spielte sich leicht durch die Gänge und umfühlte den Eindringling. Gerade bog der Pfad um eine Ecke und Jolin bräuchte nur noch einen Schritt zu tun, um dann an der Quelle zu sein, doch das Lied versagte plötzlich und schien von einem anderen Ort wieder zu hallen. Zuerst sprang der Wächter um die Ecke und stand einem lehren Raum mit einem begrünten Thron in der Mitte gegenüber. Efeuranken hatten sich um Säulen und Gegenstände gewickelt. Am oberen Erdach der Halle, war ein kaputtes Glaseingelassen und die Sonnenstrahlen beschienen durch eine eingebaute Linse besonders den Thron. Wieder verstummte die fremdartige Musik und Stille trat in allen Korridoren ein. Nach ein paar Verschnaufern, tat Jolin ein paar schritte zu dem Thron hin. Irgendwie war er Müde und der Schweiß lief ihm mit kalten Perlen über die Stirn. Er fröstelte sogar. Ein Hitzschlag? Keiner würde es je erfahren...
Der Wächter lies sich langsam auf den Thron fallen und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete stand ein kleiner Mann in dem Eingangstorbogen. Er trug einen schwarzen Umhang und einen breiten Hut mit einer Kuckucksfeder. Er hatte strohblondes Haar und in seinem Mund steckte ein gelber Halm. Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht und sagte lächelnd, dennoch aber mit fester und ernster Stimme:
„Ich fordere dich heraus, Oberwächter Jolin!“ ohne irgend eine Antwort abzuwarten, setzte er noch hinzu:
„Schließe aber zuerst die Augen und öffne sie dann wieder, dann wirst du sehen wo all die Jungen geblieben sind!“ Der Wächter tat wie ihm befohlen und lies für einen kurzen Moment die Lider herunter zucken um seinen Gegner nicht länger als nötig aus den Augen zu lassen, doch als er sie mit lächelnder Zuversicht öffnete, überkam ihm der reinste Schrecken. Im ganzen Raum verstreut, faulten Leichen vor sich hin. Ihre einzelnen Körperteile waren zerrissen und stark blutend verwundet. Sein Atem ging etwas schneller, doch dann versuchte er ihn wieder zu unterdrücken.
„Wer bist du?“ geiferte er trotzig. Wieder grinste der Fremde:
„Ich?“ fragte er belustigt mit dem Finger auf sich deutend, „Ich bin nur der Meister der Illusionen, Carl Versen!“ Schnell wie ein Pfeil schoss der Meister mit seinem ausgestreckten Dolch auf Jolin zu und ohne das dieser sich nur im geringsten wehren konnte, bohrte sich die Klinge tief in seine Brust und er war sofort tot...
Samten wachte auf und wurde gleich von Johenni in Empfang genommen.
„Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?“ Vergnügt grinste sie ihn an und kam ihm gefährlich nahe. „Du wurdest übrigens Son Koden getauft! Weil du den Bären erledigt hast!“ Gerade wollte Son etwas antworten, da durchzuckte ihn eine Erkenntnis.
„Jolin...“ stammelte er und richtete sich ganz auf, „Ihm ist etwas passiert!“ Gerade war er dabei einen Wüstenanzug anzuziehen, als er sich wieder an Johenni wandte. Es war wie er fand unhöflich sie einfach so stehen zu lassen, doch schon war ihm eine Frage zu viel aus dem Mund gerutscht und bedrängte das Mädchen anscheinend:
„Wo ist Jolin!“ er packte sie fest am Arm. Die junge Dame bekam angst:
„Im Süden...“ stammelte sie, „Bei den ersten Jungenhöhlen!“
„Gut!“ dankte ihr Koden und rief den anderen Jungen zu: „Jolin ist in Gefahr! Wir müssen sofort aufbrechen!“ Da Groka im Moment nicht da war und die meisten abenteuerlustig waren, nahmen sie sich Kettenhemden, Lederpanzer, Helme, Speere, Pfeile und Messer mit. Noch diesen Mittag, würde Samten seine Vision bestätigt sehen...
Son Samten wird also zu Son Koden. Samten legt diesen Namen aber später dann ab, weil er ihn zu sehr an seine Tage in der prallen Sonne erinnert.