Fanfic: Entschuldigung (keine FF)

Kapitel: Entschuldigung (keine FF)

Entschuldigung !




Gerichtet an die Autoren




Vor nicht allzu geraumer Zeit machte mich ein langjähriger Freund darauf aufmerksam, dass diese sogenannten Fan-Fictions literarisch sehr wertvoll sein können und durchaus Niveau haben. Als ein Kenner und auch ein Liebhaber fiktiver Literatur war ich durchaus nicht davon begeistert - denn wer traut Jungen und Mädchen, die sich in einer äußerst komplizierten Entwicklungsphase des Erwachsenwerdens befinden, zu, ohne jegliche nennenswerte Lebenserfahrung vielfältige Figuren zu umschreiben und deren Philosophie des Lebens mit all ihren Ecken und Kanten wiederzugeben ? Ein junger Mensch hat meines Erachtens nicht den nötigen „Überblick“ über die Tragweite seiner eigenen Handlungen, ganz zu schweigen über jene seiner Handlungsträger. Ein junger Mensch muss erst noch seine Grenzen austesten und aus diesem Grunde heraus betrachte ich ihn nicht als fähig, fiktiven Figuren in einer Welt, die nur in der Phantasie existent ist und in der alle natürlichen Barrieren der Wissenschaft ins Unendliche durchbrochen werden, eigene Grenzen zu setzen.


Wie soll jemand Grenzen anderen Figuren setzen, wenn nicht einmal seine eigenen klar definiert sind ?


Das war meine Auffassung und das ist sie auch noch gegenwärtig.


Doch nach mehreren Besuchen dieser Page sehe ich mich ebenfalls dazu gezwungen, auch Zugeständnisse zu machen.


Weder sind mir Serie noch Bücher bekannt [ Doch an dieser Stelle mein Kompliment an die Erschaffer dieser Internetseite, denen es hervorragend gelungen ist, die wichtigsten Informationen zusammenzufassen, dennoch muss ich Sie enttäuschen, denn all die fremden Namen machten es mir schier unmöglich, auch nur annähernd einen Überblick zu gewinnen. ].


Neunundneunzig Prozent dieser Geschichten entsprechen letztendlich dem, welches ich auch vorbehaltlos erwartet habe. Phantasievolle Erzählungen von Träumern, die jegliche Bodenhaftung verloren haben.


Halbherzig niedergeschriebene Geschichten, die nur dem einem Ziel dienen : Kommentare zu erhaschen.


Oder gar Erzählungen, in denen menschliche Gefühle und Begierden auf das Primitivste reduziert wurden. .


Die meisten Ihrer Fan-Fictions spiegeln die Sichtweisen und die Auffassungsgabe ihrer Altersgruppe wieder.


Und jenes ist es auch, welches mich dazu veranlaßt hat, trotz meiner entgegenstehenden Überzeugung dennoch Ihre Geschichten aufmerksam zu lesen.


Tatsächlich musste ich erkennen, dass trotz all meiner Bedenken und Kritiken, durchaus jede Geschichte ihren eigenen Charme und ihren eigenen Esprit besitzt, schon allein deswegen, weil sie mit den Augen eines jungen Menschen geschrieben worden ist. Ganz Besonders einfallsreich und spritzig empfand ich die Geschichten der Autorin ‚SenzuBean‘ sowie jene von der hoffnungslosen Romantikerin ‚CariCaro‘.


(Ich gebe offen zu, dass ich mich hierbei an den Empfehlungen orientiert habe.)


Doch diese Erkenntnis allein hat mich nicht dazu bewogen, dieses Schreiben zu verfassen. Denn entgegen allen meinen Vermutungen bin ich auf Geschichten gestoßen, die selbst mein Liebhaberherz höher schlugen ließen.


Hierbei möchte ich unbedingt auf die Erzählungen der Autorin ‚CuddleUpMe‘ verweisen. So düster und melancholisch ihre Geschichten auch sein mögen, so hat sie auch ein unglaubliches Talent dafür, die großen Gefühle eines Menschen, der nahezu daran zerbricht, wiederzugeben und ihre Leser mitzureißen. An dieser Stelle möchte ich unbedingt hinzufügen, wie einfallsreich ich die Idee finde, das visuelle Lesen durch auditive Elemente zu unterstützen. Die Autorin erreicht damit ein Niveau, wie ich es nur – zu meiner eigenen Überraschung- ein zweites Mal hier in dieser Gemeinschaft gelesen habe.


Erzählungen, die mich ebenfalls sehr berührt hatten, waren jene der Autorinnen ‚PrinzVegeta‘ und ‚Mizu‘.


Doch den eigentlichen Anstoß für mein jetziges Schreiben war eine Kurzgeschichte, die meine These über die mindere literarische Qualität dieser ‚Fan-Fictions‘ sozusagen „über den Haufen wirft“, wie Sie es sicherlich explizit ausdrücken würden. Die Autorin Strafrecht [Ich vermute, die Dame weiß, welchen Weg sie in ihrem späteren Leben einschlagen will] hat mit „Rentner und Gourmets“ ein Werk verfasst, dass dem Leser abverlangt, mitzudenken und vor allem nachzudenken über Werte, Traditionen und Klischees. Ihre Reihe „Von Kriegern und Weicheiern“ versteht es wunderbar, mit den Vorurteilen in unserer Gesellschaft zu spielen und sie teilweise ins Lächerliche zu ziehen. Wenn sie es schaffen würde, an ihrem Ausdruck zu arbeiten und mehr mit ihrem Wortschatz zu spielen, dann würde sie ein derartiges Niveau erreichen, dass ich mir sogar ein Buch von ihr kaufen würde.


Jenes ist der Grund, warum ich mich dazu gezwungen sehe, mich bei den Autoren und bei meinem Freund zu entschuldigen, dem ich dummerweise vorgeworfen habe, gute deutsche Literatur nicht mehr schätzen zu können.


Entschuldigung dafür, dass ich dazu geneigt habe, Urteile zu fällen, die sich nur auf das Alter gestützt haben, nicht aber auf die tatsächlichen Fähigkeiten.




Mit freundlichen Grüßen


Wagner






















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