Fanfic: Sehnsucht öffnet alle Türen - Teil 2
Kapitel: Sehnsucht öffnet alle Türen - Teil 2
Sehnsucht öffnet alle Türen
2. Teil
In Windeseile schoss er auf die Stelle zu von welcher der Schrei gekommen war. Es bot sich ihm ein erschreckendes Bild. Ein übel gelaunter Bär hatte sich vor der völlig verängstigten Lunch aufgebaut und in Erwartung zeigte drohend die Zähne. Lunch trug bereits sein Hemd, das ihr nur bis zur Mitte der Oberschenkel reichte, um die Haare hatte sie eines der Handtücher geschlungen, das andere hielt sie mit ausgestreckten Armen vor sich, als könnte sie dahinter unsichtbar werden. „Sch... sch!“, machte sie und wedelte mit dem Handtuch, was den Bären aber noch mehr reizte.
Der hob drohend die Pranke, doch da war schon C17 heran, packte die ausgestreckte Bärentatze und schleuderte Meister Petz mit viel Schwung durch die Lüfte.
Lunch atmete sichtlich auf und strahlte ihren Helden an. „Danke, C17. Du bist wirklich sehr stark.“
„Hab‘ ich ja gesagt“, bekräftigte er ohne jede Spur von Verlegenheit. „Das nächste Mal bringe ich dir Wasser und dann badest du in der Nähe des Hauses, das ist sicherer."
In einiger Entfernung durchschlug der Bär bei der Landung krachend die Krone eines Baumes.
„Ob er sich weg getan hat?“, überlegte Lunch mitleidig.
„Jetzt sag nur, dass du Mitleid mit ihm hast“, wunderte sich C17. „Immerhin wollte er dich fressen.“
„Das stimmt nicht“, sagte Lunch und deutete auf einige Büsche, die wegen des schwachen Lichts nicht gut zu erkennen waren. „Das sind Himbeer- und Brombeersträucher. Wahrscheinlich dachte er, dass ich ihm sein Essen wegnehmen will.“
„Wie auch immer, mir ist noch nie ein Mädchen begegnet, dass sich mehr um ein wildes Tier sorgt, als um sich selbst. Er hat dich doch gehörig erschreckt, oder? Wenn seine Pranke dich getroffen hätte...“
„Hätte er mich schlimm verletzen können, ich weiß“, sagte Lunch und faltete das Handtuch zusammen. „Aber ich kann einem Bären kaum böse sein, nur weil er sich wie ein Bär benimmt, oder? Die Natur hat ihn so gemacht, da kann er persönlich nichts dafür.“
Ein Windstoß kam vom Wald her und ließ sie frösteln. C17 schlüpfte aus seiner Jacke und legte sie über ihre Schultern. Das Hemd spannte sich ziemlich über ihrer Oberweite, aber er bemühte sich, nicht auf diese zu starren. „Wir sollten ins Haus gehen, es ist schon nach Mitternacht.“
„Du hast recht, hier draußen hole ich mir sonst noch einen Schnu... hatschi!“
Ehe er sich versah, hatte die blonde Lunch sein Halstuch gepackt und funkelte ihn drohend an. „Du hast also zugeschaut wie ich gebadet habe, nicht wahr? Sonst hättest du meinen Schrei nicht hören können, du Spanner!“
„Mal langsam“, C17 riss sich los und ging auf Abstand. Der Körper war von den Rundungen her derselbe, aber das Gesicht hatte jede naive Freundlichkeit verloren. Statt dessen starrten ihn blaue Augen misstrauisch an. „Immerhin habe ich dir das Leben gerettet, zählt das gar nichts?“
Das wütende Funkeln ihren Augen erlosch schlagartig. „Warum hast du das getan?“
„Weil ...“, er suchte nach einer guten Ausrede, „weil ich nicht wollte, dass er mein schönes Hemd zerreißt.“
„Ach so...“, sie klang weder enttäuscht noch erleichtert. Irgendwie wurde C17 nicht schlau aus der blonden Lunch. Die dunkelhaarige war weit leichter zu handhaben.
„Gehen wir zurück“, schlug er vor. „Hier draußen Wurzeln schlagen wird deine Probleme nicht lösen.“
Sie sah ihn überrascht an, sagte aber nichts, sondern trottete nur hinter ihm her zur Hütte. Beim Bett angekommen zog sie lediglich eine Augenbraue hoch und legte sich dann an die äußerste Kante ihrer Hälfte. „Wenn du irgendwas versuchst, bringe ich dich um“, hörte er sie murmeln.
„Wenn es dich beruhigt“, sagte er und raffte Decke und Kissen zusammen, „kann ich ja in der Küche auf dem Boden schlafen.“ Demonstrativ langsam stolzierte er aus dem Schlafzimmer, immer in der Hoffnung, dass sie ihn zurückrief und sich für ihre Verdächtigungen entschuldigte.
„C17!“, erklang es vom Bett her.
*Aha, jetzt kommt es*, dachte er und drehte sich um. „Hast du endlich begri...?!“ Pfluff! Pfluff! fielen die beiden Decken auf seinen Kopf.. „Hier, damit du nicht frierst“, hörte er durch die flauschigen Schichten dumpf ihre Stimme. Er zog sich die Decken vom Gesicht, klemmte sie zu der anderen unter seinen Arm und knallte die Türe hinter sich ins Schloss.
Es war für beide keine sonderlich angenehme Nacht. Am Morgen wurde C17 durch ihr dumpfes Stöhnen geweckt. Unsicher, ob er es einfach ignorieren oder sie wecken sollte, blieb er noch eine Weile auf seinem harten Lager auf dem Küchenboden liegen. Doch da es nicht leiser wurde, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Mit einem Seufzer verabschiedete er sich von seiner Hoffnung auf ein leckeres Frühstück, die blonde Lunch würde weder einen Kuchen backen noch die Wäsche machen, das hatte er ihm Gefühl. Als er vorsichtig die Schlafzimmertür einen Spalt öffnete, konnte er gerade noch rechtzeitig in Deckung gehen, ehe die schweren Schuhe gegen den Türrahmen knallten. „Du bist also schon wach!“, rief er durch die Türe, „Guten Morgen!“
Sie stemmte sich aus dem Bett noch und wickelte sich in die Decke ein. „Wo ist mein Overall?“
„Draußen beim Wasserfall noch, schätze ich. Soll ich ihn dir holen?“
„Ich will ein paar frische Klamotten, aber keine von deinen“, hörte er sie sagen.
„Frühstück willst du auch keines machen, schätze ich, oder?“
„Sehe ich so aus, als wäre ich deine Haussklavin?“ kam es übellaunig zurück.
„Okay, ich sehe was sich machen lässt.“ Er wandte sich ab, und überlegte, was seine Finanzen noch zuließen, ehe er einen neuen Coup planen oder sich an einer Straße auf die Lauer legen musste.
„Vergiss die Wäsche nicht!“, rief sie ihm noch nach und gab gleich auch noch die Maße an.
Er musste hart schlucken. „Glaubst du wirklich, dass ich, ein Kerl, in ein Dessous-geschäft gehe?“
„Nach all dem was meine andere Hälfte für dich getan hat, müsste das doch drin sein, oder?“
Dem konnte er nichts entgegen halten und da war noch der Gedanke, die nette Lunch in Spitzenwäsche zu sehen ...
Drei Stunden und ein paar peinliche Erfahrungen später kehrte C17 mit einer Wagenladung an Kleidern zurück. Noch immer hatte er wegen den direkten Fragen der Verkäuferinnen in den diversen Dessoutgeschäften knallrote Ohren.
Wie es schien hatte sich Lunch seit seinem Abflug nicht aus dem Zimmer gerührt.
„Hallo, Lunch!“, er klopfte an die Türe, „bist du noch drin? Ich lege die Schachteln vor die Türe und warte in der Küche bis du fertig bist. Ich werfe ein paar Eier in die Pfanne und mache uns einen ordentlichen Kaffee!“
Lunch hörte, wie sich seine Schritte entfernten und die Küchentür ins Schloss fiel. Dann öffnete sie die Schlafzimmertüre und staunte nicht schlecht über die vielen Schachteln. Sie trug alle ins Zimmer. Trotz ihrer ruppigen Art war sie eine ganze Frau und beim Anblick von so viel Kleidern klopfte ihr Herz. Eine Schachtel nach der anderen öffnete sie. Wie ihr schien hatte C17 sein Bestes getan, Sachen für beide Lunchs zu finden. So enthielten einige Schachteln geblümte Röcke und Rüschenblusen, es gab auch welche mit Schürzen und Kleider mit großen Punkten. Daneben waren da Lederjacken, T-shirts und schlichte Blusen, Jeans und Lederhosen, Overalls und so weiter.
Der Toast war soeben fertig und C17 goss gerade den Kaffee in die Wärmekanne, als die Küchentüre aufging. Lunch trug eine dunkelblaue Bluse und eine schwarze Jeans. Die Kombination stand ihr und C17 sagte es laut. Zu seiner Verwunderung wurde Lunch für einen Moment rot, dann wandte sie den Kopf ab und murmelte etwas Unverständliches.
„Setz dich doch!“, er nickte mit dem Kopf in Richung des leeren Gedecks. „Ich bin kein so guter Koch, aber ein paar Spiegeleier schaffe ich noch. Möchtest du Butter und Marmelade oder lieber noch ein paar gebratene Würstchen?“
Sie entschied sich für Würstchen. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, es tat gut, mal aus Freundlichkeit bedient zu werden und nicht weil man dafür bezahlte.
„Warum..?“, fragte sie nachdem sie den letzten Bissen Toast verschlungen hatte, „warum tust du das für mich?“
„Nun“, er stellte seine noch halbvolle Kaffeetasse ab, „nun, immerhin sind wir Kollegen, oder?“
„Ich raube keine Leute auf offener Straße aus“, sagte sie. „Das ist dilettantisch.“
C17 zuckte zusammen. „Heh! Das ist nicht nett. Immerhin hat man mich noch nie geschnappt, im Gegensatz zu dir.“
„Ich wurde geschnappt, weil ich es zugelassen habe“, sagte sie in ihrem Berufsstolz nun doch ein wenig gekränkt. „Das mit den Münzen wäre mir nicht passiert, wenn mir nicht alles so egal gewesen wäre ...“
„Und weshalb war dir alles so egal? Geht es um einen Kerl?“
Klappernd fiel die Gabel auf den Teller.
C17 fragte sich, warum es ihn nicht freute, den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. „Hat er dich fallen lassen?“
„So kann man nicht sagen“, erwiderte sie, über ihre eigene Offenheit erstaunt. „Ich habe es ihm nie gesagt und er hatte nie etwas anderes im Sinn als Kämpfen. Dazu kommt dieses Pech mit meiner anderen Hälfte. Sie ist nämlich kein bisschen in ihn verliebt und daher konnte ich es ihm damals auch nicht sagen, als ich ihn zuletzt getroffen habe...“ Verwundert strich sie mit den Fingerspitzen die Feuchtigkeit auf ihrer Wange weg. „Komisch, ich bin sonst wirklich keine Heulsuse...“
„Wie lange ist es her?“, fragte C17. Es freute ihn ein wenig, dass die nette