Fanfic: Sehnsucht öffnet alle Türen - Teil 4

Kapitel: Sehnsucht öffnet alle Türen - Teil 4

Sehnsucht öffnet alle Türen - Teil 4




Der Cyborg ließ den Dragonball los und fegte schneller als ein Windstoß herbei, er tauchte in die Kluft hinab, schoss wieder empor und seine Hände fassten die Kufen von unten. Nur zwei Schritte neben ihm hing die zitternde Lunch.


„Lunch!“ Die Eindringlichkeit seiner Stimme zwang sie, die Augen zu öffnen. „Lunch, ich hebe den Hubschrauber und schiebe ihn auf das sichere Eis weiter drüben. Wenn ich „Jetzt!“ rufe, lässt du los, verstanden? Es wird dir nichts passieren, das verspreche ich.“


„Ich ... weiß nicht, wie lange ich mich noch halten kann!“ Ihre Stimme zitterte wie ihr ganzer Körper. „Ich habe zuwenig Kraft.“


„Du kannst es!“ Trotz dieses aufmunternden Satzes fluchte C17 im Stillen. Er konnte nicht sie und den Hubschrauber gleichzeitig halten.


In diesem Moment begann auch noch Lunchs Nase zu jucken. „Nicht jetzt ... haa... haatschi!“


In der ersten Schrecksekunde dachte C17 schon, sie hätte durch den Nieser den letzten Halt verloren, doch statt dessen hatte die blonde Lunch das Regiment übernommen und zog sich mit einem Klimmzug in die Höhe, sodass sie sich mit dem Bauch auf den oberen Rand der Kufe legen konnte. „Wir haben nicht den ganzen Tag, C17! Auf gehts!“


Erleichtert legte C17 seine gewaltige Kraft in seine Arme und hob den Hubschrauber aus der Kluft. Er hob ihn etwas stärker an, sodass er ihn auf der anderen Kufe, welche noch auf dem Eis oberhalb der Kluft augelegen hatte, seitwärts von der Kluft wegschieben konnte. Es gab ein ekelhaft kratzendes Geräusch, aber es klappte. Als der Abstand zur Kluft groß genug war, rief er: „Jetzt!“


Lunch ließ sich von der Kufe fallen und rollte mit angezogenen Armen ein paar Meter zurück. C17 ließ die Kufe vorsichtig los und drehte sich zu Lunch um. „Geht es dir gut?“


„Nur ein, zwei blaue Flecken“, sagte sie wegwerfend, stand auf und klopfte sich das Eis vom Anzug.“Hoffentlich ist innerhalb nichts zu Bruch gegangen. Wie steht es mit dem Dragonball?“


„Ach, du liebe Güte!“ C17 flog zurück zu der Stelle, wo er den Dragonball zurück gelassen hatte. Natürlich war die Pfütze wieder gefroren und er musste sie erst wieder aufschmelzen, ehe er den Dragonball heraus fischen konnte.


Mittlerweile hatte Lunch das Innere der Maschine inspiziert und die zerbrechlichen Güter überprüft. „Alles okay!“, rief sie ihm von der Maschine her zu. „Ich habe den Radar gecheckt, der nächste Punkt ist im Südosten.“


„Wenigstens können wir raus aus der Kälte“, sagte C17, rieb den Dragonball trocken und zählte die Sterne. Es waren drei. „Hier bitte“, sagte er und gab ihn ihr.


Sie nahm ihn schweigend entgegen und steckte ihn in den dafür frei gehaltenen Rucksack. „C17“, sie drehte ihm immer noch den Rücken zu.


„Ja?“


„Danke.“


„Schon okay. War sogar richtig spannend.“ Er setzte sich auf den Pilotensitz, schnallte sich an und begann mit den Startvorbereitungen. „Mit etwas Glück übernachten wir heute Abend an einem Südseestrand.“


Weit gefehlt...


Gute zehn Stunden später waren sie beide vollauf damit beschäftigt, sich die überaus hungrigen Moskitos vom Leib zu halten. „Ihhh“ Lunch klatschte sich mit der flachen Hand auf den Oberarm und pickte den zerquetschen Blutsauger mit spitzen Fingern von ihrer Haut. „Das war Nummer dreiundzwanzig. Wenn das so weitergeht, bin ich bald eine blutleere Mumie.“


„Bis dahin sind wir weg“, verspracht C17 grinsend. „Wenn ich damit gerechnet hätte, dass der zweite Dragonball ausgerechnet in einem Sumpf liegt, hätte ich uns die passende Ausrüstung gekauft.“


„Hast du mittlerweile das passende Loch gefunden?“, fragte Lunch ungeduldig. Sie war wirklich nicht in der Stimmung für „was wäre gewesen wenn“- Sprüche. Damit würde sie die Stiche, die langsam wie die Hölle juckten, auch nicht wieder los.


„Doch, habe ich“, überraschte sie C17. „Es muss das da hinten sein. Die Anzeige ist eindeutig.“


„Ich nehme nicht an, dass der Dragonball sichtbar ist, oder?“, fragte Lunch seufzend.


„Du hast es erfasst“, gab C7 ihr recht. „Ich werde mal die Tiefe ausloten und dann versuchen wir es mit einem Netz. Vielleicht haben wir Glück und fischen den Ball.“


Es blieb bei dem Versuch. Das Loch war zwar nur etwa drei Meter tief, aber in diesen drei Metern steckten so viele halb verfaulte Pflanzen, dass sie zwar jede Menge Grünzeugs, in ihrem groben Netz ans fahle Tageslicht zogen, aber eben keinen Dragonball. „Ich werde das Loch austrocknen“, entschied C17 nachdem sie beide über und über mit Schlamm und Schleim bedeckt waren.


„Einen Versuch ist es wert“, sagte Lunch und trat zurück. Ein Gutes hatten die unfreiwilligen Schlammpackungen, sie kühlten die Mückenstiche.


C17 sammelte seine Energie und schoss einen blendend hellen Strahl in das betreffende Loch. Eine Wolke aus stinkendem Wasserdampf stieg zischend hoch und nahm Lunch den Atem. „Ich ... kann ... nichts mehr sehen“, keuchte sie.


„Ich auch nicht“, der Dampf brannte in C17s Augen. „Wir müssen warten bis er sich verzieht.“


Das taten sie denn auch. Nach einer guten halben Stunde kam ein leichter Wind auf, der die feinen Tröpfchen auseinander trieb. C17 trat an das ausgekochte Sumpfloch heran. Der Schlamm am Grund war durch die Hitze des Strahls hart gebacken worden. Irgendwo in dem rissigen, graugrünbraunen Zeug steckte der Dragonball.


„Haben wir eine Schaufel dabei?“, fragte er Lunch.


„Kommt schon!“ Lunch warf ihm die Schaufel ins Loch. C17 packte sie und begann den Boden Brocken für Brocken aufzubrechen. Nach der dritten Ladung, die er schwungvoll aus dem Loch beförderte, drängte von unten das Grundwasser nach und der Boden wurde mehr und mehr durchfeuchtet.


„Wo steckt nur diese verdammte Kugel?“ C17 war durch die Metallanteile seines Körpers deutlich schwerer als ein Mensch seiner Größe und sank nach und nach bis über die Knie in den immer weicher werdenden Boden ein.


Endlich stieß die Schaufel auf Widerstand. C17 packte sie fester und schob sie unter den harten Brocken, den er durch all den Schlamm nicht richtig sehen konnte. Er hob die Schaufel vorsichtig heraus und rüttelte sie sacht bis der Schlamm den Blick auf eine orange Kugel freigab. „Ich habe ihn!“, rief er Lunch zu.


Sie kniete sich an den Rand des Loches und streckte die Hände zu ihm herab. „Prima. Ich nehme ihn!“


Jetzt erst bemerkt C17, dass er mittlerweile bis zu den Hüften im Schlamm versunken war. „Verflucht!“ Er sah nach oben. „Fang ihn auf!“ und warf den Dragonball Lunch zu.


Ihre Reaktion war nicht von schlechten Eltern und sie bekam die Kugel mit den fünf Sternen zu fassen. „Geschafft, aber was ist mit dir?“, rief sie ihm zu.


„Keine Sorge, es braucht mehr als ein bisschen Schlamm, um mich zu halten!“ Er nahm seine Kraft zusammen und versuchte, aus dem Loch herauszufliegen. Doch das klappte nicht, da er nichts hatte, wo er sich abstoßen konnte, der Schlamm gab nach und wich seiner Kraft aus. Langsam stieg Panik in ihm hoch. „ich will nicht in einem Sumpfloch enden, verflucht noch einmal!“ War er wirklich dazu verdammt, hier im Dreck zu ersticken?


Lunch überlegte nicht lange, legte den Dragonball zur Seite und rannte zum Hubschrauber, der auf einem Felsigen Hügel gut dreißig Meter entfernt stand. Ein Seil war rasch gefunden. Sie machte es an einer der Kufen fest und rannte mit dem losen Ende zum Loch zurück. Verdammt! Es war gerade ein bisschen zu kurz, es fehlte etwa ein Meter bis zu ihm hinab. Für lange Überlegungen war keine Zeit, denn er sank Zentimeter für Zentimeter weiter ein. Lunch band das Seilende um ihr rechtes Hangelenk und ließ sich dann in das Loch hinab. „C17, zieh dich an mir hoch!“ Das ließ sich der Cyborg nicht zweimal sagen. Ihre Fußgelenke waren gerade noch in seiner Reichweite. Sein Gewicht zerrte sehr an ihr und vor allem an dem Handgelenk. Mit der freien Hand hatte sie das Seil oberhalb der Knotens gepackt und versuchte, ihr Handgelenk zu entlasten. „Geht es?“, fragte C17 von unten.


„Es muss“, quetsche sie zwischen den Zähnen hervor. „Also trödle nicht herum, es sei denn, du bist insgeheim scharf auf ein Schlammbad...“


C17 griff feste zu und zog sich in die Höhe. Lunch schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Stück um Stück hangelte sich C17 an ihr hoch, an ihren Knien, und schließlich an ihrer Taille. Sie biss noch fester auf die Zähne. Als er weiter nach oben griff und auf etwas sehr weiches kam, zischte sie ihn wütend an, dass er vor Schreck fast wieder in das Loch zurück gefallen wäre. Endlich war er vollständig aus dem Schlamm draußen. Er stieß sich von dem noch immer festgebackenen Rand ab und flog aus dem Loch hinaus. Ein Ruck, noch einer und er hatte Lunch herausgezogen. Auf den Knien hockend schnaufte sie erst einmal fest durch, dann versuchte sie den Knoten um ihr Handgelenk zu lösen, was ihr aber mit der linken Hand nicht so recht gelingen wollte.


„Lass mich das machen!“ C17 kniete neben ihr nieder und seine geschickten Finger hatten den Knoten rasch gelöst. Er stockte, als er das Blut auf dem Seil bemerkte. Lunch bemerkte nicht, wie sich seine Augen betroffen weiteten, als sie ihr blutig gescheuertes Handgelenk schüttelte und aufstand, um im Hubschrauber den Erstehilfekoffer zu finden. C17 starrte ihr nach, hilflos nach Worten suchend, um ihr begreiflich zu machen, wie er sich fühlte... „Der Dragonball liegt da drüben!“ rief sie ihm zu. Bring ihn gleich mit, dann können wir weiter fliegen“, rief sie ihm über die Schulter zu und war drin verschwunden.


C17 schüttelte seine
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