Fanfic: Niemand da (3)
Kapitel: Niemand da (3)
Hallo ihr! So, hab wieder mal ziemlich lange gebraucht aber diesmal glaub ich ist es gar nicht so schlecht geworden, aber wie immer würde ich natürlich gerne eure meinung zu meinem geschreibsel wissen und besonders wichtig wäre mir dieses mal was euch so durch den kopf geht wenn ihr die ff lest. Ich hoffe dieses mal kann man es besser lesen! Und danke für die kommis *euchganzfestdrück* Also viel spaß!!
Meine Gedanken überschlagen sich und doch komme ich auf keine logische Möglichkeit, wie ich dieser Situation noch entwischen kann. Dieser Fleischberg kommt immer näher und seine Lippen kräuseln sich zu einem diabolischen Grinsen. In seinen Augen kann ich mich selbst erkennen. Aufgerissene Augen, strähniges Haar, klein und schmächtig.
Was er wohl gerade denkt? Was würde ich in so einer Situation denken? Ich wäre wahrscheinlich fasziniert von dieser Angst und ein Gefühl der Macht würde mich überkommen. Fühlt er das Gleiche? Kann er vielleicht sogar meine Angst riechen?
Ich kann es. Fühle die Angst unaufhaltsam in mit hochsteigen. Fühle wie ich meine Augen immer weiter aufreiße. Meine Knie fühlen sich an, als bestehen sie aus Wackelpudding.
Plötzlich zuckt seine Hand vor und dieser Kerl packt mein Handgelenk. Ich versuche mich zu befreien, doch seine Umklammerung fühlt sich an als wäre mein Handgelenk in einem Schraubstock geraten. Unbarmherzig drückt er immer fester zu. Der Schmerz treibt mir Tränen in die Augen. Ein leiser Schmerzenslaut entschlüpft meinen Lippen.
Und doch ist mir der Schmerz willkommen. Er ist wie ein alter Freund. Er vertreibt die Angst und ich werde ruhiger. Der Angst war ich ausgeliefert, doch mit Schmerzen kenne ich mich aus. Schmerzen sind nicht mein Feind. Sie haben mir schon oft geholfen, mich daran zu erinnern, dass ich noch am Leben bin. Doch der Angst bin ich hilflos ausgeliefert. Gegen Angst kann ich mich nicht wehren. Ich versuche es zwar, indem ich besonders mutig tue, oder aggressiv bin, aber so kann ich meine Angst nicht besiegen, doch Schmerzen kann ich bekämpfen, sie akzeptieren oder sogar begrüßen.
Der Schmerz ist noch immer da und die Tränen verschleiern noch immer meinen Blick, aber viel wichtiger ist, dass die Angst verschwunden ist. Dieser Kerl kann mir gar nicht so sehr weh tun, wie ich mir selbst schon über Jahre wehgetan habe. Ich blende den Schmerz einfach aus. Das kann ich wirklich gut. Ich bin eine wahre Meisterin im verdrängen von Schmerzen, egal ob sie von Anderen verursacht werden oder sie aus meinem Innersten kommen. Ich ignoriere sie einfach.
Wenn ich allein bin und darüber nachdenke, warum ich allein bin, dann höre ich einfach auf zu denken. Ich gehe irgendwo hin und suche mir Leute, denen es noch dreckiger geht als mir. Da gibt es nicht viele, jedenfalls offiziell, doch eigentlich sind sie überall. All diese Menschen, die sich in Drogen flüchten. Diese Süchtigen. Ich verachte sie und doch bin ich nicht anders. Auch ich laufe davon, blende aus, nur ich habe es ohne Drogen geschafft. Ich brauche keine Drogen um aus dieser Welt zu flüchten, aus dem einfachen Grund, dass ich es akzeptiert habe. Ich habe resigniert und mich eigentlich damit abgefunden allein zu sein.
Die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich jemanden sehe der glücklich ist. Auch diese Menschen hasse ich. Ich hasse sie dafür, dass sie glücklich sind, dafür dass sie gar nicht bemerken, wie gut sie es haben, doch am meisten hasse ich sie dafür, dass sie all das haben, was ich haben will, dass sie so sind wie ich sein will. Ich hasse sie alle und doch sind sie mir egal. Ich verachte sie und trotzdem will ich so sein wie sie. Ich will von ihnen Liebe und bin doch nicht stark genug, mich auf irgendeine Beziehung einzulassen. Ich bin wie ein kleines Kind, will etwas und kann oder will nichts dafür hergeben. Ich bin klein und schwach und in einer Welt wo nur die Starken überleben, habe ich keine Chance und hatte sie auch nie. Ich zerfließe in Selbstmitleid.
Doch auf Dauer kann selbst ich nicht alles verdrängen. Irgendwann bricht alles aus mir hervor. Ich sitze irgendwo und plötzlich beginne ich zu weinen. Wie soll man auch so leben? Ich habe immer aufgepasst nicht zuviel nachzudenken, habe immer nach Menschen gesucht, denen es schlechter geht als mir, um mir einzureden, dass ich es eigentlich noch gut habe, aber was interessiert mich die Scheiße von Anderen, wenn ich selbst scheiße dran bin? Es ist mir schon immer egal gewesen, wenn es Anderen schlechter geht als mir, solange es mir gut geht, aber mir ist es nie gut gegangen. Ich habe keine einzige glückliche Erinnerung. Nur schlechte! Kann es sein, dass ich nie erfahren habe, was Liebe bedeutet, oder habe ich es einfach nur vergessen? Können 1000 schlechte Erinnerungen einfach eine gute infizieren und auch in eine schlechte verwandeln, oder stimmt einfach etwas nicht an meiner Grundeinstellung? Bin ich wirklich so schlecht? Habe ich vielleicht nichts Anderes verdient, als all diese seelischen Qualen, auch wenn ich mir die meisten selbst zufüge.
Ich habe das Gefühl, bestraft zu werden, doch ich weiß nicht wofür. Vielleicht steht von Anfang an fest, ob man ein guter Mensch wird oder ein schlechter. Aber was bedeuten diese Begriffe eigentlich? Kann man wirklich gut oder böse sein? Kann man überhaupt sagen was nun gut oder böse ist? Diese Begriffe sind irrreal! Nicht anwendbar. Für jeden ist gut und böse anders definiert. Es gibt Regeln, aber Regeln kann man verbiegen, so lange bis man das erreicht hat, was man haben will. Man kann sich immer und überall einreden, das Richtige zu tun. Für einen selbst ist es immer richtig, auch wenn man ganz genau weiß, dass es falsch ist. Aber was ist richtig und was ist falsch? Muss das, was alle sagen immer richtig sein? Kann man eigentlich von jemandem verlangen, immer das Richtige zu tun?
Ich habe jemanden getötet. Für mich war das in diesem Moment das einzig Richtige und für mich was es auch gut. Ich sehe mich nicht als schlechten Menschen. Ich musste diesen Mann töten, oder selbst sterben. Vielleicht nicht körperlich aber ich glaube, sonst wäre der letzte Rest meiner Selbst einfach gestorben. Ich hätte nicht mehr gelebt. Wie kann es sein, dass etwas, was für alle Anderen falsch ist, für einen selbst so richtig sein kann? Wie kann es sein, dass ich mich erst nachdem ich jemanden getötet habe, wieder lebendig fühle und das nicht wegen des Tötens, sondern weil ich Beachtung wollte. Musste erst jemand sterben, damit jemandem bewusst wird, dass es mich überhaupt gibt?
Es ist alles so sinnlos. Ich habe eigentlich nichts erreicht. Ich werde nach wie vor nicht als Mensch wahrgenommen. Die Eltern des Toten sehen in mir ein Monster, aber ich glaube auch, dass sie sich Gedanken über das >Warum?< machen werden und das wird unweigerlich dazu führen, dass sie versuchen werden, mich zu verstehen, oder wenigstens meine Tat, oder etwa nicht? Diese Typen sehen in mir auch keinen Menschen.
Rolfs Griff lockert sich, aber ich weiß, dass er jederzeit wieder fester zupacken kann. Er geht einfach los. Er kümmert sich nicht darum, ob ich meine Beine bewege. Er zerrt mich einfach hinter sich her. Ich folge ihm wie eine willenlose Puppe. Das Zimmer bleibt hinter uns zurück. Über Treppen und durch lange Gänge zerrt er mich. Ich leiste keinen Widerstand, versuche nur meine Umgebung genau zu betrachten. Die Wände sind weiß und schmucklos. Alles wirkt alt und doch irgendwie auch nicht. Ich kann nicht genau sagen, über wie viele Treppen mich Rolf geführt hat und wie viele Gänge wir entlanggegangen sind. Überall sind Türen, die Gänge und Treppen sehen alle gleich aus. Ich habe meine Orientierung vollkommen verloren. Dieses Schloss muss riesig sein. Rolf bleibt plötzlich stehen und ich stoße beinahe gegen ihn. Er öffnet eine Tür und schiebt mich einfach durch. Der Raum ist klein, hat keine Fenster und, soweit ich sehen kann, auch keine Einrichtung.
Dann schließt sich die Tür wieder hinter mir und vollkommene Finsternis herrscht. Ich warte darauf, dass sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, doch nichts geschieht. Ich drehe mich um und suche nach der Türklinke, doch ich finde sie nicht. Es ist, als wäre da niemals eine Tür gewesen. Meine Hände gleiten über die Wand und suchen nach einer Unregelmäßigkeit in der Struktur der Wand, nach einem Spalt aber ich kann die Tür nicht mehr finden. Ich klopfe die Wand ab, aber es klingt immer gleich. Ich versuche, irgendetwas zu finden, das mich ablenkt. Die Dunkelheit ist vollkommen. Ich kann nicht einmal meine Hand sehen und wenn ich noch so angestrengt versuche etwas zu erkennen.
Meine Hände gleiten wie mechanisch über die Wand. Sie fühlt sich sehr glatt und kalt an. Auch der Boden fühlt sich glatt und kalt an, als bestände er aus Stein. Der Raum ist annähernd quadratisch. Ich kauere mich schließlich in eine Ecke, von der ich glaube, dass sie gegenüber der Tür liegt und presse meinen Körper fest gegen die Wand. Die Knie umfasse ich mit meinen Armen und ziehe sie eng an meinen Körper. Mir ist kalt und ich habe Hunger und Durst. Ich sitze da und warte, warte dass irgendetwas passiert. Warte auf eine Erklärung, aber niemand kommt.
Wie lange sitze ich jetzt schon hier? Stunden? Tage? Ich weiß es nicht. Was haben diese Leute mit mir vor? Warum kommt niemand? Es muss eine logische Erklärung für all das geben, aber mir fällt keine ein. Wie lange wollen sie mich hier so sitzen lassen? Worauf warten sie, oder warten sie vielleicht auf gar nichts? Wollen sie mich hier einfach sitzen lassen, bis ich verrückt werde? Nein ich darf nicht an so etwas Lächerliches denken. Das ist schließlich eine Irrenanstalt und nur in schlechten Filmen kommt vor, dass irgendwelche Patienten eingesperrt werden, um zu beobachten, was