MemoryI: The smell of death around us

Stille, endlich Stille.Totenstille.
Fast wäre sie gestorben, seine Vertragspartnerin, die seine Kraft in ihrer Hand hielt.
Um Chrno herum waren nur Felsen, stumme Zeugen des Leides einer geschundenen Kreatur.Chrnos Zopf war aufgegangen, die langen, schwarzen Haare hingen ihm wirr über die Schultern.Seine Augen waren noch rot gerändert von den Tränen.
Rosettes Blut klebte auf seinem Hemd, ihr rotes Menschenblut.
Es tat weh, der Schmerz schien ihn förmlich zu zerreißen.
Seine Rosette.
Asmaria war noch bei ihr, hoffentlich konnte sie sie heilen.Der Blutverlust war enorm gewesen, es war sicher nicht leicht die zahlreichen Wunden zu schließen.
Dafür würde sie büßen.
Die Dämonin, die seiner Rosette das angetan hatte:SHOR.
Indem sie ungefähr 30 Leute hatte verschwinden lassen hatte sie die beiden Exorzisten und Asmaria nach England auf ihre Spur gelockt.So war es ihre Absicht gewesen, heimlich und leise zu agieren, damit der Orden der Magdala ihn losschickte.
Den gefallenen Teufel und seine Partnerin.
Sie war der Schlüssel zu seinem Untergang.
In Chrno entbrannte eine kalte Wut.Er wollte Rache; Rache für Rosette.Wenn sie sterben würde wäre das auch sein Ende.Er musste vorsichtig sein, damit er nicht wieder den Verstand verlieren und versuchen würde den Bann alleine zu öffnen.
Wenn er das jetzt tun würde, würde die geschwächte Ordensschwester garantiert steben.Er nahm den Kasten, in dem Rosettes Waffen verstaut waren auf seine Schultern und ging los.
Shors Spur hinterher.
Sie hatte genau geplant, dass sie erst die Nonne ausschalten würde, damit Chrno seine Macht nicht einsetzen konnteUnd wenn er undseine verletzte Partnerin ihr folgten um ihren Auftrag zu beenden, schnappte die Falle zu.
Rosette wollte er nicht mitnehmen.Es wäre dumm gewesen sie dieser Gefahr auszusetzten.
Wenn sie starb, starb auch er und das wussten sie beide.
Chrno war bereits ein paar Schritte gegangen, als hinter ihm eine wohlbekannte Stimme ertönte:
„Chrno, warte auf mich!!“
° Rosette!°, schoss es ihm durch den Kopf.
Er drehte sich langsam um und sah sie und Asmaria auf sich zurennen.Keuchend kamen die beiden vor ihm zum Stehen.
„Du...blö...der...IDIOT!!“,ächzte Rosette.
„Du...kannst sie..alleine....nicht besiegen!“
Chrno starrte sie an.Asmaria hatte ihre Wunden mit ihrer Kraft gut versorgt, man sah nur noch ein paar Kratzer.Wahrscheinlich war Rosette zu ungeduldig gewesen und hatte sich nicht vollständig heilen lassen.
° Vielleicht hat sie gespürt, was ich vorhatte.°, dachte Chrno.
„Mann Chrno, worauf wartest du?Wir müssen los, sonst holen wir die nie mehr ein!!“,rief Rosette.Chrno müsste lächeln:Sie war wirklich unglaublich ungeduldig.Irgendwie süß.
„J-ja ,ich komme!“

Gemeinsam gingen die 3 zurück zum Wagen und fuhren nach Osten, die Richtung in die Shor verschwunden war.Plötzlich gab es ein seltsam krachendes Geräusch, als der Wagen über ein Hindernis fuhr, das wegen der vielen Unebenheiten im Boden praktisch unsichtbar gewesen war.Rosette hielt an, sprang aus dem Auto und schrie laut auf, als sie erkannte, was das Hindernis war.
„Hilfe!!Ich hab einen überfahren!!Schwester Kate reißt mir den Kopf ab!“
„Keine Sorge.“, sagte Chrno mit ruhiger Stimme.
„Der war schon vorher tot.“
Er deutete auf den Kopf der Leiche, der Rosette nicht unter die Räder gekommen war.
Mit dem Blut des Toten war auf sein Gesicht geschrieben:
FINDET MICH.
„Das werden wir auch,verdammter Dämon!!“, schrie Rosette außer sich vor Wut.

Auf der Fahrt hatte sie noch weitere Leichen mit hämischen Bemerkungen oder böse
grinsenden Smileys gefunden; Rosette war angesichts dieser Unverschämtheit fast
wahnsinnig vor Zorn.
,,Ich weis wo sie sein könnte.“, sagte Chrno irgendwann.
,,Was?! Warum sagst du das nicht gleich?!?“
,,Fiel mir gerade so ein. Stonehendge.“
,,Stonehendge?“, fragte Asmaria schüchtern.
,,Meinst du diese länglichen Steine, die im Kreis stehen ?“
,,Genau!“
,,Warum sollte sie uns wegen der paar dummen Steine bis nach England locken?!“, konterte
Rosette.
,,Die meisten Leute meinen,irgendwelche Druiden hätten sie als eine Art Kalender erbaut;
die Menschen haben viele merkwürdige Geschichten darüber erfunden. Aber in Wirklichkeit
ist Stonehendge eine Verbindungsstelle. Eine der wenigen Stellen , von der aus man zwischen eurer und der Dämonenwelt wechseln kann.“
,,Waaaaassss????“,schrie Rosette.
„Will die uns in deine Welt ziehen?“
,,Das ist möglich.“, sagte er ruhig. Von dem kleinen Ort Dunford aus fuhren sie zu dem ca. 3 km entfernten Stonehendge. Dort saß sie. Die Lässigkeit mit der sie auf einem der Steine saß,steigerte Rosettes Wut ins Unermessliche.
„Hey Shor, wir haben noch ein Hühnchen zu rupfen!“
„Ich hab mich schon gefragt, wann ihr endlich aufkreuzt.“
Sie sprang von dem Stein und irgendwie fragte Chrno sich, wie sie in ihrem langen, lilanen Kleid so elegant sprigen konnte.Shor strich ihr ewig langes, pechschwarzes Haar aus dem Gesicht und grinste frech.
„Damit schnappte die Falle zu!Gefallener Teufel, du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du das nicht vorrausgesehen hast?“
„Sicher habe ich das.Aber Rosette und ich haben einen Auftrag zu erfüllen.“
„Chrno, ich öffne den Bann!“,rief Rosette.
Wenige Sekunden später stand er vor ihr,der gefallene Teufel, der der seine Hörner verloren hatte, Chrno in seiner wahren Gestalt.
„Das ist wirklich lächerlich!“,lästerte Shor.
„Du unterwirfst dich einem Menschen!Kein Wunder,dass ein gefügiges, zahmes Haustier wie du seine Hörner verloren hat!“
Plötzlich wurden ihre Haare noch länger, als sie ohnehin schon waren; sie schossen auf Chrno zu und umwickelten ihn, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Sie setzte bereits ein triumphierendes Lächeln auf, doch sie hatte die skelettartige Sense ,die aus Chrnos Nacken wuchs, vergessen.
„Diese Attacke kenne ich bereits von unserem letzten Kampf.Fällt dir sonst nichts mehr ein?“, fragte Chrno sichtlich gelangweilt und zerfetzte mit einem Hieb die Haare, die ihn gefangen hielten.
Mit wutverzerrtem Gesicht ließ Shor ihr langes, schwarzes Haar ein weiteres Mal losschnellen.Es durchstieß Chrnos Haut, sein Fleisch.Er hörte Rosette schreien.
„Chrno!“
Blut spritzte, der Teufel fiel auf die Knie.Seine Hand lag an der Stelle, an der seine Brust durchstoßen war.Shors Haare schnellten zurück, nahmen ihre ursrünglich Länge an.
Sie lachte, als sie sah,wie das Blut an einigen Strähnen herunterlief.
„Du Monster!!“, schrie Rosette, während Asmaria nur stumm dastand und Chrno entsetzt anstarrte.
„Pah.Glaust du das reicht, um mich außer Gefecht zu setzen?“, sagte dieser nur grimmig, stand auf und raste auf Shor zu.
Er schoss einen Energiestrahl aus seiner Handfläche ab, der sie voll traf.
Sie wurde einige Meter zurückgeschleudert und landete in einem Haufen der Stonehendge-steine, die sie völlig zertrümmerte.
„DRECKIGER BASTARD!!“, kreischte sie zornig und wieder sah Chrno schwarze Haarsträhnen mit Höchstgeschwindigkeit auf sich zufliegen.
Zwei wich er nach links aus, eine weitere streifte seinen Arm.
„So kriegst du mich nicht klein.“, rief er.
„Hatte ich auch nicht vor.“, sagte sie mit einem hämischem Grinsen.
In diesem Moment kam ihm ein grauenhafter Verdacht, der sich sofort bestätigte, als er sich umdrehte.Er sah, wie die Strähnen, die ihn nicht getroffen hatten, stattdessen auf Rosette zurasten; besser gesagt auf die Taschenuhr, die sie um den Hals trug.
Rosette schrie auf.
Die Uhr zerbrach.
Die Scherben zerfetzten ihre Kutte und zerkratzten ihre Haut.
„Rosetteeeee!!!!“, brüllte Chrno geschockt, während Asmaria neben ihr niederkniete und ihr das Blut von der Stirn wischte.
„Au...“, ächtzte die kleine Nonne und versuchte mühsam wieder aufzustehen.
„Chrno...nicht...“

Keine 3 Meter vor ihr stand er.Sie sah ihn nur von hinten, doch sie wusste, dass jetzt alles zu spät war. Kein Bitten und kein Befehlen würde jetzt noch etwas nützen, denn er war kurz davor völlig den Verstand zu verlieren.
„Chrno...Rosette, was ist mit ihm?“
Rosette stützte sich auf Asmarias Schulter.
„Der Bann ist gebrochen.Ich kann seine