Für Dich...
Gespräche
Mein bisher längstes Kapitel, ich wünsche euch wiel Spaß dabei!!
-8-
Es war ein warmer Sonntagmorgen als Shias Wecker um halb 10 klingelte. Mühevoll quälte sie sich aus dem Bett. Ihre Laune war so ziemlich auf dem Nullpunkt. Sie ging zu ihrem Kleiderschrank und holte sich ein Sommerkleid in hellen Grüntönen heraus. Das Kleid war eigentlich zu schade für den Wald, aber es war eins von Shias Lieblingskleidern. Sie suchte die passenden Schuhe dazu aus und setzte sich dann an ihre Frisierkommode. Kritisch sah sie sich an. Sie war schön, das wusste sie. So oft schon hatten ihr irgendwelche dummen Jungs Vorträge darüber gehalten. Sie bürstete sich das Haar und band sich einen Zopf. Dann griff sie zu Wimperntusche und Brauenstift. Gekonnt tuschte sie sich die Wimpern und zog sich mit dem hellen braunen Stift die Augenbrauen nach. Das war alles was sie heute benutzte, der Kajal blieb unberührt liegen. Sie kontrollierte ob sie alles hatte und ging dann in die Küche.
„Morgen Shia.“
„Morgen.“ Es war mehr ein knurren als eine freundliche Begrüßung.
„Warum so mürrisch heute? Schlecht geschlafen?“
„Das auch. Ich muss gleich los, was gibt’s zum Frühstück?“
„Pfannkuchen mit Schokosirup. Wo willst du hin?“
„Hab ich dir doch erzählt. Ich muss mich doch mit Kai treffen.“ Wütend warf Shia ihrer Schwester einen kurzen Blick zu. Sie wusste, sie hatte nur danach gefragt damit sie sich daran erinnern musste.
„Hast du eigentlich nichts besseres zu tun als hier rumzusitzen und dumme Fragen zu stellen?! Es gibt wichtigere Dinge im Leben!“ Shia trank ihren Saft leer und stand ruckartig vom Stuhl auf.
„Ich muss los. Wenn ich zurückkomme reden wir darüber.“ Sie winkte kurz und verlies dann das Haus. Niemand sah sei auf dem Weg den sie nahm. Schnell lief sie in Richtung Wald.
Kai stand im Badezimmer und trocknete seine Haare. Er war immer noch etwas müde und deshalb spritzte er sich noch mal Wasser ins Gesicht. Die kalte Dusche hatte nicht soviel gebracht wie sonst. Fast hätte er das Treffen mit Shia vergessen. Er war noch zu verwirrt von letzter Nacht. Kai band sich sein Halstuch um, packte Drancer ein und ging in Richtung Wald.
Shia setzte sich auf die große Wurzel. Sie atmete tief durch. Es war kurz vor 10. Kai war spät dran. Ein grimmiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Was wollte er nur von ihr? Sie hasste es wenn sie sich unterordnen musste. Dafür war sie viel zu rebellisch. Vorsichtig strich sie ihr Kleid glatt. Da hörte sie es rascheln und ohne hinzusehen wusste sie dass es Kai war. Sie spürte wie er näher kam und als er in ihr Blickfeld geriet sah sie dass er sich ihr gegenüber setzte. Sie schwiegen sich an. Sie würde ihn bestimmt nicht ansprechen, vor allem da sie ja nicht einmal freiwillig hier war. Kai brach das Schweigen.
„Nett das du gekommen bist.“ Shia horchte auf, seine Stimme war heute so anders. Viel kälter als gestern. Sollte er etwa...?
„Ich hatte ja keine andere Wahl du elender Erpresser.“ Sie zischte die Worte wie einen Schlange. Dann sah sie Kai an. Genauso kalt und erbarmungslos wie immer, kein lächeln war auf ihrem Gesicht zu sehen.
„Nenn mich wie du willst, das ist mir egal. Wie geht es dir heute?“ Kais Stimme war so falsch. Man hörte die Hinterhältigkeit gut heraus. Shia schwieg. Sie würde gar nicht darauf eingehen. Von Kai war ein deutliches Knurren zu hören.
„Du hast mir versprochen dass du heute mit mir redest, also was ist nun? Ich möchte wissen warum du so bist wie du bist.“
„Was wenn ich dir nichts erzähle? Bringst du mich dann um?“ Gleichgültigkeit, pure Gleichgültigkeit lag in ihrer Stimme.
„Erzähl du mir doch warum DU so bist wie du bist, wenn du unbedingt reden willst.“ So ging das nicht. Kai musste etwas tun. Er wusste immer noch nicht was ihn so zu Shia zog und er hatte gehofft wenn er mehr über sie erfahren würde, wüsste er es endlich.
„Wie wäre es mit einem Kompromiss? Du eine Frage, ich eine Frage und weil ich so nett bin, darfst du sogar anfangen. Und keine Sorge,wir bleiben solange hier sitzen bis wir fertig sind.“
„Und wann sind wir fertig? Das bestimmst natürlich auch du, hab ich recht?!“ Shia war noch nicht ganz einverstanden. Im Moment war sie aber auch ziemlich verwirrt. Eigentlich wollte sie gar nicht so schnell gehen. Etwas in ihr wehrte sich dagegen. Innerlich musste sie stark kämpfen, aber sie wusste es jetzt schon. Ihre Schwache Seite hatte gewonnen.
„Was soll ich dich denn fragen? Wie du heißt weiß ich, wo du wohnst auch, mehr ist doch nicht nötig, oder?“ Shia schüttelte leicht den Kopf.
Kai richtete sich auf. Endlich hatte er einen Durchbruch geschafft. Aber sie hatte recht. Was konnte sie IHN schon fragen? Eigentlich wollte nur er über sie bescheid wissen und außerdem redete er nicht gerne über sich selbst.
„Versuch es einfach. Frag was du willst. Von mir aus auch wie groß ich bin.“ Kais Stimme klang jetzt wieder viel wärmer als vorhin. Shia nickte geschlagen.
Also gut, meinetwegen. Wohnst du eigentlich ganz alleine in dem großen Haus?“ Kai zuckte mit den Schultern.
„Ja, es gehört meinem Großvater. Noch. Sobald ich 18 bin ist es meins. Ich habe es von meinen Eltern geerbt.“ Shias Augen nahmen einen leicht traurigen Ausdruck an.
„Ist das nicht furchtbar? So ganz alleine? Du musst doch schrecklich einsam sein!“
„Das ist schon die nächste Frage, zuerst bin ich dran.“ Kai grinste gespielt, sie hatte einen schwachen Punkt getroffen.
„Was einfaches. Wo genau wohnst du eigentlich? Du wohnst in meinem Viertel, das weiß ich, aber wo? Ich habe dich noch nie gesehen.“ Kai sah dass Shia zögerte.
„Ich wohne gar nicht weit weg von dir. Das Haus in dem ich wohne ist sehr groß, ähnlich wie deins.“ Mehr wollte sie dazu nicht sagen. Kai akzeptierte es. Shia. sah ihn direkt an.
„Ich bin wieder dran. Also, bist du manchmal nicht furchtbar einsam so ganz alleine?“ Kai überlegte wie er ihr darauf wohl am besten antworten sollte. Ja oder Nein? Er zögerte.
Er wollte ehrlich sein .
„Früher glaube ich. Früher war ich oft einsam, aber ich habe es immer verdrängt. Einsamkeit ist eine Schwäche und viele gehen daran kaputt. Ich nicht, ich habe es geschafft. Und jetzt, jetzt bin ich nicht mehr einsam. Ich bin zwar oft allein, aber nicht einsam. Ich habe meine Teamkameraden und Rei. Nein, ich bin nicht einsam. Aber wie sieht es bei dir aus? Bist du einsam? Du hast hier keine Freunde. Wie fühlst du dich?“ Kai wusste es war eine riskante Frage, er wusste nicht ob sie darauf eingehen würde. Aber er hatte Glück.
„Ich bin nicht einsam. Ich habe meine Schwester, meine Katze und eine liebe Freundin. Was will ich mehr?“ Ihre Augen zeigten Zufriedenheit.
Nicht vollkommen, aber wie bei Kai. Ihnen war beiden nicht bewusst dass ihnen noch etwas entscheidendes fehlte. Sie würden es aber bald finden. Sie waren auf dem besten Weg dorthin.
Shia war dran.
Ich weiß noch eine Frage. Du sagst du hast deine Teamkameraden und Rei, aber Rei ist doch auch in deinem Team, oder? Ist er etwas besonderes für dich?“ Shias Laune veränderte sich. Es viel ihr nicht mehr so schwer sich auf das Spiel einzulassen. Kai registrierte es.
„Du bist aber gut informiert. Rei. Ja, Rei ist etwas besonderes für mich. Er ist der einzige richtige Freund den ich habe. Ich vertraue ihm und er mir. Wir haben schon viel zusammen durchgestanden von dem die anderen nichts wissen. Wir vertrauen uns gegenseitig all unsere Geheimnisse an, die guten und die schlechten. Er hat es als einziger geschafft sich mein Vertrauen und meine Freundschaft zu sichern. Rei ist mir sehr wichtig und ich würde alles für ihn tun. Denk jetzt aber bitte nichts falsches, wir sind nicht unzertrennlich. Jeder von und geht auch seine eigenen Wege, nur kreuzen sich die unseren eben etwas öfters als die von anderen. Hast du auch jemanden der dir besonders wichtig ist? Was ist mit dieser lieben Freundin?“
„Meine Freundin. Sie ist für mich wahrscheinlich so etwas wie Rei für dich. Sie kennt mich ganz genau und sie weiß alles über mich. Ich kenne sie schon seit ich ganz klein war. Sie ist älter als ich, aber trotzdem versteht sie mich. Irgendwann stelle ich sie dir mal vor.“ Das war ein Versprechen, das hörte man. Kai war etwas überrascht dass sie IHM, IHRE beste Freundin vorstellen wollte, aber es freute ihn.
„Okay du bist wieder dran.“ Kai setzte sich etwas bequemer hin, er hatte das Gefühl als könnte das Gespräch länger dauern als er zuerst gedacht hatte. Shia überlegte. Was könnte sie ihn denn noch fragen? Sie fand langsam immer mehr gefallen an diesem Gespräch, das merkte sie. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so mit jemandem unterhalten. Die Stimme in ihrem Unterbewusstsein verdrängte sie. Sie wusste selbst dass sie nicht so mit Kai sprechen sollte, sie genoss es endlich mal wieder normal zu sein.. Jetzt wusste sie ihr nächste Frage.
„Warum bist du so interessiert daran mit mir zu reden? Und gib mir bitte eine gute Antwort und nicht dass du dich in mich verliebt hast, das kann ich nämlich gar nicht brauchen.“ Sie setzte eine finstere Miene auf, aber Kai grinste sie nur an.
„Keine Sorge, die Antwort die ich dir gebe hat nichts mit Liebe zu tun.“ Shia hörte dass er das Wort LIEBE mit Verachtung aussprach, genauso wie sie es auch tat. Kai redete weiter.
„Es ist eine schwierige Frage und ich glaube nicht dass ich sie wirklich gut beantworten kann. Das Problem ist dass ich eigentlich selbst keine Antwort darauf habe.“ Kai war etwas hilflos.
„ Ich denke es liegt daran dass du mich im ersten Moment als ich dich gesehen habe, lach nicht das hört sich jetzt total bescheuert an, magisch angezogen hast. Es liegt nicht daran dass du wunderschön bist, es ist deine Art. Du erinnerst mich an mich selbst und du strahlst etwas aus dass mich eben anzieht. Es ist als wären wir zwei Magneten und du wärst mein