Fanfic: Tsuki!
Kapitel: Stille im August
2. Kapitel
Stille im August
Es sollte ein langer, schweißtreibender Tag werden, dessen war sich Yuri bewusst, als sie zu früher Stunde aufstand. Sie musste zwar nicht wie jeder andere Mensch hinaus zur Arbeit, doch für diesen Luxus hatte sie lange hart kämpfen müssen und ihre Arbeit war nicht so leicht, wie es manchmal den Anschein hat. Yuri Tenai war Schriftstellerin mit Leib und Seele, nichts konnte sie aus der Ruhe bringen, außer ihr Lieblingseis, Caramel Candy Cream, vor allem, wenn es mal wieder alle war. Für ihre 22 Jahre hatte sie es weit gebracht, unzählige Best Seller, und sogar Kinder kannten ihren Namen. Alle wollten mit ihr befreundet sein, dazu gehören. Eigentlich hätte sie froh sein sollen, doch sie war es nicht.
Jede Nacht hatte sie erneut diese Alpträume, so grausam und brutal. Seit langem versuchte sie, sie zu verarbeiten, indem sie die Träume als Geschichten niederschrieb, doch es hatte keinen Zweck. Einmal hatte Yuri auch versucht, sie zu vergessen, einfach aus ihren Gedanken auszulöschen, doch je mehr sie es versuchte, desto furchteinflößender und schrecklicher kamen sie zurück, wie ein Echo, dass mit dreifacher Stärke zurück schallt.
Ihr einziger Trost in den langen Nächten war eine Brosche aus feinstem Silber mit Bergkristall verziert, ein Erbstück ihrer Familie, das aussah wie eine Lilie, so weiß wie Schnee, als ob alles Leben aus ihr heraus wäre. Die Familie hatte keinerlei Interesse an dieser Brosche, sie hielten sie für unmodisch und billig, aber es war der größte Schatz von Yuri und insgeheim nannte sie ihn Still Heaven. Ihr Still Heaven machte ihr Mut, wenn sie nicht mehr weiter wußte, tröstete sie, wenn sie todunglücklich war und half ihr, am Boden zu bleiben. Yuri wußte schon seit ihrer Geburt, dass diese Brosche ein Teil von ihr war, so lebensnotwendig wie die Luft, die wir täglich atmen.
Deshalb beschloß sie auch, die Brosche heute zu tragen, denn sie fühlte, dass irgend etwas in der Luft lag, dass sie sie brauchen würde. Und kaum war sie aus dem Haus, um noch ein paar Besorgungen zu tätigen, geschah das erste Unglück. Ein Baum viel vor ihr auf die Straße und hätte sie glatt unter seinen kollosalen Ästen begraben, hätte sie nicht in letzter Sekunde scharf auf die Bremse getreten, weil ihre Brosche verrutscht war und sie diese wieder richten wollte. Für Yuri war es eindeutig, die Brosche hatte sie vor Unheil bewahrt, sie gerettet. „Das war ja knapp, fast wäre es um mich geschehen!“ Einmal atmete sie tief durch, dann noch einmal, schließlich stieg sie aus, um nachzusehen, ob ihr Auto etwas abbekommen hatte, denn trotz der Tatsache, dass sie nicht getroffen wurde, ihr Auto war gestreift wurden.
„So, jetzt wollen wir mal sehen!“ Kritisch musterte sie die Vorderseite, die überdeckt mit Blattwerk und kleinem Gehölz war. Nachdem sie die Vorderhaube unter schwersten Anstrengungen aufgemacht hatte, der Schock. „Oh nein, das darf doch nicht wahr sein, hier sieht es ja aus wie Kraut und Rüben. Damit kann ich auf keinen Fall mehr fahren. Und mein Handy...“ Sie kramte in ihrer Handtasche, wühlte eine Weile, bis sie das Gesuchte fand. Lächelnd schmiegte sie ihr Handy an ihre Wange, begann total begeistert die Nummer zu tippen, hielt dann jedoch jäh inne und schaute verdutzt auf das Mobiltelefon. „Das kann nicht sein.... Nur Pech habe ich heute, ach Mist!“ Wütend trat sie gegen das Auto, bereute es jedoch sofort, als sie ihren schmerzenden Fuß bemerkte. „Auuuu!“ Heulend blickte sie auf das Handy, wo der Akku lehr war. „Wieso ich?“ Jammerte sie weiter.
In diesem Moment kam ein seltsam gekleidetes Mädchen um die Wegbiegung, in der einen Hand ein Schwert, welches einen wohltuenden Glanz ausstrahlte, in der anderen ein Stück Papier. Nein, vielmehr ein zerknittertes, abgenutztes Foto. Yuri dachte bei sich, dass diese Person total schräg wäre, mit der sie lieber nichts zu tun hätte, aber da sonst keiner da war der ihr helfen konnte, musste sie in den sauren Apfel beißen. „Ähm... Hallo, sie da!“ Sie schrak zusammen als das Mädchen vor ihr stehen blieb und sprach: „Schönen Guten Tag, Frau Tenai. Oder sollte ich besser sagen, schön dich wiederzusehen, Angu Somata, Wächterin des August!“ „Was redest du da für Mist, Kleine? Und wieso kennst du mich?“ Yuri war bei diesem Mädchen nicht wohl zumute, sie hatte sogar richtig Angst vor ihr bekommen. „Leugnen ist zwecklos, ich hab dich auf dem Foto gesehen, Wächterin, mitsamt deinem Talisman, dem Still Heaven!“ „Nein, nein, nein, du bist bestimmt so ein verrückter Fan, von denen man in letzter Zeit so häufig spricht. Lass... lass mich in Ruhe! Hörst du? Du sollst mich in Ruhe lassen!“ Sie wurde regelrecht hysterisch, zum ersten Mal in ihrem Leben. „Du hast es vergeigt, Kaori, also wirklich, sie einfach so zu überrumpeln. Wie willst du sie jetzt dazu bringen uns zu glauben, geschweige denn, überhaupt zuzuhören?“
Das Schwert,... es kann sprechen! Wo bin ich hier, in einem schlechten Horrorfilm? Mama, hol mich hier raus!
„Sie wird schon zuhören, mach dir keine Sorgen, Xenovia.“ Dabei huschte ein zuversichtliches Lächeln über ihr Gesicht. „Ich hab es doch auch gemacht! Also...“ „Du warst aber noch nie normal und deine Schwester machte auch nicht einen auf Massenmörder!“ „Xenovia! Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen? Seit drei Wochen nervst du mich jetzt schon, langsam reicht es!“ „Was, wer geht denn hier wem ständig auf den Senkel mit seinen Manga und den ach so tollen Typen dadrin. Wer hört immer Musik bis zum umfallen? Wer?“ „Das...das muss ich mir nicht bieten lassen, wer muss dich denn ständig putzen, bis du glänzt? Wer muss dich ständig in den Schlaf singen, weil du es sonst nicht kannst? Wer?“ „Du Hexe, wieso bin ich nur an so eine Wächterin geraten?“ „Du Drache, wieso bin ich nur an so einen Talisman geraten!“ Während sich die beiden fleißig weiter in den Haaren lagen, nutzte Yuri die Chance und verschwand in den Wald, nur ja weit weg von dieser Irren und deren Schwert. Ein sprechendes Schwert, pah, konnte sie dabei nur denken.
Aber, irgendwie hätte ich gern gewußt, was dieses Mädchen wollte. Eine Mörderin ist sie ja wohl nicht, aber gruselig ist das Ganze trotzdem!
Yuri war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht merkte, wohin sie lief, noch was um sie herum geschah. Ihr wurde auch nicht bewusst, das eine Totenstille herrschte, das nirgendwo ein Vogel zwitscherte. Am allerwenigsten registrierte sie die Nebel die aufzogen, pechschwarz wie die Nacht, in denen sich ein seltsames Wesen verborgen hielt.
Uhu, das ist also die Göre vom August, wie unvorsichtig sie doch ist. Wäre doch besser bei April geblieben, die weiß wenigstens schon von ihrer Vergangenheit, aber diese hier... huhu! So ist es jedoch wesentlich interessanter und lustiger. Aber wie stell ich es am Besten an? Wie stehle ich ihr den Still Heaven und ihre Macht? Sweet Flowerchen hat nichts darüber gesagt, nur, such sie und bla bla bla...!
Das Wesen ließ sich auf den weichen Waldboden nieder, doch dieser fing an zu faulen, als sie ihn betrat. Immer näher kam sie an ihr Opfer, immer dichter. Es wurde wie ein Schatten, der Yuri auf leisen Sohlen folgte, still, leise, unheimlich und... ziemlich stinkend, durch die verfaulte Erde.
„Uähhhh! Was stinkt denn hier nur so ätzend, das einem alles hochkommt?“ Neugierig drehte sie sich um und sah eine Spur der Verwüstung, wo sie langgegangen war. „Oh nein, das war doch nicht etwa ich, oder doch?“
„Nein, nein, Süße, keine Angst, das war ich!“ Da entdeckte sie das Wesen, welches ihr gefolgt war. „Ahhhhh,...“ „Ja, winde dich nur in deiner Angst, dann ist es noch viel schöner!“
Wie ein Hund witterte er es. „Kaori, es fängt an, es ist aufgetaucht! Zum Glück ist Yuri ja bei uns.“ „Hm, zum Glück ist...“ Sie drehte sich dorthin, wo sie diese vermutete, doch: „Weg, einfach so weg, wie kann sie es wagen? Wir wollen ihr helfen, und sie türmt! So eine Frechheit!“ „Sei still, für deinen verletzten Stolz haben wir jetzt keine Zeit! Wir müssen zu Angu und dem Wesen, los April!“ „Argghhh, du hast ja wie immer Recht, du Schuft!“ Doch sie hatte den Ernst erkannt und spurtete los, was das Zeug hält.
In der Zwischenzeit. „Nein, das meinte ich nicht, ahhhh,... wie süß, eine Dark Soul im Elfenformat, wie putzig, dass ich das auf meine alten Tage noch erleben darf? Du bist ja soooo niedlich, ich glaub es kaum. Du bist doch so eine Dunkle Seele, in Form einer Elfe, ich weiß alles über dich! Aber das bedeuted auch, dass die kleine von vorhin Recht hat. Und ich bin die Wächterin des August, ich bin Angu Somata!“
„Halt die Klappe, gar nichts weißt du!“ Sie stürzte sich auf Yuri, so dass diese ihre Brosche verlor, ihre Verbindung zur Vergangenheit. „So, du kleine Schlange, gleich ist es vorbei mit dir, dann heißt es hasta la vista, darling!“
Yuri bekam keine Luft mehr, so hatte sie sich dass bei Leibe nicht vorgestellt! So wollte sie nicht enden, so nicht.
„Hey, kaum lässt man dich mal aus dem Auge, gerätst du schon in eine Falle des Gegners. Was soll man bloß mit dir machen?“ Wie eine stolze Heldin räkelte sich April, doch wie immer war Xenovia schon zur Stelle: „Dafür ist jetzt keine Zeit, wir müssen ihr helfen, du eitle Tussi!“ „Waaaa...waaas? Eitle Tussi? Du dämlicher Lackaffe, wieso bist du immer so gemein zu mir?“ Tränen traten ihr in die Augen. Sofort tat es dem Schwert leid und es wollte sich entschuldigen, da: „Ach was soll es schon? Bist ja doch nur ein doofes, olles Schwert, auf mich angewiesen, also sei schön lieb, ja?“ Nun sprang sie schnell zu Yuri, wußte aber im ersten Moment gar nicht, was sie machen sollte, bis ihr die Brosche einfiel.
Ja, so könnte es gehen. Lass mich ja nicht im Stich Yuri!
Sie schnellte vor, packte die Brosche und warf sie ihr zu.