Simon

Der Fluch von Jusenkyo

Kapitel 2 Wahre Magie

@Magdchen:

Nun, vielleicht bekommen die beiden kleinen Schwestern noch ne wichtigere Rolle, aber zur Hauptrolle genügt es wahrscheinlich doch nicht...tut mir leid. Danke für deine Komplimente. Ich hoffe nur "leicht zu lesen" bedeutet nicht "kindisch"....^^

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Traumtänzerchen:

*so langsam wieder den genuss des Schreibens zurückfindet*

*summend weiterschreib*

Simon:

*hinter ihm steh*

*mitles*

*seine Rechtschreibung korrigier*



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Als Simon das Ende des Pfades erreichte, war er völlig erschöpft. Nachdem er etwa zehn Minuten bei dem seltsamen Kleiderhaufen gestanden hatte, die Kutte in der Hand und die Augen starr auf die ihm so bekannten Utensilien gerichtet, hatte er den Stoff auf einmal fallen gelassen, hatte sich auf der Ferse umgedreht und war losgerannt. Durch den ströhmenden Regen war er den Bergpfad hinaufgehechtet, am Bungalow vorbei und immer höher. Auf einmal hatte er alle Müdigkeit und Erschöpfung vergessen. Sein Herz hämmerte, sein Atem raste und seine Seiten stachen aber er rannte weiter, getrieben von dem fantastischem Gedanken, der in seinem Hirn pulsierte: "Sie sind echt! Es ist alles echt!".

Er wusste nicht mehr, ob er zehn Minuten oder eine halbe Stunde so gerannt war, irgendwann hatte der Regen aufgehört und es war wieder drückend warm geworden. Jetzt, wo der Pfad zuende war, stand Simon, sich mit einer Hand gegen eine Felswand an der rechten Seite des Weges stützend, keuchend und schwitzend halb aufrecht und starrte mit stierenden Augen, in denen der heiße Schweiß wie flüssiges Feuer brannte auf den Anblick der sich ihm bot.

Es war so fremd wie vertraut, so bekannt wie neu. Vor ihm hörte der erdige Pfad auf und ging über in saftiges, sattgrünes Graß. Dieses Graß war der Rand einer Wiese, die sich streckte, bis hin zum Fuße des weiter aufsteigenden, bewaldeten Bergmassiefes am anderen Ende. Es war eine Entfernung von etwa 200 Metern und die Hochebene streckte sich nach beiden Seiten mindestens doppelt so weit aus.

Nun war ja so eine Bergwiese nichts besonderes, sicher nicht in den chinesischen Bergen, aber diese Wiese...war anders.

So weit das Auge reichte, war die Graßfläche zerlöchert wie nach einem Bombenangriff. Überall klafften Löcher auf, die gefüllt waren mit Wasser. In dem Wasser staken hohe Bambusstäbe von einigen Zentimetern Durchmessern. Jusenkyo - es war wie eine Farbversion der Mangazeichnung. Von dem noch feuchten Graß steig in der warmen Sonne ein leichter Dampf auf und verlieh der Gegend einen noch zauberischeren und unwirklicheren Charakter, als sie ohnehin schon hatte.

Simon stand und sah sich um. Er wusste, oder besser gesagt - er SPÜRTE, dass das hier keine Kulisse war, keine vom Bagger ausgehobenen Löcher und keine Filmreqisiten, sondern echtes Leben und wahrhaftige Magie. Woher dieses Wissen kam oder warum, wusste er nicht, aber eines war klar - es war da...und es war echt!

Die Zeit schien wie angehalten, während der Junge da am Rande des berühmten Trainingsgebietes stand und seinen verwirrten Blick immer wieder von einer Seite zur anderen wandern ließ. Irgendwann, nach einigen Sekunden oder nach einer Ewigkeit, setzte er einen Fuss nach vorne, dann den anderen und dann begann er, langsam zwischen den magischen Wassern spazieren zu gehen. Jetzt, wo er hier war und alles mit seinen eigenen Augen betrachten konnte, sah er unglaubliche Details, die weder in den Manga noch in der Animeserie zu sehen waren, sei es, dass sie unwichtg waren, sei es, dass sie unbekannt waren - selbst für die Autorin.

So sah er zum Beispiel, dass die Pfähle, die ja seit Ewigkeiten hier in diesen Quellen stecken mussten, keinerlei Spuren von Algenanhaftungen oder Abnutzung trugen, auch nicht unter Wasser. Das konnte er unschwer erkennen, denn das Wasser war so klar, dass man bis auf den sandigen Grund blicken konnte. Und überhaupt war dieses Wasser sehr seltsam. Es war, als schwämme eine Art Ölschicht auf der Oberfläche, nur so dünn und durchsichtig, dass die in Regenbogenfarben schimmernden Muster dennoch völlig durchsichtig waren, ähnlich wie Stücke gefärbter Folie oder hauchdünnen Glaßes. Obendrein glitzerte die Sonne, die Simons nasse Kleider bereits leicht antrocknete, tausendfach wiederspiegelt auf den Quellen. Im Wasser waren keine Lebewesen, keine Fische, Wasserkäfer, nicht einmal eine tote Fliege trieb darauf herum. Noch etwas besonders viel Simon auf. Obwohl der Boden glatt war, ebenso wie die Wände, ströhmte das Wasser. Es war nicht so, dass es über die Puhle hinaustrat oder dass es Leitungen gab. Nein, es schien, als würde es in der Mitte der Teiche aufsteigen und am Rand wieder hinabgesaugt werden. Oder war es anders herum. Simon wusste es nicht, denn wenn er versuchte, genau hinzusehen, war das Wasser auf einmal wieder glatt. Es waren Quellen, aber ohne Ursprung oder Mündung. Sie flossen aus und in sich selbst, ihr magisches Geheimniss wohl bewahrend.

Aber war es Magie? Noch immer nagte ein kleiner, gemeiner Zweifel an Simon. Was, wenn es alles nur Zufall was? Oder Absicht? Aber warum sollt man so eine Menge Aufwand für EINEN Jungen betreiben?

Wärend er zwischen den Quellen einherspazierte, war es, als hörte er einen leichten Wind der durch dürre Zweige oder trockene Kornähren bläst. Aber er spürte nichts. Das Wispern war da, aber es kam nicht aus der Luft...es kam...aus dem Wasser! Simon ließ sich blitzschnell auf die Knie sinken und beugte sich zu einer Quelle. Das schimmernde, glitzernde Wasser bewegte sich nicht, keine noch so kleine Welle oder Schwingung trübte sein Spiegelbild, dass er im Wasser sah. Die Magische magische Ströhmung - wenn es überhaupt Magie war, hielt Simon sich vor - war verschwunden.

Und dennoch war es, als ob sein Bild auseinanderfloss. Als ob die unsichtbaren, mikroskopisch kleinen Atome in seinem Gesicht zitterten und verrückten. Langsam, während sich sein Gesicht immer näher an die Wasseroberfläche hinbeugte, veränderte es sich. Auf den Wangen erschienen hellbraune Haare, dass Kinn wuchs nach vorne, die Ohren und Augen wurden riesig und das Haar schrumpfte zu einem Streifen auf dem Kopf zusammen, zwischen den Ohren. Und auf einmal wurde das Wispern des unsichtbaren Windes deutlicher. Er hörte den Wind durch dürres Graß wehen, hörte leise Erschütterungen, wie Schläge gegen die Erde, weit entfernt.

Auf einmal nahm er alles anders wahr. Der Geruch des Sommertages veränderte sich. Der feucht-warme Monsunduft verschwand und wurde auf schwer zu beschreibende Art trockener, wie der Geruch der Steppe, wo die heiße, rotbraune Erde den ganzen Tag lang der sengenden Sonne ausgeliefert war. Ein leicht süßlich-saurer Geruch, wie von Kuhdung mischte sich darunter und dann ein würziger Duft, leicht angegoren, den er Kannte. So ähnlich roch es im Zirkus oder auf einem Reitstall. REITSTALL. Die Erschütterungen, die almählich lauter wurden, waren Hufschläge. Die Hufschläge eines Pferdes auf heisem, trockenen Erdboden und die Gerüche waren die der Urheimat der Wildpferde, die weite Prärie, die irgendwo dort sein musste, in den Augen des Pferdekopfes, der ihn aus dem Wasser heraus anstarrte.

"Aijaaa! Honored guest! What you doing? Not good, falling in spring!"

Simon fuhr auf und blickte in ein breites Gesicht mit schmalen augen und einem breiten Mund. Auf dem kahlen Kopf saß eine beige Schirmmütze. Der Jusenkyo-Führer.

"Was...was war das?", stotterte Simon, der immer noch in der eigenartigen Vision gefangen war. Obwohl der Jusenkyo-Führer wahrscheinlich kein Wort Deutsch verstand, begriff er wohl den Sinn der Frage und plapperte eifrig drauflos.

"This is Nanibonijuan - Spring of drowned horse. There is tragic legend - oh, very tragic, of poor horse drowning in this spring. It is..."

"...very cursed.", unterbrach Simon den Redeschwall des eifrigen Chinesen. Es war nun alles klar. Die Erklärung für alles. Das hier war keine Attraktion, dies war echt. Alles war echt...es war wirklich. Der letzte Zweifel war verschwunden. Er hatte den Fluch der Quelle gesehen - nicht nur gesehen, er hatte ihn wahrgenommen, gespürt, für kurze Zeit erlebt. Ob dies wohl die Erinnerung des Wesens gewesen war, das hier ertrunken war - in der Quelle des ertrunkenen Pferdes.

"Oh yes Sir, it's not good, falling in this spring..."

Der Jusenkyo-Führer hatte ihn am Arm genommen und hochgezogen. Nun brachte er ihn, während er fleißig seinen Text aufsagte, im Zickzack zwischen all den Quellen und ihren traurigen - wahrhaftig sehr traurigen Geschichten - zurück zur Gruppe, wo sein Vater und seine Schwestern bereits auf ihn warteten.

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Als Simon das Hochplateau an diesem Tag zu zweiten Mal erreichte, war die Nacht längst hereingebrochen. Seine Armbanduhr zeigte elf Uhr und die Ebene lag in Dunkelheit. Dennoch ging von den magischen Quellen ein seltsames Licht aus, ein Licht, dass ein wenig gespenstisch war - gut, was hatte er erwartet.

Als die Gruppe gegen acht Uhr Abends das Neko Hanten wieder erreicht hatte und nach dem Abendessen alle völlig erschöpft in die Betten gefallen waren, hatte sich Simon bereits wieder aus dem Haus geschlichen. Im Schutze der Nacht war er durch das Amazonendorf gehuscht und hatte den Aufstieg auf den Mount Quajing erneut auf sich genommen. Obwohl der Aufstieg des Nachts noch schwieriger und ermüdender war als tagsüber, war Simon nicht im geringsten müde. Im Gegenteil er brannte vor Aufregung. Vor ihm lag erneut die Hochebene von Jusenkyo und ihre geheimen Geschichten erwarteten ihn. Hier oben auf dem Hochplataue warfen Mond und Sterne ihr Licht über die Ebene und tauchten die magischen Quellen in ein gespenstiges, silbrigblaues Schimmern. Eine Eule schrie leise im Bergwald. Ein kleines Tier huschte raschelnd durchs Grass. Geräusche der Nacht.

Vorsichtig ging Simon hinüber zum ersten Wasserloch und beugte sich hinüber. Das schimmernde
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