Fanfic: Eine Geschichte / Die Sprache des Auges

Untertitel: Es passiert nie mehr als einmal im Leben und lässt uns nie wieder los

Kapitel: Das Rätsel

In den darauffolgenden Tagen habe ich ständig versucht, etwas über diesen Yami herauszufinden. Es ist ja nicht so, dass ich immer so neugierig auf die Leute wäre. Aber die Schule langweilte mich und deshalb suchte ich nach etwas Impulse für meine Hirnzellen. Leider war Yami kein unterhaltsamer Mensch und schien oft nicht ansprechbar zu sein. Ob er ständig über irgendetwas nachdenken musste? Ich war kein Talent im Bereich Psychoanalyse, deshalb sammelte ich meine Informationen lieber aus Beobachtungen und gelegentlichen Gesprächen.

Was ich bis dahin festgestellt hatte:

- Yami war in fast allen Fächern gut, aber er schien sich nicht besonders dafür zu interessieren.

- Er stellte oft Fragen, auf die man nicht vorbereitet war und nicht nur im schulischen Bereich.

- Er führte ein sehr unregelmäßiges Leben.

Die erste Schlussfolgerung war nicht schwer nachzuvollziehen, denn er konnte so gut wie alle kniffligen Fragen der Lehrerschaft auf Anhieb beantworten und meisterte die Klausuren erfolgreich, aber im Unterricht verhielt sich Yami meistens geistesabwesend. Manchmal sagte er während des Unterrichts überhaupt nichts, um unerwartet eine Frage in den Raum zu werfen, die alles scheinbar Klare ins Unklare umkehrte.

Einmal fragte er mich in der Pause, ob ich an mein Schicksal glaubte und das in Zusammenhang mit einer bevorstehenden wichtigen Prüfung. Natürlich fiel mir keine einleuchtende Antwort ein...

Er kam ziemlich unregelmäßig zur Schule, verspätete sich oft und fehlte jede Woche für ein paar Stunden.

Ich wusste nicht warum was ich mit solchen Schlussfolgerungen bezwecken sollte, hatte aber keine bessere Beschäftigungsmöglichkeit für die Schule gefunden. Mindestens konnte ich nun fast jeden Tag was Neues entdecken, was mich für den täglichen Schulbesuch geistig etwas entschädigt...

Yami mochte anscheinend nicht lange in der Gruppe bleiben. Ein Einzelgänger also. Ich dachte manchmal darüber nach, was ihn für mich zu einem so interessanten Forschungsobjekt machte. Er war nicht sehr groß, aber dafür fein gebaut, schlank und hatte etwas Elegantes, Stolzes an sich. Seine großen, wachsamen Augen konnten einen ziemlich verunsichern, wenn man ihnen direkt begegnete. Außerdem schien es ihm an Intelligenz und Selbstsicherheit nicht zu fehlen, was ihn geheimnisvoll aber auch etwas unheimlich machte. Er hatte nichts Persönliches gegen mich (das habe ich einfach mal so festgestellt), aber seine Art zu sprechen gab mir oft das Gefühl, durchschaut worden zu sein. Was wusste er schon über mich? Fiel es ihm eigentlich auf, dass ich ihn heimlich beobachtete? Wenn ja, was für einen Grund hatte er mir dabei unterstellt? Ich hatte das Gefühl, dass ich mit mehr werdenden Informationen leider immer weniger neue Schlussfolgerungen ziehen konnte.

Genau darin lag der Unterschied zwischen Yami und den anderen. Yami war nicht durch solche angenscheiniche Beobachtungen zu ergründen.

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