Fanfic: Eine Geschichte / Die Sprache des Auges
Untertitel: Es passiert nie mehr als einmal im Leben und lässt uns nie wieder los
Kapitel: Am Strand
Wir hatten ursprünglich geplant, eine ganze Woche zu bleiben. Aber nun hielt ich nicht mal den ersten Tag aus. Ich fing an, innerlich zu fluchen und auszurasten. (Mann, hast du Psychoprobleme...)
Es wurde spät und an der Zeit, ins Zimmer zu gehen. Wir hatten zuvor Fernsehen geschaut. Jede Minute neben Yami war für mich eine Qual (?!) und ich zählte die Sekunden. Aber nun konnte es nur noch schlimmer kommen. Ich schloss die Zimmertür auf. Das Zimmer hatte ein eigenes Badezimmer.
„Willst du zuerst ins Bad?“, fragte Yami.
Ich überlegte. Vielleicht wäre es so besser, denn dann könnte ich ja schon eingeschlafen sein während Yami im Bad war. Ich würde nichts mehr mitbekommen und meine Gedanken könnten sich etwas beruhigen. Also stimmte ich zu. (So viele Überlegungen... voll bescheuert)
Ich nahm meine Sachen und Handtücher und verschwand im Badezimmer.
Es kam alles genau so, wie ich es geplant hatte. Während Yami sich duschte, war ich schon eingeschlafen.
Soviel zu meinem Glück. (Sagen wir es mal so: Du hast es wieder mal verpennt.)
Gegen Mitternacht bekam ich wieder diesen Alptraum und schrie, bis ich wach wurde und hörte, wie Yami meinen Namen rief.
Dann lag ich wieder wach im Bett (immer noch in deinem?!) und versuchte einzuschlafen, aber etwas Grausames zwang mich wach zu bleiben. Ich hörte Yamis regelmäßigen Atem und wusste, dass er wieder eingeschlafen war.
„Wie konnte ich nur so dämlich sein und diese Reise unternehmen. Warum hatte ich so etwas nicht vorhergesehen? Jetzt würde ich sie nicht mal wagen, auch nicht für alles Geld der Welt!“, dachte ich bei mir. „Verglichen mit solchen Höllenqualen...“ (Dabei hättest du so leicht glücklich sein können, aber du wolltest es ja nicht...)
Ich machte die Nachtlampe an und holte mir meinen dämlichen Roman aus der Tasche, um mir die Zeit zu vertreiben. Es war erst zwei Uhr. Yami würde frühestens vier Stunden später aufwachen.
Um vier Uhr war ich bereits mit dem Roman fertig. (Haste ihn überhaupt richtig gelesen?!) Da ich durch das Lesen wieder etwas müde geworden war, legte ich mich noch einmal hin und schlief auch tatsächlich ein.
Als ich aufwachte, war es bereits acht Uhr am Morgen. Ich fand Yami im Speisesaal. (Ich dachte schon, er konnte es mit dir nicht mehr aushalten und ist weggelaufen...)
„Warum hattest du mich nicht geweckt?“, fragte ich.
„Du hattest ziemlich fest geschlafen. Da ich weiß, dass du gestern Nacht eine Menge durchmachen musstest, wollte ich dich lieber nicht wecken.“ (Er will mal in Ruhe gelassen werden!)
Zum Glück fragte er mich nicht nach meinem Traum. Das wäre mir auch peinlich gewesen. (Interessant...)
Nach dem Essen gingen wir wieder an den Strand. Dieses mal nahm ich ein anderes Buch mit, eine Biographie oder ähnliches. (O Mann, kannst du zur Abwechselung nicht etwas anderes machen als Lesen?)Vor der Reise hatte ich mir mindestens fünf Bücher eingepackt und das schien nun die einzig richtige Entscheidung gewesen zu sein. (Geht's noch?)
An Strand las ich, während Yami mit geschlossenen Augen neben mir lag. Ich war völlig in die Welt der Bücher eingetaucht und vergaß die Welt um mich für diese kurze Zeit. Als ich aufsah, war es bereits Mittag. Dieses Mal hatten wir ein Lunchpackete mitgenommen und nun verzehrten wir sie. Danach ging es fast genau so weiter wie am Vormittag.
War es nicht ziemlich langweilig für Yami, die ganze Zeit nur zu liegen, während ich mit meinem Buch beschäftigt war? Deshalb fragte ich ihn nach einiger Zeit, ob er sich auch ein Bisschen bewegen wollte und wir spazierten wieder am Strand entlang.
Die Aussichten waren beispiellos schön aber ich war dafür nicht in der Stimmung. Yami verhielt sich heute ziemlich still. Bestimmt war ihm die Lust am Urlaub auch schon vergangen. (Was kein Wunder wäre...)
„Ich muss ihn irgendwie unterhalten, damit mindestens seine Reise einigermaßen schön wird.“, dachte ich bei mir. (Endlich mal eine bessere Idee)
Den Rest des Tages nahm ich all meine Kräfte zusammen und zwang mich, fröhlich und aufgeregt zu benehmen. Wir spielten Volleyball am Strand, rannten kreischend durch die Gegend und lachten, als wäre es der letzte von den fröhlichen Tagen.
Am Abend duellierten wir uns wieder mit den Karten. Ich war bereits ein Bisschen mit dem Spiel vertraut, deshalb konnte ich ein paar Mal Yami fast schlagen. Aber ganz zum Sieg hatte es doch nicht ausgereicht. (Hahaha... Gegen den König der Spiele hast du doch nicht den geringsten Chance!)
Die ganze Zeit war ich so lustig und unbeschwert, dass es schon fast übertrieben wirkte. Yami schien meine plötzliche gute Laune nicht zu verstehen, sagte aber auch nichts dazu und ließ sich auch in eine ähnliche Stimmung bringen.
Am nächsten Tag unternahmen wir eine Schiffsfahrt und aßen ein üppiges Menü auf dem Schiff. So ein Luxus konnte man sich ja nicht alle Tage gönnen.
Die darauffolgenden Tagen verbrachten wir mit Fahrradtouren, Besichtigungen, Schwimmen (im Hallenbad, denn das Meerwasser war doch etwas zu kalt...) und all den verrückten Sachen, die uns nur so einfielen.
Dann kam der Tag vor der Abreise. (Was, schon?) Zum Feier des Tages (Freut ihr euch wirklich so sehr darüber?!) hatten wir eine Kiste voller Getränke gekauft, meistens alkoholischer Art, dazu auch viele leckere Knabbersachen.
Am Abend gingen wir mit unseren Vorräten an den Strand. Vom Lichte der Abendsonne umhüllt, bewunderten wir die Schönheit des Meeres, das vom untergehenden Lichtkugel berührt wurde. Die rote, gelbe, lila, orange und rosa Farben lösten sich im Wasser auf, färbten die leuchtende Flüssigkeit ein, ebenso die sanften Wolken und die Weite des Horizonts. Wo das Licht nicht reichen konnte, entstanden mysteriöse Farben der Dunkelheit. Ein tiefes Blau, vermischt mit Türkis und Dunkelviolett. Es war fremd und vertraut zugleich. Irgendwo tief in meinem Bewusstsein.
Yami und ich suchten uns einen schönen, abseits gelegenen Platz und packten unser Proviant aus. Jeder nahm eine Flasche, trank auf den Sonnenuntergang und die vergangenen schönen Zeiten. Wir sprachen viel über lustige Ereignisse, lachten und dachten nicht mehr an die einsamen kummervollen Stunden.
Was zählte, war jetzt. Nicht was hinter und vor uns lagen. Wir lebten für jetzt, für diesen Moment und spürten das flüchtige Glück, die unwiederbringlichen Freuden des Lebens. Wir wollten vergessen, wollten nie aufhören zu lachen und zu scherzen, wollten unser ganzes Leben in diesem Augenblick zusammenschmelzen lassen.
Ich hatte keine Ängste mehr, keinen Alptraum der mich immer plagte, keine schmerzvolle Einsamkeit. Ich verspürte nur die verzweifelte Sehnsucht nach dem Leben. Und die unglaubliche, aufregende Entschlossenheit, mein Glück in den Händen zu halten.
Mit einem seltsamen Blick sah ich Yami an. Sein feines, geheimnisvolles, verletzliches Gesicht leuchtete im letzten Schein der Abendsonne.
Ich umarmte und küsste ihn.
...
Als ich aufwachte, schien bereits die ersten schwachen Strahlen der Morgensonne auf den kalten Strand. Neben mir lagen Getränkeflaschen, Essensverpackungen und was weiß ich noch was.
In meinen Armen lag Yami. (Oder lag ich in seinen Armen? Egal...)
Mir blieben fast mein Atem und Herzschlag gleichzeitig stehen.
In meinem Kopf dröhnte es. Ich schnappte nach Luft.
Yami schien noch immer zu schlafen. Vorsichtig legte ich ihn aus meinen Armen. Ich versuchte mich zu erinnern was in der letzten Nacht passiert war.
- Yami und ich waren bei Sonnenuntergang mit der Getränkekiste an den Strand gegangen.
- Wir hatten viel getrunken und viel gelacht.
- Ich hatte Yami geküsst.
...
...
...
- Yami lag gerade in meinen Armen.
O mein Gott...bitte vergib mir. Was hatte ich bloß getan? (Bist du urplötzlich gläubig geworden?!) Das war überhaupt nicht geplant, das sollte überhaupt nicht passieren! Yami und ich...Das war zu viel. (Das war doch erst der Anfang! Muhahaha...) Der Alkohol hatte meinen Verstand wohl komplett vernebelt.
Ich hatte Angst, dass Yami aufwachte und das alles sah. Er würde sich bestimmt noch an das Geschehene erinnern. (Wie einsichtig. Er hat doch keinen Alzheimer...)
Die Vergangenheit würde sich wiederholen. (...?! Was meinste denn damit?)
Nein!!!!! Ich hatte mir damals geschworen, dass ich es nie wieder durchleben musste. Dieses Mal würde ich es nicht verkraften. (Mann, biste schwach)
Ich würde zu Grunde gehen.
Neben mir lag eine große Plastiktüte. Ich sammelte den ganzen Müll um mich herum. (Schön fleißig arbeiten...)
Yami lag in einer nicht sehr bequemen Position. Ihm schien es kalt zu sein, seine Mantel war ziemlich dünn und halb offen. (Wie ist es denn dazu gekommen???)
Aus meinem Rucksack holte ich meine neue Mantel heraus. Ich hatte sie mitgenommen, obwohl ich sie kaum angezogen hatte. Sie war rot und sehr warm.
Ich deckte Yami vorsichtig zu.
Dann packte ich meine Sachen zusammen, warf die Tüte voller Flaschen und Verpackungen in den Müllcontainer, holte meine Reisetasche von der Herberge ab und fuhr mit dem nächsten Zug nach Hause. (Und Yami?!)
Yami würde zurecht kommen. Er hatte alles Nötige, um nach Hause zu kommen. (??!)