Fanfic: Eine Geschichte / Die Sprache des Auges

Untertitel: Es passiert nie mehr als einmal im Leben und lässt uns nie wieder los

Kapitel: Mein Lächeln

Die letzten Tagen der Ferien schloss ich mich in meinem Zimmer ein. Eigentlich war es nicht nötig. Meine Eltern konnten mich kaum stören. Sie waren mit ihren eignen Sachen beschäftigt.

Ich zeichnete wie eine Verrückte. Von küssenden Liebespaaren, leblosen Körpern, Blutlachen, Mörderinnen mit aufgelösten Haaren und wirrem Blick, von scharfen Messern, zerbrochenen Herzen, gefallenen Engeln mit blutenden Flügeln...Alles was mir gerade in den Sinn kam.

Für jedes Bild schrieb ich Gedichte. Gedichte über Liebe und Hass, Licht und Dunkelheit, Schmerz und Freude, Leben und Tod.

Als ich fertig war, schlief ich zufrieden (?!) ein. Ich hatte keinen Alptraum, sondern spürte nur die Leere, die mich langsam zerfrisst, bis sich mein Körper in Nichts auflöste. (Du brauchst eine richtige Beschäftigung...)

Mir kamen keine Tränen und ich konnte nicht weinen. Den ganzen nächsten Tag aß ich nichts und schlief auch nicht, las ein bescheuerteres Buch nach dem anderen. (Was wolltest du denn damit bezwecken...?) Dann nahm ich diesen Cutter und zeichnete damit Linien auf meinem Handgelenk. (Autsch...) Es tat einfach gut (?!), Blut zu sehen. Mein eigenes Blut (wessen sonst...). Mit jedem Tropfen fühle ich mich etwas erleichtert. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. So war es gut. Ich kehrte endlich dort hin zurück, wo ich auch herkam. Aus dem Nichts. Ins Nichts. Niemand konnte mich diesmal aufhalten. Niemand.

Um meine gute Stimmung noch zusätzlich zu verstärken, nahm ich ein Döschen aus meiner Schublade und schluckte davon eine halbe Hand voll, mit einem Glas Wasser.

Nun war ich vollkommen zufrieden und schloss meine Augen.

Ich wusste nicht wie lange ich in der Dunkelheit saß und mich fragte, wo ich war. Da sah ich ein schwaches Licht aus der Ferne. Ich sah ein kleines Mädchen, das alleine in einer Ecke saß. Sie weinte und rief nach ihren Eltern. Aber niemand konnte sie hören. Dann sah ich sie in einen Graben fallen und rannte hin, um ihr zu helfen. Aber der Graben war tief und meine Hand reichte nicht bis zu ihr hin. Sie versuchte hochzuklettern, fiel aber immer wieder hinab. Ihre Augen blickten mich direkt an. Ein viel zu undurchschaubarer Blick für ihr Alter. Dann lächelte sie mich an und ich musste erschauderten.

Warum lachte sie?

...

Als ich mein Bewusstsein wieder gewann, lag ich in meinem Bett. Die Wunden an meinem Arm hatten aufgehört zu bluten. Ich wunderte mich, warum ich noch hier sein konnte. Die Schlafmitteldosis hatte wohl nicht stark genug gewirkt. (Gib's doch zu, du wolltest ja auch nicht richtig sterben!)

Ich seufzte, wartete, bis ich wieder aufstehen konnte und verband meinen Arm. Dann machte ich mir ein üppiges Essen, aß und legte mich wieder schlafend hin. (Tut dir dein Arm nicht ein bisschen weh?!)

Dann kam wieder der Schulanfang. Den Verband an meinem Arm versuchte ich unter einem weiten, langärmigen Pullover zu verbergen. Mir kam diese Sache verdammt lächerlich vor, trotzdem sollte keiner etwas davon ahnen.

Meine größte Angst war, Yami wiederzusehen. Was er jetzt von mir dachte? Dämliche Frage, bestimmt hasste er mich jetzt, wollte mich nie wiedersehen und sich bei Gelegenheit bei mir rächen...Was weiß ich noch.

Irgendwie hatte ich gute Laune (Bist wohl nicht mehr zu retten). Auf dem Schulweg summte ich sogar leise ein Liedchen und musste über meine Blödheit grinsen. Schade, dass ich meine neue rote Mantel nicht mehr hatte. Sie war ganz schön teuer gewesen. Aber daran hatte ich in dem Moment, als ich sie auf Yami legte, überhaupt nicht gedacht. Da wäre mir auch egal gewesen.

Als ich ankam, waren erst wenige da. Alle unterhielten sich über ihre spannenden Ferien. Meine waren leider etwas zu spannend gewesen...

Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn sah ich Yami das Klassenzimmer betreten.

Ich bereute, dass ich überhaupt in die Schule gekommen war. (Geh doch nach Hause!)

Yami sah müde aus und hatte dunkle Schatten um seine Augen. Dadurch wirkten sie noch größer und tiefer. In ihnen las ich Bitterkeit.

Mein Herz zuckte schmerzlich zusammen. Die anfängliche unwirkliche Gelassenheit war schnell verflogen. Warum traf es mich so, wenn ich ihn leiden sah?

Ich wünschte ich könnte mich in Luft auflösen, aber er sah mich. Ich verstand seinen Blick nicht.

Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so schuldig gefühlt.

Die Woche verlief ohne besondere Ereignisse. Wir sprachen nicht miteinander und mieden uns so gut wie möglich.

Das war´s, dachte ich. Mein Leben konnte wieder so werden wie früher. (Denkste...)

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