Fanfic: Eine Geschichte / Die Sprache des Auges

Untertitel: Es passiert nie mehr als einmal im Leben und lässt uns nie wieder los

Kapitel: Was war los?

In jener Nacht entschloss ich mich bei Yami zu bleiben. Zu Hause hatte ich die Nachricht auf dem Band hinterlassen, dass ich bei einer Freundin wäre und dort übernachten würde oder so etwas in der Art.

Yami lag in meinen Armen. Ich liebte ihn. Ich küsste ihn nach Herzenslust und war glücklich.

Dann schloss er seine Augen und schlief ein.

Sobald ich seinen regelmäßigen Atem in der stillen Dunkelheit hörte, wandelten sich meine Gedanken.

Nein, ich durfte nicht hier sein. Diese Nähe war unerträglich. Ich fürchtete mich vor dem Glück, das ich nun in den Händen hielt und mein ganzes Leben und Dasein auszufüllen drohte. Fieberhaft dachte ich darüber nach, wie ich wieder in meine kalte, vertraute Welt der Einsamkeit zurückkehren konnte, die zum Bestandteil meines Lebens geworden war.

Yami, ich wollte es dir nicht antun. Der Mond schien durch die blaue Gardine und erleuchtete sein Gesicht. Seine lange, schwarze Wimpern und die blonden Strählen um das ruhige Antlitz.

Warum musste ich ihm immer wieder weh tun? Warum konnte ich die Liebe nicht einfach genießen wie ein normaler Mensch? Warum fühlte ich mich in meiner Existenz bedroht, wo jetzt mein Dasein endlich einen Sinn gewann?

Es war so unfair. So weit ich zurückdenken konnte, traf es immer nur mich. (Du Ärmste...)

Wie sehr ich das alles hasste. Aber ich konnte nicht anders. Es gibt Menschen, die sich lieber für den Tod entschieden statt für das Leben, für den Untergang und die Vernichtung statt für den Sieg und das Glück.

Ich hatte eine Entscheidung zu treffen. Entweder blieb ich und ließ mich von diesem unerträglichen Glück hinrichten, oder ich vernichtete mich eigenhändig, in dem ich wegging.

Es tut mir so leid, Yami...Es wäre auch zu schön gewesen, zu schön um Wirklichkeit zu werden...

Aber glaube mir, ich hatte dich immer geliebt...In diesem Punkt hatte ich dich nie angelogen...

Ich weiß du würdest mich nie verstehen.

Leise stand ich auf und zog mich an. Das durfte doch nicht wahr sein. Das müsste wieder ein Alptraum sein! Meine ganze Liebe, alles was ich bis dahin so sehnsuchtsvoll vermisst hatte, lag da und ich war gerade dabei, sie zu verlassen.

Dafür fand ich einfach nicht die richtigen Worte.

Als ich fertig war, machte ich die Wohnungstür auf und schloss sie vorsichtig hinter mir zu.

Die Straße und die Häuser schimmerten im silbernen Mondschein. Die Sternen begrüßten mich und ich erinnerte mich daran, dass mir jemand etwas gesagt hatte, was ich damals ziemlich dämlich fand:

„Sie (die Sterne) sind wie deine Ziele. Du kannst sie eigentlich nie erreichen, aber dich an ihnen orientieren.“

Aber ich brauchte keine Orientierung mehr. Meinem Ziel hatte ich gerade den Rücken zugekehrt.

Der Fluss glänzte, darin spiegelte sich das Mondlicht wider.

„Take me back to my boat on the river~

I need to go down

Won´t you let me go down



Time stands still as I gaze in the water

She eases me down

Touching me gently



O the river is wise

The river he touches my life

Like the waves on the sand

And all roads…

…”

Ich erinnerte mich nur noch stückweise an dieses alte Lied. Als ich es zum ersten Mal gesungen hatte, konnte ich meine Tränen nicht unterdrücken. (So sensibel...)

Aber nun wollten mir nicht mal die Tränen kommen.

.....

(Was ist dann passsiert? Warum sagst du plötzlich nichts mehr?!)

Im Krankenhaus schlug ich die Augen auf. Ich lag in einem weiß bezogenen Bett, genau wie noch drei andere im Zimmer. (Ähm... Darf ich denn wissen was überhaupt passiert war?)

Eine Krankenschwester bemerkte mich und kam zu mir.

„Du warst schon seit einer Woche bewusstlos.“, sagte sie. „Man hatte dich in den Fluss fallen sehen und Hilfe geholt, gerade noch rechtzeitig.

Du hattest großes Glück, überhaupt noch hier sein zu können.“

Ein Student auf dem Weg von einer Party nach Hause hatte mich springen sehen und die Feuerwehr gerufen.

In der Nähe vom Fluss lag ja eine Universität... (Feierten sie wirklich da in der Nähe?) Ich erinnerte mich wieder.

„Er kommt Sie jeden Tag besuchen und erkundigt sich nach ihrem Zustand. Aber Sie waren ja bewusstlos...Heute würde er sicherlich auch kommen. Dann können Sie sich bei ihm bedanken.

Er studiert Medizin, so viel ich weiß.“

Mein Retter war ein etwas schüchtern wirkender junger Mann mit braunen Haaren und braungrünen Augen (Das ist keiner aus YGO!). Er vermittelte einen freundlichen und sympathischen Eindruck.

Ich hatte nichts gegen ihn (er hat schließlich dich gerettet!), hatte aber noch nicht genug Kraft, um viel zu sprechen.

Zum Glück stellte er auch nicht viele Fragen. Eigentlich hatte er nur gefragt, ob ich mich besser fühlte, worauf ich nur nickte.

„Ich heiße Royaka.“, hatte er sich vorgestellt. (Was ist denn das für ein komischer Name?)

Er fragte mich auch nicht wegen jenem Ereignis in der Nacht. Darüber war ich wirklich froh.

Nach einer Woche wurde ich nach Hause entlassen. Mit meinen Eltern sprach ich kaum ein Wort, obwohl ich Fragen und Verwirrung in ihren Blicken deutlich lesen konnte.

Bis zu den nächsten Klausuren hatte ich noch zwei Wochen. In der Schule wusste niemand, was mit mir wirklich geschehen war. Die Lehrer bekamen den Bescheid, dass ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Mitschüler wussten nicht einmal davon.

Die erste Herausforderung für mich war natürlich, wieder mit Yami in einem Klassenzimmer zu sitzen. Ich brauchte wohl nicht zu erwähnen, dass er nicht besonders glücklich aussah.

Er schien sichtlich überrascht zu sein, dass ich wieder aufgetaucht bin. Bestimmt hatte er sich gefragt, wo ich die ganze Zeit gesteckt hatte. (Die Schule gewechselt? Einfach geschwänzt?)

Ich tat einfach so, als ob ich ihn nicht gesehen hätte und starrte die ganze Zeit über die weiße Wand vor mir an. (Bei uns sind die Wände schon fast grau...)

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