Fanfic: Eine Geschichte / Die Sprache des Auges
Untertitel: Es passiert nie mehr als einmal im Leben und lässt uns nie wieder los
Kapitel: Die Auferstehung
Ich wachte bei Morgengrauen auf. (Wo warst du denn überhaupt?) Der schrecklichste Anblick meines Lebens. Neben mir lag schnarchend dieser etwa 30-jährige Typ und ich war völlig unbekleidet. Die Wohnung lieferte den Anblick nach einem Bombeneinschlag.
Mit schwindeligem Kopf zog ich mich hastig an, nahm all meine Sachen und flüchtete vom Widerwillen angetrieben aus diesem Alptraum.
Meine Eltern waren wieder bei der Arbeit. Sie dachten sicherlich, ich wäre mit meinen Freunden zusammen. (Die interessieren sich aber wirklich für dich...)
Ich duschte und wusch mich aufs Peinlichste, zog frische Kleider an, legte mich auf mein Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Das Beste kam erst später. Ich bekam nach mehreren Wochen meine Periode nicht und hatte schon einen leisen Verdacht. Der Frauenarzt "beglückwünschte" mich zu meiner Schwangerschaft.
Die Abtreibung verlief äußerst schmerzhaft. Ich war alleine und niemand wusste etwas davon. (Wäre auch irgendwie peinlich...) Ich verlor viel Blut. Dann war ich total geschwächt und blieb etwa eine Woche lang im Bett. (Was für eine Ausrede hattest du denn dieses Mal verwendet?)
Das nächste Semester stand vor der Tür. Ich beschloss, mich selbst nicht mehr so wie ein Stück Dreck zu behandeln wie bisher. Es hatte mir einfach zu weh getan und noch mal würde ich es nicht aushalten.
„Die Schlampe beschließt, sich zu einer ehrenwerten Persönlichkeit zu entwickeln (die sie einmal war?!).“, fasste ich zusammen.
Als ich wieder zu meiner Uni zurückfuhr, räumte ich als erstes mein grauenhaftes Zimmer so lange auf, bis es schon fast normal aussah. (Da muss ganz schön viel Arbeit dahintergesteckt haben...)
Ich meldete mich neben den Pflicht-Kursen auch zu einem Sportkurs an. Nebenbei achtete ich mehr auf meine Ernährung und schaufelte nicht mehr haufenweise Süßigkeiten in mich hinein.
In der Uni bemühte ich mich um mehr Kontakt zu den anderen. Nach einiger Zeit fand ich auch tatsächlich ein paar nette, unterhaltsame Menschen. Ich vermied es so oft wie möglich, alleine zu sein.
Meine Klausurnoten fielen auch besser aus, weil ich öfters mit den anderen zusammen lernte.
Bevor die Ferien kamen, konnte ich mich wieder im Spiegel ohne Entsetzten betrachten. Ich gewann wieder an Selbstvertrauen.
Als ich wieder nach Hause fuhr, schwor ich mir, mich nie wieder in Stich zu lassen, egal was passierte.
Meine Eltern schien meine Veränderung zu bemerken und sagte:
„Du bist erwachsen geworden, Mariko.“
Auf dem Weg vom Einkaufen nach Hause sah ich Yami. (Hatte es wieder vergessen, du bist wieder in der Stadt...) Von hinten und mit einem Mädchen.
Aber mir war es gleichgültig.
Eines Abends bekam ich sogar einen Anruf von Yami.
„Ich habe gehört, du bist wieder zurück...Vielleicht könnten wir uns mal treffen, wie alte Freunde...“
Ich hatte nichts dagegen. Keine Ahnung, was er damit bezwecken wollte.
Wir trafen uns in einem Café. Yami sprach von seinem Studium. Er schien wie erwartet damit sehr gut klar zu kommen.
Ich erzählte nicht viel. Nicht viel Gutes, aber auch nicht viel Schlechtes.
Dann hatten wir uns einander nichts mehr zu sagen.
Eigentlich konnte ich ihn ja fragen ob er jetzt eine neue Freundin hatte. Aber das ging mich schließlich nichts an.
Wir verabschiedeten uns und ich hatte nicht vor, ihn wieder zu sehen.
Es war wieder Herbst...
Ich saß auf dieser Bank und erinnerte mich an damals. Ach, dieser Teich, der mich einst an seine Augen denken ließ. Jetzt erschien er mir nur noch unbeweglich und abgestanden. Ein ganz normaler Teich.
Ich lächelte. Was die Zeit aus den Menschen und seinen Gefühlen machte, konnte ich noch nie richtig verstehen.