Fanfic: BLUMENKOHL
Kapitel: Kapitel 4
BLUMENKOHL
Kapitel 4
Pünktlich um Sieben kam Vater Nagashi mit den Töchtern – Aoko und Yumi. Sofort schaltete man den Fernseher ein, der im Zimmer der Eltern stand. Gerade begann eine Zeichentricksendung fur Kinder. Zwei Madchen mit roten Backen – die siebenjährige, spindeldürre Aoko, die in der Familie wegen ihren beeindruckenden oberen Vorderzähnen und ihrer Leidenschaft zum Baden Nutria gerufen wurde und die fünfjährige Yumi – ließen sich vor dem Fernseher nieder ohne die Jacken auszuziehen. Die absolute und uneingeschränkte Konzentration brauchten sie, um die Abenteuer eines gewissen sympathischen Teddys zu verfolgen.
„Er fällt in das Loch!“ Nutria kaute aufgeregt an ihren Fingernägeln, zitterte vor Nervosität und öffnete weit ihre grauen Augen.
„Nein, macht er nicht.“ Yumi war die Ruhe selbst. Ihre schwarzen Augen, die roten, runden Wangen mit netten Grübchen und das dritte Grübchen im runden Kinn – all das strahlte Gesundheit, Ruhe und vollkommenen Optimismus aus.
„Schau, schau, sieh quälen ihn!“ rief Nutria und drückte krampfhaft die Hand ihrer Schwester.
„Was machst du dir Sorgen, schau, er macht sich keine.“
„Aber...“
„Du machst dir Sorgen und er schafft’ s immer.“ Beschwichtigte Yumi, ruhig auf dem Teppich sitzend wie ein kleiner, rosa Buddha.
Nutria war nervös, weinte aus komischen Gründen und die Schaukel ihrer Stimmung war sowohl der nahen, als auch der entfernten Familie bekannt, denn das Verbergen von Gefühlen war eine Prozedur, die diesem ehrlichen Gemüt vollkommen fremd war. Die pyknische Yumi war die Inkarnation der Ruhe. Wenn es nach ihr ginge, könnte der Teddy aus der Zeichentrickserie sogar gevierteilt und in Essig eingelegt werden – sie würde das wahrscheinlich mit einem leichten Trauer aufnehmen um sich sofort dem fröhlicheren Dingen des Lebens zu widmen.
Zum Glück schaffte es der Teddy auch heute Abend und die Folge war zu Ende. Yumi und Aoko schalteten den Fernseher aus und gingen ins Vorzimmer. Sie zogen die Jacken, Schals und Mützen aus und gingen sich die Hände waschen, was immer aus Nutrias Initiative erfolgte.
Es war auch schon höchste Zeit, denn der Kessel pfiff schon. Vater nahm ihn vom Herd und plauderte weiter mit Mama, die das Abendessen vorbereitete. Er sah auf ihre kleinen und abgearbeiteten Hände, deren jede Bewegung präzise und zielsicher war. Mama schnitt riesige Mengen von Brotscheiben, strich darauf Butter, legte eine Scheibe Schinken und streute noch Schnittlauch darüber. Dabei sah sie zärtlich ihren Ehemann an, der an der Wand neben dem Herd lehnte und ihr von der Arbeit erzählte. Vater Nagashi war ein leicht ergrauter Brünette mit warmen, braunen Augen und leichtem Lächeln. Seine angeborene und in den Jahren erweiterte Melancholie war mit einem Hauch Verträumung umgeben, die es ihm ermöglichte, sich von dem Ozean der Weiblichkeit, der dieses Haus durchflutete, zu isolieren. Papa Nagashi schwieg lieber vernünftig und wenn er schon redete, dann mehr zu sich selbst, nicht darauf achtend, ob ihm jemand zuhört oder nicht. Mit der Ruhe eines echten Philosophen steckte er in den heftigsten Streitereien, eventuell ging er dem Wirbelwind einfach aus dem Weg. Aber wenn in der Nähe mal nicht das Leben einer der Töchter pulsierte wurde Papa gesprächiger. Jetzt war einer dieser Augenblicke – den die Kleinen waren im Badezimmer und die Grossen in ihrem Zimmer, wo Nanako beleidigt war und Megumi ihren Kleiderschrank durchsuchte um gleich festzustellen, dass sie wirklich nichts zum Anziehen hat, es sei denn sie geht in ihrer Schuluniform der Furinkan High auf die Party.
*Und so mach ich es auch* dachte sie. *Was macht das für einen Unterschied, was ich tragen werde, wenn ich die Leckerbissen esse.*
Es gab schon immer wenig Leckerbissen in diesem Haus. Bei dem sehr bescheidenen Budget und gleichzeitig bei dem Tick, Bücher zu kaufen, den wirklich jedes Familienmitglied hatte, dass das Alphabet kannte musste die Situation drastisch aussehen. Mama erreichte die Höhen ihres Einfallsreichtums, um aus der ziemlich einfachen Nahrung vitaminreiche, kalorienreiche und nährstoffreiche Nahrung zu machen, aber manchmal hatte sie Momente des Wiederstandes. Dann versuchte sie dem Vater zu zeigen, wie sinnlos es ist, die Kinderversion von Platons Werken zu kaufen, wenn man das Original und die japanische Übersetzung zu Hause hat. Sie schlug vor, anstatt von undurchdachten Einkäufen besser etwas Schokolade für die Kinder zu kaufen. Vater antwortete, dass Schokolade von Natur aus nur zum schnellen Verdauen geeignet ist, dafür wird die Kinderversion von Platons Werken im Schrank stehen und warten, bis die Kinder groß genug für diese Lektüre sind. Mama wurde still, denn sie gab Vater Recht. Das Resultat war, dass die Töchter Nagashi intelligente Mädchen waren, die locker mit Zitaten und Sentenzen um sich warfen und verblüffend gelehrt für ihr Alter. Zur vollkommenem gesellschaftlichem Anstand fehlte ihnen Selbstbeherrschung, wenn sie Essbares erblickten, ganz besonders bei Schokoladenernthaltiger Nahrung. Es kam zu empörenden Szenen.
Das heutige Abendessen wurde auch blitzschnell verputzt. Niemand meckerte beim Essen, denn es konnte passieren, dass eine der Schwestern sich um die Portion der kümmern würde, die meckerte. Niemand sprach auch beim Essen, denn so würde er nur kostbare Zeit, die für das Essen vorgesehen war, verlieren. Die Gespräche fingen an, sobald das letzte Brotstück vom Teller verschwand, und heute war Mama die Erste, die verkündete, dass sie gleich eine blitzschnelle Silvesterkreation für Megumi auftreibt.
Mamas Konzept lag darin, um für die Silvesterziele einen wunderhübschen Fenstervorhang aus gelber Baumwolle zu benutzen. Der Vorhang stammte noch aus Papas Wohnung in Deutschland, da sie aber in einer Kiste gelegen hatte, war sie relativ sauber und musste nicht gewaschen werden.
Megumi war belustigt und etwas irritiert. Erst protestierte sie, dass sie sich auf keinen Fall zum Affen macht und Plagiate a la Scarlet O’Hara begehen wird, aber als sie die gelbe Baumwolle erblickte schwieg sie und ließ sich den Stoff auf die Schultern legen.
Mama schnurrte, so zufrieden war sie.
„Sieh mal, hier muss man es zusammennähen, nur auf einer Seite und auf den Schultern falten und mit etwas hölzernem befestigen.“
„Wäscheklammern.“ Murmelte Vater aus seinem psychischen Kokon und kicherte.
„Verdammt noch mal, ich mach mich zum Idioten.“ fluchte Megumi.
„Aber nichts dergleichen. Steh still. Außerdem sagen Romantische Schmetterlinge nicht >verdammt noch mal<. Megumi, liebes Kind, wir müssen versuchen, Weiblichkeit und Charme in dir zu erwecken. Hier nähen wir es jetzt zusammen.“
„Aber nähe es fest zu, damit’ s nicht runterfällt.“ Riet Nutria mit tiefer Stimme. „Sonst werden alle sehen, dass Megumis Bluse schmutzig ist.“
Nutria hatte viele Stichs, wobei sich der hygienische in den Vordergrund drängte und nur von der Obsession zum Thema Geschlecht überholt wurde. In frühester Kindheit redete sich Nutria zwei Dinge ein: erstens, dass vom Dreck Löcher in der Haut entstehen und zweitens - dass sie ein Junge ist. Im Alter von sieben Jahren und fünf Monaten hatte sie vielleicht eine etwas andere Meinung dazu, aber nichts deutete darauf hin. Bis heute redete sie nur im Maskulinum von sich und das immer mit tiefer Stimme, und zeigte Faszination mit Autos und Fußball. Außerdem konnte sie sich fünf Mal am Tag Baden und sie hatte davon nie genug.
„Hab ich es nicht gesagt.“ Bemerkte sie jetzt mit Bassstimme. „Ich hab doch gesagt, zieh eine saubere Bluse an.“
„Aber diese ist doch gar nicht schmutzig.“ Rief Yumi. „Megumi sieht wunderhübsch aus.“
Unerwartet machte Nanako den Mund auf.
„Ich trage immer saubere Wäsche seit ich Kenta kenne.“ Sagte sie träumerisch und die Eltern damit in komplette Konsternation versetzend.
Megumi verkündete stolz, dass erstens, ihre Bluse nicht schmutzig, sondern abgenutzt ist und zweitens gab es keine saubere, denn Kentas Göttin hat alle für sich in Anspruch genommen.
Mama sah an die Decke und gab eine Ermahnung über die Blusen einer eleganten Frau kund.
Megumi unterstrich, dass sie so eine nicht sein will aber sie versprach, das mit den Blusen zu durchdenken.
Vater sagte, dass nihil semper suo statu manet* und zündete sich ruhig eine Zigarette an.
Was Yumi angeht, so war sie so von Megumi begeistert, dass sie einen ganzen Becher Tee auf Vaters Knie goss.
Und an der Tür klingelte es gerade.
*Nichts währt ewig in demselben Zustand
Anmerkung der Autorin:
Sooo... Da wäre das 4 Kapi. *smile* Da mich jemand keine Ruhe gab hab ich es sofort hochgeladen. *sich die Seite reibt* Du musstest nicht sooo fest pieken, medeia!!!!!
Aber die Kommi- Anzahl beim letzten Kapitel ist einfach empörend!! Entschuldigt, aber nach „Opium“ bin ich verwohnt. *gg*
Biiiitteeee, strengt euch (ich red hier von euch dabei liest das wahrscheinlich eh nur medeia -.- *drop*) etwas mehr an!!!!!
Ihr könnt es auch per Mail machen:
magdchen@gmx.net