Fanfic: BLUMENKOHL
Kapitel: Kapitel 6
BLUMENKOHL
Kapitel 6
Cousine Yukiko wohnte ziemlich weit weg Megumi war schon ziemlich kalt, trotz der weißen Bluse und trotz des gleichmäßigen, großartigen Sprints. Als sie vor der Tür von Onkel Nagashi stehen blieb ging ihr Atem nur ein bisschen schneller, obwohl sie die drei Stockwerke auch hinaufgelaufen war. Sie klingelte und erst jetzt beschlichen sie leise Zweifel. Hatte sie wirklich herkommen sollen? Vielleicht war sie nicht elegant genug für solche Partys. Vielleicht hat Yukiko sie nur aus Freundlichkeit eingeladen und gar nicht erwartet, dass sie kommt? Ach, diese Yukiko. Sie hatte die Angewohnheit viele echte oder angebliche Talente und zukünftige Berühmtheiten einzuladen. Dabei machte sie ein Gesicht, als ob ihre Erfolge auch ihre Leistungen wären. Vielleicht wird aber diese Party sich von den anderen unterscheiden. Vielleicht werden heute keine angehenden Dichter mit ungesundem Aussehen und blassen Studenten der Filmakademie da sein. Yukiko hatte nämlich dieses Jahr das Examen für die Ballettschule verhauen und ihre Ausbildung an der Polygrafieschule angefangen.
Die Tür wurde aufgemacht. Auf das Treppenhaus fiel ein Lichtstrahl aus einer Lampe, die im Vorzimmer hing.
„Hallo, Schätzchen!“ rief Yukiko euphorisch, ein ziemlich großes, schlankes, schwarzhaariges Mädchen mit kleinen Warzen auf der Wange. Sie trug ein langes Kleid, das an dem Dekollete indische Muster gestickt hatte. Ihr Enthusiasmus schien ehrlich und ihre Wiedersehensfreude so groß als hätte sie ihre Cousine nicht vor zwei Tagen gesehen. Sie begrüßten sich – Yukiko küsste zwei Mal die Luft mit ihren geschminkten Lippen und Megumi gab ihr zwei sachliche Schmatzer wie es sich in der Familie gehört. Yukiko lächelte überlegen und erklärte Megumi, dass die Party schon im vollem Gange ist. Die Eltern sind nicht da, sie sind im Kino auf einem Nachtmaraton und haben der Jugend nur eine Flasche Sekt als Symbol dagelassen.
Voll bösen Befürchtungen was die Menge der von den jungen Polygraphen mitgebrachten Flaschen angingen ging Megumi ins Zimmer. Dort aber erwartete sie eine nette Überraschung. Niemand schien betrunken, man sah keine Flaschen. Außerdem schien etwas in der Stimmung zu fehlen.
*Acha* dachte Megumi. *keine Ohrenbetäubende Musik.*
Dafür horte man romantische Violinmusik von einer Schallplatte und die Polygraphen saßen auf dem Boden und aßen Brotstücke, die sie in einen großen, auf einem touristischen, kleinen Kocher stehenden Topf tauchten. Vor ihnen auf dem Boden standen Tassen mit hausgemachtem Sake.
„Meine Cousine Megumi.“ Erklärte Yukiko, Megumi wie ein schönes Viehexemplar vor sich hinschiebend. „Sie hat bei der Spartakiade eine Goldmedaille gewonnen. Und sie spielt voll geil Basketball.“
O, ihr Götter, was für eine Empfehlung. Megumi hatte das Gefühl, dass sie entweder gleich loslacht oder sie haut Yukiko so eine runter, dass sich die Idiotin bis zu ihrem Lebensende daran erinnern wird. Wirklich, nach so einer Einführung war der Versuch zu einem Romantischen Schmetterling zu werden sofort aussichtslos. Sie sollten sie jetzt eher wie einen Ringkönig behandeln.
Aber nichts dergleichen. Sie wurde von Lächeln und neugierigen Blicken begrüßt. Die ersten kamen natürlich von den paar Personen aus Megumis Klasse: hier war natürlich Yutaka Soyii, Amaya, Hana und Shin, alle aus einer Schulvorstellung bekannt – und mit ihnen die Polygraphin Hoshiko Takase, die Primadonna der Truppe und der berühmte Hamlet. Also haben doch echte Artisten Yukikos Haus bevölkert! Die anderen Gäste waren wahrscheinlich Leute aus Hoshikos und Yukikos Klasse. Sie hatten Megumi die neugierigen Blicke zugeworfen.
Etwas von diesem Interesse, dass sie ihrer imponierender Größe zuordnete (ein Meter fünfundsiebzig ) setzte sich Megumi schnell auf den Boden.
Kaum saß sie, schon erstarrte sie.
O, zum Teufel. Motosuwa.
Er saß auf dem Boden auf der anderen Seite des Topfes, aß und sah Megumi herausfordernd an.
Dieser verfluchte Vampir. Na ja. Alles stimmt. Er hat ja auf diesem verteufeltem Date gesagt, dass er in die Polygraphieschule gekommen ist. Erst arbeitete er irgendwo in einer Druckerei dann erst konnte er in eine Schule kommen. Er war in der ersten Klasse, also gemeinsam mit Hoshiko und Yukiko.
Na, na, wie er heute gut aussieht, dieser eklige Aufreißer, in seinem sandfarbenem Anzug. Seine gefährlichen Stahlfarbenen Augen und knochige Wangen, seine schmalen Lippen und der junge Schnurrbart schienen auf den Polygraphinnen einen großen Eindruck zu machen. Nur Yukiko starrte Yutaka Soyii verträumt an, der gerade herausfordernd Megumi ansah als er plötzlich einen Ellbogen ihn den Rippen fühlte. Der Ellbogen gehörte Amaya Watanabe, der berühmten Ophelia aus der Schulvorstellung. Amaya sah heute anders als in der Schule aus. Sie trug einen modernen, braunen Rock und dazu eine weiße Bluse. Auf ihrem Gesicht sah man den Entschluss, Yu-chan heute niemanden mehr herausfordernd ansehen zu lassen.
Es stellte sich heraus, dass in dem Topf Käse ist. Er wurde auf kleiner Flamme gewärmt, Weißwein und viele andere Geheimnisvolle Zutaten hinzugefügt und das alles wurde zu einem typischen Schweizer-Gericht das „Fondue“ heißt, wie die stolze Gastgeberin erklärte. Die dickflüssige Masse, in die man Brotstücke tauchen sollte war ausgesprochen lecker.
Es verflossen zwei banale Stunden, in denen hauptsachlich getanzt wurde.
Es war normal, wie auf jeder Party. Aber eine Dreiviertelstunde vor Mitternacht hatte Yukiko wieder eine gute Idee. Sie schaltete den CD-Player aus und zundete Kerzen an. Dann holte sie aus der Küche Kaffee in Tassen und ein paar Teller voll mit dem wunderbaren Apfelkuchen beladen.
Er war wirklich ausgezeichnet. Megumi setzte sich an einen Teller und aß , soviel sie konnte, Motosuwa dabei beobachtend, der, von den herausfordernden Blicke vom Anfang der Party abgesehen, Megumi nicht weiter mit seiner Aufmerksamkeit beehrend.
Nach ein paar Minuten fühlte Megumi Spannung in der Luft. Etwas war los. Amaya Watanabe, die wieder neben ihrem Yu-chan Platz genommen hatte kontrollierte entweder ihn mit ihren Blicken oder sie sah Hoshiko Takase nach, einem schwarzhaarigen, schwarzäugigen, energiebeladenem und eine große Brille auf der Nase tragendem Mädchen nach.
Hoshiko war eine sympathische Verrückte, temperamentvoll und freundlich. Auf einmal brachte sie Megumi einen ganzen Teller voll Kuchen und begann sie zum Essen überzeugen. Dann sprang sie plötzlich auf und stellte sich in die Zimmermitte wo sie anfing, Blodsinn zu machen und Shakespeare zu deklamieren. Erst sprach sie Ophelias Text als Hamlet. Dann sagte sie Hamlets Text, dabei mit einem Sopran mit zugehaltener Nase sprechend, was bei den Versammelten leises Lachen vorherrief. Als es zu offensichtlich wurde, dass Hoshiko Ayamas Stimme nachahmt, startete diese aus ihrer Ecke mit irgendwelchen furchtbar miesen Gedichten, die sie vor ein paar nicht besonders interessierten Zuhörern rezitierte. Und dann setzte sich Hoshiko plötzlich auf den Boden, nahm die Brille ab und fing an, sich förmlich vor Lachen zu wälzen. Sie wurde sogar puterrot.
Ach, diese Hoshiko war wirklich furchtbar nett. Möglicherweise die netteste Person hier.
Nun, vielleicht außer einem ziemlich kleinem, stämmigem Typen aus der Polygraphieschule, der einen eleganten Anzug und ein weißes Hemd mit Krawatte trug. Der Junge, der von allen Susa gerufen wurde, war Megumi gleich sympathisch. Vielleicht deshalb, weil er ehrlich und ansteckend lachte. Oder weil er die besten politischen Witze erzählte.
Je langer ihn Megumi ansah desto mehr mochte sie ihn. Und als sie ihn nicht aus den Augen ließ bemerkte sie etwas, was niemand ausser ihr bemerkt hatte: Susa spielt ein Riesenspektakel in einer Ein-Mann-Show, die gleichzeitig auch eine Ein-Zuschauer-Show ist. Und dieser Zuschauer sollte Hoshiko Takase sein. Für sie machte Susa Blödsinn, tanzte und sang, für sie erzählte, lachte und hüpfte er. Die Vorstellung war verzweifelt, weil Hoshiko viel Spass hatte und den tobenden Susa nicht ihm geringsten beachtete. Sie war nämlich beschäftigt, und zwar sehr: sie versuchte die psychologischen Attacken abzuwehren, die ihr Ueda Motosuwa zuwarf.
Auf den ersten Blick war nichts los. Hoshiko ging durchs Zimmer und traf Motosuwas Blick. Sie stellte sich neben den CD-Player und Motosuwa lief ihr schon nach, sie mit stählernen Blicken bombardierend. Schließlich stellte sie sich ans Fenster und da kam Motosuwa mit gelangweiltem Schritt, als hätte er gar nicht vorgehabt, dorthin zu gehen.
Niemand beachtete diese Manövrierungen. Niemand ausser Susa, der wie Romeo in Hoshiko verliebt war. Und niemand außer Megumi, die Motosuwas Methoden am besten kannte.
Gerade aß Megumi seelenruhig das vierte Kuchenstück und dachte sich, dass die sympathische Hoshiko Motosuwa wegen Susa nicht so nah an sich ranlassen sollte – und wer weiß, vielleicht sollte sie das Opfer warnen, was sie von diesem Vampir erwartet – als das von ihr beobachtete Paar in die Nahe des Sessels kam, hinter dessen Lehne Megumi auf dem Boden saß.
Im Zimmer wurde es unruhig, weil Susa, wer weiß warum, plötzlich anfing, auf Händen zu gehen – aber das Gelächter und der Lärm übertönten weder Motosuwas Worte noch Hoshikos Antwort.
„Weißt du denn nicht“ floss Motosuwa auf der Welle der Routine „dass du Augen wie schwarze Diamanten hast?“
*Huh, wie Originell.* kicherte Megumi. *Diamanten, und dazu schwarzen, hat er noch nicht benutzt.*
„Ach, Ueda - kun, ich glaube dir kein Wort.“ Ließ sich Hoshiko aufreißen und wurde rot vor entzücken.
„Du hast Recht.“ Sagte Motosuwa. „Schwarze Diamanten sind kalt. Nein, du siehst eher aus wie...“
*Na?? Wie?? Wie was??* spitzte Megumi die Ohren.
„Wie eine Kirschblüte. „ sagte Motosuwa mit schwärmerischem Bariton. „Vom Frühlingswinde umweht.“
Megumi stand auf und entschloss sich in