Fanfic: True Light

Untertitel: Cruel Angel's Thesis

Kapitel: Little Light in the Evening Sky

True Light

Kanashii hodo hikari dashida
[The Light came forth when things were bleak]

Shiroiyami kirisaku tsubasa ni nare
[To pierce the absolute Darkness and become the Wings]
(True Light, D. N. Angel)

Das Licht der Sonne fiel fröhlich auf die Erde und bestrahlte sie mit einem freundlichen Licht. In der Ferne blitzte kurz etwas auf, verschwand aber sofort wieder. Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht war es nur eine Einbildung gewesen.
Sie sah wieder zum Himmel, badete ihr Gesicht in dem warmen Licht und lächelte dabei. Welch eine Lüge es doch war! Sie schaute zu Boden, auf die sich krümmende Gestalt zu ihren Füßen. Der Junge war kaum vierzehn Sommer alt. Er blutete schwer aus der Wunde, die sich über seine ganze Brust hinweg zog. Es musste schrecklich für ihn gewesen sein, die Ermordung seiner Eltern mit anzusehen. Sie fragte sich, ob sie ihn darauf aufmerksam machen sollte, dass sie gerade ausgeweidet wurden, oder dass sich ihre Untergebenen mit seiner kleinen Schwester vergnügten.
Sie entschied sich dagegen.
Sollte dieser Junge etwa Mitleid in ihr erwecken? Nein, er langweilte sie schlicht und einfach. Deshalb beschloss sie, ihn den Weg in die Hölle –oder was noch davon übrig war- zu erleichtern. Sie stellte ihren Fuss auf seinen Kopf und verlagerte ihr Gewicht ganz langsam. Dann hob sie ihn ruckartig hoch und stieß zu. Das dabei entstehende Geräusch entzückte sie zutiefst und sie schaute wieder lächelnd in die Sonne. Wie schön es doch nach dem Krieg war! Die Unschuldigen litten sehr und es war ein Leichtes sie auszuplündern. Vor allem jetzt, da die Engel gefallen und das Licht des Himmels verschwunden war.
Nun konnte die Geschöpfe der Nacht in der Sonne wandern, ohne einen Schaden davon zu tragen. Vor allem die Vampire, zu denen sie gehörte, erfreute die dazu gewonnene Freiheit. Und sie hatte doppeltes Glück gehabt. Bevor ihr, im Krieg leider verstorbener, Meister sie zu einem Wesen der Dunkelheit gemacht hatte, war sie ein rein geborener Mensch gewesen und hatte sich des Tags an der Sonne ergötzt. Nachdem sie zum Vampir geworden war, war dies das Einzige, was sie vermisste. Die meisten anderen Vampire waren nie Menschen gewesen und konnten nicht fühlen. Sie spürten nur Schmerzen, Durst und Erregung, die aber von keinem lebenden Wesen gestillt werden konnte. Sonst fühlten sie nichts, nicht den Mond, wenn er auf ihre blasse Haut schien, nicht das Wasser, das sie beim Baden umgab oder den Wein, den sie ab und an zu sich nahmen.
Sie aber, die vorher schon ein Mensch gewesen war, konnte sich daran erinnern. Und das machte ihr eine gute Laune. Vielleicht hatte sie den Jungen deswegen einen schnellen Tod geschenkt. Sie faltete die Hände in einer spöttischen Geste und dankte dem Herrn, ihrem Herrn, für die Welt, in der sie nun lebte oder vielmehr existierte.
Es würde eine neue Welt werden, die unter ihrer Herrschaft leben würde. Nicht länger ein Utopia, sondern vielmehr die Welt, die alle Geschöpfe der Nacht hassten und die sie sich doch so sehr wünschten.

Sie schauten durch die Felsen nach unten. Die Vampire hatten sich um das Haus versammelt und trugen die wenigen Wertgegenstände nach draußen. Es waren acht Männer und eine Vampirin. Sie hatte gerade einen Jungen getötet. Als er sah, was einige ihrer männlichen Untergebenen mit der einzigen Überlebenden anstellten, musste er weg schauen. Seine Partnerin hingegen sah mit eisernen Blick weiter hinunter. Dann drehte auch sie sich um. Der Revolver, den sie immer bei sich trug, war zu einer weißen Hellebarde geworden. Der Stiel wirkte wie aus Elfenbein und die Klinge wie aus Glas. Sie war durchsichtig und funkelte in der Sonne, wie ein Stern. Er fragte sich, ob man sie hatte kommen sehen, dann verwarf er den Gedanken wieder. Es würde sowieso keinen Unterschied machen.
„Bist du bereit?“
Ihre sanfte Stimme klang durch die Luft, gleich einer Glocke. Sie waren auf einem Kreuzzug, um den Überlebende des Krieges wieder den Glauben an Gott nahe zu bringen. Dazu mussten sie die Ketzer und die auf die Erde entflohenen Dämonen töten und ihre Seelen reinigen. Himmel und Hölle, sowie die Erde waren zerstört und sie alle befanden sich in einer Zwischenwelt. Die Menschen hatten nichts davon bemerkt und die meisten niederen Dämonen wohl auch nicht. Deshalb mussten ihre Seelen gereinigt und versiegelt werden, damit sie das Fundament für eine neue Welt bilden könnten. So zumindest hatte sie es ihm erklärt. Er hatte es trotzdem nicht verstanden, aber das war ihm egal. Er hatte ihr versprochen, sie zu begleiten, zu unterstützen und sie mit seinem Leben zu beschützen. Sie zu beschützen, das war sein neuer Lebensinhalt. Schließlich hatte sie ihm die Augen geöffnet und auf den Pfad der Tugend zurück gebracht. Was auch kommen sollte, er würde ihr beistehen und nicht von ihrer Seite weichen. Bis zum bitteren Ende.
Aber noch war es nicht so weit. Erst galt es, das Lumpenpack zu beseitigen und die „Erde“ zu reinigen.
Er schaute ihr in die Augen und nickte. Dann blickte er auf die beiden Waffen, die in seinem Schoss lagen. Sie waren aus „geweihter Substanz“, Gottes Blut und konnten, wie die Waffe der Frau, ihre Form verändern. Das war ganz nützlich, wenn man bedachte, gegen wie viele verschiedene Arten von Dämonen sie schon zu kämpfen hatten. Sie hatten schon zwei Dörfer aus den Klauen des Bösen befreit, die Überlebenden versorgt und ihnen das Wort Gottes verkündet. Die Menschen hatten ihren Worten staunend gelauscht und sich am Anblick der beiden Engel ergötzt. Vor allem der Anblick der Frau, mit ihrem weißen Haar und Flügeln und den rosigen Wangen, hatte die Menschen in ihren Bann geschlagen. Er hingegen, das genaue Gegenteil, mit schwarzen Haaren und Flügeln, war auf Ablehnung gestossen. Sie hatte ihm zwar versichert, dass er sich seiner schwarzen Flügel wegen nicht zu schämen und sie nicht zu verstecken brauchte, aber er tat es dennoch. Er hielt sich meistens im Hintergrund auf und half bei der Beseitigung der Toten. Ansonsten blieb er immer hinter seiner „Herrin“, wie er sie nun nannte und versteckte Gesicht und Haare unter seiner weißen Kapuze. Sie sah das nicht gerne und mochte die Bezeichnung „Herrin“ auch nicht besonders, aber sie akzeptierte es stillschweigend. Alleine an ihren Augen konnte er erkennen, was sie dachte. Und selbst sie schienen nicht immer alles preiszugeben.
Dann riss er sich endlich von seinen Gedanken los und stand auf. Sie hatte geduldig gewartet und sah ihn noch einmal eindringlich an. Dann setzten sie sich in Bewegung und liefen langsam auf die Vampire zu.

Etwas erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie bemerkte in ihren Augenwinkeln wieder ein Glitzern. Die Vampirin drehte sich um und erkannte zwei Gestalten, die sich auf sie zu bewegten. Sie hatten schneeweiße Gewänder an, die wie ein Leuchtfeuer in der Mittagssonne loderten. Plötzlich blieb eine der beiden Personen stehen. Die andere lief weiter. Das weiße Haar leuchtete in der Sonne und die Vampirin glaubte über ihrem Kopf etwas blitzen zu sehen. Dann ertönten zwei Schüsse und die beiden Männer, die sich an dem Mädchen vergriffen, fielen keuchend zu Boden. Sie drehte sich erschrocken zu ihnen um und als sie ihren Blick den beiden Gestalten wieder zuwandte, sah sie gerade noch, wie diese die große Hellebarde schwang und damit auf sie und ihre Männer zu rannte. Aber sie ging nicht auf die Vampirin los. Sie stürmte an ihr vorbei und auf die anderen los. Mit einem einzigen Hieb teilte sie die Köpfe gleich dreier Vampire. Die andere Gestalt hatte beide Hände erhoben und schoss immer noch. Panisch ergriff die Vampirin die Flucht, wurde aber von einer Kugel getroffen und stürzte schmerzerfüllt zu Boden. Sie schaute auf ihr Bein und sah, dass die Stelle, an der sie getroffen wurde ätzte und ihr Bein langsam Feuer fing. Das war eindeutig keine normale Kugel gewesen. Sie kannte den Schmerz von Silber und geweihtem Eisen, aber dieser Schmerz übertraf alle dagewesene. Als sie angsterfüllt hoch schaute sah sie, wie ihre Männer, einer nach dem anderen von der Frau mit der Hellebarde ausgeweidet wurden. Sie drehte ihre Waffe in der Luft schlug dem letzten noch lebenden Vampir einen Arm ab. Der Arm landete knapp neben der Vampirin und befleckte ihre Augen mit seinem Blut. Für eine Weile sah sie die Welt wie durch einen roten Filter, bis sie sich mit dem Ärmel das Blut wegwischte. Sie öffnete ihre Augen wieder und sah in zwei gewaltigen Revolvermünungen. Die Augen ihres Gegenüber waren so schwarz wie sein Haar und seine Flügel und im ersten Augenblick dachte sie, ihr König sei von den Toten auferstanden. Im nächsten Moment waren von ihrem Kopf und ihren Schultern nichts mehr übrig.
Er beugte sich vorsichtig über sie und das Kind. Der weiße, weibliche Engel hatte seine Hand auf die Stirn des Mädchens gelegt und eine beruhigende Melodie angestimmt. Als sie seinen Schatten über sich bemerkte, verstummte sie und drehte sich um. Mitleid lag in ihren Augen und schließlich schüttelte sie den Kopf. Er hielt die Luft an, als er diese Geste verstand. Dem Mädchen konnte nicht mehr geholfen werden. Nach Sonnenuntergang würde sie zu einem Nosferatu werden. Er stand auf und schluckte all die wilden Flüche herunter, die ihm auf der Zunge lagen. Er lief eine Weile umher, kehrte dann zurück und nahm ihr vorsichtig das Mädchen aus den Armen.
Sie öffnete die Augen und sah ihn mit glasigen Augen an. Er versuchte sie anzulächeln, aber es wollte ihm nicht wirklich gelingen. Das Mädchen erkannte seine guten Absichten und schenkte ihm ihrerseits ein Lächeln. Er fasste sich ein Herz und sagte ihr geradeheraus „Du wirst sterben.“
Sie sah ihn kurz verständnislos an, dann wurden ihre Augen traurig. Ihr Geist schien von dem Nosferatu-Blut schon ganz benebelt zu sein. Sie schien seine Worte zwar zu verstehen aber sie reagierte nicht darauf. Er biss die Zähne zusammen, bevor er wieder etwas
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