Fanfic: Geld ist nicht alles
Kapitel: Das liebe Geld
Das liebe Geld
“Sag mal Ran. Woher ist deine Mutter eigentlich so reich?”
Ran Kon drehte sich so ruckartig im Sattel um dass sie fast von James Rücken geplumpst wäre. Sie griff fest in die schwarze Mähne des Hengstes zog sich hoch und schaute Kai entsetzt an.
Wie kam dieser Typ dazu ihr so eine Frage zu stellen. Kai hockte lässig auf Scarlet einer etwas kapriziösen sehr edlen Stute und guckte sie mit seinen dunkelblauen Augen freundlich und erwartungsvoll an.
“Marina meine Mutter ist nicht reich. Das sieht nur danach aus.” zischte Ran “ Nur mein Vater hat richtig Kohle. Und weil er ein schlechtes Gewissen hat finanziert er der Mutter seiner unehelichen Tochter ein schickes Leben. Genügt das um deine blöde Frage zu beantworten?”
“Ich wollte doch nur...” stammelte Kai total verdutzt.
Ran wartete das ende des Satzes nicht ab. Sie spornte James mit den Hacken an und trabte los.
Ran war vor 4 Monaten 16 Jahre alt geworden und sie hatte an ihrem Geburtstag beschlossen möglichst schnell unabhängig zu werden. Sie wollte sich und vor allem ihrer Mutter beweisen dass das luxuriöse Leben dass sie dank Ran’s Vater führten nicht nötig hatte und ganz gut allein zurecht kam. Seitdem strapazierte sie ihre Umgebung mit unvorhersehbaren Reaktionen und launenhaften Stimmungen. Besonders beim Thema Geld war Ran Kon reizbar.
James sprang nach ein paar schnellen Schritten in einen kraftvollen rhythmischen Galopp. Ran genoss den schnellen Ritt. Ein leichter Wind wehte ihr ins Gesicht. Es war den ganzen Tag schon recht warm gewesen.
Kai und Ran hatten beschlossen einen Ausritt in den Wald zu unternehmen. Dort war die Luft angenehm kühl und es roch herrlich frisch nach Moos, Tannenzapfen und Harz. James galoppierte auf die kleine Lichtung am Ende des Waldweges. Ran parierte durch und brachte den Hengst zum Stehen. Sie gab die Zügel frei. James streckte den Hals weit nach vorn und begann sofort zu grasen.
Ran ärgerte sich über sich selbst. Warum musste sie Kai gleich so heftig anfahren? Er konnte doch schließlich nichts für ihre komischen Familienverhältnisse. Ran war das Produkt eines längeren außerehelichen Verhältnis zwischen dem erfolgreichem Bau Tycoon Karl Simmon genannt Charly und der schönen Marina Kon. Kennen gelernt hatten sich die beiden als Marina bei einer großen Hamburger Werbeagentur jobbte und sie ihren Chef zu einer Präsentation in Charly Simmon’s Firma begleiten musste. Aus dem Flirt mit der jungen Grafikdesignstudentin wurde mehr. Doch als Marina schwanger wurde bekam Charly kalte Füße und kehrte zu seiner Frau zurück.
“Du musst das verstehen” hatte er damals gesagt “Ich kann meine Frau nicht verlassen schon wegen der beiden Jungs. Die brauchen mich doch. Aber du musst dir keine Gedanken machen. Dir und dem Kind wird es an nichts fehlen.”
Seitdem versorgte er Marina und seine Tochter wirklich großzügig: Penthousewohnung, Auto, teure Klamotten, für alles sorgt Charly. Klar dass Kai annehmen musste dass Marina gut betucht sei. Warum sollte er also nicht danach fragen? Ran würde sich bei Kai entschuldigen.
Ran und Kai kannten sich jetzt schon sieben Jahre. Aber erst seit einem Jahr ritten sie gemeinsam aus. Früher fand Ran diesen Kai Meischberger immer ziemlich abweisend frech und arrogant. Damals fegte Ran noch auf ihrem Pony durch die Gegend während Kai schon längst auf großen Pferden ritt.
Ran fand das er sich darauf ganz schön was einbildete. Außerdem hatte sie wenn sie ehrlich war immer ein bisschen Bammel vor diesem Jungen gehabt. Er war immerhin anderthalb Jahre älter. Heute bewundert sie Kai. Er war ein exzellenter Reiter. Eine der Nachwuchshoffnungen für die nächste Olympiade. Noch gehörte er zwar nur dem C- Kader an aber sein Aufstieg war vorprogrammiert. Davor hatte Ran Höllenrespekt. Außerdem war Kai Meischberger seit kurzem quasi offiziell der Juniorchef auf Zweibirken.
Zweibirken so hieß das Gestüt den die Familie Meischberger führte. Vom Stall mit über 40 Einstellplätzen bis zur neuen Reithalle und mehreren Koppel war alles vorhanden was ein moderner Reitbetrieb heute bieten muss.
Ute und Jens die Eltern von Kai besaßen ein halbes Dutzend eigener Pferde. Die anderen Stellplätze waren an Reiter aus Hamburg und der näheren Umgebung vermietet. Zweibirken hatte einen glänzenden Ruf in Reiterkreisen aber auch in der Hansestadt. Einige Kunden kamen täglich aus der Stadt. Andere ließen sich nur am Wochenende sehen. Darunter auch einige gutsituierte Damen und höhere Töchter.
“Hey was hat dich denn getreten?” rief Kai und riss Ran aus ihren Gedanken. Kai saß sehr aufrecht auf Scarlet aber ohne dabei steif zu wirken. Er hielt seine breiten Schultern gerade und wirkte dadurch noch größer. Genau neben James blieb Scarlet stehen und schnaubte triumphierend so als habe sie und nicht ihr Reiter bestimmt hier stehen zu bleiben.
“Warum flippst du gleich so aus?” fragte Kai.
“Ich weiß es auch nicht. Es tut mir leid. Ich glaub heute ist wohl nicht mein Tag. Hab’s nicht so gemeint. Sorry.”
Ran streifte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute ihren Reiterfreund zerknirscht an.
“Weiber “ sagte Kai kopfschüttelnd und machte eine weitausholende Handbewegung um klarzustellen dass für ihn damit das Thema erledigt war. “ Bei intimen Fragen bin ich das nächste Mal vorsichtiger.”
“Danke echt ritterlich von dir. Ich werd dich bei Gelegenheit daran erinnern.”
“Genug der Freundlichkeiten wir müssen zurück.” sagte Kai und trieb Scarlet mit leichtem Schenkeldruck an. Im gestrecktem Galopp jagten Ran und Kai über die Lichtung des kleinen Waldstücks. Ehe sie in den Wald eintauchten duckten sie sich instinktiv um nicht die tiefhängenden Zweige ins Gesicht gewischt zu bekommen. Der weiche Waldboden schluckte das Geräusch der Hufschläge. Nur das gleichmäßige Schnauben der Tiere war zu hören. Ran hatte etwas eine halbe Pferdelänge Vorsprung als sie sich einem alten umgestürztem riesigen Baumstamm näherten. Ran zügelte James und dirigierte ihn geschickt zwischen den Bäumen am Hindernis vorbei. Kai stieß ein lautes Yeah hervor und trieb Scarlet mit einem prächtigem Satz über den Stamm. Grinsend ballte er die Fäuste parierte durch und wartete auf Ran. Diese schüttelte zu der Machonummer nur lachend den Kopf. Aber die Stute geht wirklich toll dachte Ran anerkennend.
“ Gegen Scarlet und dich haben wir keine Chance” sagte Ran und tätschelte James tröstend den Hals.
Kai sah Ran an und grübelte.
“Du würdest sie gern mal reiten oder?”
“Das wäre klasse Kai”
Zu Rans Verblüffung stieg der junge vom Pferd und sagte lässig “ Okay. Dann kannst du wenigstns nicht mehr sagen heute wär nicht dein Tag.”
Ran und er tauschten die Pferde. Ran war mächtig stolz dass sie das Turnierpferd ihres Freundes reiten durfte. Scarlet bockte ein wenig.
“Du musst sie energischer anfassen Ran” sagte Kai.
Scarlet war ein wirklich eigensinniges Pferd. Aber fürs erste Mal kamen die beiden gut miteinander aus. Am Waldrand parierte Ran durch stieg ab und übernahm wieder James.
“ Heinrich sollte besser nicht wissen dass ich Scarlet geritten habe.” sagte ran zu Kai.
“ Wie ich den alten Fuchs kenne hat er uns längst gesehen und wenn nicht spürt er es garantiert.” Kai zuckte mit den Schultern und schwang sich wieder auf Etoilé.
Nebeneinander ritten sie über den Kleinen Pfad der zwischen zwei Rapsfeldern hindurchführte langsam zurück nach Zweibirken.