Fanfic: Yuna´s Way
Untertitel: Meine Reise
Kapitel: chapter 5
Kap. 5
Erschöpft übergab ich Lulu meinen Stab und zog mich an den Strand zurück, um mich zu erholen. Das Meer hatte die sichtbaren Spuren des Kampfes weitestgehend getilgt. Alles schien friedlich und ruhig, als habe es die Offensive mit ihren vielen Opfern nie gegeben.
Luttz hatte überlebt, doch Gatta würde niemals wieder nach Besaid heimkehren. Der fröhliche, liebenswerte Crusader war bereits beim ersten Angriff gefallen.
All das Leid, die Trauer.....ich schüttelte meinen Kopf. War es das wert gewesen ?
Ich überhörte die sich nähernden Schritte und ignorierte die Person. Ich blickte mich nicht mal um. Ich wollte bloß allein sein.
Dann vernahm ich die sanfte Stimme des Mannes, der in mir so zwiespältige Gefühle weckte., den ich in einem Moment zu erkennen glaubte und im nächsten wieder nicht. Jemand, der mich immer wieder aufs neue überraschte ...und faszinierte....in Guten wie im Schlechten.
Vielleicht verunsicherte er mich deshalb so. Weil ich ihn und seine Absichten nicht einordnen konnte.
Als ich mich fortdrehte, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte, folgte er mir.
„Mylady“ sagte er. „Wenn normale Sterbliche sich dem Leid und der Trauer ergeben, so mag dies tragbar, ja normal und verständlich sein. Ihr jedoch müsst nun eure Stärke beweisen !“
Stärke ??? Zorn flammte in mir auf! Stärke ??? Verdammt, ich war auch nur ein Mensch !
Was erlaubte er sich ? Glaubte er tatsächlich, ich könnte das ganze Leid so einfach hinter mir lassen? Einfach fröhlich lachend weitermachen?
Die aufschäumende Wut legte dunkle Schleier in meinen Blick.
Er kam weiter auf mich zu, ging um mich herum und wies auf Wakka, der nicht weit von uns entfernt betete. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er wirkte so ruhig, so gelassen. Wie konnte er nur. Er war doch dabei gewesen. Als diese armen Menschen für die Hoffnung ihr Leben ließen. Er hatte gesehen, wie sie scheiterten, hatte mit ihnen gekämpft! Wie konnte er nur so gefühllos sein ?
„ Lady Yuna „ begann er von Neuem. Ich wollte seine Worte nicht hören, doch seine Stimme drang selbst durch den Schatten des Zorns und der Verzweiflung. „ Ihr, als Tochter den Hohen Mediums Braska, selber ein Medium, Ihr dürft Euch keine Schwäche erlauben im Angesicht von SIN. Ihr seid nun die Hoffnung der Überlebenden, ja aller Menschen von Spira. Wenn ihr hoffnungslos erscheint, wie sollen sie noch an den Frieden glauben, an die Stille? Ihr müsst Euch dies verinnerlichen, dies akzeptieren.“ Ich blickte zu ihm auf und meinte Verständnis aus seinen Augen sprechen zu sehen. Er hatte recht, und ich wusste es. Ich nickte. Meine Wut verflog.
Wenn es doch bloß nicht so schwer wäre. Ich fühlte mich, als müsste ich unter dieser Last zerbrechen. Ich hätte nie geglaubt, dass es so schwer sein würde.
Er kam noch näher, und ich konnte die Wärme, die von ihm ausstrahlte, auf meinen bloßen Oberarmen fühlen. Er beugte sich leicht zu mir herab, und ich bemerkte überrascht, wie groß er wirklich war. Ich reichte ihm gerade bis zur Brust. Seine Augen glitten über meine Gesicht und suchten den Blickkontakt. Verlegen schlug ich unter diesem forschenden Blick die Augen nieder, fühlte das Blut in meine Wangen steigen. Mit aller Macht versuchte ich mich zusammenzureißen, und ich wagte kaum zu atmen. Angst und eine gewisse Faszination machten sich in mir breit. Er betrachtete mich aufmerksam.
„Ich weiß, dass Ihr euch erschöpft und schwach fühlen müsst.“ flüsterte er mit dieser samtweichen Stimme, die mir schon in Luca einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Ich nahm den Geruch wahr, der von ihm ausging, eine Mixtur aus Wald, frischem Grün, dunkler Erde und Mann. Wie konnte jemand mit seinen Fähigkeiten, Erbe von Jyskal, ein Maester des yevonitischen Ordens, in einem Moment so kühl und unnahbar, so berechnendja, nahezu abstoßend auf mich wirken und im nächsten so voller Fürsorge für mich sein? Ich wandte mich leicht ab, fürchtete seine unbestreitbare Präsenz, vermied es ihn direkt anzusehen.
Als er mir mit leiser Stimme anbot, einen Teil meiner Last zu tragen und mehr oder weniger mein Mentor zu werden, erschrak ich. Es würde bedeuten, ihm viel von mir zu offenbaren.
Zu viel vielleicht. Wollte ich das? Wollte ich, dass er mich so gut kannte ?
Ich wusste es nicht. Auf der einen Seite faszinierte mich dieser Mann. Auf der anderen Seite schreckte ich vor seiner Macht und seiner Präsenz zurück. Was hatte er im Sinn ?
„Lasst mich Euch helfen, so wie einst Zeyno Yunalesca half.“ flüsterte er.
Was zur Hölle meinte er damit ? Ich kannte die alten Überlieferungen um Lady Yunalesca,
der ersten die als Medium die hohe Beschwörung erlangte und SIN unterwarf. Sie waren Teil meiner Ausbildung gewesen.
Ich blickte zu ihm auf. Er lächelte mich gewinnend an, doch war ich mir nicht sicher über das, was ich in seinen Augen las. War es Erwartung ? Berechnung? Fürsorge? Was zu Hölle wollte er bloß? Ich konnte es nicht sagen, aber nach allem, was geschehen war, weigerte sich mein Gefühl, ihm negative Motive zu unterstellen. Bislang hatte er nichts getan, was mir oder meinen Guardians geschadet hätte, im Gegenteil.
Vielleicht lag es daran, dass Kopf- und Bauchgefühl im Bezug auf diesen beeindruckenden Mann in ständigem Widerstreit lagen. Dass ich nicht verstand, was er, machtvoll wie er war,
im Bezug auf mich beabsichtigte.
Er trat zurück, was ich mit einem unwillkommenen Gefühl mir selbst unverständlicher Enttäuschung registrierte. Galant verabschiedete er sich. Er wollte mir Zeit geben, meine Entscheidung sorgfältig zu überdenken, das wusste ich.
Geduld sprach aus seinen Worten, als er mir sagte, dass es noch andere Momente zum Reden geben würde, und dass er hoffte, dann mehr Zeit dazu zu finden.
Er war an seine Pflichten als Maester und als Führer des Guadovolkes gebunden, welche den größten Anteil seiner Zeit in Anspruch nahmen. Ich nickte erneut und verneigte mich vor ihm.
Mit einem nicht zu deutenden Blick auf mich lächelte er, dann drehte er sich um und ging.
Ich blieb in Verwirrung und Unsicherheit zurück. Seine Worte bezüglich der Hoffnung Spiras hallten noch in meinem Kopf.
Ja, er hatte recht. Ich durfte keine Schwäche zeigen, durfte meine Verzweiflung und meine Trauer nicht zeigen. Zum Wohle meines Volkes musste ich Stärke zeigen. Auch jetzt.