Fanfic: Wolfsaga

Kapitel: Die Kunde vom Rudel Zallos

Der weg ins lager des Nördlichen Wolfsrudels war weit, führte über Hügel und einen Bergrücken. Ooki und Ken waren die ganze Zeit gelaufen ohne sich eine Rast zu Gönnen. Sie waren müde, aber nicht erschöpft; Wölfe sind ausdauernde Läufer, die, ewnn es sein muss, ihre Beute einen Tag oder noch länger nachzufolgen im Stande sind. Das Paradies lag noch im Dämmerlicht, aber die östlichen Zinnen und Grate des Berges - dort, wo die Sonnen aufgehen würde - waren schon schwachen Schein gesäumt.
Ooki und Ken setzte sich hechelnd vor Zari Kan und Ashi nieder und erwarteten, wie es ihre art war, bis einer der beiden sie ansprach. jungwölfe und Welpen drängten sich, helwach und aufgeregt, aneinander.
"Was für eine gefahr ist es, vor der Balto Kan und Jenna uns warnen?" fragte Ashi.
Ooki kratzte sich mit der forderpfote hinter den Ohren. Ken hob hechelnd die Schultern. "Sie wissen es nicht!"
"Was?" Zari Kan fuhr hoch. "Soll das heissen, das ein Rudel einfach nur so den warnruf anstimmt?" Ohne Grund? Und wir haben den Ruf weiter gegeben! Ist Balto Kans Rudel verrückt gewoden?"
Ooki kratzte sich noreinmal, lies die Pfote sinken und stupste Ken auffordernd an.
"Balto Kan hatt den Ruf von einem anderen rudel erhallten, Jehnseits ihren Jagdgebietes" erklärte Ken. "Aber die dort wissen auch nicht, was ist."
"Die haben den Ruf nur weitergegeben" knurrte Ooki. "Wie wir. Wie alle Rudel. Weil niemand was weiß."
Die Wölfe standen schweigend da und konnten nicht glauben, was sie da hörten. Schauer rannen Hige über den Rücken. Wieder überkahm ihn die errinerung an den Albtraum, ihm war, als seie er eingeschloßen in dem Käfig, gegen den er vergeblich anrannte. Er kauerte sich nieder und versteckte den Kopf unter dem Schwantz.
Hinter den Graten und Riffen blitzte es, Strahlenbünder schosen hoch. Der Rand der glühenden Sonne erhob sich über der im Gegenlicht dunkel gewordenen Bergflanke, klomm höher und höher, wurde zu einer brennenden Scheibe, die sich vom Berg trennte und in den Himmel emporstieg. Jeder Tautropfen auf Gräsern fing ihr Licht ein, Wald und Wiese waren mit unzähligen Funken übersät.
Hige zwang sich den Kopf zu heben, auf die Tauglänzende Wiese zu blicken, auf das vertraute Paradies im Morgenlicht. Es war nur ein Traum gewesen, er durfte nicht mehr daran denken. Toboê tapste mit eingeklemmtem Schwantz zu Blue und winselte.
Ashi zog die Leftzen hoch und grollte: "Sind alle Rudel verrückt geworden? Oder ist eine Krankheit über sie gekommen, die wir nicht kennen? Zari Kan, Vater meiner welpen, nie habe ich gehört, das Wölfe heulen und um Gefahr rufen und nicht wissen, warum sie es tun."
Ein lautes kreischen aus den Wipfeln lies das Rudel aufblicken. Rusty, der Adler, war auf einer Tanne am Waldrand gelandet, hüpfte von ast zu Ast immer Tiefer herrab, flatterte zu Ashi und piekte sie am Pelz.
"Du bist es, Rusty!" sagte Ashi und stupste ihn mit der Schnautze an. Keinem anderen Vogel oder Vierbein hätte sie erlaubt, was sie Rusty gestattete. Seit der Zeit, als er, eben flügge geworden, zur Wolfshöhle geflogen kam, Ashi ohne Scheu entgegen hüpfte und zutraulich mit ihren Welpen zu spielen begann, verging kaum ein Tag, an dem er nicht das Rudel aufsuchte. Und da Adler wachsam sind und beim geringsten Anzeichen von gefar sofort in ein schrilles Warngeschrei ausbrechen, war diese Freundschaft auch den Wölfen nützlich.
"O ihr Spitzohren!" spottete Rusty. "Meint ihr denn, dass ihr alles wisst? Freilich, man darf's euch nicht zum Vorwurf machen. Ihr mit euren vier beinen kommt halt nicht so weit wie wir! Ihr könnt ja mich fragen, wass es mit dem jammergewinsel auf sich hatt!"
"Dich?" Ashi lächelte auf Wolfsart mit den augen. "Woher willst du es wissen, mein kleiner geflügelter Freund?"
"Von den Wandelvögeln, Schwester Vierbein!"
"Rusty! Das kann nicht sein! Es ist lange her, seit sie über unser Paradies geflogen sind."
Der Adler streckte einen seiner Flügel aus und strich mit dem Schnabel die braun besch schlillernden Federn zurecht.
"wenn man's genau nimmt, waren es nicht die Wandervögel, die es mir gesagt haben. Red, der Rotfink, hatt es mir erzählt und der hatt es von Grey, der Taube, und von wem sie es erfahren hatt, das weiss ich nicht, es kann Braun, der Falke gewesen sein oder White, der Weißkopfadler. Vieleicht waren es auch die Raben, was alles nicht so wichtig ist. Jedenfalls ist es eine Botschaft aus dem Land Alaska."
Rusty üpfte zu ashi und zupfte sie am Brustpeltz.
"Schwester Vierbein, im Land Alaska, von dem der kalte Wind kommt und Eis und Schneem hatt sich ein Rudel zusammengerottet, ein Rudel, so groß wie es noch keines gab - zahlreich wie die Kiesel in einem Fluss. Das ist die Botschafft der Wandervögel und das, so heißt es, ist die Gefahr."
Zari Kan hatte schweigend zugehört, den schwanz straff ausgestreckt. Jetzt lies er ihn endspannt sinken. "Ein Rudel, so zahlreich wie die Kiesel in einem Fluss? Nein, Rusty, das giebt es nicht! wie soll so ein Rudel genug Beute finden? Um satt zu werden, müsste es immerzu töten. So hatt Waka, das Gesetz, es nicht gewollt. Die Wandervögel haben uns viel zu erzählen. Auf ihrem Flug von einem Ende der Welt bis zum anderen sahen sie Wunder, die wir nicht kennen. Aber diese Geschichte, Rusty, kann nicht war sein!"
Rusty flog auf den untersten Ast der Tanne und lugte mit schiefgeneigtem Kopf auf die Wölfe hinunter. "Dann glaubt mir eben nicht! Mir soll's recht sein. Es macht euch ja nichts aus, das oben in Alaska ein Riesenwolf das Rudel Zallos fürt und dass, wohin er auch kommt, keiner wiederstehen kann. Und sei er so stark wie du, Zari Kan! So sagt es Blacky, der Rabe des alten vom Berg."
"Ashi blickte jäh auf. "Hota, der Bär?" fragte sie. "Bist du bei ihm gewesen, Rusty?"
"Ich? Nein! Was soll ich im Felsland."
"Red, der Rotfink hatt es dir gesagt, wir wissen es!" knurrte Ken. Und die hatt es von Grey und die hatt es von Braun. Oder war es White? Oder Blacky? Vieleicht zwitscherte es auch nur der oder die andere, was sich eben so herrumtreibt und Federn hatt. Ihr Vögel schwatzt doch immer!"
"Ganz recht, mein liebes Spitzohr, halte dich nur Klügel als uns!" Der adler lachte kreischend, breitete die Flügel aus und flog mit lauten gelächter in den Wald hinein. Die Wölfe blickten ihm nach, bis der dunkle Schatten am Himmel verschwunden war. Das kreischen verhallte, wie ein Echo antworteten andere Adlerstimmen vom Hang her. Die wölfe schauten einander an, als suche jeder bei dem anderen Gewissheit, das Rusty, der Spaßmacher, sich alles nur ausgedacht hatte. Oder hatte er die Wahrheit gesprochen? Hatten die Vögel etwas erfahren, was keiner der Rudel wusste? Hatte Hota, der Alte, es ihnen gesagt, der Bär, der oben auf dem Berg lebte? Es hies, er sei älter als jedes andere Geschöpf und könne sehen, was noch nicht war aber geschehen würde. Keiner der Wölfe war ihm je begegnet., der Bär kahm nicht runter ins Tal und die Wölfe mieden das unzugängliche Gebiet mit den Schorfen und steilen Felswänden, auf denen Wolfspfoten keinen Halt fanden.
Kiba kläffte herrausfordernd, schwenkte den Schwanz, duckte sich dann in der demutsgeste vor Zari Kan und legte die Ohren flach zurück. "wenn da einer aus Alaska kommt" rief er. "der wird bald merken, wem unser Jagdgebiet gehört!"
Blue und hige gruben die Schnautzen in den Pelz des Leitwolfes und zeigten wie Kiba, dass sie ihm vertrauten. Tsume und toboê wackelten mit den Schwänzen und rollten sich nach Welpenart auf den Rücken. Ooki und Ken standen still da, den Blick auf Zari Kan gerichtet; Sie brazuchten keine geste, mussten kein Zeichen setzen, In vielen Sommern und Wintern, dass si treue Gefährten und Leitwölfe waren.
Cloe hielt sich abseits, hielt die leftzen gekräuselt und schien zu sagen: Was mich angeht, so habe ich kein Problem, wenn jemand kommt, der stärker ist als ihr.
Im Gebüsch und in den Baumwipfeln zwitscherten , flöteten, trillerten und zirpten die Vögel. Auch über dem weiten Wiesengrund flatterten sie, versuchten winzige Insekten zu erhaschen und brachen immer wieder in Lieder aus. Ashi lauschte ihren stimmmen. Vögel und Vierbeiner hatten alle ihre eigene Sprache und doch verstanden sie einander. Von klein auf gewöhnt, aufmreksam zu lauschen und jeden Laut zu deuten, fand sich jedes Geschöpf mit den vielfältigen Sprachen zurecht wie in der eigenen. Aber soser auch Ashi hinorchte, keine der Vögel berichtete von einer Botschafft aus dem Norden, es waren nur alltägliche Dinge, die sie sich zuriefen: wo Futter zu finden war und welches Gebiet man seines nannte. Manche dieser Lieder waren Wortlos, Ausdrück von Lebensfreude und an dem schönen Morgen.
Und diese Freunde war wichtig. Für jedes Geschöpf. Waka, das Gesetz, hatte es so gewollt. Die freude am Leben war Teil seiner Ordnung. Selbst Mäuse, die immer auf der Hut vor Jägern sein mussten, erfreuten sich ihres Daseins.
Wenn die Gefahr wirklich kam, war es an der Zeit ihr endgegen zu treten und sich ihr zu stellen. Das rudel sollte aber nicht jetzt schon Angst haben, nur weil etwas vieleicht oder auch gar nicht geschehen würde.
"Wir alle kennen Rusty" sagte ashi. "Er erfindet nun einmal gern Geschichten. Denkt nicht mehr daran. Ihr wisst ja, wie er ist."
Sich vorzunehmen nicht mehr an das Riesenrudel und den Riesenwolf zu denken, war leichter, als es zu tun. Kiba und Blue führten die welpen zum Espenwäldchen, wo im weichen Gras unter den Bäumen viele Mäuse ihre Höhlen hatten. Während die Jungwölfe die Geschwister lobten, wenn ein Sprung gelungen war, oder erklärten, welche Fehler man vermeiden musste, schauten sie
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