Fanfic: Aphorismen und Memoiren.

Untertitel: You can't change the fate.

Kapitel: Abschied.

Aphorismen und Memoiren.

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Eine Produktion von Deepdream.
Ich besitze keinerlei Rechte an den Charakteren.
Ebenso wenig nehme ich hierfür eine Entlohnung entgegen.

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Bevor sich irgendjemand diesen literarischen Schund antut, sei er inständig gewarnt, dass diese Geschichte keineswegs als Stimmungsaufheller fungiert. Sie stellt eine Art Reflektion aus der Egoperspektive dar und ist anders als die meisten typischen Erzählungen in Prosa, statt im Präteritum in der Präsenz verfasst.

Kritische Anmerkungen, Tadel und Polemik sind gerne gesehen und werden bei möglicherweise nachfolgenden Werken berücksichtigt.

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Every moment I see you in my dreams.
There’s nothing more like it seems.
I just wanna taste your soft lips.
Can’t stand the whole madness when my head rips.

XXXXX

Eine kleine schwach glitzernde Perle fällt zu Boden, verliert sich in bereits bestehenden Wassermaßen und wird eins mit einer der vielen Pfützen, welche mich schweigend wie Trauergäste umgeben.
Ungehalten tosend hingegen zieht der Wind an mir vorbei, raunt mir seine herzzerreißende Melodie zu und entschwindet so schnell wie er kam. Die finsteren Wolken hüllen die letzten Anzeichen der blassen Sonne ein und hinterlassen ein tiefes Grau am Firmament, aus dem es in stetigen Strömen herabprasselt. Ein Trommelfeuer auf der kupferfarbenen Überdachung.
Einen kurzen Brief auf einem knittrigen, grauen Papier habe ich ihnen hinterlassen, auf dass ihre Sorgen um mich sporadisch gesät sein mögen. Nicht, dass ich die Möglichkeit, jemandem mit meinem Handeln ernsthaft zusätzlichen Kummer zu bereiten überhaupt in Erwägung gezogen hätte. Wer täte schon meiner gedenken, wenn ich nun entschwinden würde?

Kasumi vielleicht, während sie in ihrer kleinen Küche eines ihrer wunderbaren Gerichte zaubert und unter unzähligen Tränen an viele und doch viel zu wenige Kochkatastrophen denkt.
Nabiki, wer weiß? In letzter Zeit zählte sie nur noch gedankenverloren ihre Yen, einen nach dem anderen, vorwärts wie rückwärts in einem monotonen Takt und fand doch keinerlei Freude mehr an all ihrer Barschaft.
Herr Tendo wird noch viele Monate, vielleicht aber auch Jahre in seinem seelischen Verließ der Trauer gefangen sein. Und stets wird er aufs Neue fragen, wo sie denn gerade sei, ob sie eine Freundin trifft und wann sie endlich heiratet.
Was meinen eigenen Vater betrifft, so scheint dieser die Geschehnisse bisher noch gar nicht vollkommen realisiert zu haben. Kein Wunder, wie könnte er auch? Viel zu sehr doch florierten die spärlichen Aphorismen seines begrenzten Horizonts in der zerbrechlichen Illusion einer sorgenfreien Zukunft.
Dieser fettleibige Idiot entspricht nun mal eben dem perfekten Muster für den Standard-Menschen. Blauäugig in die Gewohnheit und deren Bequemlichkeit verliebt, argwöhnisch gegenüber einer jeden Änderung in der alltäglichen Routine. Doch lassen sich manche Korrekturen des Schicksals nicht so einfach reparieren, weder aufhalten noch richten, sie sind nun einmal endgültig. Dies nennt sich dann Destination. Ein trauriges Wort.

Ja leider, manche Ereignisse sind in der Tat final, so sehr mich dieser Gedanke auch schmerzt und in den nahen Wahnsinn treibt. Der Lauf des Lebens aber ist unabänderlich, lässt keine Einmischung zu und steht keiner Intervention des schwachen Menschen offen. Erst Ereignisse wie ein solches lassen uns wahrhaftig erkennen wie erbärmlich wir doch im Grunde unseres Herzens sind und dennoch stets mit erstaunlicher Hartnäckigkeit versuchen diese Erkenntnis zu widerlegen. Scheinbar ist dies das Karma eines jeden.
Entfliehen oder erretten wir jedoch de facto einmal jemanden aus den gierigen Klauen des Todes, so kann man sich gewiss sein, dass der schattenhafte Sensenmann solange rigoros durchgreifen wird, bis er dennoch dies sein Eigen nennt, wonach er kontinuierlich strebte. Frei nach der Maxime. Wenn nicht heute, dann morgen.
Wahrscheinlich stellt sich so mancher die Frage, wovon ich hier eigentlich rede.

The day she’s gone.

Eine im Grunde häufig zu Gebrauch gezogene Songstrophe, so oft wird sie intoniert, dass sie ihre wahre Bedeutung, meinem Erachten nach, schon längst eingebüßt haben müsste.
Warum ich sie dennoch hier niederschreibe? Sind die Gründe nicht offensichtlich?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Ich erinnere mich noch an so vieles.
Magische Momente, voll Zauber und Zuneigung.
Brachiale Streitereien, voll Gewalt und Wut.
Doch viele Tage, Monate und Quartale vergingen seitdem.
Der blütenweiße Schnee fiel und bedeckte das Land mit einer dünnen Schicht aus Zuckerguss, - ihre liebste Jahreszeit - einen Wimpernschlag später wieder zierte auch schon die strahlende Sonne den blauen Himmel, die Sakurabäume blühten in einem Hauch von Magenta und zwischendurch schütteten die Wolken ihre zahlreichen Tränen aus. Ob sie wohl wissen, was Trauer ist?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Wie auch immer, Jahre vergehen wie im Fluge und was bleibt, ist meist die brutale Realität, die einem aus den farbenprächtigen Traumschlössern entreißt, welche man sich einst unter Mühe schuf. Produkte diverser Hoffnungen und Imaginationen.

Meine Kleidung ist inzwischen voll gesogen und weshalb? Wegen einem simplen gedanklichen Monolog, den ich mit mir selbst über die Welt und ihren Willen ausfocht.
Trägen Schrittes begebe ich mich zum schwach erleuchteten Fahrkartenschalter. Mein Schritt ist ebenso schwer wie entschlossen. Ein unfreundlicher älterer Herr nimmt mich kritisch in Augenschein und fragt mich einen langen Moment später, wo es denn hingehen solle.
Geduldig nenne ich ihm mein Ziel, mürrisch schnauft er, blickt mit zusammengezogenen Augenbrauen in eine Schublade voll Tand und Nippes und zieht daraus eine in Folie eingeschweißte Karte im DIN-A4-Format heraus. Angestrengt wandern seine verkniffenen Augen über die einzelnen Ziffern, ehe er sich kurz mir zuwendet. Wortlos schweift sein Blick zum beschmierten Bildschirm eines PCs, wahrscheinlich aus der späten Steinzeit, tippt ein paar Mal stoisch auf der mit grauem Staub überzogenen Tastatur umher.
Ein, die merkwürdige Stille störendes Geräusch in Form eines mechanischen Ratterns erklingt und ein bläulich gefärbtes Kärtchen windet sich aus einem metallischgrauen Drucker heraus.
Ich vernehme den emotionslos zitierten Preis, spüre das mitleidlose Braun seiner Augen auf mir ruhen, ziehe mein altes Portmonee aus der linken Tasche meiner abgetragenen Jeansjacke und offenbare 6800 Yen, die einen Moment später bereits in die vom Alter gezeichneten Hände des Kassenwarts gelangen. Aus irgendeinem Grund empfinde ich Mitleid mit diesem ergrauten Mann.
Wie viele Tragödien wird er wohl schon erlebt haben? Wie viel Leid wird ihn heimgesucht und unter Tränen hat verzweifeln lassen?
Die Weisheit des Alters geht mit den tiefen Spuren des Lebens einher. Wie Wunden ziehen sich Erfahrungen über die Oberfläche aus unbeschlagenem Marmor der Erinnerung und vernarben erst nach vielen Dekaden gänzlich. Ob man jedoch aus diesen Blessuren lernt, ist wiederum eine völlig andere Frage.

Doch trotz der Faszination dieser Überlegung kehre ich ihm den Rücken zu und pilgere einem der hintersten Gleise entgegen, nehme das Dahinrauschen und Diskutieren der anderen Menschen wahr, passiere die dunklen Verbindungsgänge unter den Schienen, in welchen Licht – ob natürlich oder synthetisch - ein kostbares Gut zu sein scheint, lasse meinen toten Blick über uralte Poster streifen und trete hinaus in eine triste, sowie hoffnungslose Freiheit.

Der Zug scheint bereits zu warten.
Einen Moment noch zögere ich.
Noch habe ich die Wahl…
Nein, ich brauche mir dergleichen gar nicht erst einzureden.
Im wahrsten Sinne des Wortes ist dieser Zug bereits abgefahren.

Akane ist damals gestorben, bei einem der vielen Badeausflüge an den Strand, ertrunken in den wilden Fluten des Meeres. Meine kleine, bleierne Ente. Wie kam ich eigentlich einst auf diesen Kosenamen? Lag es an ihrem gelben Türschild oder ihrer Unfähigkeit über dem Wasser zu bleiben? Sei dem wie es sei.
Dieses eine Mal kam ich zu spät, bereue es nunmehr innig und werde es für immer, auf ewig.
Was hält mich also noch hier?
Nichts und so steige ich ein, betrete den muffigen Wagon und schreite einem der vielen freien Sitzplatz zu. Der Klang meiner Schuhsohlen auf dem ausgetretenen Teppich hallt nach und desinteressiert sondieren mich Unbekannte, Fremde.
Eine Sitzgelegenheit nahe einem zerkratzten Fenster fällt unter meinen Augeschein. Beschmierte Lehne, Sitzbezug eingerissen, doch ist dieser Platz so gut wie jeder andere.

Ein letzter flüchtiger Blick nach draußen,
zu einem Ort an dem mich nichts mehr hält,
zu einem Ort an dem ich meine Jugend verbrachte,
zu einem Ort an dem viel zu viele Gedanken umherwirren.
Allen voran die Stimme einer jungen Seele in meinen Ohren.

Der Zug setzt sich ruckend in Bewegung und allmählich, während meine indigofarbenen Augen den grauen Dächern der Häuser hinterher blicken, werden jene zunehmend kleiner und kleiner, verschwinden schlussendlich und beenden somit eine Episode meines Lebens.
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