Fanfic: Engel
Untertitel: Kurgeschichte
Kapitel: Engel
Ich bin ein Engel. Um genau zu sein, Engel Nr. 1204. Warum eine Nummer? Die ersten Engel bekamen ja noch Namen. Gabriel, Michael, Uriel und Raphael. Aber mit der Zeit verlor Gott die Lust an der Namensgebung udn so gibt er seinen Dienern eben nur noch Nummern. Ich bin eigentlich hier 'geboren'. Es ist nicht so, wie die Menschen glauben, dass, wenn man stirbt, man in den Himmel kommt. Wir werden einfach erschaffen, ohne eine Ahnung vom Leben zu haben. Auch ist es nicht so, dass wir den ganzen Tag auf Wolken hocken und Hallelulja singen, wohl eher das Gegenteil. Wenn jemand stirbt, empfangen wir ihn im Himmel. Und wir nehmen den Menschen ihre schlechten Gefühle. Das hört sich gut an, ist aber in Wirklichkeit ein Vergehen. Menschen ohne Trauer, Wut und Angst werden unmenschlich, wie Computer.
Aber das ist egal. Die Menschen von heute brauchen keine Gefühle mehr, sie brauchen einen Job und ein gutes Image. Das Innere eines Menschen wird so von der äußeren Erscheinung verdrängt, dass eine Seele unnötig erscheint. Wer nicht nach der Mode kommt, wird in einer staubigen Schublade zurückgelassen und vergessen. Und es werden immer mehr. Und die Trauer wird immer mehr. Die Wut. Die Angst. Und wir Engel nehmen sie ab. Aber das ist zuviel! Die Gefühle überhäufen uns und wir werden dahingerafft.
Gott will nicht, dass sein Werk vernichtet wird, lässt aber zu, dass uns das passiert, was er von den Menschen abwendet. Sein Ebenbild. Es ist uns so ähnlich, aber wir leiden für sie. Und wir nehmen es hin. Einfach so ,als wäre es unsere Schuld.
Aber unsere Herzen bluten und mit jeder Sternschnuppe, die vom Himmel fällt, fällt auch ein Engel aus den Wolken.
Doch es ist egal. Wir sind unentbehrlich, und doch so unwichtig. Niemand beachtet uns, die meisten glauben nicht einmal an uns. und das ist unser Schicksal, wir leben, ohne je zu atmen, wir trauern, ohne Gefühle zu haben, wir bestimmen, ohne einen eigenen Willen zu besitzen.
Das ist das Leben und Bestehen eines Engels. Bald sterbe auch ich, ich fühle schon, wie ich immer mehr abrutsche und in die Tiefe zu fallen drohe.
Und ich freue mich.
Ich freue mich wie noch nie.
Auf die Erlösung.