Gedichte/Geschichten/etc.
(Un)Weihnachtsgeschichte
Ante Scriptum (AS): Ich entschuldige mich für die Zeilensprünge, die das ganze etwas unleserlich machen, aber dafür und dagegen kann ich nichts. Ich möchte hier einen einfachen Tipp geben. Bei den Texten is alles soweit in Ordnung und bei den Gedichten ergeben jeweils vier Zeilen eine Strophe. Bei Abweichungen wird vorher noch ein Hinweis gegeben.
Letztens saß ich mal wieder vor meinem Computer und dachte angestrengt darüber nach, was ich denn schreiben könnte, um mein Versprechen dir gegenüber zu erfüllen. Wie ich so überlegte und grübelte viel mir etwas ein, was ich ziemlich interessant finde. Ich hoffe, du denkst genauso darüber.
Eine (Un)Weihnachtsgeschichte
Für Steffi
Diese Geschichte befasst sich zwar mit Weihnachten, wie der Name vermuten lässt, aber sie ist keine von jenen, bei denen das Happy-End abzusehen ist. Sie ist auch keine, die sich mit dem schönen und guten an Weihnachten beschäftigt. Und trotzdem ist sie im Kern eine dieser phrasenbehafteten Erzählungen, die nur einen Zweck haben: Den Leser zu unterhalten. Möge der Leser sich darüber im klaren sein, dass seine Unterhaltung für mich als Autor das höchste Gut ist.
Nun, da wir das geklärt hätten, werde ich demjenigen, der sich entschieden hat, weiter zu lesen, eine Warnung geben: Nichts, was hier steht ist ausgedacht, alles ist wahr. Wer das nicht glaubt, ist selber schuld und sollte dann eher aufhören, sich dieser Lektüre zu widmen, um seine Geduld nicht auf die Probe zu stellen.
So, und nun zu dem, worauf die ganz Geduldigen warten: der Geschichte.
Die Ereignisse, die hier beschrieben werden, geschahen genau so, ohne Ausschmückung, Zudichtung oder Kürzung, wie sie hier stehen. Alles begann damit, dass irgend so ein Mädchen, nennen wir sie einmal Stefanie K., einen guten Freund, nennen wir ihn Philip D., dazu bewegen konnte, ihr eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben. ‚Schöner Scheiß, wo hat er sich da nur wieder reingeritten?’ werden jetzt einige denken. Genau das dachte Philip auch. Aber versprochen ist versprochen und bei einem so netten Mädchen wie Stefanie kann man(n) einfach nicht anders. So setzte er sich sofort hin und fing an zu schreiben. Vom Weihnachtsmann, den Wichteln, vielen Geschenken, einem neugierigen Jungen, einer Liebesgeschichte, einem Besuch, doch alles erschien ihm nicht gut genug, bis er schließlich resignierend aufgab.
Und hier komme ich ins Spiel, denn nun beginnt der wahrlich interessante Teil, in dem auch ich eine Rolle spiele, genauso wie DU. Denn nun sagte sich Philip, warum er nicht einfach nichts schreibt, sich entschuldigt und dann versucht, alles mit einer Schreibblockade zu rechtfertigen. Nun, das wäre zwar einfach, aber nicht sehr ehrenvoll und gegenüber Stefanie nicht sehr nett. Und so sagte sein Gewissen ihm, er solle sich doch mehr anstrengen. Gesagt, getan, er schrieb und schrieb, zehn Seiten, zwanzig Seiten, schrieb und schrieb, bis seine Hand schmerzte. Und er schrieb weiter, ein Buch, zwei Bücher. Bis er aufwachte und sah, dass er alles nur geträumt hatte, die Wichtel, den Weihnachtsmann, das Liebespärchen. Und dass der Bildschirm vor ihm leer war. Pech gehabt würde ich da sagen, wenn ich nicht als Teil der Geschichte noch immer auf meinen Einsatz warten würde. Wie gesagt, alles war nur geträumt, er hatte keine Ideen aufs Papier gebracht und nun gingen ihm die selbigen aus. Was tat er? Er bat mich, ihm zu helfen. Und da ich nett bin sagte ich zu. Wer ich bin? Ich bin sein Verstand. Ich riet ihm also zu etwas, was jeder andere Verstand als verrückt eingestuft hätte. Aber man muss bedenken, ich war umnebelt von dir. Wer du bist? Nun, du bist sein Herz und seine Seele. Woran man wieder einmal sieht, dass der Verstand nicht absolut ist. Wie auch immer, Ich riet ihm also, Stefanie zu besuchen. Nicht, dass das meine Absicht war. Aber es war deine.
Er gehorchte, was sollte er auch machen, sein Verstand hat sowieso das letzte Wort. In die nächste Bahn stieg er, auf dem Weg nach Tostedt. Von da aus nahm er den Bus nach Welle. Wie es der Zufall so wollte, war es Heiligabend. Seltsam, wie die Zeit vergeht, nicht? Philip stand also vor Stefanies Tür und klopfte. Und sein Herz klopfte. Und seine Schläfe pochte. Und ich pochte darauf, dass du endlich die Kontrolle über ihn übernimmst. Auf einmal ging die Tür auf und sie stand da. Keineswegs überrascht, einfach nur hübsch. Und sie lächelte und sagte: „Komm doch rein!“ Und du steuertest seine Gefühle, sodass er als einziges Wort herausbrachte: „Ich liebe dich!“
Upps, hat er das wirklich gesagt? Nein, natürlich nicht, das wäre ja entgegen dem, was ich am Anfang erwähnte. Nein, nein, ganz falsch, er sagte natürlich: „Hi, wie geht’s? Sorry, dass ich nicht angerufen habe, einfach so komme, am Weihnachtsabend, und dass ich deine Geschichte nicht habe.“ Alles in einem Atemzug. Und sie lächelte immer noch und bat ihn, doch erst einmal hereinzukommen. Er kam also herein und bemerkte erst jetzt, dass sie allein war. Hinter ihm schloss sich die Tür und sie schob ihn ins Wohnzimmer. Einige mit etwas perversen Ambitionen werden jetzt denken, sie wüssten, was kommt. Die muss ich leider enttäuschen. Es kommt, erstens, sowieso alles anders und, zweitens, als man denkt. Sie bot ihm ein paar Plätzchen an, er lehnte dankend ab, sie redeten ein wenig, Small-Talk, warum er hier sei, wieso er hier sei, warum sie so gar nicht überrascht war und so weiter. Sie redeten und redeten, vergaßen die Zeit, man kennt das. Und dann schließlich sagte er etwas, was du ihm wahrscheinlich eingeflüstert hast.
„Ist es dir denn vollkommen egal, dass ich die Geschichte nicht habe?“ „Natürlich nicht, aber du bist hier, das ist doch viel schöner! Auch wenn ich gerne gelesen hätte, was du dir für mich ausdenkst, vor allem, weil ich doch deine Gedichte kenne.“ Er nickte stumm und schaute ihr lange in die Augen. Und nein, ich muss die perversen Geister wieder enttäuschen, es passierte nichts, kein Kuss, keine Umarmung, auch nichts, das weiter führte als bloße Küsse. Er schaute sie einfach an, und sie schaute zurück. Und dann sagte er: „Ich habe ein Geschenk für dich!“ Und sie hatte auch ein Geschenk für ihn. Und sie freuten sich über die Geschenke, bedankten sich und drückten vor Rührung beide eine Träne aus den Augen. Schließlich bemerkte Philip, dass er ja nachhause musste. Und Stefanie wurde traurig darüber und flunschte ihn an.
Da hast du das einzig richtige gemacht. Du hast mir eine geklatscht und er hat sich entschieden, doch noch zu bleiben. Und so wurde aus dem einen Nachmittag eine Woche und beide hatten viel Spaß, sie stellte ihm ihren Freund vor, zeigte das Dorf (in dem es nicht allzu viel zu sehen gab) und machte ihn mit vielen Leuten bekannt. Es war eine erfüllte Woche, in der viel gelacht und gescherzt wurde. Und keiner bemerkte, wie sie sich dem Ende zuneigte. Bis auf mich. Und am Samstag nach Weihnachten standen beide am Bahnhof, schauten sich an, umarmten sich (nein, es geschah nicht mehr) und sagten sich Lebwohl. Und er stieg in den Zug. Und als er sie nicht mehr sehen konnte, fing er an zu weinen. Und als der Zug am Horizont verschwamm, stiegen ihr die Tränen in die Augen. Und so geschah es, wie die Bibelschreiber sagen würden. Ich sage einfach nur: Hättest DU doch immer die Kontrolle über ihn behalten.
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Es folgen weitere Texte.