Fanfic: More than Brothers
Untertitel: Hao x Yo
Kapitel: Liebe zu Weihnachten
##Manchmal passiert es, dass man alles hat, womit man eigentlich zufrieden sein könnte. Doch man ist es nicht. Man spürt ganz genau, dass, egal wie schön etwas ist, noch etwas zur vollkommen Zufriedenheit fehlt. Auch wenn etwas ganz banales fehlt. Es fehlt.##
Genauso ging es Yoh Asakura.
Es war Weihnachten und knapp ein Jahr her, dass der Schamanen Kampf zu Ende
gegangen war.
Es hatte sich nichts großartiges verändert. Horohoro und seine Schwester waren
wieder in den Norden gegangen um die Huflattiche anzupflanzen und wie Yoh gehört
hatte, gediehen sie prächtig. Ren ging inzwischen hier zu Schule, da es im auf
die Dauer zu langweilig in China geworden war.
Yoh war sehr froh darüber. Ren war so etwas wie sein bester Freund geworden.
Sein bester menschlicher Freund. Denn da war ja noch Amidamaru.
Die beiden hatten ihm über Mantas Verlust hinweg geholfen, denn der Vater des
kleinen Jungen hatte entschieden, dass sein Sohn nun endgültig in Amerika
studieren sollte, damit dieser später einmal das riesige Konzern übernehmen
konnte, dass der Familie gehörte. Zwar kam Manta so oft es ging zu Besuch, aber
dennoch hatte sich etwas verändert. Manta war schließlich sein erster Freund
gewesen.
Jeder lebte sein Leben vor sich ihn und er, Yoh Asakura, hatte scheinbar
Probleme damit. Nichts was er tat, unternahm oder erlebte stellte ihn zufrieden.
Keiner von seinen Freunden wusste warum, so konnten sie ihm auch nicht helfen,
obwohl sie es garantiert getan hätten.
Yoh sah aus dem Fenster und betrachtete die weißen Schneeflocken, die leise vom
Himmel fielen. Es schneite schon seit Tagen und die Welt um ihn herum war in
eine weiße Schneedecke getaucht. Der Braunhaarige seufzte leicht und machte sich
daran die CD zu wechseln. Selbst seine Lieblingsmusik schien ihn in letzter Zeit
nicht mehr aufmuntern zu können.
Er zog sich zu sehendes von seinen Freunden zurück. Ja selbst vor Anna, die ihm
im Laufe des Jahres eine treue Freundin geworden war.
Sie beide hatten erkannt, dass es keine Liebe zwischen ihnen gab, aber sie
würden die Verlobung erst lösen, wenn einer von ihn einen neuen Partner gefunden
hatte.
Anna hatte sich rührend um ihn gekümmert, doch selbst sie drang nicht durch
seine Melancholie hindurch. Allein gegenüber Amidamaru war er noch der selbe.
Doch jener befürchtete, dass auch dies nicht mehr lange anhalten würde bis auch
der Braunhaarige auch ihm gegenüber verschloss. Der Samurai blickte still auf
seinen Meister hinunter. Er hatte so viel mit Yoh erlebt und sollte ihn
eigentlich gut genug kennen um zu wissen, was los war, aber er kam nicht
darauf.
Man brauchte auch nicht sonderlich klug sein, um zu wissen, dass Yoh momentan
Gesprächsthema Nummer 1 bei seinen Freunden war. Jeder rätselte, drängte den 17
jährigen dazu sich endlich zu öffnen, aber sie bekamen nichts aus dem Asakura
heraus.
Die Nacht hatte sich inzwischen über die Dächer Tokios gesenkt und der
Silberhaarige bemerkte, dass sich sein junger Herr geistesabwesend zum Schlafen
bereit machte.
"Gute Nacht, Master Yoh.", sprach der Geist.
"Nacht, Amidamaru.", kam es leise zur Antwort bevor Yoh das Licht löschte.
Der Geist schluckte um den Kloß verschwinden zu lassen, der in seinem Hals
steckte. Vor einem Jahr wäre dieselbe Szene noch anders abgelaufen. Yoh hätte
aufgeregt über die Weihnachtsvorbereitungen gesprochen, von den köstlichen
Plätzchen geschwärmt und sich auf die Ankunft seiner Familie gefreut. Doch
heute?
Heute war Yoh mal wieder die Reinkoordination der Depression selbst. Man stelle
sich das mal vor: Yoh! Depressiv! Eine Kombination die eigentlich unter keinen
Umständen funktionieren konnte. Das war als wollte man Feuer mit Wasser zum
Brennen bringen. Doch es schien zu funktionieren, wenn man Yoh momentan
betrachtete.
Lautlos schwebte der Samurai auf das Dach, wo auch schon Bason saß. Der alte
Krieger hatte scheinbar schon auf ihn gewartet. Oft saßen sie beide zusammen und
redeten oder genossen einfach nur die friedliche Stille. Manchmal gesellte sich
auch Tokagero zu ihnen, wenn Ryu gerade in der Gegend war.
"Geht es Yoh endlich besser?", wurde er auch sofort gefragt nachdem der Samurai
sich neben Bason niedergelassen hatte. Die Antwort war ein Kopfschütteln.
Vielleicht würde ja das Weihnachtsfest in vier Tagen seinen jungen Meister auf
andere Gedanken bringen. Zum Glück würde auch Yohs Familie erscheinen, die
dieser so selten sah.
Vielleicht lag es ja daran. Ja, sicher war es das. Yoh fehlte seine Familie.
Amidamaru war sich nicht bewusst wie weit doch seine Vermutung zutraf.
*
Ähnlich dachte auch der junge Schamane, der still in seinem Bett lag und über
sich und seine Familie nachdachte. Wie lange war es her, dass er seine gesamte
Familie komplett gesehen hatte? Seine Mutter hatte er vor dem Schamanen Kampf
das letzte mal irgendwann gesehen. Sein Vater kurz nach dem Schamanen Kampf,
genau so wie seinen Großvater, aber jeden immer nur einzeln. Und um genau zu
sein war seine Familie noch nie völlig vollständig versammelt gewesen.
Schließlich war da noch jemand, der ebenfalls zur Familie gehörte. Sein Bruder.
Sein Hao.
Hao. Einfach nur Hao.
In diesem Namen schwand so viel Bedeutung mit, dass Yoh diesen Namen nur selten
dachte und noch seltener aussprach. Hao war etwas besonders für ihn. Etwas sehr
besonderes. Einmal weil er jahrelang nie einen Bruder gehabt hatte, ihm aber
jener wirklich fehlte.
Das war etwas, was Yoh erst vor kurzem festgestellt hatte. Schon früher als er
noch ganz allein war, war die Einsamkeit erdrückend gewesen. Dann war er nach
Tokio gekommen und hatte Freunde gefunden und das Gefühl der Einsamkeit
verschwand größtenteils. Größtenteils, aber nicht ganz. Bis Hao das erste Mal
auftauchte. Er erinnerte sich noch gut an den Tag an dem er seinen Bruder zum
ersten Mal ins Gesicht blickte..
Vollständig hatte sein Bruder sein Denken übernommen, ihm keinen Platz für
Einsamkeit oder Zweifel gelassen, sondern ihn gefordert. Immer und immer wieder,
stets dem Wissen, dass sein Bruder die Situation meistern würde. Es war
Vertrauen gewesen. Vertrauen, dass er selbst die gestellten Aufgaben und
Gefahren unbeschadet überleben würde und Vertrauen, dass Hao stets für ihn da
wäre.
Es war wirklich so gewesen, damals im Schamanen Kampf. Hao hatte immer gewusst
wie es seinem Bruder ging, ebenso wie Yoh am Besten einschätzen konnte, in
welcher Stimmung sich sein Bruder befand. Es war trotz der Konflikte die
schönste Zeit seines Lebens gewesen. Aber leider war sie vorbei.
Durch die Ziele Haos, welche von vielen missverstanden wurden, hatte auch er
nicht mehr gewusst was richtig und was falsch war. Und plötzlich hatte er seinem
Zwillingsbruder im Schlachtfeld gegenüber gestanden. Es war ein seltsames Gefühl
gewesen in Haos Seele zu sein. Ihm überhaupt so nah zu sein.
Es hatte Yoh schrecklich irritiert, deswegen hatte er zurückgeschlagen und das
nächste was er mitbekam, war, dass Hao verschwunden war. Verschwunden! Einfach
so! ob er schuld war? Inzwischen war er schon so weit an Schuldgefühlen fast zu
zergehen. Er wollte doch nur wissen, was mit hao los war. War er tot? Lebte er?
Aber warum meldete er sich dann nicht? Yoh wusste es nicht und während ihm eine
kleine Träne über die Wange kullerte drehte er sich auf die Seite, in der
Hoffnung, für einige Stunden vergessen zu können.
"Es tut mir so leid, Hao", flüsterte der jüngere Zwilling und schließ nach
geraumer Zeit ein.
*
Vier Tage später war es dann endlich soweit. Der Weihnachtsmorgen war
angebrochen. Yoh sprang auf dem Bett und stellte fest, dass er sich einigermaßen
fröhlich fühlte. Warum auch nicht? Er würde endlich seit langer Zeit seine
Eltern wieder sehen und sogar mit ihnen Weihnachten feiern.
Vergnügt ein Weihnachtslied pfeifend zog der junge Schamane sich an und ging
anschließend ins Bad um sich frisch zu machen. Heute würde er nicht an seinen
Bruder denken. Es war der schönste Tag in der ganzen Winterzeit und außerdem
wollte er seinen Freunden das Fest nicht verderben. Auch wenn es nicht der
Wahrheit entsprechen würde, so könnte er ja jedenfalls zu tun als wenn sein
Lächeln echt wäre.
Ein richtiges ehrliches Lächeln war ihm schon lange nicht mehr über die Lippen
gekommen. Genauso wie ein befreiendes Lachen. Aber darüber würde er heute nicht
nachdenken. Nicht heute. Das dürfte er seinen Freunden nicht antun, dachte Yoh
als er sich die Zähne schrubbte.
Nachdem er damit fertig war, griff er zur Bürste um seine Haare zu kämmen.
Verwundert stellte er fest, dass sie schon wieder gewachsen waren. Sie waren nun
schon ein ganzen Stück länger als beim Schamanen Kampf, aber noch lange nicht
lang wie die von Hao. Während er mit der Bürste durch seine Haare fuhr,
schmunzelte Yoh. Nein, lang wie die von Hao würden seine Haare wohl niemals
werden. Diese Haarlänge, bei der die Haare schon fast bis zur Hüfte reichten,
durfte nur sein Bruder haben. Er bewunderte Hao schon fast dafür. Manchmal waren
ihm sein Haarschopf schon zu widerspenstig, wie musste es Hao abends gehen, wenn
der seine Haare durchkämmte? Da sein Bruder immer zu imposanten Auftritten
geneigt hatte, waren die langen Zotteln sicher danach immer mehr als nur
zerzaust.
Er hatte seinen Bruder einmal darüber fluchen hören, warum er sich das überhaupt
antat. Damals war er allein unterwegs gewesen und trotz allem was zuvor
vorgefallen war, hatte er lachen müssen. Sie waren sich doch ähnlicher als es
zunächst den Anschein hatte.
Ein wenig später schmiss er die Bürste in eine entlegene Ecke des Badezimmers
und kümmerte sich darum was Anna dazu sagen würde. Mit einem erwartungsvollen
Gesichtsausdruck schritt Yoh dann die Treppe herunter, die ins Wohnzimmer
führte.
Als er den Raum betrat, stellte er fast, dass der