Fanfic: Die Schatten der Vampyre
Kapitel: "Celia" oder "dunkle Gestalten"
Celia Sylvers saß zusammengesunken an eine Wand gelehnt da. Es sah fast so aus, als beobachtete sie das rege Treiben der Polizisten, die den Bereich um die Leiche herum absperrten, aber ihr Blick war leer. Ein paar Mal wurde sie von einem jungen Polizeibeamten angesprochen, zeigte aber jedes Mal keine Reaktion.
Seufzend ging der 25 jährige David Johansson zu seinem Kollegen zurück. „Was machen wir mit ihr?“, fragte er diesen. Rosen zuckte nur mit den Schultern. „Was sollen wir schon mit ihr machen? Nimm sie mit auf das Präsidium und befrag sie.“
„In ihrem jetzigen Zustand?“ Johansson schüttelte nur missbilligend den Kopf. Er hatte Achtung vor seinem Partner, Rosen war älter und schon erfahrener, als er selbst, aber in letzter Zeit schien er immer gleichgültiger gegenüber anderen zu werden. Vielleicht wurde er aber auch einfach nur alt. „Sie steht unter Schock!“
Rosen zog seine Augenbrauen zusammen, als er dem Mädchen einen Blick zuwarf. „Wie du meinst. Dann bring sie erst zu einem Arzt.“
Johansson sah seinen Partner eine geschlagene Minute lang einfach nur an, dann drehte er sich auf dem Absatz herum und ging zu Celia zurück. Er wusste genau, was Rosen dachte, denn im Grunde war er der gleichen Meinung. Das Mädchen hatte gesehen, wer den Toten so zugerichtet hatte. Aber jetzt war sie noch nicht in der Lage, ein vernünftiges Gespräch zu führen. Johansson arbeitete zwar erst seit kurzem bei der Mordkommission, aber in letzter Zeit schienen sich solche Todesfälle zu häufen und das brachte es mit sich, dass er schon weit schlimmere Fälle gesehen hatte. Es war kein Wunder, dass Celia unter Schock stand. Auch er selbst war bei seinem ersten Mordfall dieser Art nur mit aufgerissenen Augen dabeigestanden und war zu keiner Reaktion fähig gewesen. Es war ganz normal, dass sich das Gehirn weigerte, die Bilder eines solch brutalen Mordes in sich aufzunehmen.
Vor dem Mädchen ließ er sich in die Hocke sinken. Die 16 jährige Celia Sylvers hatte schulterlange, schwarzbraune Haare, die ihr asiatisch anmutendes Gesicht einrahmten und ihrer sowieso schon sehr hellen Haut noch mehr Blässe verliehen. Sie hatte ihre Arme auf ihre angewinkelten Beine gelehnt und ihr Blick ging durch Johansson hindurch, aber er war sich sicher, dass sie ihn dennoch bemerkte.
„Miss Sylvers?“, fragte er leise. Auch diesmal bekam er keine Reaktion, trotzdem fuhr er fort: „Ich möchte sie bitten, mich zu begleiten, ich bringe sie ins Krankenhaus.“
Gegen seine Erwartungen reagierte das Mädchen jetzt doch, aber statt auf seine Worte einzugehen, fragte sie: „Wo ... wo ist Serafin?“ Ihre Stimme zitterte leicht und war so leise, dass Johansson sie kaum verstand. „Serafin?“ Wer sollte das sein? Er warf seinem Kollegen Rosen einen kurzen Blick zu, aber der war gerade damit beschäftigt, ein paar neugierige Anwohner abzuwimmeln. Langsam richtete er sich wieder auf und zog Celia mit sich. Sie leistete keinen Wiederstand, machte aber auch keine Anstalten, Johansson aus eigener Kraft zu folgen, also packte dieser sie am Arm und führte sie langsam zu seinem Wagen.
Er wusste, dass Rosen anders gehandelt hätte. Rosen war jemand, der alles kleinlichst überprüfte, selbst, wenn es nur so etwas wie der Name dieses Serafin war, der von jemandem am Tatort erwähnt wurde. Aber Celia schien immer noch nicht in der Lage zu sein, ein sinnvolles Gespräch zu führen. Ihr Blick ging immer noch ins Leere.
Und wenn dieser Serafin der gewesen wäre, der die Leiche so zugerichtet hatte, dann hätte sie wohl kaum nach ihm gefragt.
An seinem Ford Fiesta angekommen bugsierte er sie vorsichtig auf den Beifahrersitz, umrundete den Wagen und ließ sich hinters Steuer fallen. Mit einer routinierten Bewegung steckte er den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor, ließ das Mädchen aber keinen Augenblick aus den Augen. Immer noch zeigte sie kein einziges Zeichen, dass sie überhaupt mitbekam, was um sie herum geschah, dennoch hatte Johansson mittlerweile das Gefühl, dass sie zumindest einigermaßen aus ihrem Schock in die Wirklichkeit zurückgefunden hatte.
Mit einem verzweifelten Satz warf er sich nach vorne und entging so dem Schlag, der ihn, hätte er ihn getroffen, mit Sicherheit seiner letzten Kraft beraubt hätte. Auch der Aufprall auf dem Betonboden war hart, aber doch nicht so schlimm, dass er sich nicht mehr hätte aufrichten können. Er war in der letzten halben Stunde schon so oft getroffen worden, dass er schon fast nicht mehr die Energie aufbrachte, überhaupt noch weiter zu rennen, aber seine panische Angst verlieh ihm noch einmal Kraft, von deren Existenz er vorher noch nicht einmal geahnt hatte.
Doch dieses Wissen half ihm im Moment auch nicht weiter. Sein Verfolger war weitaus schneller als er und auch wenn er es schaffen sollte, auch noch den nächsten Schlägen zu entkommen, hatte er keine Chance, diesen Gegner abzuhängen.
Wie um seine Gedanken zu bestätigen, schoss plötzlich ein Schatten an seine Seite.
Er kam aus dem Tritt, stolperte und fiel der Länge nach hin. Und mit unerschütterlicher Sicherheit wusste er, dass er jetzt verloren war.
Als er sich halb aufrichtete, war der Schatten schon über ihm. Eine sehnige Hand drückte seine Schulter wieder zu Boden, und selbst wenn sein Verfolger menschlich gewesen wäre, hätten seine Kräfte nicht mehr gereicht, um großen Widerstand zu leisten.
Er wollte schreien, aber es war bereits zu spät. Der Schatten schlug seine langen Fangzähne in seinen Hals und zerriss ihm den Kehlkopf. Sein Schrei verging in einem heißeren Gurgeln, das innerhalb von Sekunden ganz verebbte.
Lächelnd beleckte die schattenhafte Gestalt seine Zähne und beugte sich dann wieder über sein Opfer.
Minuten später fuhr er wie vom Blitz getroffen hoch, als ein helles Lachen durch die enge Gasse hallte.
„Wie ein wildes Tier...“, sagte jemand und dann trat eine hochgewachsene Gestalt aus dem Schatten.
Der Vampyr richtete sich ganz auf. „Sephir!“
Sephir nickte und lächelte immer noch. „Wie ein wildes Tier“, wiederholte er.
„Wie ein wildes Tier? Willst du damit etwa sagen, dass ich mich unmenschlich verhalte?“, bemerkte der schattenhafte Vampyr spöttisch. „Als Menschen würde ich uns nicht unbedingt bezeichnen.“
Sephirs Lächeln wurde bei diesen Worten sogar noch breiter. „Unmenschlich... ja, wahrscheinlich war das sogar mein Gedanke, aber du hast Recht, Menschen sind wir schon lange nicht mehr. Es war aber auch nicht meine Absicht, irgendetwas an deinen ... Essgewohnheiten auszusetzen.“ Er hielt kurz in seinen Worten inne, ließ sich neben Cravens Opfer auf den Boden sinken und tauchte seinen Finger in das noch frische Blut. Dann hob er ihn vor das Gesicht und betrachtete ihn nachdenklich. „Ich soll dir sagen, dass unser Schützling erwacht ist. Unsere Befehle sind, ihn sofort zu suchen und in unser Versteck zu bringen. Kain will ihn sehen.“
„Was? Sofort?“, fragte Craven und blickte auf sein Opfer hinunter. Immer mehr Blut strömte aus der Wunde, die er in den Hals geschlagen hatte.
Wieder lachte Sephir. „Ja, sofort. So lauten meine Anweisungen. Dein Festmahl muss wohl warten.“
„Weißt du denn, wo wir den Jungen finden?“
Sephir ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er betrachtete noch einige Augenblicke das Blut auf seiner Fingerspitze, bevor er es genüsslich ableckte. Dann nickte er. „Ja. Komm mit.“
Mit einem seufzen und einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf sein Opfer folgte Craven Sephir durch die Dunkelheit.
So, dat wars schon wieder. Ich muss mal was zum letzten Teil sagen: Zu der Zeit, als ich das geschrieben hab, hab ich grad "Azrael - die Wiederkehr" gelesen (von Wolfgang Hohlbein). Hat wohl etwas auf meinen Schreibstil abgefärbt. Die beiden Figuren, Craven und Sephir, gehören übrigens zu meinen LieblingsfigurenXD. Jaa, ich mag Vampyre...
@Blade: Joa, ich kann verstehen, dass du Hunger gekrigt hast... Freu dich aufs dritte Kappi, das is ganz nach deinem Geschmack.
Vergesst die Kommis für dieses Kappi nüsch, okay?
Eure Kay