Fanfic: Gespräche
Untertitel: Geistreiches und Unterhaltsames
Kapitel: Über das Jenseits
Fortsetzung des Gesprächs:
"Negatives zu verleugnen wäre eine Abwertung des Positiven"
"Oder man muss beides verleugnen.."
"Was bliebe denn dann übrig?"
"Nirwana."
"Toll, noch so´n Verfechter des Nirwana-Existentialismus.." *g*
"Ey, was soll das heißen? Hört sich an, als wäre ich in einer Sekte..." -.-
"Deswegen grinste ich auch schon so, weil ich mir dachte, dass du es so auffassen würdest. *smile* War aber nicht so abwertend gemeint, wie du dachtest."
"Na ja. Aber es scheint, dass wir beide nicht so sehr nach Nirwana streben. Ehrlich gesagt, lebe ich ziemlich gern."
"Na endlich mal kein Nirwana-Pseudofan! XD"
"Obgleich ich wirklich nicht sicher weiß, was das Nirwana nun ist. Am ehesten kann man es negativ deuten, als alles das, was es nicht ist. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, die Identität aufzugeben. Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist??"
"Identität aufgeben? Wo bleibt denn da die Individualität?? Für sinnvoll halte ich es jedenfalls nicht, wenn das jeder tun würde, könnte man sich auch nicht voneinander unterscheiden. Woher soll man dann erkennen, wer Freund oder Feind ist? (krass ausgedrückt)"
"Der Punkt wäre, dass es Freund oder Feind gar nicht mehr geben würde. Ich lese gerade wieder ein Buch vom Dalai Lama, in dem er an einer Stelle meint, man sollte nicht nur die lieben, die man gerne hat. Allumfassende Liebe, die sogar den Feind einschließt, ist eines der großen Ziele im Buddhismus."
"Das weiß ich auch, aber dass es weder Freund noch Feind dann gibt, halte ich für nicht möglich. Es würde totales Chaos geben, meine ich. Oder was vielleicht noch schlimmer wäre: wenn die Individualität verloren geht, würden sich Schwarz und Weiß vereinen und es gäbe nur noch ein tristes Grau, also keine Hoffnung, keine Liebe etc. Andererseits aber auch keine Schmerzen usw. Mensch, bin ich heut´ wieder kompliziert!" -.-
"Ja, genau. Die Auflösung ist totale Ruhe; die endgültige Abwesenheit von Chaos, gut und schlecht, Glück und Unglück. Es wäre nicht langweilig, weil es dann auch keine Langeweile mehr gibt, weil es nicht mehr das Gegenstück der Spannung gibt. Junge, junge. Ich fürchte, das geht über meine Imaginationskraft."
"Aber könntest du wirklich ohne diese Dinge leben? Könntest du ohne Glück, Freude oder Leid oder dergleichen ein Leben führen? Welchen Sinn hat das Leben dann noch, wenn die Büchse der Pandora geschlossen wird??"
"Die Würze fehlt, nicht wahr? Aber wie gesagt, darum bin ich nicht Buddhist. So, wie ich es bisher verstehe, stimme ich nicht mit dem Ziel überein; vielleicht täusche ich mich auch. Man kann auch Ruhe gewinnen, indem man nicht nur nach Glück strebt, sondern auch Unglück akzeptiert. Keine Depression, keine Euphorie, beides sehen, beides akzeptieren, beides als immer fließend erkennen."
"(Stimmt, ich bin ein abwechslungsreicher Mensch) und damit willst du mir was sagen?"
"Äh, keine Ahnung!"
"Großartig!" -.-
"Aber wo wir beim Dalai Lama sind: er geht immer von folgendem aus: alle Menschen, egal welcher Kultur, sind im dem Grunde gleich, dass sie 1. nach Glück streben und 2. Leid vermeiden wollen. Darauf baut er auf. Was hältst du davon?"
"Das stimmt. Wer will nicht glücklich werden? Und wer versucht denn nicht, Leid zu vermeiden??"
"Aber wenn man das mit der Welt vergleicht, die wir uns geschaffen haben? Offenbar machen wir es uns oft schwerer als es nötig wäre, oder nicht?"
"Das liegt leider an der Fehlbarkeit des Menschen."
"Fehlbarkeit. Wären wir unfehlbar, strebten wir also nur nach Glück und würden soviel Leid wie möglich verhindern? Aber warum tun wir das nicht?"
"Wenn wir unfehlbar, also perfekt wären, würden wir gar nicht nach Glück und Leidvermeidung streben."
"Dann sagst du, zur Fehlbarkeit gehört auch, glücklich sein zu wollen. Demnach müsstest du nach Makellosigkeit streben; wie können Fehler gut sein??"
"Fehler in diesem Sinne sind gut, da man aus ihnen lernt und an ihnen wächst. Um unfehlbar zu werden muss man erst Fehler kennen. Da man also Fehler macht, lernt man das Glück zu schätzen."
"Okay. Durch Fehler wird man zu dem, der man ist. Ich bin der, der ich war. Wie geht´s dir in diesen Tagen?"
"Damit müsste ich erst wissen, was du meinst. Was bedeutet das, du bist wer du warst? Ist irgendwas schief gelaufen?"
"Äh... das heißt, dass ich im Grunde nichts bereue, auch nicht, dass ich manche Menschen verletzt habe. Ich bereue es in der Hinsicht, dass ich diese Fehler nicht wiederholen möchte. Ich habe nicht den Wunsch, die Zeit zurück zu drehen. Die Summe meiner Handlungen bringt mich an diesen Punkt meines Lebens und macht den aus, der ich heute bin."
"Das habe ich verstanden, aber das macht mir nicht wirklich verständlich, weshalb du von deinem heutigen Ich in der Vergangenheit sprichst."
"Du meinst den Satz "ich bin der, der ich war" ? damit meine ich nicht, dass ich mich nicht geändert hätte. Es heißt nur, dass ich heute nicht sagen kann, es gäbe kein Gestern. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und die Gegenwart baut auf allem aus der Vergangenheit. Einwände?"
"Nö, sollte ich?"
"Na denn - wie geht´s? Ich will nicht nur über mich rumleiern."
"Ich lebe noch! *g* Nö, an sich ganz passabel mal abgesehen von körperlichen Leiden..."
"Tjaja, die ganze Zeit stirbt man - und seelisch?"
"Sorry, aber da lass ich niemanden einsehen. Gib dich mit dieser Antwort zufrieden."
"War ja nicht böse gemeint. Absolut niemanden?"
"Sorry, wenn´s grad biestig von mir rüberkam. Ein einziges Mal hab ich jemandem Einblick gewährt und ich wurde zutiefst verletzt. Ich wusste vorher, dass dies geschehen würde, aber ich habe es trotzdem drauf ankommen lassen. Tja, und deshalb ziehe ich es vor, es unter Schloss und Riegel zu halten.."
"War diese Person ER??"
(Anm. d. Verf. : mit ER ist nicht etwa Gott gemeint, sondern einer der Gesprächspartner hatte vor längerer Zeit einmal einen sehr wichtigen Menschen in seinem Leben. Dieser ist mir ER gemeint, auch wenn es sich um eine Frau handeln könnte.)
"du meinst das, was du z. Bsp. Hidden Place nennst?? Ja..."
(Anm. d. Verf. : Mit Hidden Place ist etwas gemeint, entweder ein Ort, eine Person, oder etwas andres, wo man wirkliche Geborgenheit und ein Zuhause findet. Wobei es von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, was man mit Hidden Place verbindet.)
"Und du bereust es? Das tut mir sehr leid für dich. Ich hab mich früher auch mal unbedacht jemandem anvertraut - heute würde ich wohl niemandem mehr meine Tagebücher ausleihen."
"Nein, ich bereue es nicht. Die gemeinsame Zeit war die beste meines Lebens. Aber so habe ich auch gelernt, niemandem mehr offensichtlich mein Innerstes zu zeigen. Es schmerzt mich jetzt nur, immer noch zu sehen, wie viel er mir noch bedeutet. Und du hast jemandem deine Tagebücher ausgeliehen? Wie kam´s dazu??"
"Ich dachte mir, ich könnte ganz offen sein. Eher spontan, eigentlich, und als der, der ich war, fand ich es... lustig? Damals war ich immer aus auf eine "interessante Erfahrung". War halt dumm."
"Aber das war dir doch eine Lehre?"
"Jepp. Wissen kann missbraucht werden. Obwohl ich immer noch mit der Person (wieder) befreundet bin. Aber ich würd´s nicht noch mal ausleihen."
"Hätte ich eh nicht gemacht."
"Unternimmst du irgendwas wegen "ihm"?"
(Anm. d. Verf. :: mit "ihm" ist immer "ER" gemeint. Ist in der Rede von "er" usw. die Sprache, ist auch immer "ER" gemeint.)
"Ich schwanke leider zwischen "Soll ich oder soll ich nicht?". Ich würde gern, aber mein Stolz (dämlicher) und mein Verstand steuern heftigst dagegen."
"Dann meinst du, es wäre vernünftiger, es nicht zu tun?"
"Ich weiß nicht, was ich überhaupt noch denken soll. Es ist total konfus..."
"Wie findest du die Distanz zwischen euch? Ist es in dem Fall eher beruhigend?"
"Einerseits macht es mich krank, andererseits werde ich in seiner Nähe ebenfalls fast wahnsinnig! *schwärm* Vergiss das schwärmen gleich mal..." -.-
"In welchem Sinne "wahnsinnig"?"
"Eigentlich macht er mich verrückt im liebevollen Sinne, es klang nur zu schmalzig."
"Bist du dann in Aufruhr, im positiven Sinne?"
"Ja!" *hibbel*
"Ach soo.."