Kaito Kid - Shinichi Kudo Teil 3
Der erste Auftrag
Schulgespräche
Der erste Auftrag
(Fortsetzung von „Im Auftrag des Meisterdiebs“ und „Freie Bahn für Kaito Kid“
Als Shinichi Kudo am nächsten Morgen auf den Schulhof kam, erwartete ihn eine wütende Ran Mori. Er sah auf den ersten Blick, dass sie vor Wut kochte. Er zuckte zusammen, als sie auf ihn zustürmte. Er ahnte schon was kam und tatsächlich schrie sie ihn an.
„Shinichi Kudo! Wieso muss ich es aus der Zeitung erfahren, dass du fast in die Luft geflogen bist?“
Der winkte beruhigend ab. „Ach! So schlimm war das doch gar nicht!“ versuchte er die Tatsachen ein wenig abzuschwächen, doch das machte sie nur noch wütender.
„Spinnst du? In der Zeitung steht, dass Kaito Kid dir und Hakuba das Leben gerettet hat und das hast du ihnen selbst bestätigt. Also hör auf dumm zu reden. Wieso hast du mich nicht angerufen?“
Er sah sie ernst an. „Es war sehr spät gestern Abend, als ich endlich Ruhe hatte. Zunächst waren Inspektor Megure, sein Kollege Inspektor Nakamori und Hakuba bei mir. Kaum waren sie weg, stand Kaito Kid in meiner Wohnung!“ So umschrieb er, dass Kaito Kuroba anwesend gewesen war.
„Was?“ staunte Ran, vor Überraschung ihre Wut vergessend. „Kaito Kid ist zu dir gekommen?“
Shinichi nickte. „Ja!“
„Aber was wollte er denn von dir?“ fragte sie.
„Nun! Er wollte wohl in Erfahrung bringen, ob bei der Explosion Polizisten zu schaden gekommen sind und er war offensichtlich sehr erleichtert, dass sie noch alle das Haus hatten rechtzeitig verlassen können!“
„Ja!“ schmunzelte seine Freundin. „Das kann ich mir gut vorstellen. Er ist zwar ein Dieb, aber Menschenleben sind ihm dennoch kostbarer als jeder Schmuck. Deshalb ist er kein wirklich schlechter Kerl!“
„Tja!“ schmunzelte Shinichi wider besseres Wissen. Schließlich hatte er ja dafür gesorgt, dass Kaito Kid nun im Dienst der Regierung stan. „Das wird ihn aber nicht vor Strafe bewahren. Wenn er irgendwann gefangen wird, wird ihn die volle Härte des Gesetzes treffen!“
„Das ist nicht gerecht!“ warf Ran ein. „Schließlich gibt er doch sein Diebesgut immer wieder zurück. Also schadet er doch nicht wirklich jemandem!“
Der Detektiv schüttelte ernst den Kopf. „So stimmt das nicht. Was denkst du, was es die Polizei kostet, wenn sie alles versuchen seine Verbrechen zu verhindern? Er schadet unserem Staat und dafür wird er bezahlen müssen!“
„Aber er hat dir das Leben gerettet. Das kannst du doch nicht einfach vergessen!“
Ihr Freund schmunzelte. „Das werde ich auch nicht. Keine Angst. Ich habe mit voller Absicht den Presseleuten, die gestern Abend auftauchten nachdem Kaito Kid verschwunden war, die ganze Wahrheit erzählt. Angefangen damit, dass wir einen Waffenstillstand mit ihm geschlossen hatten bis zu unserer Lebensrettung. Die Öffentlichkeit wird mich schon daran erinnern. Doch ich habe es ihm bei unserem gestrigen Gespräch auch erklärt, dass ich ihn deshalb nicht weniger verfolgen werde und er hat das akzeptiert und wohl auch gar nicht anders erwartet. Allerdings habe ich ihm versprochen, wenn er wirklich gefasst wird, alle meine Verbindungen zu benutzen, dass die Strafe möglichst niedrig ausfällt!“
„Und dazu hat er nichts gesagt?“ forschte Ran nach.
„Doch!“ grinste Shinichi. „Er meinte, dass ich mir nicht den Kopf zerbrechen soll, wegen irgendeines Dankes. Und er habe nicht vor sich jemals fangen zu lassen, weder von mir noch von jemand anderem!“
In dem Moment mischte sich Sonoko Suzuki, die unbemerkt von beiden zu ihnen getreten war und zugehört hatte, ein. „Natürlich wirst du ihn nicht fangen. Er ist einmalig. Niemand wird ihn jemals überwältigen können und schon gar nicht so ein Krimispinner wie du. Ich kann sowieso nicht verstehen, wieso er sich mit dir überhaupt abgibt. Das hat er doch gar nicht nötig.“ Eifersucht klang in ihrer Stimme mit. Sie stand schon lange auf den Meisterdieb, doch ihr hatte er sich selten mal genähert. Wenn, dann hatte sie immer erst hinterher gewusst, dass er es gewesen war und das befriedigte sie nicht wirklich. „Immer siehst du ihn! Ob als Conan oder als Shinichi. Wieso er dich sogar als Grundschüler beachtet hat ist mir unbegreiflich!“ meckerte sie.
Der Detektiv lachte amüsiert. Was würde Sonoko erst sagen, wenn sie wüsste, dass er Kaito Kid jederzeit erreichen konnte und ganz genau wusste, wer er im Privatleben war? „Vielleicht weil er mich ziemlich schnell durchschaut hat und die Wahrheit kannte. Aber bei ihm war mein Geheimnis gut aufgehoben. Und da ja niemand weis, wer er ist, war er ja nicht wirklich in Gefahr von meinen Feinden angegriffen zu werden. Im Übrigen lebt er ja sowieso kein allzu sicheres Leben.“
Ran stöhnte auf. „Nein! Bitte nicht mehr! Ich mag von dieser Verbrecherorganisation nichts mehr hören und bin bloß froh, dass es vorbei ist. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens, als ich nicht wusste, wo du bist! Aber nun bringst du dich wieder in Gefahr. Das macht mir so Angst!“
Shinichi sah ihr ernst in die Augen. „Dass das Leben als Detektiv nicht ganz ungefährlich ist, weis doch niemand besser als du. Auch dein Vater hat sich schon in manch gefährlichen Situationen befunden. Ich bringe mich doch nicht absichtlich in Gefahr, aber ich kann auch nicht wirklich ausschließen, das mir etwas geschieht. Wie zum Beispiel gestern bei diesem Haus. Es war nicht vorherzusehen, dass es darunter ein Höhlensystem gab, das vermint war. Zum Glück es dank Kaito Kid gut ausgegangen, doch es kann auch mal anders kommen. Aber ich sehe im Detektiv sein meine Lebensaufgabe und der werde ich mich nicht entziehen!“
Seine Freundin nickte leicht. „Ja!“ flüsterte sie. „Ich weis. Und ich komme auch klar damit. Aber wenn es gerade mal wieder extrem eng war, geht es mir durch und durch. Ich bin nicht so stark, dass ich davon unberührt bleiben könnte!“
„Er schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht, Ran! Du bist eine der stärksten Personen, die ich kenne. Es geht nicht darum, dass du unberührt bleibst, wenn ich in Gefahr bin, sondern dass du damit leben kannst. Ich habe deine innerliche Stärke die ganze Zeit über bewundert, in der ich als Conan euer Leben teilte!“
Irgendwie knisterte die Luft zwischen ihnen, während ihre Blicke ineinander eintauchten und vielleicht hätten sie endlich ihre Gefühle füreinander ausgesprochen, wenn Sonoko sich in dem Moment nicht zwischen sie gedrängt hätte.
„Los! Los! Beeilt euch! Sonst kommen wir zu spät!“
Shinichi und Ran kam es vor, als tauchten sie aus einer anderen Welt auf, die nur ihnen beiden gehört hatte.
„Verdammt!“ nickte der Detektiv, als Sonokos Worte in sein Bewusstsein eindrangen. „Sie hat recht. Wir müssen uns beeilen!“
Dann liefen sie los, als wollten sie einen 100 Meter-Lauf gewinnen.
***
Die ganze Klasse sah vergnügt zur Tür, als Kaito Kuroba in den Raum stürmte. Sie hatten erwartet, dass er vor Freude sprühend kommen würde, denn natürlich wussten sie alle, dass Kaito Kid am Tag zuvor nach fast zwei Monaten wieder aufgetaucht war. In der letzten Zeit hatten sie den normalerweise so lustigen Mitschüler oft geradezu beunruhigend still erlebt. Selbst auf die Neckereien von Aoko Nakamori war er nicht eingegangen, hatte sie manchmal geradezu traurig angesehen. Dann erfuhren sie, dass der Vater Kaito Kurobas damals keinen Unfall gehabt hatte, sondern dass er durch einen guten Bekannten getötet worden war. Ausgerechnet Kaito Kids größter Gegner Shinichi Kudo hatte den Mörder überführt. Aber auch dann war ihr Mitschüler ein paar Wochen lang seltsam still gewesen. Erst vor ein paar Tagen änderte sich sein Benehmen wieder. Er war plötzlich wieder fröhlich und jetzt, wo Kaito Kid wieder aufgetaucht war, sprühte er vor Lebensfreude, genauso wie sie es erwartet hatten. Er stürmte zu seinem Platz, warf die Schulmappe mit Schwung neben das Pult und setzte sich hin. Plötzlich, ohne dass jemand sah woher, hielt er eine Zeitung in den Händen und schlug natürlich die Seite über Kaito Kids wiedererscheinen auf.
Die Mitschüler schielten amüsiert auf Aoko Nakamori. Normalerweise kochte sie stets vor Wut, wenn der Gentlemandieb aufgetaucht war, oder etwas von sich hören ließ. Doch irgendwie stimmte der normale Ablauf heute nicht wirklich, denn Aoko strahlte ebenfalls vor Freude. Als ihre Banknachbarin sie groß anschaute, erklärte sie, warum sie so gut gelaunt war.
„Mein Vater ist so glücklich, dass dieser Lackaffe wieder aufgetaucht ist, weil er Angst hatte, dass seine Sonderkommission aufgelöst werden würde. Das wurde ihm nämlich schon angedroht. Außerdem hat Kaito Kid ja auch nichts gestohlen und auch keinen Diebstahl angekündigt!“
„Nein!“ lachte Kaito. „Dafür hat er diesen Schnüfflern Kudo und Hakuba das Leben gerettet. Das ist doch mal ein Witz. Er rettet seine größten Feinde. Ist er nicht einfach toll?“
Aoko sah ihn jetzt doch langsam wütend werdend an. „Ich dachte, Shinichi Kudo wäre dein Freund. Wie kannst du seinem größten Gegner zujubeln?“
„Aber er selbst hat doch dieses Interview gegeben, daher haben sie doch die ganzen Informationen. Shinichi ist ein ehrlicher Typ und das mag ich ja auch so sehr an ihm. Doch er weis, dass ich ein Fan von Kaito Kid bin und akzeptiert das. Er ist ein wirklich guter Freund!“ erklärte er. Außerdem, so dachte er weiter, hatte er ja zu ihm gesagt, er solle sich genauso verhalten wie früher. Sonst würde noch jemand hinter ihr kleines Geheimnis kommen.
Plötzlich sah er Akako Koizumi vor sich stehen. Sie sah ihn mit ihren geheimnisvoll funkelnden Augen an. „Der weiße Sünder wurde geläutert und trägt nun einen Heiligenschein. Doch darum ist sein Leben nicht weniger gefährlich geworden. Eher im Gegenteil! Pass auf dich auf!“ orakelte sie.
Kaito war wie jedes Mal, wenn sie so zu ihm sprach geschockt, wie viel sie wusste, doch wie immer winkte er gespielt ungerührt ab. „Wie oft soll ich es dir denn