Kaito Kid - Shinichi Kudo Teil 3
Der erste Auftrag
Das Geheimnis um Die Diebische Elster
Natürlich ließ sich Yusaku Kudo am nächsten Nachmittag nicht davon abhalten seinen Sohn zum Haus der Familie Kuroba zu begleiten. Er trug eine Aktentasche unter dem rechten Arm, aber als Kaito die Tür öffnete und sie nach einer kurzen Begrüßung ins Wohnzimmer bat, sagte er erst mal gar nichts, sondern ließ Shinichi den Vortritt. Der lächelte seinen Freund an.
"Über die tolle Show, der wie da gestern Nacht beiwohnen durften, reden wir später. Zuerst möchte ich wissen, ob du das gesuchte Objekt erringen konntest!"
Kaito schmunzelte amüsiert und deutete auf den Wohnzimmertisch, auf dem eine stählerne Kassette stand. "Natürlich ist das Teil in meinem Besitz. Da ist die Erfüllung meines Auftrags! Ich hoffe, die Regierung ist damit zufrieden!"
Yusaku Kudo sah ihn erstaunt an. "Ich dachte, es ginge um die Perle!" warf er ein.
Sein Sohn lachte heiter auf. "Aber nicht doch! Das war doch nur ein Ablenkungsmanöver. Was sollte unsere Regierung denn mit einem solchen Juwel anfangen? Das bringt Kaito wie üblich in Nakamoris Büro, wobei sich der gute Mann wahrscheinlich mal wieder fragen wird, wie das möglich ist. In Wirklichkeit ging es darum, diese Kassette gegen ein Imitat auszutauschen!" er wandte sich an Kaito, der amüsiert zuhörte wie genüsslich Shinichi die Sachlage seinem Vater darlegte. "Hast du sie geöffnet?" wollte der Detektiv wissen.
Der nickte grinsend. "Natürlich! Was denkst du denn? Wenn ich mir schon die Arbeit machen muss, möchte ich auch wissen, wofür all die Aufregung gut sein soll. Das Schloss war zudem ein Kinderspiel. Da war letztens die Sicherheitstür im Haus auf den Klippen schwieriger zu öffnen!"
Shinichi zuckte die Schultern. Das konnte er nicht beruteilen. "Nun! Der gute Herr Kanno glaubte ja, dass niemand etwas aus seinem Wasserkäfig stehlen könnte. Wieso sollte er ein schwer zu öffnendes Schloss an die Box hängen?" Er klappte den Deckel der Kassette auf, griff hinein und zog eine handvoll Papiere hervor, die er interessiert durchblätterte. Plötzlich stieß er einen scharfen Pfiff aus.
"Super!" Er lächelte Kaito zu. "Das wird riesige Wellen werfen. Da ist einiges an Beweisen auch gegen andere sogenannte ehrenwerte Personen vorhanden, mit denen der gute Herr Kanno Geschäfte gemacht hat. Oh doch! Ich bin sicher! Die Regierung wird sehr zufrieden damit sein!"
"Wenn du es sagst!" warf sein Freund ein. "Dann glaube ich dir das auch!"
"So!" mischte sich Yusaku Kudo ein, endlich auf das Thema kommend, das ihn wirklich interessierte. "Wie hast du den Kontakt mit der Diebischen Elster gefunden? Hatte dein Vater vielleicht irgendwelche Unterlagen über sie?"
Der sah Shinichis Vater erstaunt an. "Häh?" machte er. "Mit wem soll ich Kontakt haben?" Er konnte mit der Frage nichts anfangen.
Das machte Yusaku sauer. "Nun spiel hier mal nicht das Unschuldslamm. Das kauft dir sowieso keiner ab. Ich habe sie heute Nacht erkannt. Deine Zauberpartnerin war die Diebische Elster, eine Kriminelle von vor 20 Jahren. Woher kennst du sie?"
Kaito schüttelte fassungslos den Kopf. "Aber das kann nicht sein!" stotterte er. "Das ist völlig unmöglich!"
In dem Moment ertönte eine ruhige Stimme aus dem Hintergrund.
"Bedrängt meinen Sohn nicht! Er weis wirklich nichts davon. Aber natürlich hast du recht!"
Schnell drehten sich Yusaku, Shinichi und Kaito um. Ihnen gegenüber stand Hibarue Kuroba. "Hallo Yusaku! Lange nicht mehr gesehen. Hat mich also doch noch jemand erkannt. Ich dachte eigentlich, dass mein letzter Auftritt dafür doch schon zu lange her wäre!"
"Mutter!" stotterte Kaito. "Wovon sprecht ihr hier überhaupt?"
Sie lächelte ihn beruhigend an. "Keine Sorge, mein Junge. Du wirst schon bald alles verstehen!"
"Hibarue? Du warst Die Diebische Elster?" staunte auch Yusaku. Darauf wäre er nie gekommen, das hatte selbst er nie herausgefunden.
Sie sah ihn übers ganze Gesicht grinsend an. "Überrascht?" Befriedigt sah sie sein Nicken. Dann wandte sie sich an ihren Sohn. "Du hattest vor ein paar Tagen völlig recht, Kaito. Ich bin alles andere als ein Unschuldslamm. Im Gegenteil! In der Zeit bevor du auf die Welt kamst, war ich selbst eine maskierte Diebin!" Sie deutete auf den Aktenkoffer, den Yusaku nun neben sich stehen hatte. "Ich vermute mal, du trägst da Zeitungsausschnitte über mich mit dir herum. Was denkst du, willst du sie uns nicht zeigen?"
Der nickte stumm, öffnete die Tasche und zog einen Packen Papier hervor und legte ihn auf den Tisch.
Kaito war der erste, der sich darauf stürzte. Das erste was er sah, war ein Photo. Es zeigte eine maskierte Frau in genau derselben Aufmachung, wie er seine Mutter in der letzten Nacht erlebt hatte.
Darunter stand:
"Die Diebische Elster neben Kaito Kid die gerissenste Juwelendiebin"
schnell überflog er die Zeitungsausschnitte zusammen mit Shinichi, der mit neuerwachter Hochachtung auf Frau Kuroba schaute. Der heutige Meisterdieb hob schließlich ebenfalls den Blick und sah seine Mutter an, als habe er sie noch nie gesehen.
"Vielleicht solltest du mir das hier..." er deutete auf die Zeitungen "...erklären!"
Sie nickte leicht und deutete auf die Sessel. "Ja! Du hast recht! Aber nehmt doch erst einmal Platz!"
Alle setzten sich hin und schauten auf die Frau, die seltsam lächelte.
"Mir war klar, dass ich irgendwann einmal erklären müsste, warum ich damals so handelte!" Sie sah Kaito an. "Damals waren die Zeiten noch andere."
***
Vor zwanzig Jahren:
Hirabue schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. Wieder hatte sie eine Absage bekommen. Sie verstand es einfach nicht. Alle bescheinigten ihr, dass sie die beste Zauberkünstlerin war, die es geben würde, dass sie von keiner Seite, auch von den Männern nicht, Konkurrenz zu fürchten brauchte, aber dennoch wollte sie niemand für seine Show engagieren.
"Diese Narren! Nur weil ich eine Frau bin, wollen sie mich nicht haben!"
Sie war verzweifelt, denn sie hatte kein Geld mehr die Miete für ihr Zimmer zu bezahlen oder geschweige denn etwas zu essen zu kaufen. Also griff sie zur Zeitung und wollte nach einer neuen Stellenanzeige suchen. Es blieb ihr wohl keine andere Wahl. Ob sie es wollte oder nicht, sie musste wohl in Betracht ziehen erst mal einen anderen Job anzunehmen, damit sie nicht verhungern musste und dann in Ruhe weiter ein Engagement zu suchen.
Doch das erste, was sie in der Zeitung sah, war die Ankündigung, dass ein berühmter Diamant ins Museum in Tokio verlegt werden sollte und welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden waren.
Hirabue lachte ironisch auf. Auf den ersten Blick sah sie mindestens fünf verschiedene Möglichkeiten, den Diamanten zu stehlen. Plötzlich verzog sie nachdenklich das Gesicht, dann lachte sie auf.
"Wisst ihr was? Ich versuche seit Monaten mir ehrlich meinen Unterhalt zu verdienen, aber keiner will mir für meine Kunst etwas bezahlen. Wenn das so ist, nehme ich mir eben einfach, was mir zusteht!"
Ihre Augen begannen zu funkeln. Endlich hatte sie ihre Lebensfreude wieder gefunden.
***
"Und so wurde Die Diebische Elster geboren!" nickte Yusaku nachdenklich. Er selbst hatte nie Probleme gehabt, sich etwas zu Essen zu kaufen oder um sein pures Überleben kämpfen zu müssen.
Hibarue nickte. "Ja! Es lief vorzüglich. Ich stahl den Diamanten und verkaufte ihn an einen reichen Sammler. Nun hatte ich alles, was ich wollte. Genügend Geld und Anerkennung! So machte ich weiter. Kurze Zeit später erschien dann ein zweiter Dieb auf der Bildfläche, der die Zauberei benutzte um Beute zu machen!"
Shinichi lächelte. "Kaito Kid!" vermutete er.
"Ja!" stimmte sie zu. "Zunächst waren wir wirklich Konkurrenten, doch dabei blieb es nicht. Gegenseitig fanden wir schnell heraus, wer der jeweils andere war. Dann trafen wir uns immer öfter im Privatleben und wurden schließlich ein Paar. Ab dem Moment waren es nur noch Showeinlagen, wenn wir uns öffentlich bekämpften und es war immer vorher schon ausgemacht, wer am jeweiligen Tag die Beute mitnehmen durfte! Dann heirateten wir, doch auch da ging es zunächst mal so weiter!"
Sie seufzte auf. "Schließlich wurde ich schwanger. Obwohl ich es zunächst nicht wahrhaben wollte, war das doch schließlich das Ende der Diebischen Elster!"
Ihr Blick richtete sich auf ihren Sohn. "Am Anfang fiel es mir wirklich nicht leicht, einfach zu Hause zu bleiben, wenn dein Vater auf Diebestour ging, aber mir blieb keine andere Wahl. Und du warst mir wichtiger als ein wenig Nervenkitzel. Doch weil ich dieses Gefühl aus eigener Anschauung so gut kenne, konnte ich dich nie zurückhalten, wenn du als Kaito Kid loszogst. Und es war eben nicht nur das Erbe deines Vaters sondern auch das meine, das in dir erwachte!"
"Ach Mutter!" Kaito sprang auf, lief zu ihr und umarmte sie. "Wieso hast du mir das nie erzählt? Hast du geglaubt, ich würde dir Vorwürfe machen?"
Sie lachte. "Aber nein! Mir war klar, dass du eher stolz auf mich sein würdest. Doch so konnte ich dich wenigstens etwas unter Kontrolle halten und musste mir nicht auch noch anhören, dass ich ja auch nicht besser war. Heute nimmst du die Sache ein wenig ernster, aber anfangs warst du viel zu leichtsinnig!"
Yusaku sah sie fragend an. "Aber wieso bist du gerade in der letzten Nacht wieder aufgetaucht? Ich meine, du hast nichts verlernt. Es war die beste Zaubershow, die ich je gesehen habe, doch es muss doch einen Grund geben, dass du das Risiko eingegangen bist, wieder erkannt zu werden!"
Kaito sah ihn ernst an. "Ich hatte mit diesem Auftrag ein Problem!" gab er zu.
Shinichi sah ihn erstaunt an. "Wieso denn das? Du hast doch schon viel schwierigere Dinge gedreht!"
Kaito lachte selbstironisch auf. "Überlege mal! Was habe ich zu dir gesagt, als ich dich und deine Freundin zum essen im Goldenen Drachen eingeladen habe. Worum habe ich euch am Schluss gebeten?"
Der Detektiv überlegte kurz, rief sich das damalige Gespräch ins Gedächtnis zurück. "Wir sollten keinen Fisch bestellen, da du ihn nicht sehen oder