Priesterin

Kapitel 1

Kapitel 1

Darf eine Priesterin lieben?
Priesterinnen dürfen nicht lieben. Sollten sie es doch tun, werden sie als Verräterin verstoßen. Sie dürfen sich nur dann einem Mann hingeben, wenn sie die Rolle der jungfräulichen Jägerin bei den Beltane Festen spielen.
Alle diese Dinge waren Rain sehr wohl bekannt. Und dennoch liebte sie jemanden.
Alles begann damit, dass Rain und ihre Schwester eines Tages einen Leibwächter bekamen. Eigentlich war er mehr für Rain, als für ihre Schwester da sie sich absolut nicht wie eine Prinzessin verhielt, obwohl sie eine war. Rain und ihre Schwester Rion waren so unterschiedlich wie Feuer und Wasser: Rion war immer in schöne Kleider gehüllt, war brav, höflich, verbrachte ihre Zeit im elterlichen Schlossgarten mit ihren Freundinnen und liess sich von schönen Männern umwerben. Ebenso liess Rion sich privat unterrichten. Rain dagegen hasste schöne Kleider und trug, wenn sie nicht grade in der Öffentlichkeit auftrat, lieber Jeans und T - Shirt, ging in eine bürgerliche Schule und mochte es ebensowenig wenn die Männer die ihrer Schwester den Hof machten, bei ihr das gleiche versuchten. Da Rain auch sehr gerne Metal - Konzerte besuchte, waren die Königin und der König der Meinung, ihre Töchter brauchen einen Leibwächter. So kamen eines Tages Marco und sein Sohn Leon ins Schloss und baten darum die Leibwächter der beiden Prinzessinnen zu werden. Der König und die Königin nahmen dieses Angebot sehr gerne an und machten Marco und seinen Sohn zu den Leibwächtern ihrer Töchter. Marco wurde Rions und Leon Rains Leibwächter.
Sie begleiteten die Prinzessinnen wo immer sie auch hingingen, in die Schule, zu Feiern oder einfach nur zu privaten Treffen.
Rain mochte es zuerst gar nicht, dass Leon sie überall hin begleitete und sogar in ihrem Gemach schlief. Sie versuchte alles, um ihn zu vertreiben. Sie zeigte sich von ihrer schlimmsten Seite und war unaustehlich. Doch Leon liess sich dadurch nicht im geringsten beeindrucken, im Gegenteil, er liess Rain nie aus den Augen.
Im laufe der Jahre lernte Rain die Anwesenheit ihres Leibwächters immer mehr zu schätzen, auch wenn sie es ihm nie zeigte. Er war für sie mittlerweile ein unersetztbarer Freund geworden, den sie nicht mehr missen wollte. Doch Rain konnte ihm nicht sagen, dass sie ihn gern hatte, da sie nie besonders gut ihre Gefühle zeigen konnte. Sie merkte auch, dass ihre Schwester ein Auge auf Leon geworfen hatte, da Rion wusste, dass Rain sich nicht viel aus Männern machte. Doch aus Leon machte Rain sich sehr viel, auch wenn sie es nicht sagte.
Und auch Leon empfand mehr für Rain als er zugab. Er hatte sie vom ersten Augenblick an geliebt, doch sie zeigte ihm die kalte Schulter und er litt sehr darunter.
Eines Tages schwor Rain sich: "Ich werde ihm jetzt sagen was ich fühle." Sie lief durch das Schloss auf der Suche nach Leon. Zuletzt wollte sie im Gemach ihrer Schwester nachsehen. Doch Rain ahnte nicht im geringsten was dort vor sich ging: Rion hatte begonnen Leon zu verführen und da er immer noch darunter litt, dass Rain ihn immer noch so kalt behandelte, liess er sich Rion`s Verführung gefallen mit dem Gedanken: "Die, die ich liebe will mich ja eh nicht, also warum nicht?"
Nichtsahnend trat Rain in das Zimmer ihrer Schwester mit den Worten: "Rion, weisst du wo..." mitten im Satz hielt sie inne denn, dass was sie sah verschlug ihr die Sprache: Da standen Leon und Rion in einen innigen Kuss versunken. Als Leon Rain´s Anwesenheit bemerkte liess er Rion sofort los und stammelte verlegen: "Es ist nicht so wie ihr denkt...ich..." Mehr brachte er nicht heraus. Doch Rain sagte, obwohl sie vor Eifersucht am Kochen war, erstaunlich ruhig: "Lasst euch von mir nicht stören. Ich bin sofort wieder weg." Und damit verschwand Rain und schloss sich für die nächsten Stunden in ihrem Gemach ein. Am nächsten Tag fürchtete Leon schon Rain würde ihm aus dem vergangenen Tag einen Vorwurf machen, doch sie verhielt sich ihm gegenüber wie immer: Freundlich, aber zurückhaltend. In den folgenden Tagen fiel es Rain besonders schwer Leon in die Augen zu sehen. Sie war der Meinung Leon würde ihre Schwester lieben, doch er liebte sie, schaffte es aber nicht, ihr seine Gefühle zu gestehen.
Ein paar Monate später, als Rion ihren 21. Geburtstsag feierte, bat sie Rain für sie einige Lieder zu singen, da Rain eine sehr schöne Stimme hatte. Rain erfüllte ihrer Schwester diesen Wunsch sehr gerne, hätte sie jedoch gewusst, was Rion an diesen Tag vorhatte, hätte sie es nicht getan. Nachdem Rain ihren Gesang beendet hatte, bat Rion darum ein paar Worte an ihre Gäste richten zu dürfen: "Heute an meinem Geburtstag, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um bekannt zu geben, dass ich in kürze Heiraten werde." RAin freute sich sehr darüber, dass Rion einen Mann gefunden hatte, den sie liebte und bald wurde die Frage gestellt, wer denn der glückliche sei, darauf antwortete Rion: "Sein Name ist Leon und er ist mein Leibwächter."
Rain stand da wie vom Donner gerührt. Sie hatte das Gefühl, als ob sich der Boden unter ihre Füßen auftat und sie verschlingen würde. Auch für Leon kam diese Nachricht sehr überraschend, doch da sämtliche Gäste dabei waren, konnte er jetzt nichts dagegen sagen.
Einige Tage später, bat Rain ihre Eltern darum, dass Leon und sein Vater die Plätze tauschen, damit Leon bei Rion sein konnte und sie selbst nicht mehr diesem Gefühl ausgesetzt war, das ihr die Luft zum Atmen nahm. Leon versuchte immer wieder herauszufinden warum Rain darum gebeten hatte, dass er und sein Vater die Stellen wechselten, doch Rain gab ihm nie eine klare Antwort.
Mit der Zeit wurde das Gefühl Leon in der Nähe zu haben, ihn aber nicht erreichen zu können für Rain so unerträglich, dass sie ihre Eltern darum bat sie nach Avalon zu schicken, damit sie zu einer Priestrein augebildet wurde. So veranlassten der König und die Königin, dass ihre Tochter als Novizin nach Avalon gebracht wurde. Das alles geschah still und heimlich. Leon entschuldigte Rain eines Tages in der Schule mit der Ausrede sie sei krank, doch die Klassenlehrerin widerlegte das sofort: "Sag bloß, du weisst nicht, dass Prinzessin Rain heute als Novizin nach Avalon gebracht wird?" "WAS????" fragte Leon völlig entsetzt. "Warum weiß ich nichts davon?" Ohne etwas zu sagen sprang er auf und verliess fluchtartig die Schule und rannte zum Bahnhof, in der Hoffnung Rain noch zu sehen und ihr zu sagen, dass er sie liebt.
Als Leon am Bahnhof ankam, wollte Rain gerade in den Zug steigen. "Rain warte, bitte." rief er, doch Rain sah ihn nur an und stieg ein. Die Türen schlossen sich sofort und der Zug fuhr an. Leon rannte noch einige Meter neben dem Fenster her an dem Rain saß und rief nach ihr, doch sie ignorierte ihn. Nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hatte stand Leon am Ende des Bahnsteiges und schaute ihm noch nach, dann sank er schluchzend auf die Knie: "Warum? Warum verlässt du mich Rain? Ich brauche dich." Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und als er aufsah, blickte er in das Gesicht der Königin, die ihn anlächelte und sagte: "Du liebst sie nicht wahr?" "Ja, ich liebe eure Tochter mehr als mein eigenes Leben." antwortete er niedergeschlagen. "Warum hast du nichts gesagt? Dann hätte sie sich das alles hier ersparen können." sagte der König. "Ganz einfach," fiel ihnen Rion ins Wort. "Weil er auf meinem Fest zu feige war zu sagen, dass er mich nicht will. Tja, und nun hab ich meiner Schwester den Mann vor der Nase weggeschnappt, Ha!" "Schweig Rion!" rief die Königin aufgebracht. "Es reicht! Du hast deine Schwester genug verletzt. Ich weiss, dass sie mehr für Leon empfunden hat als sie zugeben wollte und ich weiss, dass du ihn verführen wolltest weil er der erste war, der sich nicht für dich, sondern für Rain interessiert hat. Wenn du mehr Rücksicht auf die Gefühle deiner Schwester genommen hättest, hätte sie nicht nach Avalon gehen müssen" So wütend hatte noch nie jemand die Königin gesehen. Rion war nicht ihre Tochter, sie war die Tochter aus der ersten Ehe des Königs, doch diese Frau war als Rion Sieben Jahre alte war gestorben und der König hatte wieder geheiratet und aus dieser Heirat war Rain enstanden. Rain liebte ihre Schwester, doch Rion versuchte immer alles um besser zu sein. Und wenn es einen Mann gab, der nicht Rion sondern Rain den Hof machte, tat Rion ALLES um die Aufmerksamkeit dieses Mannes auf sich zu ziehen.
Da standen sie nun, Rain´s Familie und Leon der immer schluchzend in Fahrtrichtung des Zuges sah in dem Rain saß. Leon wurde vom König und der Königin von dem Eheversprechen, welches ihn an Rion band befreit und er schwor sich auf Rain zu warten, selbst wenn es sein ganzes Leben dauern würde.
Die Jahre vergingen, Jahre die für Leon unerträglich waren, da er immer noch auf die Frau wartete die er liebte. Inzwischen war er Leibwächter der Königin, während sein Vater über Rion wachte, bis zu dem Tag, an dem sie wirklich heiratete.
Aus Rain war in der Zwischenzeit eine Priesterin der großen Göttin geworden. Sie lernte alles was für eine Priesterin von Nöten war: Sie lernte sämtliche Heilkünste, alles was sie für die Rituale wissen musste, die ritualen Tänze und Gesänge, das Beherrschen aller vier Elemente und die Teilung der Nebel. Rain wurde von allen Leuten im Volk verehrt, schon fast wie die Herrin der Heiligen Insel selbst, was auch nicht weiter verwunderlich war denn Rain sollte die Nachfolgerin der Hohepriesterin werden und jeder wusste davon. Jeder außer Rain selbst. Zu der Tatsache, dass Rain nicht nur wegen ihrer Kenntnisse beliebt war kam noch, dass sie wegen ihrer Schönheit und ihrem Charakter überall geliebt und bewundert wurde.
Zu ihrer Ausbildung gehörte auch, dass sie lernte, ihre Gefühle zu unterdrücken. Das hiess, sie durfte zwar ihren Eltern und ihrer Schwester ihre Zuneigung zeigen, aber diese Gefühle keinem Mann entgegen bringen. In
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