Fanfic: Das Drachenreich
Untertitel: 1. Teil: Die Gefahr
Kapitel: Finstere Offenbarung
Als die Sonne am vorherigen Tag hinter dem Horizont verschwand, ereignete sich auf der Insel Uvira eine bedeutende Begegnung.
Ein junger mutiger, aber genauso unerfahrener Späher kniete vor einem finsteren Thron, der sich über einer Halle aus schwarzem Marmor erhob. Überallwaren große Felsbrocken verstreut. Sanftes Abendlicht fiel durch ein hohes, in den dunklen Stein gehauenes, glasloses Fenster. Der junge Mann kniete mitten im Licht und sein Gesicht leuchtete in einem sanften Rotschimmer. Er fühlte sich elend und ausgelaugt. Der Späher war von einer langen Reise zurückgekehrt und hatte auf ein paar Tage Erholung gefreut, doch sein Auftraggeber dachte nicht so. Deshalb musste er nun eine weitere anstrengende Reise auf sich nehmen. Eine Last, die der Krieger als unerträglich empfand. Dafür hasste er seinen Gebieter, aber ohne ihn würde er kläglich verhungern.
„Geh jetzt! Du hast deinen Auftrag erhalten. Kehre erfolgreich zurück!“, sagte der Mann auf dem Thron sein Gesicht wurde von der Dunkelheit verdeckt. „Ach und bevor du aufbrichst, lass Enemos hereinrufen!“
„Ja, mein Meister!“, erwiderte der Späher mürrisch und erhob sich um zu gehen. Als er den Raum verlassen hatte sah er noch einmal zurück, konnte in der Finsternis aber nichts erkennen, bevor sich die riesigen Torflügel hinter ihm schlossen. Ohne Umwege begab er sich zu einem Dienstboten, der in der Nähe war und trug ihm auf, Enemos zu rufen. Dann verließ er auf einem schwarzen Pferd die vermeintlich verlassene Stadt im Schatten des Vulkans und machte sich auf den Weg.
Enemos erhob sich lautlos von seinem Feldbett, nachdem der Dienstbote sein Zelt verlassen hatte. In der Stadt herrschte geschäftiges Treiben. Die Menschen auf dem Festland glaubten dieser Ort wäre verlassen, aber da täuschten sie sich. Nefas hatte die Insel zu seinem Eigentum erklärt und errichtete in der verlassenen Stadt, dessen Name vergessen ward, eine Festung. Überall waren Zelte zwischen den Ruinen aufgestellt worden. Zwischen all den ergrauten Ruinen, sahen sie wie große braune Ameisenhügel aus.
Enemos überlegte, ob er sich sofort zu Nefas begeben, oder lieber noch warten sollte. Da er im Moment nichts Besseres zu tun hatte, trat er aus seinem Zelt heraus und begab sich ins Innere der Stadt. Vor ihm erhob sich ein riesiger Vulkan, der Uvira, nach dem die Insel benannt wurde. Je näher er dem Berg kam, desto deutlicher konnte er das riesige kuppelförmige Gebäude sehen, das im Schatten des Uvira lag. Es sah aus wie ein schwarzer polierter Hügel. Nefas hatte diese heiligen Hallen der früheren Könige zu seinem Eigentum ernannt und lebte nun darin.
Enemos hasste diesen Ort, allein schon, weil dort einst Elfen gewandelt sind.
Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, lief er schnell weiter und würdigte keinen der eilig umher rennenden Passanten eines Blickes.
Nachdem er mindestens eine halbe Stunde, durch die engen und verzweigten Gassen gewandert war(was durch die wahllos verstreuten Zelte nur noch erschwert wurde), erreichte er endlich den Saal der Zukunft, so nannte man ihn zumindest, und trat durch das halbgeöffnete Eingangstor. Es war mit alten Runen und Ornamenten verziert, die einst einen Zauber in sich trugen um die Tür zu versiegeln, aber dieser war schon lange verflogen. Die Zeit hatte die Magie aus der Materie der Tür gepresst, wie den halb vergorenen Saft aus einer fauligen Frucht
Er ging, nun etwas langsamer, durch einen langen Flur, der wie das gesamte Gebäude, aus schwarzem Marmor bestand. Die Wände des Flurs wirkten durch die dunkle Farbe drückend und obwohl die Decke mindestens fünf Meter über dem Boden lag, hätte jeder Klaustrophobe wohl einen Anfall erlitten.
Eigentlich wollte Enemos sich gar nicht erst die Mühe machen und freiwillig den „erwürdigen dunklen Herrscher“, wie die Leute ihn nannten, besuchen, sondern lieber darauf warten bis Nefas’ Handlanger ihn zwingen würden diese dunklen Hallen zu besuchen. Das war viel bequemer…Seiner Meinung nach zumindest.
Enemos dachte ernsthaft darüber nach, ob es nicht besser wäre wieder zurück zu gehen, besann sich dann aber doch eines Besseren.
Warum soll ich mir denn jetzt noch einen Umweg machen?, dachte er und blieb vor den beiden hohen Torflügeln stehen die das Ende des langen und ungemütlichen Flurs verkündeten. Er warf noch einen Blick zurück und erkannte nur Dunkelheit, selbst mit seinen schwarzen Elfenaugen.
Er konnte seine Herkunft nicht verleugnen, trotzdem hasste er sein Volk, aus einem bestimmten Grund…
Ein jeder Mensch hätte seine Augen als schrecklich empfunden. Schrecklich und…schön. Ja, sie waren schön, die Augen des Schönen Volkes. Aber ebenso grauenvoll. Schwarze Ränder zierten seine Sehschlitze, weil er nicht mehr zu den Elfen gehörte, nicht länger und auch nie mehr. Seine spitz zu laufenden Ohren hatte er verloren, ebenso wie die einzigartige Schönheit. Er hatte nun viel mehr das Aussehen eines Menschen, deshalb fiel er in ihrer Gesellschaft auch nicht auf. Nicht, dass ein Elf zwischen Menschen etwas Ungewöhnliches war, aber er fiel zwischen all den beständigen und „plumpen“ Menschen auf. Ein Schwan unter all den Enten.
Enemos warf sein silbernes, zum Zopf gebundenes Haar zurück und widmete seine Aufmerksamkeit dem Wächter vor dem Tor.
„Ich erbitte Einlass!“, rief er in den leeren Raum.
Eine Weile geschah nichts, dann regte sich ein Kobold, welcher in den rechten Torflügel eingraviert war, öffnete das Tor mit einem breiten Grinsen und machte eine Geste, die einladend sein sollte, bei diesem Geschöpf aber eher lächerlich wirkte.
Enemos ging zwischen den beiden Flügeln hindurch, die sich gerade so weit geöffnet hatten, dass er hindurchpasste.
„Ah!“, sagte eine laute Stimme aus dem Dunkel. „Da bist du ja Enemos. Ich habe dich bereits erwartet. Und ich musste lange warten!“
Die Stimme klang nicht vorwurfsvoll, aber ein etwas verärgerter Unterton war herauszuhören. Der mehrere hundert Meter lange und breite Raum war voller Finsternis und stank nach Fäulnis. Und das obwohl er über der Erdoberfläche lag, und mindestens ein dutzend riesige, offene Fenster hatte. Aber diese ganze Insel war ohnehin ‚verfault’.
Enemos antwortete nicht.
„Komm näher, wir wollen uns doch sehen, wenn wir miteinander sprechen, oder?“
„Mh…ja.“
Er ging weiter und erreichte den Thron, der fast am Ende der Halle lag. Nefas, der auf dem hohen Sitzplatz saß, hatte sich eine Kapuze über den Kopf geworfen um sein Gesicht zu verbergen. Er war ein kleiner Mann und sah dadurch etwas lächerlich in dem riesigen Thron aus. Aber um Geschöpfe aller Art massenhaft mit schwarzer Magie zu töten, bedarf es keines großen Körpers.
„Sehr schön.“, sagte Nefas amüsiert. „Jetzt können wir ja in Ruhe miteinander reden, nicht wahr?“
„Wenn du meinst…“, antwortete Enemos scharf. Er hatte keine Lust auf dieses Geschwafel. „Wohin willst du mich diesmal schicken?“
„Ach, nun komm. So oft warst du doch noch gar nicht im Einsatz!“
„Im Einsatz?! Du weißt genau, dass ich nicht einer deiner Untergebenen bin! Ich helfe dir aus freien Stücken.“
„Ja, und das ist wahrscheinlich das Problem.“, dachte Nefas laut.
Enemos führte nur aus einem Grund die Aufträge von ihm aus…
„Macht!“, fügte Nefas hinzu.
„Macht…“, wiederholte Enemos. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Das Gefühl von Stärke…Macht.
„Ein äußerst erfrischender Grund, findest du nicht?“, lästerte Nefas.
Enemos sagte kein Wort, sondern starrte nur geradeaus.
„Mh…wortkarg wie immer!“, bemerkte Nefas weiter.
Als Enemos immer noch nichts von sich gab verkündete er: „Nun, ich will dich nicht länger warten lassen. Du möchtest bestimmt mein Anliegen erfahren! Ich habe einen kleinen Auftrag für dich, der dein Gemüt sicher erhellen wird!“
„Und der wäre?“, fragte der junge Mann etwas gelangweilt. Eigentlich hoffte er auf etwas Spannenderes als seinen letzten Auftrag, aber solange er danach bekam, wonach er verlangte war es ihm gleich.
„Anscheinend haben die Menschen da draußen einen kleinen Verdacht geschöpft. Mein alter Freund Etenor hat eine Groß-Offensive gestartet um die Wilderer in Minjar aufzuhalten.“
„Und ich soll sie töten?“
„Nein! Unnötig. Meine Männer sind geschickt, sie werden sich nicht von solchen Kriegern töten lassen. Sie werden sich verstecken, bis der König sein ordinäres Heer wieder abzieht.“ Nefas legte eine Hand auf die Stirn und überlegte kurz. “Da ist etwas anderes was mich beunruhigt…“
Enemos schwieg.
„Etenor geht es wahrscheinlich nicht einmal um die Wilderer. Er denkt sie wären ein Ablenkungsmanöver, womit er eigentlich nicht falsch liegt.“ Er machte eine Pause. „Morgen sollen vier Geschöpfe die Stadt verlassen, zwei davon sind menschlich! So viel konnte ich sehen, mehr nicht. Wer die Personen sein sollen und welchen genauen Auftrag sie haben weiß ich nicht. Aber ich weiß zumindest, dass es um die Rettung der Drachen geht, also stehen sie uns im Weg…und sie sind mächtig! Hier kommst du ins Spiel Enemos.“
„Töten?“, fragte er verächtlich. Er hasste dieses Wort, ebenso wie Nefas’ kalte, berechnende Art und seine Gabe des ‚Sehens’.
Es gab nur eine Hand voll Menschen in allen Königreichen, die sie bewusst einsetzen konnten. Nefas gehörte zu ihnen.
Und das macht ihn so abscheulich!, dachte der Enemos.
„Nein, nein! Und das weißt du auch. Sie sind zu wichtig. Sie drehen das Rad des Schicksals zu unseren Gunsten!! DAS SEHE ICH GENAU!!“ Der schwarze Magier stand auf und wurde mit jedem Wort lauter. Die letzen vier Worte schrie er und klang dabei so überzeugt, als hätte er eine vorher für unmöglich gehaltene und abwegige Theorie bewiesen.
Er stand noch mindestens fünf Minuten so da und untermauerte die Wichtigkeit der vier Geschöpfe aus Caen Aigion. Als er sich dann