Secrets of Mangura
Vergangenheit
Mit einem letzten abneigenden Blick zur Eingangstür wandte sich der ältere Mann zu Naruto. Dieser bekam ein ungutes Gefühl, wenn er an das bevorstehende dachte. Der Mann trat auf ihn zu, noch immer hatte er einen strengen Gesichtsausdruck. Dann verbeugte er sich kurz.
“Verzeiht diese unruhestiftenden Kauze, ich sollte eine Wache aufstellen, die den Eintritt solcher unzivilisierten Narren verweigert. Ich bin Shing, der Besitzer dieses Teehauses. Ihr seit einer der drei neuen Schüler, die zu uns gestoßen sind, richtig?”
Naruto hätte nicht damit gerechnet, dass sich ihre Ankunft so schnell herumsprechen würde.
“Ja, das stimmt. Ich bin Naruto Uzumaki.”
Der Mann lächelte kurz.
“Es ist mir eine Ehre. Sicher hat euer Aufenthalt in diesem Dorf nicht ausschließlich mit eurer Ausbildung zu tun.”
Der Fuchsjunge stutzte leicht über diese Aussage.
“Was meint ihr damit?”, fragte er neugierig und hätte dabei beinahe vergessen die höfliche Anrede auszusprechen.
“Nun-”, fing der Teehausbesitzer an und zögerte ein wenig. “Ihr habt sicher schon von Takuro gehört, oder?”, fuhr er fort. Als Naruto den Kopf schüttelte, setzte er einen wissenden Blick auf.
“Das habe ich mir beinahe schon gedacht.”
“Wer ist Takuro?”, erkundigte sich der blonde Junge und der Mann legte einen Finger auf die Lippen.
“Shh!”, machte er. “Es wäre von Vorteil, wenn wir nicht in der Öffentlichkeit darüber sprechen. Wenn ihr mögt, können wir uns in meinem Büro unterhalten.”
Hastig willigte Naruto ein. Seine Neugierde stieg nun immer weiter an. Der Mann wandte sich auf dem Absatz um und schritt auf die Tür zu, dicht gefolgt von Naruto.
Das sogenannte Büro war recht bescheiden eingerichtet. Abgesehen von einem mittelgroßen Schreibtisch am hinteren Ende des Zimmers, standen nur zwei Regale auf der rechten Seite. Shing setzte sich an den Schreibtisch, während Naruto es bevorzugte stehen zu bleiben. Ungeduldig wartete der Fuchsjunge darauf, dass der alte Mann zu sprechen begann.
“In den letzten Jahren ist in diesem Dorf vieles Geschehen und ein Großteil der Bewohner meiden es bewusst darüber zu sprechen. Es ist schwierig die Sache verständlich zu erklären. Fangen wir zunächst mit Takuro an. Er ist einer der gefürchtetsten Personen im Aarina-Tal. Aber dennoch weiß man nicht viel über ihn, außer, dass er überaus mächtig ist.”
“Was macht diesen Takuro denn so mächtig?”, fragte Naruto interessiert.
Der Mann setzte eine nachdenkliche Miene auf.
“Das ist schwer zu sagen, das unberechenbare an ihm, macht ihn wohl so gefürchtet.”
Der blonde Junge runzelte die Stirn, da er nicht im geringsten Begriffen hatte, was Shing damit wohl ausdrücken wollte.
“Hat denn niemand versucht ihn zu besiegen?”
Shing lachte abwegig auf.
“Ihr scheint noch immer nicht richtig verstanden zu haben, wovon ich spreche. Selbstverständlich haben sich ihm schon viele mutigen Kämpfer gestellt, doch bis zum heutigen Tage an, kam kein einziger Mann jemals wieder zurück.”
Naruto setzte ein erschrockenes Gesicht auf.
“Das ist jedoch nicht das schlimmste daran. Takuro scheint mit der Zeit immer mehr Anhänger für sich zu gewinnen. Die Situation wird immer Aussichtsloser.”, fuhr Shing mit bedrückter Stimme fort.
“Was hat Takuro eigentlich vor?”
“Das weiß wohl niemand mit Gewissheit.”, antwortete der Mann und ließ Naruto nicht aus den Augen.
“Wo ist er jetzt?”, löcherte der Fuchsjunge weiter und dem Teehausbesitzer kam ein schrecklicher Verdacht.
“Das weiß ich nicht und es ist auch nur zu eurem Besten, wenn ihr es nicht erfahrt.”
Naruto sah den Mann verwirrt an.
“Ihr solltet niemals leichtsinnig handeln, aber das wird euch euer Lehrmeister sicher noch deutlich machen. Ein junger Bursche, wie ihr, sollte seine Gedanken nicht an solche unberechenbaren Dinge vergeuden. Ihr werdet in den nächsten Wochen, vielleicht auch Monaten, viel lernen müssen.”, belehrte ihn Shing mit ernster Stimme.
“Aber jemand muss dagegen doch etwas tun!”, meinte Naruto entrüstet. “Das ganze Dorf kann das alles doch nicht dem Schicksal überlassen. Was ist, wenn Takuro Mangura auf einmal angreifen will?”
Der Mann sah ihn mit einer Mischung aus Verständnis und Mitleid an.
“So ähnlich ist es sogar schon gewesen. Das war jedoch einige Jahre her, da war es noch Takuros Vater, der nach Macht strebte.”
Diese Geschichte fesselte Naruto derartig, dass er nun immer mehr darüber in Erfahrung zu bringen versuchte.
“Takuros Vater? Aber was genau hat er getan?”
Shing zögerte beträchtlich. Er mied es den Fuchsjungen anzusehen. Scheinbar wollte er sich weigern auf diese Frage zu antworten. Ratlos blickte ihn Naruto an.
“Habe ich etwas falsches gesagt?”
Der Mann sah ihn nun wieder an, sagte jedoch nichts. Er seufzte kurz. Geduldig wartete Naruto ab, ob sich der Teehausbesitzer nun doch dazu entscheiden würde, darüber zu sprechen.
“Ich muss euch gestehen, dass ich mehr über Takuros Vergangenheit weiß, als ich zunächst preisgegeben habe. Ich habe nur mit sehr wenigen Leuten jemals darüber gesprochen.”
“Warum?”, wollte Naruto wissen.
“Weil ich in gewisser Weise auch etwas damit zu tun habe.”, sagte Shing so leise, dass er beinahe flüsterte. Der blonde Junge weitete die Augen.
“Inwiefern?”
“Das ist eine etwas längere Geschichte.”
“Erzählt sie mir!”, forderte Naruto, der nun bis zur obersten Grenze seiner Spannung angelangt war.
Shing holte tief Luft.
“Ihr seid ein sehr neugieriger Bursche!”, stellte er lächelnd fest. “Nun gut, ich werde sie euch erzählen. Damals, als ich noch im mittleren Alter war, bin ich mit meiner Familie hierher gezogen. Wir waren eine glückliche Familie. Meine Frau Elena und meine damalige Tochter Sheila bedeuteten mir alles. Sheila war damals erst zwölf. Da an dieser Schule das Lehren erst ab fünfzehn erlaubt ist, haben wir unendlich viel Zeit miteinander verbracht. Sie lachte so oft und hatte Spaß-”
Shings Stimme nahm eine deutliche Spur Traurigkeit an.
“Was war dann?”, drängte Naruto freundlich.
“Wir kamen in leichte finanzielle Probleme. Aus diesem Grund erkundigte ich mich im Dorf nach Arbeit. Einige Tage blieb ich erfolglos, bis ich in dieses Teehaus kam. Zu meinem Glück suchte der damalige Besitzer jemanden, der sich um den Empfang kümmern konnte. Ich erwies mich als würdig und so bekam ich den Job. Mit einem Schlag verdiente ich genügend Geld, um für alles vorzusorgen und alle finanziellen Probleme gehörten der Vergangenheit an. Doch dann geschah einige Monate später etwas grausames.”
“Was ist passiert?”, fragte der Fuchsjunge, der von dieser Vergangenheitsgeschichte gefesselt zu sein schien.
“Die Dorfbewohner sprachen des öfteren von einem mächtigen Tyrann, der es angeblich auf das Dorf abgesehen hatte. Das entsprach jedoch nicht ganz der Wahrheit. Denn Takuros Vater hatte keinen maßgebenden Grund dafür. Als ich eines Tages von meiner Arbeit im Teehaus daheim eintraf, war meine Frau Elena plötzlich verschwunden. Ich machte mir schreckliche Sorgen, da Elena niemals fortging, ohne vorher bescheid zu sagen. Ich lief aus der Wohnung und befragte einige Dorfbewohner, doch niemand gab mir Auskunft. Niemand hatte etwas gehört oder gesehen. Doch das ist eine verruchte Lüge, sage ich euch!”
Jetzt klang die Stimme des Mannes plötzlich zornig.
“Ihr glaubt also, dass die Leute euch angelogen haben? Wieso sollten sie so etwas tun?”, erkundigte sich Naruto ungläubig.
“Da fragt ihr die falsche Person! Ich vermute mal, sie befürchteten, dass sich Takuros Vater an ihnen und ihren Familien rächen würde, sobald sie mir etwas verrieten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nichts genaues über Takuros Vater. Ich kannte ja lediglich die Tratschereien der Bewohner. Jedenfalls traf ich schließlich auf meine Tochter, die unten am Shiro-See saß. Sie benahm sich jedoch eigenartig. Sie sprach kaum mit mir und sie starrte immer wieder zum Himmel hinauf. Als ich sie dann fragte, ob sie weiß wo Elena steckt, sah sie mich mit einem Blick an, oh Gott, diesen Blick werde ich niemals vergessen.”
Shing traten allmählich Tränen in die Augen.
“Es war ein seltsamer Blick indem man Hass, Verachtung und Trauer zugleich wiedererkennen konnte. Sie sagte mir nur, dass nun alles zu spät sei. Dann schilderte sie mir, dass zwei Männer in unsere Wohnung eingebrochen waren und Elena gewaltsam mit sich genommen hatten. Ich gab Sheila in die Obhut von Elenas damalig engsten Freundin und machte mich auf die beschwerliche Reise, auf die Suche nach Elena. Nach langer Zeit traf ich auf Takuros Vater. Es war jedoch kein Zufall, nein, er hatte gewusst, dass ich kommen würde, er war vorbereitet gewesen. Er sagte mir, dass er Elena bereits getötet hatte, doch ich habe ihm nicht geglaubt. Verzweifelt habe ich versucht aus ihm herauszubekommen, wo er sie versteckt hielt, doch es war vergebens. Takuros Vater hatte mir die Wahrheit gesagt und das bewies er auf eine grausame Art und Weise. Er zeigte mir ihren leblosen Körper. Dieser Anblick verfolgt mich noch bis heute, ich werde es niemals vergessen können.”
Berührt sah ihn Naruto an, während Shing ein paar Tränen über die Wangen liefen.
“Doch das war ihm nicht genug.”, fuhr der Mann mit bebender Stimme fort. “In meinem Zorn habe ich mich natürlich auf ihn gestürzt, doch ich hatte nicht die geringste Chance. Takuro, sowie sein Vater beherrschen nämlich die Magie. Genaueres dazu muss dir allerdings dein Lehrmeister sagen. Nichtsdestotrotz gab ich mich nicht so leicht geschlagen. Ich versuchte in den unterschiedlichsten Art und Weisen diesen verachtenswerten Tyrannen zu verletzen, doch durch seine Kraft der Magie, konnte ich ihn nicht einmal berühren. Und als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, lachte er mich aus. Er lachte und sagte mir anschließend, dass ich auch meine Tochter