Freunde finden ist ganz leicht

Ein kleines Beispiel:

Friends and other

Es war ein wolkenloser letzter Schultag an einer kleinen Realschule in einem kleinen Dorf. Selbst die missmutigsten Lehrer wurden fröhlich und machten nicht mehr so einen riesen Aufstand, wenn man mit dem Handy erwischt wurde. Der letzte Schultag war für einige zum Feiertag gewor-den und so kam es auch, dass einige, wie auch ich, diesen Tag fast ver-schliefen. Zum Glück wurde ich noch rechtzeitig von meinem Kumpel Bryan abgeholt und so schaffte auch ich es glücklicherweise noch in die Schule. Dort angekommen, wurde ich herzlichst begrüßt und schon stan-den wir wieder als Kreis geformt auf dem Pausenhof und jeder erzählte, wer was und wo machte.
Bryan: "Meine Eltern und ich wollen dieses Jahr in die Wüste! Und du Sa-nita?"
Sanita: "Wir gehen in den Regenwald. Tanaka und Tinka gehen mit uns."
Tanaka: "Ja, genau! Das wird ein Spaß!"
Tinka: "Ja, bestimmt."
Frank: "Wir gehen an den Strand und ich komm als Beachboy zurück!"
Kyo: "Ich komm ja mit dir mit, von daher muss ich ja nichts mehr sagen. Und du Miu?"
Ich (Miu): "Wie immer. Ich bleibe hier und warte ab, bis ihr alle wieder-kommt."
Kyo schaute mich besorgt an und fragte mich: "Willst du mit uns mit-kommen?" Ich antwortete: "Nö, wieso sollte ich? Vielleicht treff’ ich die-ses Jahr wieder ein neues, zukünftiges Mitglied aus dieser Clique!" Ich schaute Franks erleichtertes Gesicht und grinste. Jetzt fingen wir alle an zu lachen, da ich jedes Jahr in den großen Ferien neue Freunde getroffen hatte und die dann auch zur Clique gehörten. Es klingelte und so mussten wir alle ins Schulgebäude, um uns die Rede des Direktors anzuhören, doch nur eins war an diesem Tag wichtig. Die Schulband! Zum Glück war sie das letzte Ereignis an diesem Tag und wir konnten danach Heim gehen und für ganze sechs Wochen tun und lassen was wir wollten. Natürlich zog sich die Rede hin und als dann endlich die Schulband anfing, sangen alle und grölten und sprangen im Takt mit. Als die Schule dann vorbei war, liefen Bryan, Frank, Kyo und ich zusammen nach Hause, da wie Nachbarn waren. Sanita, Tanaka und Tinka aber mussten in die entgegen-gesetzte Richtung gehen und waren bald aus unserer Sichtweite. Auch wir vier trennten uns bald und ich musste wieder mal alleine sechs Wo-chen Ferien überleben.
So, jetzt stell ich mich vor:
Mein Name ist Miu Summer. Ich bin 16 Jahre alt und wohne alleine in einem großen Haus. Da meine Eltern meist auf Geschäftsreisen sind, haben sie kaum Zeit für mich. Auch kommt ihnen nicht in den Sinn, mich einmal mit zu nehmen. Ich habe auch keine Geschwister, nur eine Katze, sie heißt Sam, die täglich auf mich wartet und mir auch viel hilft. Hört sich ein bisschen komisch an, is’ aber so. Denn wenn ich mal wieder Staub wischen musste, kommt sie in die Ecken, wo nur sie hinkommt. Ich habe lange, rote Haare, die ich immer offen trage, außer bei Sport. Meine Au-gen sind eisblau und bekommen verschiedene Musterungen, je nachdem, wie ich mich fühle.
Ich betrat den Garten und wurde schon von Sam angefallen und abge-leckt. "Hey! Nicht so stürmisch! Wir haben doch jetzt sechs Wochen nur für uns!", sagte ich und lief mit ihr auf der Schulter ins Haus.
Dort entdeckte ich einen Zettel auf den Tisch und las ihn schnell durch:
Liebe Miu,
es tut uns leid, dass wir nicht auf dich warten konnten. Dein Vater und ich sind bei einer großen Firma eingestiegen, die im Ausland liegt. Wir werden dort hinziehen und dich ab und zu im großen Haus besuchen. Wir haben dir ein neues Konto eröffnet und werden jeden Monat 1.000 € darauf einzahlen. Wir haben auch eine Putzfrau engagiert, die das Haus putzt und dir täglich Essen kocht. Wenn du einmal über Nacht woanders bist, sag ihr bitte Bescheid. Sie heißt Miyabi und wird dir hoffentlich eine gute Freundin sein. Wir wünschen dir noch schöne Sommerferien und hoffen, dass wir uns bald wieder sehen.
Mit freundlichen Grüßen
MOM UND DAD
Ich seufzte und ging kurz raus in den Garten. Sam folgte mir natürlich auf Schritt und Tritt. Plötzlich hielt ein Auto vor meinem Haus an und eine junge Frau stieg aus. Sie stürmte auf mich zu, nachdem sie sich etwas um-geschaut hatte. "Ah! Hallo! Ich heiße Miyabi! Du musst Miu sein, nicht? Ich komme eigentlich aus Frankreich, lebe aber schon seit zehn Jahren hier in Deutschland. Ich bin erst 20 Jahre alt, also behandle mich bitte wie eine Freundin und nicht wie eine Putzfrau und alte Dame, ja? Wir werden uns sicher gut verstehen. Darf ich fragen wie alt du bist? Bestimmt 16, oder? Egal, was willst du heute essen? Ich koche dir jeden Tag dein Lieblingses-sen, wenn’s sein muss! Keine Angst. Ich bin dir auch nicht böse, wenn du über Nacht weg bleibst und mir nichts sagst, das geht in Ordnung. Ich bin ja nicht hier, um dich zu beobachten!", sprudelte aus der Frau heraus, die auf mich zu gestürmt kam. Sie war etwas größer als ich und hatte lange, schwarze Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte. Ihre braunen Au-gen strahlten voll Lebensfreude und glitzerten richtig. Ich schaute sie et-was erschrocken an und meinte dann: "Hallo, mein Name ist Miu. Will-kommen im Haus. Ja, ich bin 16 und kochen dürfen Sie, was Sie wollen. Wenn Sie etwas möchten, fragen sie mich einfach." – "Ich möchte gerne, dass wir uns duzen." – "Gut, Miyabi. Es ist schön eine Französin hier zu haben. Vielleicht könntest du mir ja bei meinen Französischhausaufgaben helfen. Denn in dem Fach bin ich die volle Niete." – "Okay. Wo kann ich denn schlafen?" – "Egal. Außer in meinem Zimmer. Ich zeig dir erst mal das ganze Haus." – "Okay."
Ich brachte die Dame ins Haus, führte sie umher und fragte dann, ob ich etwas spazieren gehen durfte. Ich durfte und so begann mein erster Aus-flug in die Neubausiedlung, in der ich mich etwas umsehen wollte.
Erst schaute ich mir die Häuser an, in denen ein reges Leben herrschte. Dort Hundegebell, dort Kinderlachen. Hier wirkte alles fröhlicher, selbst sie Häuser hatten helle und leuchtende Farben, die sie zum Leben erweck-ten. Ab und zu konnte man Menschen sehen, die etwas im Garten arbeite-ten, sich ausruhten, mit ihren Hunden oder ihren Kindern spielten. Ich begegnete auch Leuten, die mich freundlich grüßten und ich grüßte zu-rück. Als ich am Ende einer langen Straße ankam, sah ich mich um. Eine kleine Gasse führte zu einem Haus, das noch nicht vollständig war und ganz alleine etwas abseits des Dorfes stand. Ich lief langsam nach oben, um es mir genauer anzusehen.
Als ich dort ankam, merkte ich, wie der Wind die Richtung änderte und es eiskalt wurde. Schnell rannte ich in das Gemäuer, das noch keine Türen und Fenster hatte. Ein kleines Rascheln machte mich auf ein kleines Zim-mer aufmerksam, das in der nächsten Etage lag. Langsam schlich ich mich hoch und entdeckte einen Jungen, der versuchte ein Feuer anzuschüren. Ich lachte etwas in mich hinein, da er immer wieder vergaß, dass er vor dem offenen Fenster stand. Gerade als ich mich umdrehen wollte, um wegzugehen, stolperte ich über einen Balken, der auf dem Boden lag. "Au", fluchte ich und hörte, dass der Junge auf mich zu kam. Ich versuchte noch zu entkommen, aber es half nichts. Mein Fuß wollte nicht. "Wer bist du?", fragte mich plötzlich eine Stimme und ich erschrak.
Als ich mich umdrehte, konnte ich in die Augen des jungen Mannes sehen und antwortete: "Mein Name ist Miu und du?" – "Meiner ist Takuto. Was suchst du hier?" – "Ähm… Ich wollte mich einfach mal etwas umsehen und als es dann angefangen hat kälter zu werden, wollte ich mich hier etwas unterstellen." – "Woher kommst du?" – "Aus der Altstadt." – "Willst du nicht wieder zu deiner Familie?" – "Meine Familie? Ha! Die leben doch nicht hier! Wo ist deine Familie?" – "Gestorben. Und deine?" – "Im Ausland, auf Geschäftsreise." – "Heißt das etwa, dass du ganz alleine in einem Haus wohnst?" – "Nein, ich habe noch eine Katze und seit heute eine Haushälte-rin." – "Oh, deine Eltern müssen reich sein." – "Sie ja, ich nein. Wieso kommst du nicht mit zu mir? Dann musst du dich hier nicht den Arsch abfrieren und ein Feuer vor dem offenen Fenster anzünden." – "Ach, des-wegen hat's nicht gefunkt!" – "Ja, genau. Also, was meinst du?" – "Heute is' schlecht!" – "Wieso?" – "Weil draußen ein Sturm tobt und du auch nicht mehr Heim kannst." – "Oh, gibt es hier ein Zimmer, das keine Fenster hat?" – "Ja klar, im Keller, komm, wir gehen runter. Dort hab ich auch ein Bett." – "Warum bist du dann hier oben?" – "Das habe ich mich auch gerade gefragt."
Takuto stützte mich und zusammen humpelten wir die Stufen in den Kel-ler hinunter. Dort lagen Decken und Tücher auf einen Haufen und eine kleine Feuerstelle war in der Nähe davon zu erkennen, auch gab es einen kleinen Schrank. Ich wurde auf den Tüchern niedergelassen und Takuto machte ein Feuer. "Sag mal, war das vorhin dein Ernst?", fragte er mich und ich nickte. "Ja, meine Eltern sind fast nie zu Hause und wenn, dann nur für ein paar Sekunden. Miyabi, also die Haushälterin, wird es schon nichts ausmachen. Meine Katze wird dich bestimmt auch gleich mögen." – "Hast du keine Freunde?" – "Doch schon, hab ich. Aber die fahren alle zu-sammen mit ihren Eltern in Urlaub. Aber denk bloß nicht, dass du für mich so was wie ein Lückenbüßer bist oder so was, ja?! Ich möchte dich gerne näher kennen lernen und vielleicht werden wir dann Freunde. Was meinst du?" – "Hm… Klar! Gerne. Aber meinst du nicht, dass wir aus zwei verschiedenen Welten kommen?" – "Nein, vielleicht sieht es nur so aus, aber unsere Welten sind nicht ganz so verschieden, wie du denkst." – "O-kay. Hast du Hunger?" – "Nein." – "Gut, dann bleibt für mich mehr! Hehe." Ich grinste und sah zu, wie Takuto sich sein Essen zubereitete. Eine kleine, verbeulte Pfanne, ein paar Bohnen und das war's. Ich stand leise auf und humpelte auf den Schrank zu. Dort fand ich ein Stück Brot und etwas Reis. Ich ging zum Feuer, schubste Takuto weg und er fragte:
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