Angel`s Wings
Winter Tears
Winter… Eine schöne Zeit. Dicht fallen viele, kleine Flocken vom Himmel und tauchen die Landschaft in ein himmlisches Weiß. Kein Mensch und kein Tier sind in der weißen Weite zu sehen. Alle schlafen sie oder genießen die Wärme um sich herum, die sie mit anderen in ihren Verstecken teilen.
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Doch die Unschuld des Schnees kann täuschen.
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Schnee… Was ist er? Er ist wie der Regen eine Ansammlung der Trauer aller Menschen. Eine Ansammlung voller Tränen und Trauer, Verzweiflung und Hass, Angst und Glück. Doch, anders wie der Regen, taucht der Schnee in einer anderen Form auf. Er will uns zeigen, dass alle Trauer, jeder Schmerz, einfach alles irgendwann ein Ende hat. In eisiger Form fallen die vergossenen Tränen vom Himmel, als Zeichen der Hoffnung. Doch wenn die Hoffnung missbraucht wird, dann wandelt sich der Schnee in einen Sturm und zerstört alles um sich herum.
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Ich sitze hier. Schnee fällt unaufhörlich vom Himmel, doch ich kann mich nicht darüber freuen. Schnee… ich glaube schon lange nicht mehr daran, dass er die Hoffnung symbolisiert. Warum auch? Es ist Wissenschaftlich bewiesen, wie er entsteht und was er ist. Warum also sollte ich glauben, was meine Gedanken versuchen mir einzureden? Ich kann es auch nicht. Meine Gedanken versprechen mir so vieles. Versuchen mich zu trösten. Doch sie erzählen nur Lügen. Nichts ist wahr, was sie sagen. Warum gibt es sie überhaupt? Kann ich geschehene Dinge denn nicht einfach vergessen? Ich habe es mir so oft erhofft. Habe auf alle möglichen Sachen vertraut, die mir nur etwas Trost von dieser bitteren Welt verhießen haben. Warum denke ich eigentlich darüber nach, warum ich nicht einfach über etwas nicht nachdenken kann? Fragen über Fragen. Antworten über Antworten. Alles Lügen. Und kompliziert. Hier will ich nicht bleiben.
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Seit zwei Stunden sitze ich nun hier. Unter einer Brücke, wo ich den Schnee nicht fühlen muss. Es ist bitterkalt und der Fluss vor mir ist zugefroren. Wäre er nicht zugefroren hätte ich mich längst hinein gestürzt. Doch es geht nicht. Ich werde wohl aufgrund von Kälte sterben, hier, wo mich niemand finden wird.
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Ich zittere. Es ist so kalt, dass ich nicht mehr klar denken kann. Doch ein Gedanke zieht immer wieder seine Kreise. Der Gedanke warum. Wenn ich das Wort warum vor mir sehe, tauchen so viele Fragen auf. Jede Frage mit einer Lüge beantwortet. Ich wollte die Wahrheit wissen. Keinen betrübten Blick mehr haben. Klarheit und Gewissheit haben. Ich bekam sie auch. Nur anders, als erwartet. Ganz anders.
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Ich weine. Lachen kann ich schon lange nicht mehr. Über was auch. Das Leben war für mich nur ein Meer aus Enttäuschung. Trost gab es nie. Anscheinend hatte ich ihn auch nicht verdient. Seltsam. Die, die den Trost und die Erlösung nicht verdient hätten bekommen ihn und die, die ihn brauchen müssen weiter Leiden. Solange bis sie es nicht mehr aushalten und sich umbringen. Und dann heißt es oft, diejenigen wären zu schwach oder gar zu feige zum leben gewesen. Doch was wissen die schon. Sie haben nie den Schmerz erfahren, der einem zu so etwas treibt. Sie wissen nicht, wie das ist. Aber mitreden wollen sie.
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Mittlerweile sitze ich nicht mehr unter der Brücke. Ich laufe durch die verschneiten Straßen meiner Heimat Stadt. Ich will nicht sterben. Und noch nicht jetzt. Ich will nachdenken. Noch ein letztes Mal. Vielleicht wird mir dann alles klar. Warum du mir das angetan hast.
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Hätte ich gewusst, dass du mich einmal so verletzten würdest, dann… Ja, was dann? Ich liebe dich. Auch noch, nachdem du mir das angetan hast. Immer wen ich an dich denken muss kommen mir die Tränen. Du hast mich enttäuscht. So sehr, wie ich es mir nie vorstellen konnte. Jetzt nimmt der Schmerz überhand und frisst meinen Körper und meine Seele auf. Die Hoffnung auf Besserung habe ich aufgegeben. Sie ist doch nur so enttäuschend wie du.
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Wie sehr wünsch ich mir ein Engel zu sein. Vor allem hier flüchten zu können. Meine Flügel ausbreiten zu können und dorthin zu kommen, wo es mir besser gehen wird. Ohne Schmerzen. Ein weißer Engel will ich sein. So weiß wie der Schnee. Du wirst ein schwarzer Engel sein und gemeinsam beginnen wir von neuem. Vergessen die Vergangenheit und betreten die Zukunft, die unser neues Zuhause wird. Wir werden Gegensätze sein, aber doch perfekt zusammen passen.
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Wie oft habe ich das geträumt, seit du mich betrogen hast. Meine Familie getötet hast. Mich verschont hast, mit dem Satz du bist es nicht Wert zu sterben. Geflüchtet bist. Und dem Tod in die Arme gesprungen bist. Seit dem sind 2 Tage vergangen und ich kann es nicht fassen, dass ich es so lange durchgehalten habe. Ganz am Anfang hatte ich Angst vor dem Tod. Die Ungewissheit wie er sein würde, hatte mich abgeschreckt. Doch jetzt ist die Angst wie eine Taube verflogen. Wird wohl nicht mehr lange dauern, bis ich dir folgen werde. In unsere Zukunft.
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Ich stoppe. Ich befinde mich nun auf einem Berg. Die Füße brennen mir höllisch, doch es stört mich nicht. Mein Seelischer Schmerz lässt diesen Schmerz verblassen. Ich lege mich auf den Boden. Denke noch einmal über mein Leben nach. Ich schließe meine Augen. Leben… Leben hat so viele Bedeutungen… kann in so vielem Sinne stehen. Für jeden bedeutet Leben etwas anderes. Aber keiner kann wirklich die Frage beantworten, was Leben ist.
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Ich habe genug nachgedacht. Ich werde jetzt zu dir kommen. Wir werden wieder vereint sein. So wie ich es mir immer gewünscht habe. Ich stehe auf und gehe mit geschlossenen Augen durch den dicken Schnee. Auf den Abgrund vor mir zu. Ich will nicht sehen, wann er kommt. Er soll einfach nur da sein und mich zum Tod führen, damit wenigstens ein Wunsch von mir in Erfüllung gehen kann.
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Ich fliege. Habe die Augen geöffnet. Und freue mich. Ich kann Lachen. Weil ich das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit spüre. Es gibt mir Mut. Jetzt könnte ich mir vorstellen zu Leben. Ich stürze in den Abgrund und gerate in Panik. Was, wenn ich für die Freiheit etwas tun kann. Dann will ich nicht sterben! Sieh nur, was du gemacht hast! Ich stürze in den Tod, weil ich blind war, vor Liebe zu dir! Ich werde sterben, wegen dir! Ich will nicht sterben! Warum hast du mir das angetan? Warum nur? Ich habe Angst! Warum hilft mir keiner? Warum kann ich kein Engel sein? Warum kann ich nicht vor dem Tod davon fliegen, warum nicht? Ich will nicht sterben!!!
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Der schwarze Abgrund ist ganz nah. Niemand rettet mich. Keiner hilft mir. Ich sehe den Boden. Ich - - -
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Engel gibt es nicht, sonst wäre Die Hoffnung nicht gestorben.
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