Fanfic: Der Drachen von Ninive

Untertitel: Verlässt du deine Welt, verlässt sie dich auch und du versinkst in der neuen.

Kapitel: Klugheit

Er ging wieder in die Höhle zurück. Die Vorbereitungen waren schon lange getroffen und er wartete nur noch auf den richtigen Augenblick. Chaskas Herrschsucht hatte ihn mit der Zeit vollkommen zerfressen. Besessen vom Thron, wollte nur noch eines: den Kaiser stürzen. Der Becher in seiner Hand knackte aufgrund des enormen Drucks seiner Hand. Wie aus einer Trance erwacht sah er ihn überrascht an und trank den Wein in einem Zug aus. Wie gut ihm das tat.
Nun, da er zu allem bereit war, würde er alles daran setzen seinen Plan zu verwirklichen. Er stellte den Becher ab und sein Blick fiel neben sich auf das Instrument, mit dem er in Kürze den ersten Schritt Richtung Macht nehmen würde.
Das magische Messer war entgegen der Erwartungen alles andere als auffällig verziert oder kunstvoll gearbeitet. Das einzige, was es als solches kennzeichnete, war das kleine Zeichen auf Klinge, das ihr mehr erlaubte, als bloß zu schneiden. Der einfach gehaltene Holzgriff war durch seine häufige Benutzung schon leicht abgegriffen und als Chaska das Messer in seine Hand nahm, schmiegte sich der Griff geradezu hinein.
Voller Konzentration hielt er das Messer vor seinem Körper in die Luft. Seine Aufmerksamkeit war nach innen gerichtet und er fing an eine Beschwörungsformel vor sich her zu murmeln. Mit leisen Worten begann er die Magie des Messers zu rufen und ihm Folge zu leisten. Aus dem Murmeln wurde ein Sprechen, aus dem Sprechen ein Schreien. Die Worte folgten immer dichter aufeinander, bis sie zu einem einzigen Zischen verschmolzen. Das Unheimliche Geräusch hielt sich in der Höhle und schien von den Wänden abzuprallen um dann kurz darauf, die gezischten Worte von Chaska nur zu bestärken. Den letzten Satz kreischte er in ekstatischem Verlangen heraus, um dann in eine erschöpfte Haltung zurückzufallen. Die letzten Zischlaute verklangen und eine unsägliche Stille füllte die Höhle. Chaskas Blickfeld verdunkelte sich und er konnte nur noch das Messer in seinen Händen erkennen.
Ausgelaugt von der Beschwörung taumelte er leicht von einer Seite zur anderen. Dann, endlich, war es so weit. Chaska nahm noch einmal all seine Kräfte zusammen und stach zu. Nichts passierte. Noch zwei weitere Male holte er aus und stach zu. Sein wütender Schrei hallte durch die Höhle. Zum Teufel, was hatte er falsch gemacht, wo war ihm der Fehler unterlaufen? Voller Verzweiflung ließ er das Messer fallen. Eine weitere Beschwörung würde seine Kräfte übersteigen. Er müsste wieder warten. Immer warten. Der Wahnsinn zeigte sich in seinen Irren Augen, während er versuchte seine Kräfte zusammen zu halten. Seine Sinne schwanden langsam.
Dann, plötzlich, gab es ein lautes Geräusch, ähnlich einem reißenden Stoff, und die Luft veränderte sich. Riesige Energien bündelten sich in dem kleinen Verschlag. Chaska hatte es letztendlich doch geschafft. Er hatte ein Loch in die dünne Haut des Kosmos gerissen. Dies war der Zugang zu einer völlig anderen Welt, der Zugang zu seinem Sieg. Er würde mit allen Mitteln gegen den Kaiser kämpfen. Ob offensiv, oder hinterlistig, es war völlig einerlei. Immer das Ziel im Blick, taumelte er langsam durch das Portal und verschwand.
Einzig eine kleine Fee beobachtete das Geschehen. Sie wusste was für eine Gefahr auf Ninive zukam, sollte Chaska an die Gegenstände seiner Begierde kommen. Wenn er nun tatsächlich den Drachen finden und die Teile zusammenführen würde, wäre das Ende der friedlichen Zeiten. Nun muss man wissen, dass die kleinen Geschöpfe zwar gerne helfen, sich jedoch durch die verschiedenen Töne verständigten, die ihre Flügel absondern konnten. Den großen Zauberern gab diese Art der Verständigung immer noch große Rätsel auf. Niemandem war es bisher gelungen wirklich zu Verstehen. Trotz allem machte sich die Fee auf, dem Kaiser so gut sie konnte zu berichten, was sie hier beobachtet hatte.


Die Reise durch das Loch stellte sich als schmerzhafter heraus, als Chaska lieb war. Er fühlte sich als ob jede Zelle seines Körpers die andere abstoßen würde. Der Druck auf seinen Augen ließ ihn blind werden. Alles um ihn herum war schwarz. Sein Herz pochte in seiner Brust, als gäbe es kein Morgen mehr und seine Eingeweide schmerzten, als ob jemand mit einem Stab darin herumwühlte. Es war ein Ziehen und Zerren an allen Stellen und hätte es noch länger gedauert, so wäre er wohl vom Schmerz um den Verstand gebracht worden. Doch glücklicherweise, spuckte das Loch ihn just in diesem Moment aus. Bewegungsunfähig von den Qualen, blieb er noch eine Weile im taufeuchten Gras liegen.
Das kühle Nass verschaffte ihm Linderung. Nach kurzer Zeit kehrte sein Sehvermögen wieder zurück und sein Magen beruhigte sich. Sehr vorsichtig drehte er sich auf die Seite und rollte sich zusammen. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt, doch die vollkommene Dunkelheit hatte schon zu weichen begonnen. Vor ihm ragte das Dorf Konoha Gakure auf.
Eine Freude packte ihn, die ihn jegliche Schmerzen vergessen ließ. Langsam machte er sich daran sich aufzusetzen und die letzten Schwindel und Unsicherheiten abzulegen. Hier durfte er nicht zögern, nie seine Aufmerksamkeit schwinden lassen. Der Weg ins Dorf gestaltete sich einfacher, als er es sich erhofft hatte. Sobald die ersten Häuser in Sicht kamen drückte der Magier sich in die dunklen Ecken und ließ seinen Zauber wirken. Das Licht um ihn wurde in förmlich in die Luft um ihn herum hineingezogen und hinterließen für normale Augen nur ein völlige Dunkelheit, wie bei einem schwarzen Loch, die Chaska in sich verbarg.
Die Wachposten starrten weiter in die Finsternis, während Chaska sich unbemerkt an ihnen vorbeischlich. Er blickte sich um und näherte sich dem größten der Häuser. Mitten in Konoha stand es unübersehbar.
Dort war der Kopf der Drachenskulptur verwahrt. Er verlieh dem Träger Klugheit, mit der jedes Problem zu einem einfachen Kinderrätsel werden würde. Auf diesem Wege war die Beschaffung der anderen drei Teile kein Ding der Unmöglichkeit mehr. Der Schädel der Skulptur war für ihn im Moment das wichtigste. Er schlich sich zur Eingangstür murmelte ein paar unverständliche Worte und die Tür öffnete sich, wie von Geisterhand. Das leise knarren, das sie von sich gab ließ Chaska sich unruhig umblicken, doch er konnte nirgends jemanden entdecken. Lautlos schloss er den Eingang.
Die Gänge waren dunkel und verlassen. Chaska trat ein und die Bodendielen ächzten leise als sein Gewicht sie nach unten drückte. Die Dunkelheit war sein Freund, sie schmiegte sich an ihn und versteckte ihn vor möglichen neugierigen Blicken. Er irrte durch das Labyrinth der Flure.
Nach einer Ewigkeit, er glaubte schon er habe sich verlaufen, war er in den Kellergewölben angekommen und blickte verwirrt durch die Gegend. Chaska fand sich in einem runden Raum wieder, der zwanzig Türen preisgab. Alle Türen sahen unterschiedlich aus. Einige prunkvoll verziert mit Edelsteinen besetzt und von ausgefallen Schnitzereien bedeckt. Manche waren so schlicht gehalten wie nur irgend möglich, nämlich ein Holzbrett mit einem Knauf an der Seite. Es gab rote Türen, blaue, grüne und eine gelbe. Mehrere waren so groß, dass selbst er aufrecht hätte durchgehen können, andere wiederum so klein, dass sie ihm nicht einmal bis zu den Knien reichten. Nervös blickte er sich um. Wo sollte er anfangen?
Er hatte keine Zeit, sich mit jeder dieser Türen einzeln zu beschäftigen. Chaska spürte nach und stellte erschreckt fest, dass die Dämmerung in wenigen Minuten einsetzen würde. Er musste sich beeilen, sonst würde man ihn entdecken. War alles umsonst gewesen? Musste er unverrichteter Dinge wieder abziehen? Er begann bei der unscheinbarsten Tür, die die am wenigsten dafür geeignet schien ein so bedeutsames Objekt zu verbergen. Zu seiner Überraschung öffnete sie sich, kaum dass er sie berührt hatte. Doch so überrascht er war, so enttäuscht war er auch, als er feststellen musste, dass der Raum dahinter leer war.
Er widmete sich der nächsten Tür, der roten. Die plötzliche Hitze die ihm entgegenschlug ließ ihn zurückschrecken. Ein Schutzzauber, natürlich. Wie konnte er denken, dass es einfach werden würde? Die Menschen hier waren nicht so arglos, wie er angenommen hatte. Chaska bereitete sich darauf vor den Zauber zu deaktivieren und projizierte einen Wasserzauber auf die Tür. Das Holz sog sich sofort damit voll und barst auf. Hinter den zersplitterten Überresten konnte Chaska einen Kleinen Gegenstand erkennen. Sein Herz machte einen Sprung um sogleich wieder bleischwer zu werden, als er erkannte, dass es sich um einen Illusionszauber handelte. Er konnte das leichte Flimmern in der Luft sehen, dass dem ungeübten Auge entgangen wäre.
Die Zeit rann ihm davon und er wagte nur noch einen einzigen, verzweifelten letzten Versuch. Er trat auf die aufwendig verzierte Tür zu, die jeder Laie wohl als erste aufzubrechen versucht hätte. Seine Hand berührte die Edelsteine, doch nichts geschah. Seltsam. Sollte es hier tatsächlich keinen Schutzzauber geben? Erneut murmelte er die Worte die den Eingang freigeben sollten, doch anders als bei der Eingangstüre, schien diese sich zu wehren. Sie knarrte und ächzte, als ob sie jeden Moment zerschellen würde, doch sie hielt stand. Es schien als wäre sie ein lebendiges Wesen mit eigenem Willen. Nun wenn es mit herkömmlicher Magie nicht funktionieren wollte, so musste er die verworrenen Künste des linken Pfades anwenden, des Pfades, der seinen Zauber vom Bösen bezog. Aber wenn er nicht anders an den Kopf rankam, musste es wohl sein.
Chaska schloss die Augen und begann seltsame fremdartige Laute von sich zu geben. Knackende und zischende Klänge erfüllten den runden Raum, während er sich in die Handfläche schnitt. Sein Blut rann ihm über den Arm, bis es schließlich Richtung Boden tropfte, doch bevor es dort aufkam, verschwand es augenblicklich.
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