Kaito Kid - Shinichi Kudo Weihnachtsspecial

Das Weihnachtsgeschenk

Die Herausforderung

Kaito war nicht zu Hause. Als sie damals auf dem Zauberertreffen waren, hatten sich viele an seinen Vater erinnert. Als ihnen bekannt geworden war, dass der Junge in die Fußstapfen des bekannten Zauberkünstlers treten wollte und schon fleißig geübt hatte, boten sie ihm einen Auftritt zur Adventszeit an. Bei dieser Veranstaltung stellten sich junge Magier das erste Mal einem größeren Publikum. Es war eine Art Sprungbrett, denn viele Veranstalter kamen um die wahren Talente herauszu finden und sich in Gedanken schon vorzumachen. Auch viele bekannten Zauberer kamen jedes Jahr zum Zuschauen, denn sie sahen oft auf den ersten Blick, wer eines Tages eine eigene Show haben würde, aber auch wer besser zum Assistenten taugte, oder aber Tricks kreieren würde. Das war nicht abwertend gemeint, aber es gab einfach so einige, denen einfach die Ausstrahlung eines Magiers fehlte und bei denen es abzusehen war, dass sie kein Publikum in ihren Bann würden ziehen können.
Das wussten die jungen Zauberer natürlich und waren entsprechend nervös. Alle außer Kaito. Der war überhaupt nicht aufgeregt. Begeisterte er nicht schon seit Jahren als Kaito Kid riesige Massen mit seiner Zauberkunst? Da konnte ihn dieser Auftritt nicht wirklich belasten. Seine Mutter war bei ihm. Leider hatte sie es abgelehnt, ihm zu assistieren und der Grund war auch leicht zu verstehen, wenn man den Hintergrund kannte.
„Wir hatten vor kurzem einen gemeinsamen Auftritt als Kaito Kid und Die Diebische Elster. Das wurde in ganz Japan gesehen und vor allem die Zauberer haben es interessiert angeschaut. Sie würden uns durchschauen, wenn wir jetzt zusammen auftreten würden!“
Das musste Kaito akzeptieren. Er wusste, dass seine Mutter recht hatte. Also würde ihm eine Assistentin eines bekannten Zauberkünstlers zur Hand gehen. Auf sie war er nicht so eingespielt, wie auf seine Mutter, die ihm ja die meisten Tricks beigebracht hatte, was aber niemand wusste. Das würde sein eigenes Muster auch ändern und die Gefahr, dass er durchschaut wurde, war so geringer.
Er war als letzter an der Reihe. Das konnte ein Nachteil sein, weil die Tricks sich ja normalerweise doch ähnelten und so die Aufmerksamkeit des Publikums nachließ. Aber da er im Gegensatz zu den meisten anderen jungen Magiern ein doch schon recht anspruchsvolles Programm eingeübt hatte, sah er darin seine Chance sich von den anderen abzuheben.
Und so kam es dann auch. Von der ersten Minute seines Auftritts an, hatte er die Zuschauer in der Hand. Locker und mit einer unglaublichen Ausstrahlung überflügelte er alle seine Vorgänger. Das Publikum folgte gebannt seinen Bewegungen, versuchte hinter die Tricks zu kommen, schaffte es aber nicht. Bei einigen der Vorführungen staunten sogar die gestandenen Magier, weil sie nicht dahinter kamen, wie es funktionierte. Hibarue saß mitten unter ihnen und schmunzelte darüber, denn eigentlich waren es ihre Erfindungen, über die sie sich so erregten.
So bekam Kaito eine Menge Beifall, als er sich am Ende seiner Darbietung verneigte. Und es war klar, dass er damit den Beginn einer großen Karriere hingelegt hatte. Ihm musste vor der Zukunft nicht bange sein, das bemerkte man spätestens, als die Angebote der Agenten kamen. Aber Hibarue vertröstete sie auf später. Noch sei der Künstler zu jung und müsse erst die Schule hinter sich bringen. Das wurde dann, wenn auch nicht gerade erfreut, akzeptiert.

***

Nach dem offiziellen Teil des Abends saßen die bekannten Zauberkünstler mit ihren jungen angehenden Kollegen zusammen. Die Stimmung war fantastisch und Kaito fühlte sich sehr wohl. Ihm wurde in diesem Moment klar wie selten zuvor, dass die Karriere von Kaito Kuroba wichtiger war, als die von Kaito Kid. Aber momentan hatte der Dieb Vorrang vor dem Künstler. Er wechselte einen Blick mit seiner Mutter, die ihm sanft lächelnd zunickte. Sie hatte trotz seines aufgesetzten Pokerfaces seine Gedanken erahnen können. Auch sie unterhielt sich großartig, wenn sie auch den Mund hielt, als habe sie nicht mehr Einblick in die Zauberei, als es eine ehemalige Assistentin nun mal hatte. Niemand hier wusste, dass sie die meisten hier weit überflügelte und das sollte auch niemand erfahren.
Plötzlich kam einer der anderen junge Zauberkünstler in den Raum gestürmt.
„Hört mal!“ rief er. „Im Fernsehen bringen sie etwas über eine Herausforderung an Kaito Kid. Dieser Shinichi Kudo und Sagura Hakuba geben deswegen ein Interview.“
„Was?“ Kaito schaute überrascht und sprang auf. „Das kann doch nicht wahr sein!“ stammelte er fassungslos. Zum Glück war er nicht der einzige, der etwas mit erhöhter Lautstärke von sich gab und so gingen seine Worte im allgemeinen Stimmengewirr unter. Fast alle stürmten auf die Tür zu. Es gab solch ein Gedränge, dass Kaito erst mal nur warten konnte. Seine Mutter stand neben ihm.
„Hat Shinichi dir nichts davon gesagt?“ flüsterte sie ihm erstaunt zu.
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Hat er nicht. Dabei haben wir noch vor der Vorstellung miteinander telefoniert. Da hat er mir noch viel Glück gewünscht!“ Er war schon ein wenig sauer über das Handeln Shinichis, aber dann gewann langsam die Vorfreude an Gewicht, wenn er daran dachte, dass er als Kaito Kid auftreten durfte.
Endlich konnten sie auch in den Fernsehraum vordringen. Sie standen ganz hinten, während die Herausforderung lief. Saguru Hakuba redete, während sein Detektivkollege nur bestätigend nickend daneben stand. Der Detektiv mit den rotbraunen Haaren hielt ein Päckchen in der Hand. „Dies hier ist mein Geschenk an Kaito Kid. Zwar will ich ihn fangen, doch ich habe nicht vergessen, dass er mir das Leben gerettet hat. Aber ihm diese Gabe einfach so zu geben, würde ihm und seinem Können nicht gerecht. Dann erläuterte er, dass sie ein Treffen vieler bekannter Detektive veranstalten würden und dass der Meisterdieb inmitten aller dieser ihn fangen wollenden, sein Geschenk von der Spitze eines großen Weihnachtsbaumes holen sollte.
Kaitos Augen begannen begeistert zu blitzen. „Super!“ lachte er. „Das ist ein Geschenk an Kaito Kid, das seinesgleichen sucht.
Einer der jungen Zauberkünstler schaute ihn kopfschüttelnd an. „Die Detektive werden keine Chance gegen ihn haben. Logischer wäre es, wenn Zauberer ihn zu fangen versuchen würden. Wir kennen seine Tricks im Gegensatz zu diesen Detektiven!“
Doch damit war ein anderer nicht einverstanden. „Zumindest dieser Shinichi Kudo hat schon bewiesen, dass er die Pläne des Meisterdiebs durchschauen und auch torpedieren kann. Schließlich haben wir ihn und sein geniales Denken beim Zauberertreffen kennen gelernt. Immerhin hat er den schon lange zurückliegenden Mord an Toichi Kuroba aufgeklärt.“
Unwillkürlich richteten sich die Blicke auf den Sohn und die Frau des einst so bekannten Zauberers. „Was denkt ihr darüber?“
Hibarue lächelte. „Zumindest ist Shinichi Kudo ein wirklich brillianter Detektiv. Aber so wie ich es verstanden habe, wird es Kaito Kid nicht nur mit ihm zu tun bekommen. Er ist ein genialer Dieb, der hiermit ein Meisterstück seiner Arbeit abliefern kann. Man stelle sich vor, die klügsten Köpfe Japans werden alles versuchen ihn zu fangen.“
Einer der jungen Zauberer lachte amüsiert auf. „Kaito Kid wird mit ihnen Katz und Maus spielen, denn er wird sich als einer von ihnen verkleiden und sie werden sich untereinander verdächtigen. Niemand kann dann seinem Gegenüber noch vertrauen!“
Das löste ein allgemeines Gemurmel aus, dem man die Zustimmung anhören konnte.
Kaito schaute seine Mutter amüsiert an. Er ahnte, dass Shinichi das mit voller Absicht so hingebogen hatte, damit es nach außen hin als unmöglich aussehen zu lassen, dass er das Geschenk an sich bringen zu können, ihm aber in Wirklichkeit alles offen zu lassen und es ihm zu ermöglichen, das Kunststück zu vollbringen. Er stimmte dem Jungen zu. „Du hast recht, Kurio. Er wird es schaffen. Nur schade, dass wir nicht dabei sein können!“
Der sah ihn fragend an. „Aber du kannst es doch. Du bist doch mit Shinichi Kudo befreundet. Wenn du ihn fragst, darfst du bestimmt mitkommen.“
„Stimmt!“ nickte er. „Aber an Weihnachten will ich mit Mama und Shii zusammen sein. So gerne ich Kaito Kid bei der Arbeit zusehen würde, ist mir das doch wichtiger. An Weihnachten ist es immer, als wäre mein Vater noch bei uns. Das möchte ich nicht missen.“
Hibarue lebte ihm dankbar die Hand auf die Schultern. Obwohl sie natürlich nur zu gut wusste, dass ihr Sohn an den Feiertagen dieses mal nicht zu Hause sein würde. „Auch ich bin froh, dann nicht alleine zu sein.“
Das verstand jeder der Anwesenden. Sie nickten bestätigend.
„Schön, Aber ich denke, dass dieses Jahr die Fernseher zu dieser Zeit heiß laufen werden. Hat nicht Shinichi Kudo den Auftritt Kaito Kids und Der Diebischen Elster an das Fernsehen verkauft und den Ertrag einem guten Zweck gespendet? Ich bin sicher, dass er das wiederholen wird!“ konnte man schließlich eine Stimme aus dem Hintergrund hören. Es war Chii.
Zustimmendes Gemurmel erklang. Aber dann löste sich die Versammlung auf und alle fuhren nach Hause.
Chii sah irritiert auf Kaito. „Hat dir Shinichi Kudo wirklich nichts davon gesagt? Ich finde das nicht in Ordnung, dass er dich einfach so verplant, kleiner Meister!“
Der lachte amüsiert auf. „Nein! Er hat nichts gesagt, aber er weis doch ganz genau, dass ich solche Herausforderungen liebe und dass ich ihnen nur zu gerne nachkomme!“ In seinem Gehirn begann er schon Pläne zu schmieden. Eine ungefähre Idee, wie er vorgehen wollte, hatte er schnell aufgestellt. Aber er würde Shinichi noch danach fragen müssen, welche Detektive nun tatsächlich geladen werden würden. Schließlich war die Idee einer von ihnen zu sein, gar nicht so schlecht. Ein verschmitztes Grinsen lag auf seinen Zügen und seine Mutter wusste, dass sich die versammelten Detektive auf einiges gefasst
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