Fanfic: Rotmäntelchens Abenteuer

Untertitel: The Big Parody

Kapitel: Der Auftrag

Vielleicht hatte ein anderer Wolf ihre Oma entführt und wollte sie nun in der heißen Quelle kochen, während der andere Rotmäntelchen auflauerte?
Wie eine Furie sprang sie nun hinter dem Baum hervor, stieß ein schrecklich weiblich-enthusiastisches Kampfgeschrei aus und...
landete mit einem Bauchfleck in der Quelle, auf einem kleinen Dackelmischling, der verzweifelt versuchte dem roten Monster zu entfliehen, doch mit seinen kurzen Beinchen und dem hektischen Kraulen nicht weit kam.

Unter Wasser schluckte Rotmäntelchen eine Menge Schlamm und Sand, aus welchen Komponenten dieses Gemisch bestand, wollte sie lieber nicht hinterfragen, sondern einfach nur auftauchen und den Hund aus seiner flachen Situation und Atemnot befreien.
Dieser rannte, wie von der Tarantel gestochen aus dem Wasser und stürmte zu seinem offensichtlichen Besitzer: dem Jägermeister höchst persönlich, der mit Rotmäntelchens Oma dabei war ein sehr romantisches Picknick abzuhalten.

Die beiden Pensionisten starrten das durchnässte Mädchen völlig schockiert an, dem Jägermeister fiel sein Stück Brot aus dem Mund, welches der Dackel gleich genüsslich fraß.
„Ja... aber... ROTMÄNTELCHEN! Was machst du denn hier, um Gottes Willen?“, stammelte ihre Großmutter endlich, die man noch nie so schweigend erlebt hatte.
„Ich bin nass!“
„Ja, in der Tat. Und wieso verübst du Mädchen ein Mordattentat auf meinen wunderschönen Dackel Jaqueline?“, auch der Jäger fand somit wieder zu Worten.
„Ich habe meine Großmutter gesucht, einen Wolf in Omas Kleidern erledigt und nun dachte ich, sie wird von einem anderen Wolf gefangen gehalten, weil ihre Jaqueline so gestunken hat!“
„Mädchen, was fällt dir ein so über meine schnuckelige Jaqueline zu reden? Sie war letztes Jahr beim internationalen Treffen der schönsten Jagdhund-Exemplare der Ehrengast sowie Vorbild und Idol für viele andere Hündchen! Nebenbei bemerkt ist sie dreifache Staatsmeisterin im Hasen-Aufspüren und auf dem Catwalk von „Chanel for Dogs“ ein gern gesehener Gast! Heuer hat sie sogar den goldenen Hundeknochen für die ausgefallenste Dackelfrisur bekommen, die ihr meine Schwester toupiert hat!“
„Oh meine Göttin.“, warf Rotmäntelchen gelangweilt ein und beschloss diesen grausamen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Ihre Oma sollte ruhig ein nettes Picknick haben dürfen, mit arrogantem Jäger und dummen Köter, ihr war das jetzt egal.

„Karl-Heinz Hugo Gustav, ich muss mich für meine Enkelin entschuldigen. Manchmal geht ihr Mundwerk mit ihr durch, sowie ihre Fantasie und anderes.“, beschämt lachte Rotmäntelchens Großmutter und begann sofort weiter zu erzählen.
„Also, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, das Haus, das frei steht bei mir in der Nähe… also weißt du Karl-Heinz Hugo Gustav, das gehörte einst der Frau Pöpperl Erna, die übrigens die Cousine der zweiten Frau des Bürgermeisters ist. Und deren Tochter ist ja ein ganz ein hübsches Kind, und so klug! Studiert auf der Uni Musik und Kunstgeschichte und schreibt nebenbei eine Diplomarbeit für Gartengestaltung in Renaissance-Schlössern. Und dann hat die geheiratet, den Walther Göschl, dessen Mutter mit mir im Kirchenchor singt. Und übrigens seine Schwester ist auch eine ganz Tüchtige. Und der verstorbene Mann von der Erna Pöpperl, Gott hab ihn selig, war sogar Kapellmeister in der Blasmusikkapelle, die jetzt aber der Gerhart Weisinger leitet, der spielt ja auch so gut Trompete und Horn. Wo ich gerade Horn sag, also die Dame die nachher im Haus gewohnt hat kommt ja auch ursprünglich aus Horn und ihre Eltern waren dort angesehene Leute. Aber seitdem ihre Tante ein Pflegefall ist, muss sie sich um die im Altenheim in Horn kümmern und verkauft das Haus deswegen.“

Unbeeindruckt und den Jäger bemitleidend drehte Rotmäntelchen am Stand um und machte sich tropfend von Dannen.
Ihre Oma wusste einfach zu viel und redete dann auch noch darüber. Sie war praktisch ein wandelndes Stammbaum-Lexikon, was dem Mädchen nicht verständlich war. Wie konnte sich eine alte Dame nur soviel unnötiges Zeug über diverse Familienangehörige diverser Bekannten merken?

Erst jetzt bemerkte Rotmäntelchen das Rauschen in ihrem Ohr und suchte voll Verzweiflung den Ursprung, den sie in ihrem geliebten „Mp-Man“ fand, der gerade dabei war den Selbstzerstörungsmodus zu aktivieren, da er auch ziemlich viel Wasser und undefinierbare Partikelchen in der Quelle geschluckt hatte, wie Rotmäntelchen glaubte.
Doch der Grund war ein anderer.

Auf dem Display des Mp3-Players erschien ein Mann, mit gegelten dunklen Haaren und schwarzer Sonnenbrille, einen Kugelschreiber in der Hand und sprach zu Rotmäntelchen:
„Agent Red, wir haben einen neuen Auftrag für sie! Dieser Wolf, in Ganovenkreisen auch „schwarze Schnauze“ genannt, ist in mehrere wohlhabende Häuser eingedrungen und hat sie ausgeraubt. Dabei ging er stets vorsichtig vor und hinterließ keine Pfoten-Abdrücke oder Haare für eine DNA-Analyse. Er ist gemein gefährlich und hat eine Schwäche für junge Mädchen, deswegen setzen wir Sie auf den Fall an! Soweit wir informiert sind, von unseren Baumspähern und Spechten befindet er sich ganz in der Nähe von euch, also nehmt euch vor! Er verschluckt die Gegenstände die er stiehlt! Den Gegenstand, auf den WIR es abgesehen haben ist der goldene Hundeknochen, den er vor ein paar Stunden aus dem Haus eines Jägers entwendet hat. In dem Hundeknochen befindet sich nämlich ein Computerchip, auf dem gefährliche Daten gespeichert sind: der Virus, der alle Katzen auf der Welt tötet und vernichtet und qualvoll krepieren lässt!“

Bedrückende Stille.

Rotmäntelchens Blick verfinsterte sich und sie nickte zielsicher.
„Master Neo, ich werde Sie nicht enttäuschen! Ich rette die Katzenheit dieser Welt!“

„Agent Red, folgen Sie dem weißen Kaninchen!“
das Bild verschwamm und eine freundliche Damenstimme sang förmlich fröhlich: „Diese Nachricht zerstört sich in 5, 4, 3, 2 …“
Rotmäntelchen warf ihren tragbaren Miniatur-Festplatten-Spieler schwungvoll in den dunklen Wald, wo er lautstark in die Luft flog und Luftschlangen und Konfetti verteilte, zur Tarnung des Hintergrundes … und zur Belustigung der Tiere, die wieder einmal panisch in ihre Verstecke flüchteten.

Rotmäntelchen entdeckte natürlich sofort „Agent Sayoko“, das weiße Kaninchen, welches voraushoppelte und Rotmäntelchen Mühe hatte, ihm zu folgen.
Nach ein paar Minuten Wegzeit, verschwand Sayoko in einem Erdloch, welches sich sogleich mit einer sprengstoffsicheren Titan-Stahl-Legierungs-Tür schloss und eine rote Ampel aufleuchtete.

Plötzlich sprang hinter einem Baum ein mächtiger Wolf hervor, den das Mädchen als den Betrüger im Oma-Kleid nur ohne Kostüm auch als „schwarze Schnauze“ identifizieren konnte.
„Soso, du bist also wieder zu dir gekommen, Köter!“, schrie sie mit sicherer Stimme und zückte das altbekannte Döschen.

Doch bevor sie es auf ihn richten konnte, nahm er etwas Anlauf und mit einem Satz warf er sie zu Boden. Rotmäntelchen rollte sich zur Seite, als er ihr in den Hals beißen wollte und kickte ihm bösartig das Knie zwischen seine Hinterläufe. Winselnd hielt der Wolf inne und das Mädchen schob ihn von sich hinunter.
Dann stand sie auf und sagte:

„Du hast wahrlich einen schlecht geeigneten Zeitpunkt erwischt, um ein armes, kleines und unschuldiges Mädchen anzufallen! Das ist einechter Rinderledermantel um 260€ in blutrot, ich bin damit nicht nur in eine Quelle gefallen, sondern du machst ihn mir nun auch mit Waldboden-Humus schmutzig! Dafür wirst du büßen!“
Mittlerweile hatte sich der Wolf erhoben und verstand nicht ganz, was Rotmäntelchen, wutentbrannt vorhatte. Er fletschte die Zähne, sprang wieder auf sie zu und…

PENG!

Eine echte Silberkugel, auch verwendet zur Werwolfsjagd, traf ihn genau zwischen die Augen und verteilte sein Gehirn und den restlichen Schädel auf dem Waldboden hinter ihm. Im selben Moment wurde er nach hinten geschleudert und landete in diesem Gemisch aus Knochen, Blut und grauer Zellen.

Rotmäntelchen zwinkerte ihm zu und blies den Rauch vom Lauf des knallroten Miniatur-Revolvers, der tödliche 9,2 Millimeterpatronen abfeuerte.
„Auf die sanfte Pfefferspray-Tour geht es anscheinend nicht! Selber schuld Köter!“
Dann zückte sie ihr Taschenmesser und machte sich an der Bauchdecke des Wolfes zu schaffen, schlitzte diese ohne Rücksicht auf Verluste auf und holte mit einem sehr bösen Grinsen auf den Lippen dessen Gedärm aus dem leblosen Körper. Sie breitete es sorgfältig am Boden vor ihr aus und erkannte unter der Hautschicht schon einige Gegenstände, die nicht tierischer Natur sein konnten.
Sie schnitt den Magen auf, der ihr zur Strafe eine Ladung Magensäure ins Gesicht spritzte.

Angewidert räumte sie den Inhalt aus und fand unter anderem ein Acrylbild, welches sie ihrer Großmutter zum Geburtstag geschenkt hatte. „Du blödes Vieh, wolltest es wohl am Schwarzmarkt teuer verkaufen, pah!“, meinte sie wütend und zog auch noch ein paar Silberketten, Goldringe und Perlenarmbänder ihrer Großmutter aus dem Magen heraus.
Als sie die Sachen abgewischt hatte und in ihrer Tasche verstaut, schritt sie weiter zum Darm fort.

Sie brauchte nicht lange um den goldenen Hundeknochen zu entdecken, der relativ unverdaut das schrumpelige Bild des Wolfdarmes verunstaltete.
Als sie ihn herausschnitt hörte sie schon von der Ferne ein komisches Suren in der Luft, also wischte auch sie ihn schnell ab und hielt ihn einfach in die Höhe.
Sogleich flog ein ferngesteuerter, teflonbeschichteter Aluminium-Geier heran und packte den Knochen mit seinen Klauen, aus seinem Lautsprecher am Hals drang ein „Gute Arbeit, Agent Red!“, welches nur von Neo stammen konnte, der gerade in der Matrix eine Ausbildungsstunde für Häuserblock-Weitspringen gab.

„Danke, ich
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