Fanfic: Parallel- Universen
Kapitel: Die Stadt
Als ich wieder aufwachte, befand ich mich in einem Käfig. Zusätzlich dazu war ich in Ketten gelegt und hatte einen Maulkorb um, der mir das Feuer spucken unmöglich machte. Ich sah außerhalb des Käfigs Häuser stehen, Bauten der Menschen, es waren hauptsächlich Fachwerkhäuser. Und lauter Schaulustige, die um das Podest standen, auf dem mein Käfig stand. Die meisten von ihnen hatten einfache graue und braune Kleidung an, die grob zusammengenäht war. Es war sehr nervig, wie sie mit den Fingern auf mich zeigten, doch andererseits war es auch sehr langweilig hier. Alles, was ich tun konnte, war die Leute beobachten. Dann sah ich den Mann wieder, der mich mit seinen Leuten gefangen hatte. Er pries mich wie eine Ware auf einem Mittelalterlichen Markt an.
„Liebe Mitbürger! Seht hier ein Prachtexemplar von einem Drachen! Wer von ihnen wird am meisten bieten? Ich verkaufe ihn im Stück oder auch in Einzelteilen!“
Ein Mann aus dem Publikum schrie:
„Ich will das Gehirn! Zehn Taler!“
„Zehn Taler für das Gehirn! Wer bietet mehr? Das wird doch noch nicht alles sein?“
So sah ich meinem Tod ins Auge. Wie toll. Ich begann mich nach diesem weißen Pulver zu sehnen. Dann müsste ich diese Feilscherei über meine Innereien nicht mehr mit anhören.
„Einhundert Taler für den ganzen Drachen.“, hörte ich jemanden sagen. Die Stimme kam mir vertraut vor.
„Einhundert Taler sind wenig für einen ganzen Drachen, mein Herr.“
„Ich biete zweihundert für den Ganzen!“
„Dreihundert!“
„Fünfhundert!“
Jetzt wollten sie mich doch noch im Stück kaufen.
„Ich biete fünftausend Taler.“, sagte wieder die vertraute Stimme.
So viel Geld schienen die Anderen nicht zu haben und verstummten.
„In Ordnung.“, sagte der Drachenjäger, „Fünftausend Taler für den ganzen Drachen. Herzlichen Glückwunsch. Sollen wir ihn Ihnen gleich schlachten?“
„Nein. Ich nehme ihn lebend.“
Ein murmeln ging durch die Menge. Wurde mein Leben verschont?
„Sie wollen ihn lebend nehmen, mein Herr? Drachen sind gefährlich, wissen Sie?“
„Ja ich weiß. Tod nützt er mir aber nichts.“
„Wie sie wollen. Kommen Sie bitte mit.“
Ich bemerkte, dass das Podest unter mir eigentlich ein Karren war, der sich jetzt langsam in Bewegung setzte. Die Ochsen vor dem Wagen hatten ganz schön an meiner Masse zu schleppen. Wir fuhren aus der Stadt heraus, und der Drachenjäger und der Mann, der mich gekauft hatte, folgten dicht hinter dem Wagen. Auf einer Wiese hielten wir an.
„So, hier können wir ihn rausholen. Aber erst das Geld.“
Der Mann übergab 5000 Taler an den Jäger. Dann schloss dieser den Käfig auf, und ich sprang auf die Wiese, immer noch in meiner Bewegung eingeschränkt durch die Fesseln.
„Hier ist der Schlüssel für die Fesseln, mein Herr. Aber bitte warten Sie damit, bis wir wieder weg sind.“
Der Jäger stieg vorne auf den Karren und sie fuhren zurück in die Stadt.
Jetzt besah ich mir den Mann genauer. Ich hätte es schon eher machen sollen, denn ich sah einen Ritter. Er hatte eine leichte Rüstung an, und ein scharfes Schwert hing ihm am Gürtel. Auf seinem Rücken hing ein roter Umhang mit dem gleichen Wappen, das auch auf seiner Rüstung zu sehen war. Er schien sehr wohlhabend.
Endlich war der Ochsenkarren außer Sicht, und der Ritter nahm mir den Maulkorb ab. Ich blickte ihm ins Gesicht. Er kam mir bekannt vor.
Er nahm mir auch noch die restlichen Fesseln ab, und ich streckte mich. Tat das gut!
Plötzlich erkannte ich den Ritter. Er war Tom, aus meinem Traum! Oder war es nun doch kein Traum gewesen? Ich wusste nicht mehr, was nun die Wirklichkeit war.
„Tom?“, fragte ich vorsichtig.
„Woher kennst du meinen Namen?“, fragte dieser.
„Ich... ach, nichts. Wieso hast du mich gerettet?“
„Mein Pferd ist getötet worden. Und ich dachte, für den Prinzen ist es eindrucksvoller, wenn er ein gefährlicheres Reittier hat.“
„Du bist der Prinz?“
„Ja. Und duze mich gefälligst nicht. Das steht nur mir zu, Drache.“
„Mein Name ist Theo.“
„Theo, also. Ich hoffe, du machst mir keine Schwierigkeiten.“
Plötzlich wusste ich es. Das war mein alter Freund Tom, den ich schon vor der Schule gekannt habe. Und ich war eigentlich auch nur Schüler, kein Drache. Aber woher hatte ich die falsche Erinnerung? Wieso war ich ein Drache? Und warum war ich sowieso in dieser Welt?
Ich entschied mich, Tom zu folgen. Vielleicht konnte ich ihn dazu bringen, sich zu erinnern.
„Ich werde Ihnen folgen, eure Majestät.“, sagte ich überschwänglich.
„Sehr gut. Das ging ja einfacher, als ich dachte. Ich dachte, ich müsste dich noch zähmen, und hätte meine Mühe. Aber so geht das doch viel einfacher.“
„Was habt Ihr jetzt vor?“
„Ich werde zu meinem Vater zurückkehren. Er wird sich freuen, mich zu sehen. Neige deinen Hals, ich möchte, dass du mich zum Schloss fliegst.“
Ich tat wie mir geheißen. Tom setzte sich geschwind auf meinen Rücken.
„Haltet euch gut fest.“, sagte ich.
„Mach dir um mich keine Sorgen. Flieg lieber in westliche Richtung!“
Ich breitete meine Flügel aus. Obwohl ich noch nie zuvor geflogen war, wenn man es genau nahm, wusste ich genau, was ich zu tun hatte. Schnell ließen wir die Wiese hinter uns. Von hier oben aus der Luft hatte man eine herrliche Aussicht. Ich konnte die Stadt sehen, mit all den Leuten (Sie war so weit weg, dass man die Bewohner als Mensch wahrscheinlich nicht sah), und ich sah den Wald, in dem ich aufgewacht war. Ich hatte gedacht, dass er weiter von der Stadt entfernt ist.
Tom schrie vor Begeisterung:
„Juuhuuu!“
Der kühle Abendwind schlug uns entgegen, und ich flog glücklich der untergehenden, roten Sonne hinterher.