Psychopathia Melodie

Psychopathia Melodie

Psychopathia Melodie

„Bleibst du hier? Ich habe Angst einzuschlafen…..“, ein kleines Mädchen mit schwarzen Augen schaute flehend zu ihrer Mutter hoch.
Ihre Hände lagen ineinander gefaltet auf der Decke, sie zitterten, genau wie ihr ganzer Körper vor Angst zitterte.
„Schatz, ich kann nicht immer bei dir sein. Aber schau, ich mach deine Spielzeuguhr an, dann kannst du bestimmt besser schlafen.“
Die Mutter ging zum Nachttisch, der neben dem Bett stand und zog mit einem Schlüssel ein kleines Karussell mit weißen Pferden auf, dann stellte sie es wieder hin.

Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm--- Damm.

Das Klingen der kleinen Spielbox erzeugte einen Trance ähnlichen Wachzustand in ihr.
Die Umgebung begann zu verschwimmen, und leise Stimmen, wie von weit her, drangen an ihr Ohr.
Alles drehte sich in dem melancholischen Rhythmus der Spielzeuguhr, die Farben verklumpten nur noch zu einer bunten, zähfließenden Masse.
Hände berührten sie plötzlich, doch das spürte sie kaum, sie spürte nur das Gefühl der Ferne, das Gefühl ganz weit weg zu sein. Ihr schien es, als wäre sie nicht mehr in ihren Körper, sondern woanders.
Losgelöst von sich selbst trieb sie der Musik immer weiter entgegen, und immer weiter fort.

Fein geritzte Spielzeugpferde tauchten vor den Nussbraunen Augen des kleinen Mädchen auf und zogen sie in ihren Bann.
Sie blieben stehen, verharrten in ihren Bewegungen, sodass das Mädchen einen genaueren Blick auf die Pferde werfen konnte.
Magisch schienen sie zu leuchten und sie zu sich zu rufen, magisch wie diese seltsame Musik, die sie hören konnte.
Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm--- Damm.
Bewegung brach über die Holzpferdchen herein. Kreisförmig taumelten sie um das Mädchen, immer näher kommend mit der Intensität der Musik.
Angezogen vom Anblick der weißen Wesen, sah sie den Bewegungen der Pferde zu. Sie wirkten so lebendig, dabei waren es doch nur Gegenstände.
Whiern- das Mädchen erschrak.
Hufgetrampel- sie wich langsam zurück.
Ein ungutes Gefühl stieg langsam in ihr auf. Ein Gefühl, dass zugleich beklemmend war, und immer stärker wurde.
Sie wusste nicht woher es kam.
Sie wusste nicht weshalb dieses Gefühl da war.
Sie wusste nicht, womit sie es in Verbindung hätte setzen können.
Aber es war da.
Ganz tief in ihr wollte etwas vor Angst aufschreien und weglaufen.
Doch, sie konnte nicht.
Die Sehnsucht nach den Pferden war zu groß.
Fasziniert schaute sie in das geschnitzte, schwarz bemalte Auge, dieser weißen, vollkommenen Wesen.
Es war kalt, und leer. Ohne Emotionen, ohne Interesse für sie oder für die Umgebung. Nicht lebend und von Zauber erfüllt, sondern Tod mit einem Fluch belegt.

Das Mädchen zuckte zurück und die Schönheit der Pferde verlosch, um ein Bild des Grauens preiszugeben.
Langsam blätterte die Holzschicht von den Körpern der seltsamen Geschöpfe.
Sehnen, aufgerissenes Fleisch hingen in fetzen gerissen von ihren Körpern. Das Fleisch am Kopf war eingefallen und zwei dunkle Löcher starrten das verängstigte Mädchen an.
Mit jeder Bewegung verloren die Tiere Blut, bis der Boden mit nassem Rot bedeckt war.

Whiern- es klang, wie der Schrei des Todes.
Hufgetrampel- nur noch ein knirschendes Geräusch brechender Knochen.

Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm--- Damm.
Die Melodie wurde lauter, und mit ihr zogen die Pferde ihre Kreise um das Mädchen immer enger.
Knochen knackten, stießen durch das faulende Fleisch dieser Tiere und rissen große Stücke davon ab.
Der Boden war bedeckt mit Blut und Hautfetzen.
Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm— Damm.
Immer näher kamen sie, immer lauter wurde die Musik.
Immer näher- Immer lauter.
Immer näher- Immer lauter.
Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm--- Damm.
Das Mädchen Geriet in Panik.
Gestank benebelte sie und ließ sie hin und her taumeln.
Die Melodie donnerte und hämmerte auf sie nieder, dass sie sie fast zerschmetterte.
Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm--- Damm
Angstschweiß ran über die Stirn des kleinen Mädchens.
Sie konnte kaum noch einatmen, denn der übel riechende Geruch schnitt ihr die Luft ab.
Aus ihren Augenwinkel sah sie, wie eines der Pferde auf sie zu rannte.
Kurz vor ihr bäumte es sich auf. Seine Hufe, von gebrochenen Knochen durchbrochen, fuhr vor ihren Augen auf sie hinab…

Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm--- Damm.

Tränen lösten sich aus den Augen des Mädchens.
Weinend rief sie nach ihrer Mutter. Doch sie kam nicht.
In der Dunkelheit mit dem Laternenlicht von Draußen nahmen die Pferde von der Spielzeuguhr dämonische Wesenszüge an.
Mit einer Handbewegung schmiss sie die Spielzeugbox von ihrem Tisch herunter.

Damm- Dimm, Damm- Dimm, Damm- Dimm--- Damm.

Schief und gebrochen erloschen die letzten Klänge der Spielzeuguhr.


-Ende-
By: Dimi
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