Hurra, hurra, mein Bruder brennt
Was will er bloß von Lara?
Kurz nachdem wir abgeräumt hatten, klingelte es an der Tür. Ich ging aufmachen. Vor der Tür standen Moritz‘ Bandmitglieder, zu den auch Tom, Moritz‘ bester Freund, gehörte. Schlagartig wurde ich rot. Glaubte ich jedenfalls. Gott sei Dank kam mein Bruder in diesem Moment in den Flur. „Hi, Leute!“, grüßte er seine Freunde und mit einer Handbewegung wies er sie an, reinzukommen. Durch Zufall hörte ich eine kurze Unterhaltung zwischen Moritz und Tom:
Tom: „Sie ist rot geworden.“
Moritz: „Siehst du, ich hab´ dir doch gesagt, dass sie auf dich steht.“
In diesem Moment wurde ich noch röter, falls das überhaupt möglich war. Plötzlich hörte ich, wie Lara, die Sängerin der Band, etwas zu den beiden Jungs sagte: „Sie steht auf dich? Ich wusste doch die ganze Zeit, dass sie einfach einen schlechten Geschmack hat.“ Nach diesen Worten hasste ich sie noch mehr als vorher. Und ich dachte, es wäre gar nicht möglich, sie noch weniger zu mögen. Sie sprengt einfach den Hassrahmen. Auf einer Skala von 1-10 würde ich ihr eine glatte 30 geben.
Daraufhin verschwand ich ins Bad. Dort schaute ich in den Spiegel. Ich war wirklich sehr rot. Neben mir hätte jede Tomate richtig blass ausgesehen. Ich ließ mir Wasser in die Badewanne ein, zog mich aus und stieg in das wunderbar warme Wasser. Nur was ich nicht wusste, ich hatte vergessen abzuschließen...
Etwas später, ich stieg gerade aus der Badewanne, ging die Tür auf. Und ausgerechnet Tom streckte seinen Kopf herein.
„Oh...äh...`Tschuldigung...“ Gott sei Dank drehte er seinen Kopf weg. Ich griff mir schnell ein Handtuch und wickelte es mir um. „Du kannst jetzt wieder gucken“, nuschelte ich und drängte mich an dem jungen Mann vorbei durch die Tür. So schnell wie möglich verschwand ich in meinem Zimmer, schlug die Tür zu und lehnte mich dagegen. „Wenn ich das alles, was mir heute passiert ist, nicht im Schlaf vergesse“, dachte ich, “überlebt mein Frühstücksbrötchen das Mitbutterbestreichen nicht.“ Ich traute mich nicht einmal in mein Tagebuch zu schreiben. „Sonst weiß es morgen die ganze Welt“, sagte ich leise zu mir selbst. Ich zog noch schnell mein Nachthemd an, dann legte ich mich ins Bett. Schlafen konnte ich bei dem Lärm aus dem Keller natürlich noch nicht. Ich hörte die Drums sehr laut. „Also ist Tom wieder unten. Dann kann ich mir jetzt ja die Zähne putzen gehen.“ Das tat ich dann auch.
Die Instrumente im Keller verstummten wieder so um halb zwölf. Dann würde Moritz gleich wieder zum „Gute Nacht“-Sagen kommen. Ich hörte auch schon Schritte auf der Treppe. Aber das waren eindeutig vier Füße und nicht nur zwei. Nach genauerem Hinhören wusste ich auch, wem das andere Paar Füße gehörte. „Lara...“, knurrte ich kaum hörbar. Ich hörte noch, wie die beiden in Moritz´ Zimmer gingen. Dann hörte ich Sachen, die ich am liebsten wieder verdrängt hätte, doch die Vorstellung, wie Moritz mit dieser dummen Lara schlief, ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich beschloss nun doch in mein Tagebuch zu schreiben, um Dampf abzulassen. Sonst müsste ich morgen früh wohl noch hungern. Weil das konnte ich nicht mal einem Stück gebackenem Teig antun.
Am nächsten Morgen hörte ich Schritte im Flur, die eindeutig das Badezimmer ansteuerten. Als ich aus meinem Zimmer trat, sah ich, dass ein sehr, sehr müder Moritz durch den Flur tappte. „Na, gut geschlafen?“, feixte ich, obwohl ich auch ziemlich übernächtigt war. „Wenn man sich sein Bett mit jemandem teilen muss, schläft es sich bestimmt sehr gut“, fuhr ich fort.
„Ach, halt doch die Klappe!“ Ganz plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, von wütend in total verschreckt. „Hast du´s etwa gehört?!“
„War schwer zu überhören“, sagte ich, um ihn noch ein bisschen zu ärgern.
„Erzähl Mama nichts davon!“ Er schaute mich immer sehr noch sehr verschreckt an.
Doch ich erwiderte nur cool: “Wenn sie´s nicht gehört hat...“... „Ihr macht das doch jetzt nicht öfter, oder?“, fragte ich. Es wäre schlimm, wenn er was mit meiner schlimmsten Feindin hätte.
„Wer weiß...“, sagte er. „Frag sie doch.“
Und wen man vom Teufel spricht...Da kam sie auch schon aus Moritz´ Zimmer gestolpert. „Hast du meine andere Socke gesehen, Moritz? – Oh...äh... Hi, Jasmin“ „Hi, Lara“ knurrte ich zurück.
„Ähm... ja... wie geht´s dir denn heute so, Jasmin?“, fragte Lara verunsichert.
„Sie hat´s gehört...“, sagte Moritz.
„Oh, sie hat´s also gehört... DU HAST ES WIRKLICH GEHÖRT?!! Bitte, bitte, kein Wort zu niemandem, bitte.“ Sie sah mich flehend an. Ich ging in mein Zimmer und kam mit meinem Handy in der Hand zurück.
„Also...Wer steht so alles in meinem Telefonbuch...ah...Max...“ „Nein, nein, nein, bitte nicht Max!“, schrie Moritz.
„O.k....Max nicht...mhh...Wer dann?...ah...Ich weiß wer...Tom!!...o.k....nur noch den grünen Hörer drücken...Tuut...Tuut...Oh, geht nur die Mailbox ran...Naja, dann sprech´ ich eben auf die Mailbox...Hallo, Tom, weißt du, ich wollte dir da mal was erzählen über Moritz und Lara...Aber weißt du, wenn du das wissen willst, frag sie selber...“ Ich legte auf. Lara und Moritz starrten mich an. „Ha-hast du jetzt w-wirklich bei ihm auf die M-Mailbox gesprochen?“ „Ja!“ Plötzlich klingelte mein Handy. Tom rief zurück.
„Ja, Hallo?“
„Warum hast du mich grad angerufen?“
„Oh...ähm...ich hab´ dir auf die Mailbox gequatscht, weil Moritz dir was Wichtiges über Lara erzählen möchte...Stimmt´s, Moritz?“ Mit diesen Worten gab ich das Mobiltelefon weiter. „Oh...äh...hi, Tom!“ „Was ist so wichtig, dass man mich dazu so früh am Morgen anruft?!“ „Äh...nix...Das war nur´n Telefonstreich.“ „Na toll, Gute Nacht!“
„Er hat aufgelegt“, sagte mein Bruder verunsichert. „Gut. Dann gib mir das Handy zurück!“ „Hier“
Daraufhin ließ ich die beiden verdatterten Gestalten auf dem Flur stehen und ging wieder in mein Zimmer.
„Das war ein Spaß. Die hätten mal ihre Gesichter sehen sollen!!“, jubelte ich innerlich. „Aber warum hab ich bloß Tom angerufen?! Der hält mich doch jetzt für total verrückt!!“, weinte ich innerlich. „Na gut, das war es wert! Hahaha...hihihi“, jubelte ich nun wieder innerlich. Plötzlich klingelte wieder das Handy. “Schon wieder Tom“, wunderte ich mich. „Ja, hallo, Tom“
„Was war mit den beiden wirklich los? Moritz stottert nur, wenn er was zu verbergen hat.“
„Na, o.k., ich erzähl´s dir. Die haben miteinander geschlafen...“
„Die haben WAS?“
„Ja, wirklich haben sie. Ich konnte leider alles mithören.“
„Oh, mein Beileid. Du musst mir mal die ganze Geschichte erzählen. Ich kann heute ja mal vorbeikommen.“
„Ja, o.k., Aber bring Popcorn mit. Die Geschichte ist sehr lang...“
„Gut , ich komm´ dann um 11.“
„Ja, Tschüss!“