Angels and flys

Fly

2.kapitel
-Fly-


Es klopfte an der Tür und irgendwelche schwer zu verstehenden Worte drangen an das Ohr des Mädchens, das gerade im Begriff war auf zu stehen.
Mit noch geschlossenen Augen schob sie ihre Bettdecke von sich, und schwang sich etwas unbeholfen aus ihrem Bett.
Sie war noch müde.
Zu Müde, aber es war zeit sich für die schule fertig zu machen.
Mit einen seufzen öffnete sie ihre tiefblauen Augen und fuhr zusammen, als es wieder an ihrer Tür rüttelte.
Dann war es für eine lange Zeit still, nur die Atemzüge des Mädchens waren noch zu hören.
Ihre schlanken Hände zitterten, und sie wartete angespannt auf die nächste Reaktion ihrer Mutter, doch es kam nichts.
Kein Tür rütteln, kein Schreien, kein schlag.
Nur leise war das Zuschlagen der Haustür zu hören.
Ihre Mutter war weg.
Geräuschvoll atmete das Mädchen aus, und lies sich langsam am Schrank hinunter gleiten, um auf den Boden zu sitzen.
Sie hatte das Gefühl, ihre Beine hätten sie nicht mehr länger halten können und ihr war schlecht.
Ihr Herz schlug immer noch wild, als sie versuchte ihre Tränen runter zu schlucken.
Sie wollte nicht mehr.
Es war zu viel.
Alles war zu viel.

Der einzige Trost war ihr Traum.
Ihr Traum…
Das Einzige, was sie rettete.
Das Einzige, was sie am Leben erhielt.
Doch, er reichte ihr nicht aus.

Langsam ließ sie sich zur Seite gleiten und lag schließlich ganz auf dem schwarzen Teppich.
Traurig sah sie durch ihr Zimmer, ein Zimmer so trostlos, und leer, wie sie selbst sich jeden Tag fühlte.
Kein Foto von jemanden, sie hatte niemanden, keine Freunde, keine richtige Familie, nur eine Mutter.
Eine Mutter, die keine wirklich Mutter war.

Erneut begann das Mädchen an zu weinen.
Es nahm ihr etwas Schmerz ab, aber nicht genug.

„Es gibt nur eins, was mir den Schmerz nimmt!, wisperte sie leise.

Es gab eine Möglichkeit, alles zu vergessen.
Alles zu vergessen, dass sie je erlebt hatte.
Es gab eine Möglichkeit, der Welt, die sie gebranntmarkt und verstoßen hatte, den Rücken zu zukehren.

Es gab sie, sie wusste es.
Sie musste es nur lernen.
Lernen zu fliegen.


Mit ungeschickten Bewegungen kam sie schwankend auf die Beine.
Sie drehte sich mechanisch zu ihrem Fenster hin. Und ging langsam darauf zu.
Ihre Möglichkeit zu Fliegen.
Ihre einzige Möglichkeit zu fliehen.

Mit zitternden Händen machte sie die Fenster auf.
Eine lauwarme Frühlingsbrise kam ihr entgegen, und trug die Stimme aus ihren Traum zu ihr ans Ohr.
Es war, als ob die Stimme sie begrüßen wollte.
Als ob sie das Mädchen ermutigen wollte.

Ihre schlanken Finger umgriffen das Fenstergeländer und sie zog sich daran hoch.
Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich raus.
Spürte den Wind in ihren Haar, hörte die Stimme, die sie rief, oder schreite die Stimme es nicht zu tun?
Sie wusste es nicht, und es war egal.
Denn in diesen einen Moment, diesen kurzen Moment, fühlte sie sich zum ersten Mal in ihren Leben lebendig.
Sie spürte zum ersten mal die Freude, die Sehnsucht nach etwas ihr Unbekannten, das Verlangen nie wieder hier zu sein.

Mit einer kurzen Bewegung, schob sie ihren Fuß über die Kante des Fensters.
Der Wind umwehte noch einmal ihr Gesicht, ließ ihre Haare im Sonnenlicht tanzen, wie flüssiges Gold.
Ein Lächeln legte sich auf ihren Lippen.
Sie fühlte sich frei, die Brise nahm ihr alle Lasten ab.
Und so, mit dem Gefühl vollkommener Schwerelosigkeit und Glückseligkeit, sprang sie.



2. Kapitel

Es war ein Moment völliger Ruhe, völliger innerer Ruhe.
Nur der Wind um ihren Ohren flüßterte ihr liebevoll zu, ansonsten gab es nichts.
Nicht mal die schreie der Passanten unten auf dem Bürgersteig.
Es gab nur sie, sie allein.
Sie allein hatte das Gefühl zu fliegen.
Sie allein hatte das Gefühl, jetzt in einen endlosen Traum hinabsteigen zu können, um für alle Ewigkeit der Stimme lauschen zu können.
Nur sie allein.

Doch dann spürte sie es, etwas, jemand hielt sie fest.
Es griff jemand nach ihr und konnte ihren Fuß festhalten.
Ihr Flug war beendet.
Das Hochgefühl verschwand, und sie wurde schlagartig wieder in die Realität gezogen.
Es war etwas, gegen das sie nicht kämpfen konnte.
Etwas, gegen das sie sich nicht wehren konnte.

Sie hatte das Gefühl zu zerspringen, ihre Flügel zu verlieren, und nie mehr fliegen zu können.
Ihr Magen verkrampfte sich, ihr Herz fing an schneller zu schlagen.
„Lass mich fliegen“, dachte sie verkrampft.
Sie dachte immer wieder daran, wünschte es sich so sehr, bettelte innerlich danach.

Doch dann kam plötzlich der Schmerz in ihren Kopf und damit die Dunkelheit, die auch diesen Wunsch von ihr verschlang.



-2. Kapitel Ende-
by: Dimi
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