Das Rad der Zeit
Der Abschied
„Ich rieche ihn! Da ist Naraku!!“, rief der weißhaarige Hanyou. Die Youkaikatze Kirara verwandelte sich aus ihrer Schmuse-Form in die Form eines Säbelzahntigers. Die Youkaijägerin Sango und der Houshi Miroku inklusive des Kitsunen Shippou sprangen auf die verwandelte Youkaikatze, welche sich auch gleich in die Lüfte erhob. Der Hanyou Inu Yasha nahm das Neuzeitmädchen Kagome auf seinen Rücken und stürmte voran. Als er überholt hatte, setzte Kirara ihm nach, ohne dass Sango große Worte verlieren musste. Alle wussten, dass dies der letzte, entscheidende Kampf sein konnte. Soweit Naraku keine Marionette vorgeschickt hatte.
„Ich spüre zwei Juwelensplitter! Kouga-kun kommt ebenfalls, um Naraku zu töten“, bemerkte das Mädchen zur Seite blickend. Denn dort spürte sie die Splitter. Der Hanyou knurrte. „Dieser Bastard! Hoffentlich ist das keine Marionette, denn sonst habe ich die längste Zeit gelebt“, sagte er. „Was meinst du damit?“, fragte die Youkaijägerin. „Nun…ich kann meinen endlos geliebten Halbbruder riechen. Sesshoumaru wird die Schuld bei mir suchen, wenn Naraku nur eine Puppe geschickt hat.“ Nach diesem Wortwechsel konzentrierten sich Youkaikatze und Hundehalbdämon wieder aufs Laufen, beziehungsweise Fliegen.
„Kouga-kun ist bei Naraku“, sagte Kagome in Inu Yashas Hundeohr. „Wo ist Sesshoumaru?“ Hastig warf der Hanyou den Kopf in den Nacken, um Witterung aufzunehmen. „Er ist auch schon da. Allerdings hat der Kampf noch nicht angefangen. Vielleicht warten sie auf uns.“
Auf der Lichtung, auf der Naraku, Sesshoumaru und Kouga standen, bremste Inu Yasha ab. Kiraras mächtige Tatzen berührten neben ihm den Boden. „Hey, auch schon da? Das hat ja ewig gedauert! Was habt ihr unterwegs noch gemacht? Ein paar alten Weibern beim Tragen geholfen?“, rief der Wolfsdämon Kouga. Inu Yasha drohend die Faust und wollte sich schon auf Kouga stürzen, doch da sagte der Daiyoukai Sesshoumaru: „Beruhigt euch endlich! Fechtet euren kindischen Streit nach Narakus Tod aus.“ Sesshoumaru zog sein Schwert Toukijin und hielt die Klinge in Narakus Richtung. Der Halbdämon Naraku legte den Kopf auf die Seite und sagte spöttisch: „Du, Sesshoumaru mit einem Gefolge, dass die Namen Inu Yasha und Kouga trägt? Damit jagst du mir keine Angst ein. Am Ende werdet ihr die sein, die untergehen.“ „Keh!“, gab Inu Yasha von sich. Er zog sein magisches Schwert Tessaiga, das sich von dem letzten Schrott in einen riesigen Fangzahn verwandelte. Der Wolfsdämon knackte mit den Fingerknöcheln. An seinem Handgelenk erschien die Goraishi, das Geschenk seiner Ahnen. Die Youkaijägerin packte den Riemen ihres Knochenbumerangs fester und Kagome nahm ihren Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne, spannte ihn aber noch nicht. Als der Houshi sich an seinen Gebetsperlen zu schaffen machte, umschwirrten Naraku seine Giftinsekten, die Saimyosho. Fluchend umwickelte Miroku seinen Arm wieder, packte seinen Stab fester und kramte ein paar Bannzettel aus seinem Kimono hervor. Niemand wusste, dass sich versteckt im Wald noch jemand aufhielt, Narakus größte Feindin. Kikyou. Lautlos legte sie einen Pfeil auf die Sehne. Allerdings ahnte die tote Miko, dass sie ihren Bogen nicht brauchen würde. Wenn sie den unreinen Juwel reinigte, den Naraku im Moment besaß, müsste das ungefähr die gleiche Wirkung erzielen. Doch sie war sich bewusst, dass sie damit auch ihr eigenes Leben auslöschen würde…
Sesshoumaru lief los, wie jedes Mal ohne jedes Wort. Erst starrten Inu Yasha und Kouga ihm nur doof hinterher, bevor auch sie sich in Bewegung setzten. Inu Yasha ließ auf Tessaiga die Drachenschuppen erscheinen und versuchte, Narakus Yoketsu ausfindig zu machen. Aber der Hanyou konnte es nicht finden. Doch jetzt vertraute er auf seinen Bruder, So blindlings drauflosschlagen wie er tat Sesshoumaru nicht. Der Daiyoukai würde schon wissen, was er tat. „Kouga!“, rief er und bedeutete dem Youkai, näher zu kommen. „Wenn wir Naraku besiegen wollen, dann tun wir besser, was Sesshoumaru sagt.“ Kouga knurrte. „Warum sollte ich auf so einen herausgeputzten Bastard hören?“ „Ich sage das nicht gern, aber Sesshoumaru wird am besten wissen, was wir tun müssen! Er ist nicht wie wir und schlägt einfach drauf los, er weiß schon, was er tut. Er ist immerhin der Herr über den Westen und locker über neunhundert Jahre alt!!“ Inu Yasha stürmte weiter, während Kouga fassungslos Sesshoumaru anstarrte.
„Sollen wir hier hinten versauern oder was?!“, rief Sango erzürnt. Sie wollte jetzt endlich Rache für ihren kleinen Bruder Kohaku nehmen! „Gemach, Sango“, beruhigte Miroku sie. „Wir werden schon nicht vergessen. Von allen hier sind wir die Schwächsten, weil wir Menschen sind. Außerdem sind wir Inu Yashas wunder Punkt. Das wird Naraku bestimmt nicht außer Acht lassen.“ Die Youkaijägerin beruhigte sich trotzdem nicht. Kagomes Griff um ihren Bogen festigte sich. Sollte Naraku nur kommen! Sie hatte keine Angst, zumindest zeigte das Mädchen sie nicht. Innerlich war sie bis aufs Äußerste angespannt. Kikyou schlich im Wald hinter ihre angebliche Wiedergeburt.
Naraku schickte sein Miasma aus, über das Sesshoumaru, Inu Yasha und Kouga elegant weg sprangen. Allerdings war das Narakus Absicht gewesen. Von oben kamen die Dämonen, urplötzlich und das zu Hunderten. Alle drei dachten exakt das Gleiche. °Verdammt, warum habe ich sie nicht gerochen?! ° „Verdammt!“, presste der Hanyou hervor und schwang sein Schwert. „Kongosouha!!!“ Diamantene Speere flogen in Richtung oben und zerfetzten einen Teil der Youkai. Sesshoumaru schwang sein Schwert Toukijin und schickte ebenfalls einen Teil der Youkai ins Jenseits. Natürlich wollte Kouga nicht hinter den Beiden zurückstehen und rief: „Goraishi!!“ Auch der Wolfsdämon vernichtete ein paar Dämonen. Sesshoumaru, Kouga und Inu Yasha landeten auf dem Boden und hielten Ausschau, ob sich in der Nähe noch mehr Youkai aufhielten. „Inu Yasha!!! Pass auf, hinter dir!!!!“, versuchte Sango den Hanyou zu warnen. Der drehte sich um, und eine Krallen besetzte Klaue schrammte über seine Brust. Inu Yasha unterdrückte einen Schmerzenschrei und sog stattdessen die Luft scharf zwischen den Zähnen ein. Er drohte das Gleichgewicht zu verlieren, doch Kouga packte ihn unter den Achseln. „Geht’s?“, fragte er aufgrund des schmerzverzerrten Gesichts des Halbdämons. „Mach jetzt nicht schlapp, kleiner Bruder! Auch wenn ich das nicht gerne sage, wir brauchen dich! Du bist doch sonst so zäh. Also reiß dich zusammen, du Memme!“, rief Sesshoumaru. Daraufhin knallte Inu Yasha eine Hand an seine Brust, doch das Blut sprudelte zwischen seinen Fingern hervor. „Du bist wie immer unglaublich nett, Sesshoumaru! Natürlich werde ich mich zusammenreißen!!“ Inu Yashas Kiefer mahlte. Aus seinem Geicht strahlte sein Schmerz. „So? Wirst du das, Inu Yasha? Mit dieser Wunde ist giftiges Miasma in deinen Körper gelangt und wird dich langsam von innen heraus auffressen!“, sagte Naraku. Inu Yasha stieß ein gequältes Zischen aus. „Überlass das Feld besser uns. Oder willst du dich dadurch quälen? Ich meine, wem hilft es, wenn du vor der Zeit abkratzt?“, meinte Kouga mit seltsamer Anteilnahme. Inu Yasha wollte aufbegehren, doch der Wolfsdämon schleifte ihn zu Kagome und den Anderen. „Hier, kümmert euch um ihn!“, sagte er und ließ den Hanyou zu Boden fallen. Inu Yasha stemmte sich protestierend auf die Arme. „Quatsch nicht rum! Ich will gegen Naraku kämpfen und nicht hier hinten den Kranken spielen!!“ Unter sichtlichen Schmerzen sprang er auf die Beine. Kagome packte ihm entschlossen an den Arm. „Idiot! Kouga-kun hat Recht! Es nützt niemandem etwas, wenn du aus purem Trotz versuchst, den Starken zu mimen!“ Das Mädchen funkelte den Hanyou an. „Ich will aber kämpfen!“ Das Mädchen schlug ihn auf den Kopf. „Das ist nur dein verdammter Stolz! Was hast du von Narakus Tod, wenn du selbst dabei stirbst?!“ Kagome wartete seinen Widerspruch – der ihm sicher schon auf der Zunge lag – gar nicht erst ab, sie zerrte ihn einfach nach hinten zu ihrem Rucksack.
Kagome kramte ihren Verbandskasten hervor und öffnete ihn mit einem leisen Klicken. Sie holte Verband und eine Salbe heraus. Als sie sich umdrehte, staunte sie. Inu Yasha hatte ausnahmsweise mal mitgedacht und seinen Kimono geöffnet. Der Hanyou hatte sich auf die Arme gestützt, aber die waren schon mächtig am Zittern. Das Mädchen drehte ihn herum und legte seinen Hinterkopf auf ihre Brust. Inu Yashas Augenlider flatterten, er schien sichtlich um sein Bewusstsein ringen. °Und in diesem Zustand wollte er wirklich gegen Naraku kämpfen? Dieser Vollidiot!! °, schoss es Kagome durch den Kopf.
Der Hanyou zuckte zusammen, als Kagome die Salbe über seine Wunde strich. Damit er sich beruhigte, flüsterte Kagome ihm leise, zärtliche Worte ins Ohr. Als sie die Salbe gleichmäßig verteilt hatte, wickelte sie vorsichtig den Verband darum. Zaghaft zurrte Kagome ihn fest und flüsterte Inu Yasha ins Ohr, dass sie fertig wäre. Stöhnend bewegte er sich. Er brauchte mehrere Anläufe, bevor er die Augen öffnen konnte und noch mehr, bevor er aufrecht stehen konnte. „Wie fühlst du dich?“, fragte Kagome, die ihn besorgt stützte. „Uh… Ich habe mich schon um Längen besser gefühlt. Aber es wird reichen. Hoffe ich.“ Das Mädchen umklammerte seinen Arm. „Bitte“, flüsterte sie. „Mute dir nicht zuviel zu!“
Während Inu Yasha wieder nach vorne stürmte – Sesshoumaru und Kouga hatten ein paar Probleme, Narakus Bannkreis zu durchbrechen – zog er Tessaiga. „Kouga, Sesshoumaru!! Aus dem Weg!!!“, brüllte er. Keine fünf Sekunden danach schwang er Tessaiga. Die Kongosouha durchdrang Narakus Bannkreis spielend und zerfetzte seinen Körper. Nur blieb seine Brust dummerweise unberührt von Inu Yashas Attacke. „Der Kläffer! Bist du denn schon wieder