Liebe auf den zweiten Blick

Die Irrwege der Herzen

Kapitel 2

Kapitel 2

Wohl eine halbe Stunde verbrachte er in dem Wasser, seine Gedanken waren überall und doch nirgends. Ihm ging so viel durch den Kopf. Das meiste drehte sich jedoch um Lily. Um ihr zartes Lächeln, dass er gerade einmal erst gesehen hatte. Ihre grünen Augen, die ihn so geheimnisvoll und manchmal auch hämisch anblickten. Ihr rotes Haar, dass manches Mal in leichten Locken auf ihre Schulter hinunterhingen. Würde er anfangen allein über ihr Aussehen zu schreiben, so wäre mindestens ein ganzer Roman dabei herausgekommen. Er hatte sich so sehr in die junge Frau verliebt, aber er bekam in ihrer Gegenwart kaum einen Ton heraus. Und bald, so war ihm klar, würde er sie zwei Wochen nicht mehr sehen können. Dann würde sie mit Sicherheit in die Weihnachtsferien zu ihren Eltern fahren und ein schönes Fest verbringen. Er blieb schon aus Gewohnheit in Hogwarts. Sirius konnte nicht mehr nach Hause zurück, ihn hatten sie aus der Familie geworfen und auch Remus hatte kaum ein wirkliches Zuhause, allein, weil ihn das Schicksal dazu auserkoren hatte ein Werwolf zu sein. Seine Familie hatte sich nie mit diesem Schicksal angefreundet. Und Peter, nun, er war immer da, wo die anderen drei auch zu finden waren. Sie vier gehörten einfach zusammen. Nur fehlte James trotzdem etwas ganz Bestimmtes. Mit den Kerlen ist es zwar schön und gut, aber… „Lily“, seufzte er leise und tauchte noch einmal unter Wasser. Es brachte nichts mehr. Das Wasser wurde langsam kalt und die anderen vermissten ihn mit Sicherheit schon beim Abendessen.

„Alter, da kommst du endlich!“, konnte man Sirius durch den kompletten Saal rufen hören als James jenen betrat. Seine Haare standen wieder zu allen Seiten ab, dennoch grinste er breit. Hier und dort warf er ein charmantes Lächeln in die Runde, dann setzte er sich zu seinen Freunden und griff nach dem Becher.
„Wo haste dich nun wieder rumgetrieben, hm?“
„Ich war planschen, was denkst du denn? Haste mal nach draußen geguckt?“, seufzte er nur leise und trank einen großen Schluck des warmen Getränks. „Quidditch ist nicht so prall, wenn man von Regenschauern verfolgt wird“, setzte James hinterher.
„Wir haben dir immer gesagt, dass das ein gefährlicher Sport ist, James“, heuchelte Peter schon fast wieder, blickte aber lieber auf seinen Teller hinunter.
„Ja ja, ich weiß, aber…“, und damit setzte sich James wieder richtig hin. „Das ist es gerade. Dieser Nervenkitzel, weißt du, Peter, dass ist es, was diesen Sport ausmacht. Es ist ein unglaublich geniales Gefühl“
„Besonders wenn man danach baden geht und jemand im Bad findet, ne?“ Sirius große Hand klatschte gegen James’ Rücken, so dass jener bald nach vorn zu fallen drohte.
„Woher…was..?“, blickte er seinen Freund verwirrt an. Ein Blick in die Runde genügte und ihm wurde bewusst, dass sie alle davon wussten, dass er auf Lily getroffen war. Aber wie konnten sie das herausfinden? Wer hatte gesprochen? Die junge Frau doch mit Sicherheit nicht, das würde nicht zu ihr passen.
„Ach James…du kannst uns nichts vormachen“, grinste Remus nur scheinheilig.
„Von dir hätte ich was anderes erwartet, Remus!“
„Fahr ’nen Gang runter, Krone“, grinste Sirius nur breit. „Sie hat nichts gesagt, wir haben sie nur zufällig herauskommen sehen nachdem du reingegangen bist. Glaub nicht, wir hätten nicht gewartet. Wollten doch wissen, wie das Training war…aber jetzt interessieren uns andere Dinge“
Und alle vier rückten dichter an den Tisch, steckten die Köpfe zusammen und ließen sich von James alles genau erklären, Lily so genau beschreiben, wie es nur ging.

Doch die Person, um die es gerade ging, war das ganze Abendessen nicht aufgetaucht. So wie jemand anderes, eher zwielichtiges in den Augen aller andere Schüler – Severus Snape. Er gehörte zu den Außenseitern und war eines der liebgewonnenen Opfer von James und seinen Freunden. Sie machten dem jungen Mann das Leben mit einer Regelmäßig schwer und seit jener auch noch Interesse an Lily zeigte, wurde es für ihn mit den anderen Jungen nicht einfacher.
Aber genau mit jener Frau saß er in der Bibliothek. Wenn man sie suchte, so waren sie immer dort zu finden. Es war schon ein eigenartiger Anblick von den beiden. Manche sagten schon immer, sie seien wie die Schöne und das Biest. Die Bibliothek hatten beide mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal ausgelesen, doch gab es immer wieder etwas zu entdecken. Und besonders viel Interesse schien Lily im Moment an einem Trank zu haben – einem Wolfsbanntrank.
„Wozu…brauchst du so etwas, Lily? Ich meine…Werwölfe gibt es hier doch nicht. Und wenn doch, dann im verbotenen Wald. Wieso willst du ihnen denn helfen?“
„Ach Severus…“, winkte sie lächelnd ab und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Sie trug einmal nicht die Schuluniform. Sie hatte einen engen weinroten Rollkragenpullover an, der immer wieder die Blicke ihres Gegenübers auf sie zog.
„Lily…verrat es mir doch bitte“
„Du gibst eh nicht auf, oder?“, grinste sie dünn und lehnte sich wieder nach vorn. Ihre Ellenbogen stellte sie auf der Tischplatte ab und lehnte ihren Kopf an den Handrücken. Mit ihren strahlenden Augen bannte sie den Blick des Mitschülers, so dass er sich kaum entwinden konnte. „Ich brauch den einfach für einen guten Freund, weißt du. Aber mehr kann ich dir nicht verraten, Severus“
Er hing förmlich an ihren Lippen, wenn sie sprach. Für seine Verhältnisse könnte Lily den ganzen Tag reden und es wäre ihm vollkommen egal über welches Thema es wäre. Hauptsache es war ihre Stimme, die er vernahm. Die seinen Tag um einiges heller erscheinen ließ.
„Na gut, in Ordnung. Zu wann brauchst du den? Er braucht nicht ganz so lange wie der Vielsafttrank, ist etwas komplizierter, aber ich dürfte es hinbekommen“, erklärte er ihr ruhig und legte seine Hände auf den Tisch. Vielleicht auch in der Hoffnung, dass er die ihren einmal halten dürfte. Ihre Haut war sicherlich so weich und zart, wie sie aussah. Bisher hatte er diese nur einmal berühren können und das war in dem Moment gewesen, als er ihr ein großes Buch über Zaubertränke gegeben hatte. Sie waren beide die besten Schüler in diesem Fach, doch war sie jedes Mal die Person, die als Beste herausgehoben wurde, Severus stand immer in ihrem Schatten. Doch solange es der Ihre war, war es ihm lieb.
„Du brauchst das nicht alleine machen, Severus, wenn du es mir erklärst, bekomme ich das auch ganz gut alleine hin“, lächelte sie lieb. Und Lily meinte es auch so, wie sie es sagte. Sie wollte niemandem Arbeiten aufdrücken, die sie selbst am Besten allein lösen konnte. Sie war eine eigenständige Frau, stand auf ihren Füßen. Sie kam aus einer ganz anderen Welt als jene, die meistens auf diese Schule ging. Sie kam aus einer Familie vollkommen ohne Zauberkräfte. Und da es viele Schüler wussten, wollte man ihr oft die Arbeit abnehmen. Sie lehnte jedoch ab.
„Nun gut“, brachte Severus hervor, versuchte sich nur einen Moment von ihren grünen Augen zu lösen. Es gelang nicht, so dass er nur weiterhin sie anblickte. Die gesamte Welt um sie beide schien weit entfernt zu sein. Es war immer wieder unglaublich für ihn, dass sie, Lily, es war, die sich ihm an solchen Abenden widmete, mit der er reden konnte ohne Scheu zu haben die ganze Schule wüsste es am nächsten Tag. „Wann…und vor allem, wo wollen wir uns treffen?“, fragte er eher scheu als wolle er sich mit ihr zu einem Essen oder ähnlichem verabreden.
„Im dritten Stock auf dem Mädchenklo“, lächelte Lily nur und erhob sich dann auch schon wieder. Ein Blick auf ihre Uhr verriet, dass sie eigentlich schon lange hätte bei einer Sitzung sein müssen, doch sie hatte schlichtweg die Zeit vergessen als sie sich mit Severus über den Trank für einen Werwolf unterhielt. „In zwei Stunden, wenn es dir genehm ist, Severus“
Doch anstatt noch antworten zu können, nickte der junge Mann nur heftig, so dass ihm die schwarzen Haare ins Gesicht hingen. Das der Ort nicht gerade das war, was ihm zusagte, wusste Lily auch ohne das er es sagen musste, aber es war der einzige Ort im gesamten Schloss, wo sich selten jemand blicken ließ und sie in Ruhe den Trank brauen konnten.
„Wir sehen uns dann“, sagte sie noch, winkte ihm knapp zum Abschied. Eines der Bücher hielt sie sich wieder vor die Brust als sie aus dem Zimmer ging. Sie trug den knielangen Faltenrock der Schuluniform, doch er wirkte durch den Pullover noch ganz anders. Er wirkte anziehend, besonders für Severus’ Augen, denn jene konnte er nicht mehr von ihr lassen.
Etwas hörte er vom Flur an sein Ohr dringen.
„Lass mich los, Sirius!“, rief Lily noch erbost und befreite sich aus der Umklammerung seiner Hand. „Was bildest du dir eigentlich ein?“
„Andersrum gefragt, was denkst du dir eigentlich? James wartet sicherlich schon eine Ewigkeit bei Dumbledore auf dich!“
Severus bekam diese Sätze nur gebrochen mit. Solange bis ihn seine Neugierde dazu trieb, dass er sich erhob und seinen Kopf vorsichtig aus der Tür steckte. Da standen sie, Sirius und Lily. Ihr Kopf war hochrot vor Zorn, es war beinahe derselbe Farbton wie ihre Haare. Und der junge Mann stand ihr gegenüber, hatte die Hände in den Hosentaschen und blickte sie nur verächtlich an.
Doch im nächsten Augenblick bereute er diese Entscheidung schon, denn der Blick einem seiner schlimmste Alpträume, lag auf ihm.
„Was willst du, Snape?“
Doch als er seinen Kopf wieder zurückzog, war es auch schon zu spät. Er fand sie auf halber Höhe der Regale wieder. Auf den Zauberstab Blacks konnte er hinunterblicken. Das sie ihn immer so schikanieren mussten. Und das Schlimmste war für Severus, dass es Lily war, die dabei zusah. Es war ihm peinlich.
Erleichtert atmete der junge Mann auf als er sehen konnte, wie die Schönheit mit schnellen Schritten über den Gang verschwand.
Doch wenn sie
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