Fanfic: Zwei Rassen-Zwei Brüder
Untertitel: Alucards Vergangenheit hohlt ihn ein
Kapitel: Nachts wenn der Werwolf kommt (watn blöder Titel)^^
Seras saß auf dem Fensterbrett in ihrem Zimmer und starrte in die Nacht hinaus. Sie wusste tief in ihrem Herzen, das der Werwolf Recht hatte, aber sie wollte es sich einfach nicht eingestehen. Wenn ihr Meister es nun herausfand. Wie würde er reagieren? Würde er sie als schwach beschimpfen? Sie auslachen? Oder noch schlimmer, sie ignorieren? Sie seufzte. Plötzlich erschrak sie ob einer tiefen, heiseren Stimme hinter ihr: „Es tut mir leid, wenn ich Sie überrumpelt haben sollte. Ich dachte, Sie wären mit sich darüber im Reinen.“ Sie fuhr herum. Nacyl stand hinter ihr. Oder besser, er kniete, sein Gewicht auf die Handknöchel verlagert, auf dem Steinboden. Ein Schauer jagte ihr über den Rücken als sie in seine Augen sah, die aussahen, als wären sie aus trübem Glas. Sie spiegelte sich darin, aber sie entdeckte weder eine Pupille, noch eine Iris. „Schon gut, ich wusste es ja irgendwie selbst noch nicht richtig. Aber sag es ihm bloß nicht“, erwiderte sie. Nacyl senkte leicht den Kopf, schloss aber seine unergründlichen Augen nicht: „Ich schwöre es Ihnen. Ich werde nichts verraten. Schließlich geht das nur Sie beide etwas an.“ Sie atmete innerlich auf. „Wie lange sind Sie schon eine Draculina?“ Diese Frage überraschte Seras doch. Weshalb fragte er sie so etwas? „Etwa zwei Jahre, glaub ich.“ Er kam ihr etwas näher und setzte sich zu ihren Füßen nieder. Er schien neugierig zu sein und wollte offenbar mehr von ihr erfahren. Er fragte: „Wie ist es in der Hellsing-Organisation? Und wie ist Lady Hellsing so?“ Seras war zum zweiten Mal überrascht. „Nun ja, äh, also, eigentlich ist es ganz okay. Wir haben zwar öfters Probleme mit den Katholiken und mit einigen Vampiren, die irgendwelche sinnlosen Morde an Menschen begehen, aber das ist nichts Besonderes. Und Lady Integra…sie ist sehr ruhig, sehr beherrscht, typisch englisch halt. Außer Alucard kenne ich auch niemanden sonst, der so mit einer Pistole umgehen kann. Sie leitet die Hellsing-Organisation schon lange und kennt sich gut mit allen möglichen Monstern aus.“ Kieran hatte ihr aufmerksam zugehört und versuchte nun, sich ein Bild von seinem Chef zu machen. Seras‘ Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Was ist mit dir? Ich meine, ich weiß gar nichts über dich.“ Nacyl lachte leise. „Sie wissen, dass ich Alucards Bruder bin.“ „Du hast ihn vorhin anders genannt“, bemerkte die junge Vampirdame. Er wurde still und senkte den Kopf. „Ja, das habe ich“, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. Sie begriff, dass sie einen wunden Punkt erwischt hatte. Betroffen streichelte sie seinen Kopf. Tränen rollten seine Wangen hinunter. „Entschuldigung, ich wusste nicht, dass dir das so nahe geht.“ Er schluchzte: „Es ist nicht Ihre Schuld. Es ist, als wolle er vergessen, wer er ist und woher er kommt. Alles, was uns von unseren Eltern geblieben ist, sind unsere Namen.“ Die junge Polizistin versuchte, ihn zu beruhigen: „Ich glaub nicht, er ist bestimmt nur verwirrt. Er hat dich bestimmt lange nicht gesehen und plötzlich bist du Mitglied der Organisation.“ „Verwirrt? Möglich. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, sind immerhin mehr als 200 Jahre ins Land gegangen. Damals konnte ich noch sehen…“ Jetzt war Seras neugierig geworden. „Warum bist du eigentlich blind?“ Er hob den Kopf und sah sie mit seinen weißen nebligen Augen an. „Ich war mal ein… nennen wir’s „Versuchskaninchen“ im Labor eines Hobby-Alchemisten. Eines Tages probierte er an meinen Augen eine neuartige Substanz aus. Ursprünglich sollte sie meine Sehkraft verbessern. stattdessen verätzte sie meine Netzhaut und ich wurde blind. Das Ganze geschah kurz nach dem letzten Treffen von Cephalgy und mir.“ Seras wurde aufmerksam. „Ist Cephalgy sein richtiger Name?“ Nacyl nickte. „Und wie ist dein richtiger Name?“ Er lachte: „Den werden Sie schon noch früh genug ehrfahren.“ „Ähm, es ist mir ein wenig peinlich, mit Sie angesprochen zu werden. Mein Name ist Seras.“ Nacyl lächelte und gähnt danach herzhaft. „Angenehm. Ich bin müde, kannst du mir bitte mein Zimmer zeigen?“ Seras war schon überrascht ob der Fragestellung. Aber sie grinste und sagte: „Natürlich, gerne!“ Er wurde plötzlich etwas verlegen. „Seras? Darf ich… kannst du mir einen Gefallen tun?“ „Ja, worum geht es denn?“ Er rieb sich den Stiernacken. „Ich…würde gerne wissen, wie du aussiehst.“ Sie erschrak ein wenig und wich vor den ausgestreckten Fingern mit den langen Krallen zurück. Er legte den Kopf schief. „Oh, ich verstehe…“ Er schloss die Augen und seine Oberfläche schien zu verschwimmen. Seine Wolfsschnauze verkürzte sich, das Fell verschwand und er wurde immer menschenähnlicher. Nach einer knappen halben Minute stand ein schlanker, blasser Mann mit langen schwarzen Haaren vor ihr. Sie holte scharf Luft. „Du…du…du siehst aus wie Meister Alucard!“ Der Mann vor ihr grinste. „Dann hat er sich also in den letzten 200 Jahren nicht groß verändert. Darf ich jetzt vielleicht wissen, wie du aussiehst?“, fragte er. Er streckte wieder seine Hände aus. Diesmal ging sie auf ihn zu und er berührte ihre zarten Schultern. Er fuhr mit seinen Fingern behutsam ihren schlanken Hals hinauf und erreichte ihr Gesicht. Sanft tastete er ihre Wangen, ihre Nase, ihre Lippen bis hin zu ihren kurzen Haaren ab. Ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken herunter. Als er fertig war, verwandelte er sich wieder zurück und lächelte vorsichtig. Seras nahm seine Hand und führte ihn durch die Gänge des Hellsing-Schlosses. Als sie in seinem Raum angekommen waren, sagte er mit seiner unverwechselbaren tiefen Stimme: „Du bist sehr schön, weißt du das?“ Sie war erstaunt. Weshalb sagte er ihr so was? „Ähhhhh…“ Er gähnte wieder. Sie nahm die Gelegenheit sofort wahr und wünschte ihm eine gute Nacht bevor sie aus dem Zimmer stürzte.