Der 1.Tag

„Keine Angst Schatz! Du schaffst das schon! Wie immer!“
‚Wie immer! Ja ja…. Das sagt sie ja eh immer!’
Meine Mutter war immer so.
Sagte die gleichen Sätze vor der Schule, versuchte mich zu ermuntern.
Langsam muss ich sagen half es nichts mehr.
Ich stieg aus dem Auto und sah meiner neuen Zukunft entgegen. Wobei ich sicher war, diese „Zukunft“ würde nicht lange andauern.
Ich fragte mich jedes Mal, warum ich überhaupt noch zur Schule ging, denn das lernen brachte bei mir eh nichts.
Nicht, dass ich schlecht gewesen wäre. Nicht wirklich. Aber seit einiger Zeit steckten mich die Schulen immer wieder in die 10. Klasse.
Somit würde ich hier wahrscheinlich in das letzte Jahr der Mittelschule kommen, da die Schule aus einer privaten Mittelschule und einer privaten Oberschule bestand.

Immer und immer wieder lernte ich den gleichen Stoff, kannte Pythagoras und Kafka persönlich und wusste mittlerweile, dass alle Lehrer gleich waren.
Welche Art von Schüler sie mochten - und ich begriff leider langsam aber sicher, dass ich genau zu dieser Art Schüler gehörte – und was sie hören wollten.
Nun ging ich also langsam die Stufen zu meiner neunen „Stätte des Lernens und ewigen Widerholens“ hinauf und schaute immer wieder auf den kleinen zerknitterten Zettel in meiner Hand, auf dem in der verschnörkelten Schrift meiner Mutter die Notiz „Herr Rattes, Zimmer 3012“ geschrieben stand.
Ich schaute nicht mehr auf den Weg und dachte wie immer nach.
Wer zum Teufel war Rattes? Wo war Zimmer 3012?
Leute rempelten mich an und so schaute ich wieder auf.
Massen von Mädchen kamen mir entgegen, die alle in meine Richtung schauten. Ich hatte Angst, doch dann schaute ich mich um und sah einen schwarzen Haarschopf aus einer kleinen Mädchenmasse ragen.
‚Jep, der Schulschwarm.’
Den gab es an wirklich jeder Schule. Und Beachtlicherweise hatte er meistens schwarze Haare.
Wieder versank ich in Gedanken. Warum fanden manche Mädchen schwarzhaarige Jungen gut?
Ich trat in die Eingangshalle und schaute auf.
Nichts Besonderes, ein bisschen so wie in London. Doch wir waren nicht in London. Die Leuten zogen sich hier anders an, cooler, wie ich fand. Ich musste mir auch ein paar Klamotten besorgen.
An einer Ecke standen ein paar Jugendliche, die mir recht sympathisch schienen. Ein Mädchen mit blonden, und eines mit schwarzen Haaren.
„Hallo! Könnt ihr mir vielleicht sagen wo ich, ähhhhmmm…. Herr Rattes finde?“
Ich schaute sie hoffnungsvoll an, das eine Mädchen mit den schwarzen Haaren - wie ich jetzt bemerkte waren sie eher bläulich – blieb stumm und schaute zu Boden, die Andere jedoch antwortete.
„Der Rex? Treppe hoch, rechts und dann die zweite Tür links. Findste schon. Steht der Name drauf.“
„Ähmmmm danke….“
‚Na die sind hier ja drauf….’
Nach einigen Anläufen fand ich endliche ein Tür mit der Aufschrift „Rattes – Schulleiter“.
Ich klopfte an, doch als mich keiner herein bat, trat ich einfach ein.
Vor mir saß eine Dame und schaute mich an.
„Was wollen sie denn hier?“ fragte sie mich in einem ruppigen Ton, sodass ich einen kleinen Schock bekam.
‚Klasse Schule, MUM! Das war wohl die Beste, die du finden konntest!’
„Ähm… Zur Schule gehen?“ Ich antwortete absichtlich ironisch, denn der Ton der „Empfangsdame“ gefiel mir gar nicht.
„Ich suche Herr Rattes. Ich bin neu hier.“
„Neu und gleich unmöglich, na das kann ja nur schief gehen.“
Das hatte ich nun wirklich noch nicht so oft gehört. Und als sie fast gleichgültig auf die Tür hinter sich zeigte, wusste ich, dass hier wohl alle Menschen so sein mussten. Ich klopfte an die Tür und trat ein.

Ich wusste zunächst nicht, ob überhaupt jemand im Raum war, denn ich sah nur eine Rückenlehne.
Dann drehte sich die Lehne und da Stühle sich normalerweise nicht von alleine drehten, war mir klar, dass da wohl jemand sitzen musste.
Ich erschrak fast, als ich die Gestalt eines jungen Mannes erkannte.
Einen so jungen Rektor hatte ich auch noch nicht gesehen.
Die Schule begann interessant zu werden.
„Ja bitte? Was wollt ihr Schüler eigentlich immer? Bist du überhaupt ein Schüler?“
Anscheinend waren alle an dieser Schule so unfreundlich und direkt.
Hier sagte anscheinend jeder was er dachte.
Noch gefiel mir das sehr, denn auch ich hatte manchmal die Angewohnhrit zu sagen was ich dachte.... Ohne vorher zu überlegen.
„Nein, noch nicht. Ich bin neu.“
„Na toll! Noch eine! Name?“
„Yinghua Tenshi!“
„Was ist das denn für ein Name? Asiatisch?“
Tolle Reaktion! Gab es hier überhaupt so was wie Manieren?
„Nein! Mein Vater war Chinese und meine Mutter Engländerin, ich bin also etwas aus beidem…“
„Als ob mich das interessieren würde.“
Obwohl er ziemlich leise redete, verstand ich ihn trotzdem und war mir nicht sicher, ob das auch so sein sollte. Die Leute hier verblüfften mich immer mehr.
„Alter?“
„16.“
„In welcher Klasse warst du bisher immer?“
„In der 9. Das heißt dem dritten Jahr der Mittelschule“
„Ach was, deine Noten sind gut und, naja, unsere gesamte Mittelschule ist voll.
Hier ist ne Kursliste. Wähl dir 11-12 Fächer und dann gehst du ab jetzt in die Oberschule.“
„Okay.“ Endlich mal was Neues!
Ich schaute auf die Liste. Hmmmm…. Mathe war Pflicht, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, auch.
Na, das kannte ich ja eh alles schon.
Diese Fächer hatte ich auch schon in London gehabt.
Immer wenn ich an meine alte Heimat London dachte, wurde ich leicht wehmütig, denn es war die einzige Stadt gewesen, die mir wirklich gefallen hatte.
Dort hatte ich Freunde gehabt, fast einen festen Freund. Doch bevor ich ihm die drei Worte hatte sagen können waren wir auch schon wieder weggezogen.
Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch,
wählte noch Informatik, Musik, Literatur und den Sportkurs „Aktiv“ dazu und reichte ihm die Liste.
„Physik, Chemie, Biologie?“ fragte er mich noch.
„Ähm. Bio.“
„Ist voll.“ ‚Na klasse! Dann…..’
„Dann Chemie!“
„Ist auch voll.“
„Warum fragen sie mich überhaupt? Physik! Oder ist der auch voll?“
„Nein.“
Man, diese Lehrer hier! Ich fing an sie jetzt schon zu hassen!
„Dein Unterricht beginnt gleich! Raum 4012. Mathematik! Hier ist dein Stundenplan!“
Er wollte sich schon wieder seinem Fenster zu wenden als ich ihn aufhielt.
„Warten sie noch. Zum ersten: Welcher Raum 4012? Ich weiß doch gar nicht wo ich hin soll!“
Ich kam mir ziemlich verloren vor. Alleingelassen von ignoranten Lehrern und einer Mutter, welche die "beste" Schule für mich ausgewählt hatte.
„Frag dich durch! Die vier steht für das Gebäude, die nächste Stelle für die Etage und die letzten beiden für den Raum. Und jetzt mach hinne!“
Diesmal entschied er sich dafür aufzustehen, wohl in der Hoffnung ich würde ihm nicht folgen. Er ließ mich in seinem Büro zurück und ich wünschte ihm die Pest an den Hals sobald er den Raum verlassen hatte.
Verdammt! Es klingelte schon und ich trat hinaus.
Die Sekretärin war weg und ich trat aus der Tür.
Der Gang war voller Schüler und so ließ ich mich einfach durch die Gänge treiben.
Im Vorbeigehen sah ich rechts ein Schild mit der Aufschrift „Haus 4“ und versuchte mich hindurch zukämpfen.
Ich ging die Treppe hinunter. Etage 0. Also Erdgeschoss!
Ich ging bis ans Ende und sah die Zahl 12 auf einer Tür stehen.
Mittlerweile waren keine Schüler mehr da, denn der Unterricht hatte begonnen.
Ich klopfte an und öffnete die Tür.
Auf dem Lehrerstuhl saß jemand, den ich schon kannte. Dieser jemand sagte nur „Tenshi! Der erste Tag und gleich zu spät! Das gibt dann wohl ihren ersten Eintrag ins Buch!“
Ich wurde knallrot. Der Rattes! Welch ein….!!!!
Hätte der mich nicht einfach mitnehmen können?
Ich ging voller Wut auf einen Platz zu, denn das Mädchen neben diesem leeren Stuhl kannte ich. Das verschüchterte, blauhaarige Mädchen von vorhin!
Ich setzte mich und starrte voller Wut meinen Mathelehrer an.

Ich würde schon noch lernen mich zu wehren!
In diesem Augenblick schwor ich mir, genauso schlagfertig zu werden, wie alle anderen in dieser Schule.
Ich würde mich nicht mobben lassen.
Vor allem nicht von meinen Mathelehrer!!!!!


Nun! Wie hat sie euch gefallen?
(Meine 2.ff *jiepie*)
Ich hoffe doch gut und freue mich über jeden Kommentar!
Ich bin auch für Kritik offen! ^^