Skaterboy - freaky schooldays
Neue Schule! Neues Glück?
Neue Schule! Neues Glück?
Endlich, nach satten 90 Minuten (Doppelstunde!!!) Folterkammer im Raum 4012, erlöste uns das Schellen und der Foltermeister entließ uns aus der Haft.
Noch nie in meinem Leben hatte ich eine so schreckliche erste Stunde an einer neuen Schule erlebt.
Zwar kam ich mit dem Stoff gut hinterher, jedoch war mir sofort klar, dass der Rattes mich nicht leiden konnte.
Obwohl ich mich sehr oft gemeldet hatte, nahm er nur das schüchterne Mädchen neben mir dran.
Wie ich erfuhr, hieß sie Yumika und war nicht gerade schlecht in Mathe.
Jegliche weitere Kontaktaufnahme wurde jedoch von Rattes verhindert, und so blieb mir einzig und allein ihr Name.
Ich ging mit ihr zusammen aus dem Raum, denn sie war mir sympathischer als die anderen, die ich bis jetzt kennen gelernt hatte.
Besonders wenn ich überlegte, dass sie eigentlich auch fast die einzige war, die ich kennen gelernt hatte.
Ich wollte sie nicht einfach so ausfragen und so gingen wir still nebeneinander her.
Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine Hand auf und griff nach Yumika’s rechter Schulter.
Ich erschrak und taumelte zur Seite.
Die Lücke, die ich hinterlassen hatte füllte sich sogleich mit dem zweiten Mädchen, welches mir zuvor am Morgen die Auskunft gegeben hatte, wo ich den Rattes finden konnte.
„Hey, Yumi! Süße! Na? Wie erging es dir in deiner Königsdisziplin in der Welt der Zahlen?” Mit einem höhnischen Grinsen machte sie ein unschuldig fragendes Gesicht.
Zum ersten Mal an diesem Tag hörte ich Yumika etwas anderes als Zahlen aussprechen und bemerkte, dass sie eine schönere Stimme hatte, wenn sie nicht über Mathe sprach.
„Ach Jana! Du kennst die Antwort doch eh schon! Schließlich fragst du mich immer das Gleiche!“
Sie sprach mit zarter und leiser Stimme und doch konnte man sie gut verstehen.
Ich hatte jedoch den Eindruck, dass sie lieber mit Lehrern sprach, denn in Mathe war sie viel selbstbewusster gewesen und ihre Stimme hatte fester und sicherer gewirkt.
Nun wandte sich Jana mir zu.
„Na? Du schon wieder? Wie war deine erste Stunde?“
Auch mich sah sie mit dem Gesicht an,
welches sie auch schon Hinata gegenüber aufgesetzt hatte.
„Rattes! Er ist einfach nur……!“
Meine Stimme versank in einem mürrischen, wütendem Murren und Jana begann zu lachen.
Anscheinend hatte auch sie ihn schon ausgiebig kennen gelernt!
„Eine solche Plage sollte nicht frei rumlaufen!!! Man sollte die Jagd auf die Ratte in dieser Schule eröffnen!“ rief eine mir noch unbekannte Stimme hinter uns.
Ein blondhaariger Junge näherte sich uns, welcher so aussah als sei er schon im letzten Jahr, der 12.
Er musste wahrscheinlich bald sein Abitur machen.
Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass es hier eine Unterscheidung zwischen Mittel- und Oberschule gab, denn zuvor war ich nur in Gymnasien gegangen.
Hier, in Osaka, sprachen die Menschen nicht nur anders, auch ihre Schulsysteme und Umgangsformen waren mir fremd.
Ich sagte nur Hallo und ging zusammen mit den anderen weiter.
Ich wunderte mich ein wenig, dass Jana diesem Junge keinerlei Beachtung schenkte und bemerkte wie auch Yumika uns widerwillig begleitete.
Anscheinend kannte sie den Jungen, der uns nun beharrlich verfolgte und hätte gern mit ihm geredet.
„Ach Jana! Warum ignorierst du mich ständig?“
Als sich Jana ruckartig umdrehte und dem Jungen direkt in die Augen blickte, erschraken Yumika und ich und wendeten uns ebenfalls um.
„Kokuno! Du wirst es auch nie lernen oder? Lass uns in Ruhe! Oder soll ich’s dir buchstabieren?
Ach nein! Ich vergaß! Selbst dazu bist du zu dumm!“
Kokuno hieß er also!
Er hatte trotz dieser Beleidigung ein Grinsen auf dem Gesicht, welches mich sehr an einen kleinen, trotzigen Jungen erinnerte.
Er blickte mich an und grinste noch breiter.
„Wer bist du denn? Dich hab ich hier ja noch gar nicht gesehen!“
„Ich bin Yinghua. Nenn mich einfach Ying“ Ich wusste nicht was ich noch sagen sollte und so wartete ich einfach auf seine Reaktion.
„Ying? Schöner Name! Das ist doch chinesisch, oder?“
Er schaute mich interessiert an und ich war erleichtert, dass er nicht die gleiche Reaktion wie die Ratte zeigte.
„Ja. Mein Vater war Asiate. Meine Ma fand den Namen so schöner.“
Neben mir hörte ich ein entnervtes Stöhnen und nahm war, wie Jana die Augen verdrehte.
Anscheinend war dieser Junge nicht sonderlich beliebt…. Wie in den anderen Schulen war es wahrscheinlich etwas „unverzeihliches“ mit ihm zu reden, doch das kümmerte mich im Moment nicht, da ich ihn eigentlich relativ nett fand.
„Und in welcher Klasse bist du? Wahrscheinlich laufen bei dir grad die Abi-Klausuren oder?“
Ich versuchte ihn in ein nettes Gespräch zu verwickeln, doch er schaute nur betrübt zu Boden.
„Naja,… Eigentlich sollte ich das sein, aber ich bin…. Naja… Ein paar mal durchgerasselt. Ich bin in derselben Stufe wie du.“
Den letzten Satz sagte er in einem versucht unbekümmerten Ton, was ihm jedoch kläglich misslang.
„Naja,… Das kann doch jedem mal passieren. Was hast du jetzt für Unterricht?“
„Physik! Ich hätte ja auch liebend gerne einen anderen Kurs genommen, aber….“
„Die waren alle schon voll. Stimmt’s?“
Ich ergänzte seinen Satz absichtlich und zauberte somit ein Lächeln auf sein Gesicht.
‚Geschafft!’
Dann fiel mir etwas auf.
„Hey… Du könntest mir den Raum zeigen, wenn du willst! Ich kenn mich hier noch nicht so gut aus und will nicht noch mal zu spät kommen!“
Auch ich lächelte nun.
Ich fand Kokuno nicht so schlimm wie Jana ihn finden musste und dachte, dass auch Yumika meiner Meinung sein musste, denn sie sagte ihren zweiten, richtigen Satz für heute.
„Wir können zusammen gehen. Ich habe jetzt auch Physik.“
„Bist du in dem Fach auch so gut wie in Mathe?“ Ich sah sie lächelnd an, doch sie sah wieder zu Boden während sie mir antwortete.
„Naja,…. Das ist Ansichtssache.“
Auch Kokuno mischte sich jetzt ein.
„Sie ist klasse! Sie war schon immer in jedem Fach klasse. Und nebenbei bemerkt ist sie der einzige Grund, warum ich nicht noch in der Grundschule hocke.“
Wieder setzte er sein Kleiner-Junge-Gesicht auf und wir lachten.
Bis auf Yumika, die mit hochrotem Kopf zu Boden schaute.
Ich war mir fast sicher, dass sie Kokuno sehr gern hatte und lächelte in mich hinein.
„Du kannst mich übrigens Koku nennen.“
„Und mich einfach Yumi.“
Die beiden waren mir sehr sympathisch, doch die andere, Jana, erschien mir etwas merkwürdig.
Nun ja. Gut… Welche Abkürzung gab es schon für Jana?
Ich beschloss ihr nicht böse zu sein oder mir irgendwelche Vorurteile über sie zu bilden und zu versuchen sie ein wenig besser kennen zu lernen.
Wir betraten de Klassenraum und eine weitere Stunde begann.
Eine kleine Frau kam an das Pult und schaute zu uns.
„Hallo meine Lieben! Wie geht es euch?“
Sie erschien mir sehr nett, denn sie war der erste Lehrer, den ich hier je hatte lächeln sehen.
„Oh! Wir haben ja ein neues Gesicht. Komm nach vorne Liebes!“
Sie schaute mich an und ich schaute sie an. Entgeistert!
Noch nie hatte ein Lehrer mich nach vorne gebeten. Das noch am ersten Tag und mit der Anrede „Liebes“.
Anscheinend hatte hier jeder seine ganz eigene Art Schüler zu ärgern.
Oder sie war einfach nur nett….?
Ich erhob mich langsam und trat nach vorn.
Von der Seite flüsterte Koku mir noch ‚Go Ying, go Ying!’ zu, was ich in diesem Moment jedoch nicht sonderlich witzig fand….
Ich stellte mich nach vorne und sah in die Gesichter meiner Klassenkameraden.
Kokuno grinste mich breit an und streckte seinen Daumen nach oben.
„Also,… Mein Name ist Yinghua Tenshi. Ich…. War früher schon auf ziemlich vielen Schulen, zuletzt in London.
Ja…. Das war’s doch eigentlich schon oder?“
Ich schaute meine Physiklehrerin fragend an, welche mich anlächelte. Ich wandte mich zum gehen, doch sie hielt mich auf.
Die anderen Schüler hatten ein gehässiges Grinsen auf dem Gesicht, was vermutlich an meinem Namen lag.
Oder vielleicht doch an dem was noch geschehen würde?
„Warte. Ich habe da ein kleines Ritual für neue Schüler.
Sie müssen mir in der ersten Stunde assistieren. Also bleib hier.“
Ich blieb stehen und starrte sie an. Was waren das nur für Lehrer hier?
Nun wusste ich warum die anderen gelacht hatten.
Diese, meine erste Physikstunde würde ich nie wieder vergessen.
Zunächst fragte sie mich einige Sachen zur Physik ab.
Was ist Beschleunigung? Wie berechnet man Bremswege?… Für mich noch relativ einfache Fragen, doch dann begann die Pein.
Was passierte, wenn man einen Menschen mit Reizstrom behandelte?
Als sie mir diese Frage stellte, bekam ich bereits ein mulmiges Gefühl und gab meine Unwissenheit zu.
Woher hätte ich es wissen sollen?
Nach einem sehr einfachen Selbstexperiment war auch die Antwort auf diese Frage unweigerlich in mein Gehirn eingebrannt.
Ich würde sie nie wieder vergessen.
Ich hasste diese Lehrerin immer mehr und wünschte mir sehnlichst ein erlösendes Klingelzeichen.
Wie ich im Laufe des Unterrichts erfuhr, hieß diese Lehrerin Nayaka Tensai.
Miss Tensai - ich redete die Lehrer in dieser Schule nur mit „Miss“ und „Mister“ an – erwies sich als wahre Meisterin der Physik, jedoch hatte kannte sie meiner Meinung nach weder Menschenwürde noch Taktgefühl.
Während des Experimentes fragte ich mich nur, wie jemand so krank sein konnte….
Wie zuvor nach Rattes Stunde erschien mir das Klingelzeichen als Erlösung.
Ich kehrte genervt und erschöpft zu meinem Platzt zurück, an dem die anderen warteten.
Eigentlich war es viel mehr Koku, der wartete, denn die anderen beiden schienen nur teilnahmslos dazustehen, da sie nichts besseres zu tun hatten.
Ich stöhnte.
„Wieso sind die Lehrer an dieser Schule nur so? Können sie nicht einfach ganz normal sein?“
„Definiere normal! Wir sind das alles schon unser ganzes