Der Schwarze Vogel
Kapitel 1 - Novembernächte
Ranma stand auf einer aus vielen groben Steinen zusammengesetzen Brücke, die es ermöglichte einen kleinen Fluss zu überqueren. Er stützte sich mit seinen Unterarmen auf der Brüstung ab und schaute hinab auf das glitzernde Wasser, das unbeeindruckt vom recht kühlen Wind, dahinfloss.
Es war schon lange her, dass er dort gewesen war und er genoss die Zeit einfach nur alleine zu sein. Denn er musste nachdenken. Er fand es gut alleine zu sein, weit weg von all dem Chaos, das ihn zu Hause Ewomöglich erwarten würde und dennoch war er keine 15 Minuten Fußweg vom Hause der Tendos entfernt.
Er seufzte. "Kann es nicht immer so friedlich sein? Niemand der einen mit irgendetwas belästigt oder einem erzählt was man zu tun hatte?" dachte Ranma betrübt."In letzter Zeit hab ich echt das Gefühl, überfordert zu sein. So viele Verlobte und keine Einzige davon hab ich mir ausgesucht. Entweder kommen die von alleine zu mir oder mein Alter hat mich irgendeiner dahergelaufenen versprochen. Ich hab echt keine Lust mehr auf das Ganze." Ranma seufzte erneut. "Aber je mehr ich versuche, mich dagegen zu wehren, desto mehr scheine ich da hineinzugeraten."
Ranma schaute dem Wasser zu, wie es leise plätschernt seinem Weg folgte. Die Sonne, die mitlerweile tief hing und sich hinter einigen Wolken versteckt hatte, neigte sich dem Horizont zu und schien dort zu versinken. Ein Windhauch blies über seinem Kopf hinweg und Ranma schaute auf. "Es ist kalt geworden" dachte er. "Ich sollte mich langsam auf dem Heimweg machen." Doch da bemerkte er, was den Hauch verursacht hatte: Ein unnatürlich großer, schwarzer Vogel hatte sich auf dem Zaun, der am Ende der Brücke am Geländer angrenzte, niedergelassen und beäugte in skeptisch. Oder bildete er sich das nur ein? "Vogel können nicht skeptisch gucken!" belehrte Ranma sich selbst, als würde er zu einem kleinen Jungen sprechen. Doch der Vogel schien genau dies zu tun. Nun hüpfte er vom Zaun hinunter und näherte sich Ranma langsam. Dieser wich, durch das ungewöhnliche Verhalten des Vogels verwirrt, zurück, bis er das Ende der Brücke erreichte. Dort blieb er stehen und beobachtete den Vogel, der sich immernoch langsam und etwas zögerlich auf ihn zu bewegte.
"Ranmaaaa!" rief eine Vertraute Stimme von hinten. Der Vogel schreckte auf und flog davon, bald schon war er nicht mehr zu sehen.
Rana jedoch drehte sich um und dies war sein Glück: Shampoo die Amazone hätte ihn fast mit ihrem Fahrrad umgefahren. "Bist du verrückt geworden, du hättest mich fast ..." "Ranma! Hast du vermisst Shampoo so sehr, wie sie vermisst hat Ranma ?" Ranma fasste sich mit einer Hand an den Hinterkopf: "Also, wenn ich erhlich bin..." Shampoo fiel ihm um den Hals und umarmte ihn. "Shampoo, hör auf, ich..." "Oh, du musst haben mit mir ein Rendevous, Ranma! Wenn Wetter ist kalt, man kann kuscheln mit Liebsten am besten!" Ranma lächelte verlegen und wollte sich aus ihrer Umarmung befreien. "Weißt du, Shampoo, ich hab jetzt gar keine Zeit ich muss...äähm" Ranma Gedanken rasten, was sollte er denn nun sagen? Und würde sie es als Ausrede gelten lassen? "Ich muss Hausaufgaben machen!" Ranma grinste entschuldigend. "Das verstehst du doch sicher, Shampoo, ich würde ja auch lieber mit dir ausgehen, aber ... Schule geht nun mal vor." Die letzten Worte sagte er, als wenn er sein eigener Vater wäre. Shampoo schien überzeugt zu sein. "Aber dann du musst versprechen, dasss du gehen aus mit Shampoo, wenn du sein fertig!" "Ja, ja, wir sehen uns Shampoo!" Ranma eilte davon und lies Shampoo einfach stehen.
"Sie wird das schon verstehen..." dachte Ranma. Bald schon war bei dem Haus, das nach den vergangenen Monaten schon sein zu Hause geworden ist. Er öffnete die Schiebetür und zig sich die Schuhe aus. Im Haus roch es verlockend nach Kasumis leckerem Curry und Ranma lief schon bei dem Gedanken daran, das Wasser im Munde zusammen. "Ich bin wieder da!" rief er und ging die Treppe hinauf. Er wollte noch ein Bad nehmen, denn draußen war es wirkich kalt geworden und er wollte sich erst einmal richtig aufwärmen.
Doch als er das Bad betreten wollte, sah er, dass er jemand anderes ihm zuvor gekommen sein musste. "Na dann nicht..." dachte Ranma und wollte grade den Raum verlassen, als er einen Eimer voll Wasser ins Gesicht bekam. "Also das ist doch ... du alter Lustmolch!" Ranma-Chan lief Happosai, der für diese plötzliche Verwandlung zum Mädchen verantwortlich war, hinterher in Richtung Wohnzimmer, wo sie Genma und Soun bei ihrer Partie Go umrundeten. "Du wirst verlieren, Saotome" sagte Soun, doch sie würden nie erfahren, ob er Recht behalten würde, denn Ranma hatte das Spielfeld bei einem Versuch Happosai zu fangen, umgerannt.
Akane, die währendessen in der Badewanne saß, schüttelte nur den Kopf. Dies waren doch bekannte Geräusche geworden, im Hause Tendo und man nahm es mitlerweile einfach so hin.
Es war nun schon eine Weile her, seit Ranma und Genma in ihr Leben getreten war und seit dem hatte sich viel geändert. Es war viel lebhafter im vorher so ruhigen Leben der Tendos geworden, doch Akane war sich mitlerweile sicher, dass sie es vermissen würde, wenn wieder Normalität eintreten würde. Doch zugeben würde sie dies natürlich nie.
Akane griff nun nach dem Handtuch, der köstliche Geruch des Currys war bis zu ihr vorgedrungen und außerdem wurde das Wasser langsam kalt. "Zeit, sich fertig zu machen" sagte Akane in Gedanken und wikelte das Handtuch um sich. Sie ging in ihr Zimmer wo P-Chan, das kleine schwarze Ferkel schon auf sie wartete. "Na, mein Kleiner, ich hoffe dir war nicht zu langweilig?" Akane ging zum Kleiderschrank und suchte sich Klamotten heraus, die sie nun anziehen würde um zum Abendessen zu gehen.
Ein lautes Krachen war zu hören, es war wohl mal wieder was zu bruch gegangen. "Quieeeek" "Keine Angst, P-Chan, das war doch nur Ranma" Akane nahm ihr kleines Ferkel in den Arm und drückte es fest an ihre Brust. "Du weißt doch, dass der Trottel immer so einen Krach machen muss." Akane lächelte das Schweinchen an. P-Chan kuschelte sich an sie, dich dadurch löste sich das Handtuch und rutschte etwas herunter. "Quiek!" P-Chan bekam Nasenbluten als er Akane nackt sah. "Oh, was ist denn los mein Kleiner?" Besorgt hielt Akane eine Ecke des Handtuchs an die Nase des Ferkels. "Das wird schon wieder." P-Chan schloss die Augen und grunste noch einmal.
Nun zog Akane sich an und ging die Treppe hinunter. P-Chan folgte ihr, aber immernoch sichtlich verlegen. Akane betrat das Wohnzimmer und setzte sich an den Tisch.
Mittlweile hatte es einen Rollentausch gegeben und Happosai rannte Ranma-Chan mit einem rosafarbenen Spitzen-BH hinterher und nötigte sie ihn anzuziehen.
Kasumi betrat den Raum mit dem Essen und die beiden setzten sich, wie auf einen heimlichen Befehl hin an den Tisch. Reis und Curry wurden ausgeteilt und Akane war so nett, Ranma mit dem heißen Wasser aus dem Kessel neben ihr zu übergießen. Sie konnte es nicht mehr ertragen, wie Happosai die arme Ranma-Chan nervte.
Nach dem Essen kehrte Ruhe im Hause Tendo ein. Ranma hatte sich ins Dojo verzogen um zu trainieren, die restlichen Männer im Haus beschäftigten sich im Wohnzimmer. Kasumi räumte die Küche auf, Nabiki war in ihrem Zimmer um Musik zu hören und Akane machte sich an ihre Hausaufgaben.
Durch das Fenster über ihrem Schreibtisch konnte Akane die Sterne sehen. Die Wolken hatten sich verzogen und man hatte freie Sicht. Akane hatte das Fenster geöffnet um noch etwas frische Luft ins Zimmer zu lassen, doch nun wollte sie es wieder schließen, denn es wurde ihr zu kalt. Immerhin war ja November und bald schon würde Winter sein. Sie trat also ans Fenster und wollte es grade zuziehen, als ein schwarzer Vogel auf dem kleinen Vorsprung landete. "Ahhh!" Akane wich vor Schreck zurück. Der Vogel starrte sie mit seinen leuchtenden Augen an. Akane bekam eine Gänsehaut, doch schon fing sie sich wieder und wollte ihn mit einem Buch abwerfen um ihn zu verscheuchen, doch der Vogel wich aus. "Kraaah!" drohte er und machte einen Satz ins Zimmer. "Akane, vorsicht!" Ranma hatte den Raum betreten. "Was..?" Akane wollte Ranma fragen, was es mit all dem auf sich hatte schwang der Vogel sich in die Luft und Flog auf sie zu. Ranma versetze ihm einen Schlag und der Vogel, schwer getroffen, flüchtete aus dem Fenster. "Bist du ok, Akane?" Akane war beim Ausweichen gestolpert und lag nun auf dem Boden. Ranma half ihr auf. "Ja, schon, aber das war ein echt komischer Vogel. Woher wusstest du...?" "Ich hab ihn gesehen, als ich aus dem Dojo kam und bin ihm gefolgt. Ich habe ihn heute schon mal gesehen und er kam mir auch seltsam vor. Ich glaube, das hat nichts Gutes zu bedeuten." "Ich hoffe, du hast Unrecht, Ranma" Akane sah ihn durchdringlich an. "Ja, aber ich habe wirklich kein gutes Gefühl..."